Bergkristall - St. Georgen a.d. Gusen, KZ Gusen I und II

Geist

Worte im Dunkel
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Da stehen Einfamilienhäuser drauf, die enteignen die dann warscheinlich????!
Ich glaube, du hast da noch mindestens drei Fragezeichen und sieben Rufzeichen vergessen.

In den Artikeln zu diesem Thema – etwa hier in den Salzburger Nachrichten – steht der alles entscheidende Satz geschrieben, der deinen Enteignungsfantasien hoffentlich zu einer neuen Erdung verhilft, nämlich: "Jedenfalls will man mit allen verkaufsbereiten Eigentümern der verbliebenen historischen Gebäude und Grundstücke verhandeln."
Das im Satz enthaltene Schlüsselwort lautet "verkaufsbereiten".
Deshalb wäre es halt immer ein Hit, wenn man vor dem Hinausposaunen nicht besonders fundierter Wortspenden wenigstens einen Artikel einer guten Zeitung dazu lesen würde.
 

josef

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KZ Gusen: Heikler Umgang mit Gedenken
Die Regierung hat beschlossen, einen Teil des ehemaligen Geländes des KZ Gusen in Langenstein (Bezirk Perg) zu kaufen. Doch die Entwicklung eines Gedenkorts wird eine heikle Angelegenheit, denn das Areal ist eine Mischung aus Wohn- und Industriegebiet.
Online seit heute, 12.53 Uhr
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Eine kleine Gedenkstätte am Ort des ehemaligen Krematoriums direkt neben der Straße – sonst erinnert in Gusen nichts an das massenhafte Sterben von KZ-Häftlingen und den grausamen NS-Terror. Mehr als 35.000 Menschen wurden in dem Nebenlager des KZ Mauthausen ermordet. Nur wenige Gebäude sind erhalten geblieben – darunter der Eingangsbereich, SS-Unterkünfte und der große Schotterbrecher.

“Verantwortungsvoll mit dem Thema umgehen“
Mittlerweile befinden sich auf dem Areal ein idyllisches Wohngebiet und ein Industriebetrieb, der dem Unternehmer Anton Helbich-Poschacher gehört. „Ich bin natürlich da immer beschuldigt worden, aber Schuld empfinde ich überhaupt keine. Ich empfinde eine Verantwortung, verantwortungsvoll mit dem Thema umzugehen", so Helbich-Poschacher.



Rund 40.000 Quadratmeter will die Republik kaufen, drei Viertel davon gehören Poschacher. „Wo ein Wille, da ein Weg. Da wird man sich schon finden, sag‘ ich jetzt einmal. Aber mit mir ist noch nicht gesprochen worden“, so Helbich-Poschacher.

“Würdige Gestaltung und Kennzeichnung“
Martha Gammer vom Gedenkdienstkomitee Gusen ist froh, dass der Kauf nun beschlossen wurde. „Das sind Orte des Todes“, so Gammer, die derzeit aber „unwürdig“ seien. „Das muss man nämlich einmal gesehen haben, was das für schreckliche, verkommene, abgesperrte Gebiete sind.“ Es sei wichtig, dass die Orte nun eine würdige Gestaltung und Kennzeichnung fänden, so Gammer.

“Nachgeschichte nicht außer Acht lassen“
Die künftige Gestaltung des Areals müsse sehr sorgsam umgesetzt werden, so Barbara Glück, Direktorin des Mauthausen Memorial. „Es leben heute Menschen dort, da sind Gemeinden, es ist ein Sozialleben dort entstanden. Man darf diese Nachgeschichte nicht außer Acht lassen“, so Glück
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18.05.2020, KZ Gusen: Heikler Umgang mit Gedenken
 

granada

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Unter Gusen: Eine Doku sorgt für Aufregung (Teil 1) – #520
FALTER-Radio. Der Podcast mit Raimund Löw



FALTER RADIO
Unter Gusen: Eine Doku sorgt für Aufregung (Teil 1) – #520
02.05.2021 · 00:22:00

Das KZ Gusen könnte einen weiteren unterirdischen, bisher unbekannten Lagerteil gehabt haben, hieß es 2019 in einer ZDF-Doku. Für den Podcast-Zweiteiler "Unter Gusen" haben David Freudenthaler und Michael Mayrhofer die spektakuläre These anhand umfassender geologischer Untersuchungen überprüft.

