"Burgruine Waasen" der Grafen von Schaunberg

Bunker Ratte

Well-Known Member
#1
Nach einem leichten Anstieg in der Nähe von Weinburg begann meine Zeitreise ins Mittelalter. Nun, die Ruine hat mich ganz schön hinters Licht geführt, war nicht leicht zu finden, teilweise quer durch den Gemüsegarten, aber dann doch gefunden:). Aus der Region Pielachtal - Ruine soll wieder zum Leben erweckt werden. Die Ruine schlummert weiterhin im Verfall und geriet in Vergessenheit.

über die Burgruine Waasen:
Die Burg Waasen bei Weinburg wurde in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts erstmals urkundlich erwähnt. Sie gehörte damals wohl Gefolgsleuten der Weißenberger. Um die Mitte des 15. Jahrhunderts war sie ein Lehen der Herrschaft Orth und gehörte zum Einflussgebiet der Grafen von Schaunberg, denen auch die Burg Rabenstein weiter oben im Pielachtal verpfändet war. Um 1425 wird ein Hans Scharner als Burgherr erwähnt. 1456 ging das Lehen an Erhart von Mainburg über, der seinen Familiensitz von der Alten-Mainburg hierher verlegte. Im 16. Jahrhundert wurde Waasen von der Familie Mainburg deutlich ausgebaut. Bernhard von Mainburg hatte die Burg vorerst verpachtet, verkaufte sie aber um 1585 an Volkhard II von Auersperg, wobei der Pächter die Veste nicht freigeben wollte und erst gerichtlich dazu gezwungen werden musste. Die nächsten Eigentümer waren Freiherr Philipp Jakob von Unverzagt und dann die Grafen Sinzendorf. Wie der Stich von Georg Matthäus Vischer zeigt, war Waasen im 17. Jahrhundert eine große vieltürmige Anlage. Sie wurde 1739 von Maria Elisabeth, Herzogin von Holnstein erworben und dann an ihre Tochter Maria Karoline Fürstin von Löwenstein-Wertheim vererbt. Diese bewohnte jedoch nicht mehr das Schloss. Als Freiherr Johann Georg Grechtler 1764 die Herrschaft erwarb, war es bereits verlassen. Er vereinigte das Gut mit seiner Herrschaft Fridau. Ab 1790 setzte der Verfall ein, der durch die Verwendung als Steinbruch das einst prächtige Schloss bald zur Ruine machte. Die umliegenden Wälder mit den spärlichen Resten gehören nach wie vor zum Gutsbetrieb von Fridau (Graf Tacoli). Waasen hatte in den letzten Jahrzehnten das typisch österreichische Ruinen-Schicksal, d. h. der Eigentümer hatte kein Interesse, die Ruine für die Öffentlichkeit zu erschließen und Wege anzulegen oder zumindest Hinweisschilder aufzustellen. Durch das Fällen einiger Bäume und das Ausputzen des starken Bewuchses könnte man die verbliebenen Mauern wesentlich sichtbarer machen.

Die Burgruine Waasen liegt etwas nördlich des gleichnamigen Weilers gut versteckt im Wald. Wenn man sich heute durch Gestrüpp und Unterholz bis zum ersten tiefen Graben durchgekämpft hat, erkennt man schon, dass Waasen einst eine recht stattliche Anlage gewesen sein muss. Besonders bemerkenswert ist das Erdwerk der ausgedehnten Vorburg. Leider ist von den einstigen Gebäuden fast nichts mehr vorhanden. Gut erkennbar sind die zum Teil gemauerten Grabenwände sowie manche Fundamente. Einziges aufrecht stehendes Bauwerk ist ein schlanker Rundturm an der Kante einer Felskuppe. Er hat einen Durchmesser von 3,5 m und ist bis in eine Höhe von etwa 20 m gut erhalten. Im unteren Bereich wurden bei seiner Errichtung Bruchsteine aus der Umgebung verwendet, während die drei Obergeschosse aus Ziegeln gemauert sind. Im Sockelgeschoß sind trichterartige Schießscharten zu sehen, während die oberen Stockwerke relativ große rechteckige Fensteröffnungen zeigen. Der Turm war sowohl innen wie auch außen verputzt. Große Reste des aus dem 17. Jahrhundert stammenden Verputzes sind noch vorhanden. Darunter wird eine ältere Putzschicht vermutet. In einem gerahmten Feld ist das Wappen der Familie Mainburg aus dem 16. Jahrhundert angebracht. Reste eines massiven Turmes mit einem tonnengewölbten Erdgeschoß liegen im Südwesten des Burgareals. Es dürfte sich dabei um den ehemaligen Uhrturm handeln.

