V-2 Lieferwerk "Lager Voltmann" - Neudietendorf - ???

SuR

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#1
Nachdem ich eine halbe Ewigkeit gebraucht habe, um bei dieser Softwareversion die Funktion "Thema teilen" zu kapieren, hier also der abgetrennte Teil, der urspünglich hier geführt wurde. SuR.

Beim Durchsehen des threads ist mir was aufgefallen, und zwar bei diesem Bild:

http://www.unterirdisch-forum.de/forum/attachment.php?attachmentid=3667&d=1138986222


- Was war denn das "Lager Voltmann"?
- Gibt es mehr als ein Neudietendorf, z. B. in Österreich? Ich "kenne" nur das bei Arnstadt....
 
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hebbel

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#2
Meine Ortsdatenbanken geben nur ein Neudietendorf (bei Erfurt) her. Bahntechnisch werden die Räume Arnstadt-Siegelbach-Plaue, Gotha, Ohrdruf-Crawinkel auf "Nebenstrecken" und der mittlere westdeutsche, ostdeutsche Raum (bis Chemnitz), Leipzig, Berlin bis an die Küste auf Hauptstrecken erschlossen. Die Ost-West-Verbindung an deren Strecke Erfurt und Neudietendorf liegen, kreuzt z.B. auch eine Verbindung in den süddeutschen Raum (Leipzig-München). Kurzum, aus Sicht der Bahnverbindungen liegt Neudietendorf exzellent und ist doch bloß einer sehr kleiner Ort.

Zum Namen/Begriff "Voltmann" habe ich noch nichts.

:D "Voltmann" - eine Schnapsbude? :D Das muß ja nichts damit zu tun haben, aber in Neudietendorf gab es mehrere Hersteller eines berüchtigten Gesöffs namens "Aromatique". Vielleicht haben die auch selbst gebrannt.

Gruß
Dieter
 
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hebbel

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#3
Hier nochmals zur Bedeutung, zitiert aus WiKi:

"Mit dem Anschluss des Ortes an das Streckennetz der Thüringischen Eisenbahn (1847) wurde ein "Tor zur Welt" aufgestoßen. Für Waren aus Süd-, West- und Ostdeutschland stellte sich der Güterbahnhof als wichtiger Rangierplatz dar. Mit dem fortschreitenden Ausbau des Personen- und Güterbahnhofes als Eisenbahnknotenpunkt...."

Wenn, dann könnten dort Lagergebäude genutzt worden sein. Wald als natürliche Deckung gibt es dort nur in sehr geringem Maße.

Gruß
Dieter
 

SuR

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#4
Mit Google alleine kommt man hier wohl nicht weiter...


Welches Decknamenverzeichnis vom 15. Januar 1945 ist denn gemeint?
Ist das im Wichert enthalten (hab´ den grad nicht zur Hand) oder welche Signatur hat das?

Wie genau definiert sich denn ein Lieferwerk?


Henry, kannst du bitte helfen? :danke
 
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hebbel

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#5
Mit Google alleine kommt man hier wohl nicht weiter...
Ja, sieht so aus...
Hier im Forum hat ein User mal das "Lager Weltmann" mit dem Decknamen "Rita" in Neudietendorf angesprochen.
Die Nachfrage bei einer Person aus einer unmittelbaren Nachbargemeinde zum Begriff "Voltmann" oder ähnlichen Begriffen bezüglich Neudietendorf erbrachte auch nichts. Ein früherer "Aro"-Hersteller war es auch nicht. :D Dafür habe ich jetzt eine Liste dieser und unnützes Wissen. :)

Gruß
Dieter
 
#7
Henry, kannst du bitte helfen? :danke
Das ganze geht mir im Augenblick etwas zu schnell, ich bin zur zeit beim umziehen und hab mächtig Stress ! Obwohl ich mit der neuen Behausung mehr platz habe, werde ich dennoch in den nächsten Wochen sehr eingeschränkt sein. Meine Frau hat mich mit meinem ganzen Geraffel unter das Dach verbannt, das leider noch nicht isoliert und Ausgebaut ist .
Wahrscheinlich werde ich ab Mitte April auf unbestimmte zeit auch noch offline sein !
Bei der Gelegenheit werde ich mein Archiv noch nach dem Findbuch des Bundesarchivs sortierten, also denke ich wird es Herbst werden biss ich wider einen Überblick habe und brauchbare Beiträge liefern kann !

Gruß Henry
 

SuR

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#8
OK. dir viel Erfolg! :)

Dann will ich mal eine Theorie aufstellen, denn ich habe in meinem Kram inzwischen was gefunden:

Beiliegendes Dokument deutet darauf hin, dass es sich beim Lager Voltmann um das Siemens Werk in Arnstadt (neben dem abgesoffenen "Amt 800") gehandelt hat.