Quelle: www.falter.at
 

josef

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Kauf von Teilbereichen des ehemaligen KZ Gusen und UTA "Bergkristall" durch die Republik fixiert
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Die Republik hat den Kauf zentraler Teile des ehemaligen KZ Gusen fixiert. Die Verhandlungen „konnten vor Kurzem positiv abgeschlossen werden“, so Innenminister Karl Nehammer bei einer Kranzniederlegung am Vorabend des Befreiungstages des KZ am 5. Mai.
Der Eingang zum Stollensystem Bergkristall in St. Georgen, zwei SS-Verwaltungsbaracken, der Steinbrecher und der Appellplatz in Langenstein gehen in den Besitz der Republik über. Bereits anlässlich des 75. Jahrestages der Befreiung des KZ Mauthausen hatte die Bundesregierung vergangenes Jahr beschlossen, in Verhandlungen mit den Grundeigentümern einzutreten. Formell werden jetzt Teile des Außenlagers Gusen durch die Burghauptmannschaft für die Republik erworben und dann dem Innenministerium zur Verfügung gestellt.

„Sichtbares Zeichen der Erinnerung“
Die Konzepte für die Gestaltungen eines „sichtbaren Zeichens der Erinnerung“ sollen gemeinsam mit internationalen, nationalen und regionalen Stakeholdern unter Führung des Mauthausen Memorial ausgearbeitet werden. „In einer Zeit, in der die Stimmen der Zeitzeugen leiser werden, müssen die Gedenkstätten immer lauter sprechen. Möge die neue Gedenkstätte in Gusen den Opfern zur Erinnerung und den Lebenden zur Mahnung dienen“, meinte Nehammer. Der oö. Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) machte bei der Feier Dienstagabend bewusst, „dass Freiheit und Befreiung nicht nur im Mai 1945 zu uns gekommen sind, sondern, dass Freiheit und Demokratie ein bleibender Auftrag sind“.

ORF

Gusen war Außenlager des KZ Mauthausen
Gusen war ein Außenlager des KZ Mauthausen, das am 5. Mai von US-Truppen befreit worden ist. In Mauthausen und seinen 49 Nebenlagen waren an die 200.000 Menschen inhaftiert, etwa die Hälfte davon überlebte nicht. Allein in Gusen waren zum Zeitpunkt der Befreiung rund 20.000 Häftlinge interniert, 35.000 Menschen sind dort binnen weniger Jahre ermordet worden.

Während das ehemalige Konzentrationslager Mauthausen 1947 der Republik Österreich mit der Auflage übergeben wurde, eine Gedenkstätte zu errichten, und sich das Gedenken seither auf diesen Ort konzentriert, geriet Gusen zunehmend in Vergessenheit. Nur eine kleine Gedenkstätte erinnert derzeit an die Opfer des Lagers, das zeitweise sogar größer war als das Stammlager Mauthausen und eine besonders hohe Todesrate aufwies.

ORF
Vor dem Hintergrund des Schattendaseins der Gedenkstätte Gusen und da unter den Häftlingen viele Polen waren, hatte der polnische Premierminister Mateusz Morawiecki 2019 Interesse bekundet, Überreste des ehemaligen Lagers zu kaufen.
04.05.2021, red, ooe.ORF.at/Agenturen
Kauf des ehemaligen KZ Gusen fixiert
 

Geist

Worte im Dunkel
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Kurze Frage zur Schautafel:
Sind die grünen Bereiche noch begehbar? Die Roten....?
Der größte Teil wurde ja verfüllt, oder?
Der grüne Teil wird im Rahmen der Gedenkveranstaltungen gezeigt. An der Grenze zum roten Teil befindet sich eine Wettertür, hinter der die Radon-Belastung so hoch ist, dass keine öffentlichen Führungen stattfinden. Vor jeder Führung wird mittels Lüftungsanlage die Unbedenklichkeit im grünen Teil hergestellt.
Die grauen Bereiche sind verfüllt und nicht begehbar.
 

josef

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Neuer Blick auf das KZ Gusen mit zeitgemäßen "Sehhilfen"
Leiterin Barbara Glück strebt eine "lebendige Gedenkarbeit" an. Genaue Pläne für die Zukunft des Areals sind noch offen

Wo einst Gefangene ermordet wurden, leben heute Menschen und gehen ihrem Alltag nach.
Foto: Thomas Neuhold

4.000 Einwohner zählt die kleine Mühlviertler Marktgemeinde St. Georgen an der Gusen, 2.502 Einwohner leben in der Nachbargemeinde Langenstein. Zwei Orte, die eines eint: Man lebt hier auf geschichtlich schwer belastetem Boden. Zentrale Teile des ehemaligen KZ Gusen befanden sich dort, wo heute schmucke Einfamilienhäuser stehen. Anders als beim ehemaligen KZ Mauthausen sind die Gusen-Überreste nicht abgelegen, sondern werden zu einem großen Teil von gewachsenen Siedlungs- und Gewerbestrukturen überlagert. Einige Wege und Kanalführungen folgen heute noch dem historischen Verlauf der Wege im Lager. Wo einst Gefangene ermordet wurden, leben heute Menschen und gehen ihrem Alltag nach.