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josef

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#4
Danke Michi für den Bericht aus dem "Dschungel des Pielachtales" :)
Am 1. Foto des 2. Beitrages sind an den spärlichen Verputzflächen des Turmtorsos die Spuren von Abplatzungen durch Granatsplitter zu erkennen!
Die Kampfhandlungen spürten die Weinburger dann in den Jahren 1944 und 1945. Waren es vorerst „nur“ Luftangriffe, lagen die Weinburger ab Mitte April 1945 auch unter Artilleriefeuer, da die Front bis zum Kriegsende auf den Höhen bei Luberg lag, wovon noch eine Gedenkstätte auf der Straße von Rennersdorf nach Pömmern zeugt.
Auszug aus Gemeinde Weinburg
 

josef

Administrator
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#6
Nachfolge-Objekte der mittelalterlichen Herrschaftsmühle von Burg Waasen im Talboden an der Pielach werden heute noch von einem Kleinbetrieb genutzt:

WAASEN/WEINBURG
Industrie-Innovation aus dem Pielachtal: Rückblick und Spurensuche
NÖN-Pielachtal, 22. JÄNNER 2023
Lukas Kalteis


Noch heute werden in Waasen innovative Kragplattenanschlüsse für Betonteile am Firmengelände hergestellt und vertrieben

Andreas Buchinger macht im Museum Heimatgeschichte erlebbar

Sorgenvolle Gesichter: Die Arbeiterschaft blickte 1919 nach Ende des Ersten Weltkriegs im Pappendeckelwerk in eine ungewisse Zukunf

Ab 1972 wurden die alten Fabriksgebäude umfassend saniert und in der neugegründeten Firma ABSTA Abstandhalter für Betonarbeiten erzeugt.
Fotos Museum Weinburg

Seit dem Mittelalter ist Waasen (Gemeinde Weinburg) Produktionsort. Aus einer Mühle entwickelte sich eine Fabrik für Pappe. Die Gemäuer werden von der Firma ABSTA bis heute für die Produktion genutzt.
Ein Dachbodenfund des 92-jährigen NÖN-Lesers Ferdinand Kalteis war der Auslöser für eine großangelegte Recherche zur Industriegeschichte der Fabrik in der Katastrale Waasen.

Das Bild von 1919 zeigt die krisengebeutelte Arbeiterschaft, die nach den Schrecken des Ersten Weltkriegs durch Inflation, Nahrungsmangel und Wirtschaftskrise ein hartes Leben fristeten. Dabei gehörten sie angesichts der Massenarbeitslosigkeit noch zu den Glücklichen.

Von der mittelalterlichen Mühle zur Pappendeckelfabrik
Im Gegensatz zum Verpackungs-Riesen Teich und dem ehemaligen Rennersdorfer Papierwerk mit seinem markanten Schornstein, ist die Fabrik in Waasen nur Einheimischen ein Begriff. Dabei ist sie bereits seit Jahrhunderten eine wichtige Institution für Weinburg und durch die Firma ABSTA ein Garant für Innovation.

„Der Standort ist bereits seit dem Mittelalter bedeutend. An dieser Stelle befand sich die alte Herrschaftsmühle der Burg Waasen, die heute verfallen und überwuchert ist“, erklärt Andreas Buchinger, Geschichtslehrer und Kustos des Weinburger Museums.