Wer bietet mehr? :)
 

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hebbel

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#9
Nur eine Idee.:)
Zinnowitz, Heringsdorf, Niedersachswerfen, Kleinbodungen, Woffleben, (Bad) Neuenahr und Artern sind ja räumlich unmittelbar mit dem A4 in Verbindung zu bringen. Bleiben Neudietendorf und das etwas von Usedom "abgesetzte" Ducherow.

Neudietendorf gibt bisher, außer dem bedeutenden Verkehrsknotenpunkt, nicht viel her. Ein kleines Fabrikgelände am äußeren NO-Rand von Neudietendorf, mit den Grundstücksmaßen ca. 130m x 130m, gab es zumindest zu DDR-Zeiten. Die Ortstopographie lässt, außer dem (Güter)Bahnhofsgelände, keine weiteren Schlüsse auf signifikante Industrie- und/oder Lagerflächen zu. Bisher keine weiteren Angaben zu Industrie und Firmennamen, einfach nix.

Momentan kann ich nur mutmaßen, daß der Bestimmungsbahnhof Neudietendorf mit der Anschrift "Lager Voltmann" eine Sammel- und Verteileradresse für den Umschlag von Teilkomponenten einer Anzahl räumlich verteilter (kleinerer und größerer) "Zulieferer", respektive "Lieferwerke" gewesen sein könnte.

Gruß
Dieter
 
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hebbel

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#12
Ducherow war wohl der letzte Bahnhof vor dem Abzweig der Bahnstrecke zur Karniner Brücke, d. h. der Verbindung nach Usedom.
Vielleicht hat es damit was zu tun?
Schatzi, daran habe ich natürlich gedacht. Mir fällt aber nur die Verwendung als "Ausweichbahnhof" im Sinne des zu verlegenden Transportes ein, falls die Zerstörung der Karniner Brücke den Bahntransport nach Usedom unmöglich macht. Andererseits könnte Ducherow auch als "Pufferbahnhof" für nächtliches Transportaufkommen in Richtung Usedom angedacht worden sein. Das ist aber selbstredend hochspekulativ.

Gruß
Dieter
 
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hebbel

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#14
Betr.: "direction apparatus" im Dokument. Das ist leider nicht sehr konkret. Darunter kann man den gesamten Komplex -> Gyroskope, andere Sensoren, Analaogrechner ("Mischgerät") und Rudermaschinen für die Strahlruder verstehen.

Man soll dies nicht überbewerten, aber zum Produktprofil des Stammwerkes Blockwerk II, später Wernerwerk R in Berlin, Siemensstadt, Nonnendamm, würde die Fertigung des Analogrechners gut passen.
Blockwerk II -> Produktion von Blockstationen der Eisenbahnsignaltechnik und Zugbeeinflussung, später dann aufgrund erheblicher Erweiterung -> Wernerwerk für Funkgeräte, Radiowerk, Wernerwerk R, Rundfunkwerk, Verstärkerwerk. Die erweiterte Produktpalette:
Verstärkersysteme für das Bahn- und Postwesen, später dann auch alle damaligen Systeme der Funktechnik, zeitweilig auch Fertigungsbereiche für Großsender und Antennen sowie die Röhren- und Bauelementefabrikation (Widerstände, Kondensatoren, Transformatoren, Spulen, Relais usw.)

Zweigbetriebe:
Wernerwerk R. Betrieb Arnstadt mit Nebenbetrieben, u.a. Gross-Breitenbach
Wernerwerk R. Betrieb Gera (u.a. Kondensatoren, nicht HESCHO)

Weitere Siemens-Standorte in Thüringen:
Porzellanfabrik Neuhaus,
Installationsgerätewerk II Sonneberg mit Nebenbetrieben in Steinheid u.a.
Technisches Büro Erfurt,
Ingenieurbüro Gera,
Ingenieurbüro Erfurt,
Siemens-Reiniger-Werke AG, Betrieb Rudolstadt

Von Fernsteuerung bzw. Fernlenkung im Zusammenhang mit dem A4 habe ich noch nix gehört. ( In einem Dokument einer US-Quelle? bei Mehner ist davon, und von Telemetrie bei Raketen im allgemeinen die Rede. Die Geräte hierfür sollen in Arnstadt bei Siemens gebaut worden sein.)

Gruß
Dieter
 

SuR

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#15
Hi,

ich beziehe mich auf Henke, Klaus-Dietmar: Die amerikanische Besetzung Deutschlands, München, 1995, S. 755 (übrigens ein sehr geiles Buch, kann ich nur empfehlen).