Steiniger Weg
Mit der jüngsten Entscheidung der Republik, den Eingang zum Stollensystem Bergkristall in St. Georgen, zwei ehemalige SS-Verwaltungsbaracken, den Steinbrecher und den Appellplatz in Langenstein zu kaufen, offenbart sich nun 76 Jahre nach der Befreiung erstmals die konkrete Chance, eine zeitgemäße, der historischen Dimension dieses Lagers entsprechende Gedenkstätte zu errichten.

Der Weg zu diesem Ziel wird aber, vor allem auch angesichts der örtlichen Gegebenheiten, wohl kein leichter sein. Barbara Glück – Leiterin der KZ-Gedenkstätte Mauthausen und damit auch für das Areal in Gusen verantwortlich – zeigt sich im Standard-Gespräch dennoch optimistisch: "Dieser Prozess ist eine große Herausforderung und Chance zugleich. Ja, natürlich, die Einbindung aller regionaler, nationaler und internationaler Interessen kann mitunter fordernd werden, sie werden aber allesamt fördernd für die weitere Entwicklung dieses Ortes sein."

"Wichtiger als das Ereignis selbst"
Dieser Prozess sei entscheidend für die Zukunft von Gusen. Glück: "Er ist vielleicht wichtiger als das Ergebnis selbst, weil er die Garantie sein wird, dass die neue Gedenkstätte von uns allen mitgetragen und mit Leben erfüllt wird." Offen ist im Moment noch, ob das derzeit vorhandene Areal so bleiben oder es eine komplette Neugestaltung geben wird. Glück: "Wie dieser Ort weiterentwickelt wird, werden wir in der nächsten Zeit gemeinsam überlegen, diskutieren und gestalten. Fest steht für mich, wir müssen zeitgemäße ,Sehhilfen‘ schaffen, die es uns allen heute ermöglichen, mit dem Blick zurück für unser heutiges Leben etwas mitzunehmen. Unsere Sehhilfen sollen und werden einen Mehrwert für die Gesellschaft anbieten."

Man sei sich aber sehr wohl bewusst, dass man "gerade in Gusen einen neuen Weg aktiver, lebendiger und nachhaltig gelebter Gedenkarbeit" gehen wird müssen.

"Die Arbeit in Gusen ist schon seit einiger Zeit einer unserer Schwerpunkte. So wird in Kürze eine progressive Web-App präsentiert, die noch vorhandene Spuren dieses Lagers in der gesamten Region dokumentiert und historisch kontextualisiert", erläutert die Gedenkstätten-Leiterin. (Markus Rohrhofer, 10.5.2021)
Neuer Blick auf das KZ Gusen mit zeitgemäßen "Sehhilfen"
 

josef

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Forscherin über KZ Gusen: "Für die Opferfamilien war das Negieren entsetzlich"
Der staatliche Ankauf von Teilen des einstigen KZ Gusen sei keine Trendwende in der Erinnerungskultur, aber die Chance, örtliche Konflikte zu lösen, glaubt Heimatforscherin Martha Gammer


Das KZ Gusen kurz nach der Befreiung
Foto: Mauthausen Memorial


Granit und Tod: der Appellplatz des ehemaligen KZ Gusen heute. Das Areal und andere zentrale Orte des größten Konzentrationslagers Österreichs wurden von der Republik nun gekauft.
Foto: KZ-Gedenkstätte Mauthausen/Bernhard Mühleder

Über vieles ist heute in St. Georgen an der Gusen Gras gewachsen. Bedeckt scheint auf den ersten Blick, was einst von KZ-Häftlingen als "Hölle aller Höllen" bezeichnet wurde. Für einen zweiten Blick im Sinne eines "Nie wieder" soll nun eine Neuausrichtung der Gedenkstätte sorgen.

INTERVIEW mit Martha Gammer
Markus Rohrhofer 10. Mai 2021

STANDARD:
Das offizielle Nachkriegsösterreich hat das Gedenken nach Mauthausen verlegt, Gusen trotz seiner 44.000 Toten war kaum in der gesellschaftlichen Wahrnehmung präsent. Sehen Sie mit dem Ankauf die große Gedenk-Trendwende?