Ab den 1860er Jahren wurde die Mühle zu einer Pappendeckelfabrik umfunktioniert. Diese trotzte turbulenten Zeiten und überstand trotz mehrerer Besitzerwechsel zwei Weltkriege und Wirtschaftskrisen. In den 50er Jahren hatte das Werk rund 30 Angestellte, bis es in den frühen 70ern von drei Unternehmern übernommen wurde.

„Es war ein besonders angenehmes, familiäres Arbeitsklima, das alle sehr genossen haben.“
Der ehemalige Betriebsleiter Johann Feigl blickt zurück
Paul Castoral, Heribert Hiendl und Max Frank gründeten 1972 die ABSTA GmbH und erzeugten fortan in Waasen Bauteile und spezielle Abstandhalter aus Faserbeton, die dem Unternehmen auch den Namen gaben. ABSTA hatte zu seinen besten Zeiten bis zu 30 Mitarbeiter. Zu Beginn wurden asbesthaltige Faserbetonteile erzeugt.

„Nach dem Verbot von Asbest und dem Aufkommen von Plastikabstandhalter wurde die Produktion allmählich auf Stahlteile umgestellt“, schildert der ehemalige Betriebsleiter Johann Feigl, der bis zur Pensionierung vor circa zehn Jahren 35 Jahre lang im Betrieb tätig war. „Es war ein besonders angenehmes, familiäres Arbeitsklima, das alle sehr genossen haben. Auch der Altchef war sehr gesellig und organisierte regelmäßige Ausflüge und Heurigenbesuche. Daher bestand der Großteil der Belegschaft auch aus Langzeitmitarbeitern“, denkt der Weinburger heute noch gerne zurück.

Wasserkraft sorgt für günstige Stromversorgung
Das besondere am Standort ist die Lage am Werkskanal, die damals ausschlaggebend für die Ansiedelung des Unternehmens war. Seit den 70ern wird das Werk von zwei Turbinen durch Wasserkraft mit Strom versorgt.

In Zeiten von Energiekrise und Inflation bewiesen die Gründer bereits vor 50 Jahren unternehmerischen Weitblick. Die nichtbenötigte Energie wird seither ins EVN-Netz eingespeist und versorgt die umliegenden Haushalte.

„Geschäftsführer Paul Castoral war ein begeisterter Ingenieur, der sich für den Bau der Turbinen einsetzte und selbst lange herumtüftelte. Ihm ist es zu verdanken, dass sich ABSTA nicht in Ober-Grafendorf, sondern in Waasen ansiedelte“, so der ehemalige Betriebsleiter Johann Feigl.

Nach dem Tod von Paul Castoral 2003 übernahm Mitgründer Max Frank, der auch in Bayern ein Unternehmen aufgebaut hatte, die Geschäftsleitung und fusionierte die Betriebe 2009 zur Max Frank Gruppe. Im selben Jahr wurde auch die Erzeugung von Faserbeton endgültig eingestellt. Seitdem werden in Waasen sogenannte Bewehrungsanschlüsse und Kragplattenanschlüsse gefertigt, die mittlerweile zu den beliebtesten Produkten wurden.

„Kragplattenanschlüsse dienen der Verbindung von Betonteilen, wie beispielsweise beim Bau eines Balkones“, erklärt Frank-Mitarbeiterin Petra Kargl. Derzeit sind 24 Mitarbeiter in Waasen beschäftigt. Zwei im Außendienst, zehn in der Produktion und zwölf in der Verwaltung. Im letzten Jahr, zum 50. Jubiläum des Standortes übernahmen Harald Hiesberger und Mathias Ehrensberger die Geschäftsführung.

Durch die Verbindung mit dem Stammsitz der Frank Gruppe in Bayern, hat Weinburg seit 2018 eine Partnerschaft mit der Gemeinde Leiblfing. Die Geschichte der Unternehmen ABSTA und Teich sowie zum früheren Leben der Weinburger können Interessierte bei einer Führung von Kustos Andreas Buchinger im liebevoll gestalteten Heimatmuseum erleben.

Industrie-Innovation aus dem Pielachtal: Rückblick und Spurensuche
 
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