Dort steht (es geht um die Werksevakuierungen Richtung Westen):

"...Bei Siemens & Halske im thüringischen Arnstadt wurde es am 21. Juni (1945, SuR) ernst. Am Abend dieses Tages suchten zwei amerikanische Offiziere der 102nd Infantry Division Direktor Lohse in seiner Privatwohnung auf, stellten ihm zunächst einige allgemeine Fragen zur Firmenorganisation ... und lenkten dann auf den Siemens-Anteil an der V-Waffenproduktion über. Seine Firma hätte bestimmte elektrotechnische Bauelemente zugeliefert, erläuterte der für die thüringischen Fabriken bevollmächtigte Siemens-Manager, ....."

Das klingt doch in Verbindung mit dem Ami-Dokument ziemlich passend, oder? :)
 

SuR

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#16
Nochmal zu diesen Angaben aus dem Bornemann-Buch:

http://www.unterirdisch-forum.de/forum/attachment.php?attachmentid=3667&d=1138986222

Dort heißt es ja:

"Im Decknamenverzeichnis vom 15. Januar 1945, eingeteilt in ...., erschienen unter "Lieferwerke" folgende Namen:..."

Nun war Sebastian so freundlich, im Bundesarchiv das bei Wichert zitierte und auf den Seiten 114 ff. abgedruckte "Alphabetische Decknamenverzeichnis unterirdischer Bauten (sic!) nach dem Stand vom 15. Januar 1945, ausgefertigt vom RMfRuK, Amt Bau-OT, AGr Technik" im Original einzusehen.

Und .... wie schon fast geahnt.... dort ist nix - nada - nullinger bezüglich Lieferwerken und so weiter zu lesen. Denn darin sind nur unterirdische Bauten aufgeführt.


Kennt denn jemand noch ein weiteres Decknamenverzeichnis vom 15. Januar 1945? Das wäre ja schon ziemlicher Zufall.

Oder ist schlicht und einfach die Quellenangabe bei Bornemann falsch? Nur wie lautet denn dann die richtige Quelle???
 

SuR

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#17
Und noch eine Zusatzfrage für diejenigen, denen das Borneman-Buch vorliegt:

Wie lautet denn die Quellenangabe zu [73]?
 
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#18
"Seine Firma hätte bestimmte elektrotechnische Bauelemente zugeliefert..." Das kann natürlich so sein, ist aber auch sehr beliebig.
Unter Bauelementen bei einer ehemaligen "Radiobude" verstehe ich: Widerstände, Kondensatoren, beides auch einstellbar/trimmbar, Spulen, Kleintransformatoren, Übertrager, Kontaktbauelemente, Röhren usw. Im weiteren Sinne auch Mechanik, wie Chassis und Gehäuse.
Inwieweit dort Eigenfertigung dieser Bauelemente stattgefunden hat, kann ich nicht sagen. Mit qualifizierten MA, die die geforderten Qualitätsstandards halten können, wäre Arnstadt m. E. schon in der Lage gewesen, komplette Baugruppen, wie z.B. das A4-Mischgerät zu fertigen (von notwendigen Zulieferungen mal abgesehen).
Aber (und das ist ein ganz deutliches Aber), ich habe bisher noch nicht einen einzigen belastbaren Beleg dafür gesehen. Bisher wird dies diesem Werk nur zugemessen. Also mal gaaanz vorsichtig.

"Seine Firma hätte bestimmte elektrotechnische Bauelemente zugeliefert..." Ich fasse es nicht. Mehr haben sie nicht in Erfahrung bringen können? Diese Information ist einfach nur Scheixxe. Offiziere, die nicht einmal die W-Fragen kennen. Alles Verschwörung... :D :bratpfann

Gruß
Dieter
 

SuR

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#19
Ich muss das ganze Kapitel bei Henke noch mal komplett und in Ruhe lesen.
Mir dünkt, da stand noch mehr...

... und ausserdem: Wer sucht, der findet. :D
Anbei ein Zitat aus einem target sheet vom August 1944. Es geht (natürlich) um das Siemens und Halske Werk am westliche Stadtrand von Arnstadt.
 

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hebbel

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#20
Anbei ein Zitat aus einem target sheet vom August 1944.
Da ich gerade stinkige Laune habe...:D Ihre Nachrichtenverkäufer, denen sie ihre Informationen verdankten, können sich die Amis sonstwo hinschmieren. Sie haben natürlich gewußt, was dort produziert wurde. Es fand sich aber nach dem Krieg kein deutscher Eingeweihter, der dies wußte, oder ein Fachmann, mit dessen Hilfe man die Produktion identifizieren konnte. Klaro...

Gruß
Dieter
 
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