Gammer:
Nein. Eine Trendwende in der Erinnerung gibt es nur durch neue Forschungsergebnisse, und diese stehen vor allem zu Gusen II, dem 1944 gegründeten sogenannten "Judenlager", noch aus. Aber es gab ja auch keine ordentliche fachliche Untersuchung der Stollenanlage Bergkristall, bevor diese durch eine Tunnelbau-Spezialfirma zubetoniert wurde. Man hat versucht, die Geschichte einfach zuzuschütten.

STANDARD: Ist es nicht auch ein Armutszeugnis für die Gedenkkultur, dass die Republik erst 76 Jahre nach der Befreiung aktiv wird?

Gammer: Für die Opferfamilien war das Negieren von Gusen entsetzlich und unverständlich. Wir standen allein da in Gusen, wenn ein Bus kam, als Privatleute, hörten den Überlebenden zu. Zusammen mit den Überlebenden feiern wir seit 1995 jedes Jahr eine Gedenkfeier.

STANDARD:
Hätte es diesen Ankauf ohne den massiven Druck etwa aus dem Ausland – Opferschutzverbände, polnische Regierung – gegeben?

Gammer: Wohl eher nicht. Wer dachte schon an Gusen? Weder die Historie noch die Politik. Für die Polen ist Gusen hingegen einer der fünf KZ-Orte der "Vernichtung der polnischen Intelligenz".

STANDARD: Wie kann ein würdiges Gedenken inmitten einer Marktgemeinde harmonisch funktionieren? Es gab schon jetzt immer wieder Beschwerden. Das Memorial grenzt unmittelbar an Gärten – die einen gedenken, die anderen grillen. Sind da nicht Konflikte vorprogrammiert?

Gammer: Wir müssen lernen, Rücksicht zu nehmen. Man muss nicht laut sein während einer Gedenkfeier, und man muss nicht auf eine private Gartenmauer steigen, um den Steinbrecher wenigstens aus der Ferne fotografieren zu können. Beides ist vorgekommen. Wenn jetzt ein näherer Zutritt zu diesen Gedenkorten möglich sein wird, könnten sich die Interessenkonflikte etwas auflösen. Man darf nicht vergessen, man konnte zu diesen Todesteilen nie hingelangen. Das Interesse der nachfolgenden Generationen war oft unbefriedigt. (Markus Rohrhofer, 10.5.2021)

Martha Gammer (74) ist Diplompädagogin, Übersetzerin, Autorin und seit 2008 Vorsitzende des Gedenkdienstkomitees Gusen.

Forscherin über KZ Gusen: "Für die Opferfamilien war das Negieren entsetzlich"
 
Gerade eine Dokumentation über den Sohn des damaligen Lagerleiters und einem damaligen Häftling gesehen.
"Getrennt durch Stacheldraht"
Absolut sehenswert!

Verfügbar bis 14.10. 23:00
Hier

Inhalt:
Ihre Biographien könnten unterschiedlicher nicht sein: Während der eine deportiert wird, durchläuft der andere die Nazi-Eliteschule Napola und schüttelt sogar dem Führer die Hand. Ihre Lebenswege kreuzen sich im österreichischen Konzentrationslager Gusen, einem Zweiglager des KZ Mauthausen. Der eine kämpft als Häftling täglich um sein Leben, der andere genießt als Sohn des Lagerleiters Privilegien.

Zum ersten Mal werden sich die beiden nun nach 75 Jahren persönlich begegnen.
Die Dokumentation von Julia Grantner und Robert Grantner erzählt die Geschichten zweier Kinder beziehungsweise Jugendlicher, die sich im österreichischen Konzentrationslager Gusen kreuzen:
Dusan Stefancic, geboren in Slowenien 1927, erlebt als 14-Jähriger den Einmarsch der Deutschen Wehrmacht, erledigt Botengänge für den slowenischen Widerstand, wird verhaftet und deportiert. Über die Stationen Dachau, Markirch, Natzweiler und Mauthausen gelangt er schließlich in das Konzentrationslager Gusen in Österreich.
Nur einen Steinwurf davon entfernt lebt der zwei Jahre jüngere Walter Chmielewski, 1929 in München geboren. Nach Kriegsausbruch zieht seine Familie nach St. Georgen an der Gusen. Sein Vater ist SS-Hauptsturmführer Karl Chmielewski, der den Auftrag hat, dort ein Konzentrationslager zu errichten. Er wird als der erste Lagerleiter traurige Berühmtheit als "Der Teufel von Gusen" erlangen.
Der Nationalsozialismus und seine Auswirkungen prägen Leben und Schicksal der beiden Protagonisten. Der eine wird seiner Familie entrissen, ist im Lager unsäglichen Schikanen durch die SS-Wachen ausgesetzt und wird zu körperlicher Schwerstarbeit, unter anderem im geheimen unterirdischen Flugzeugwerk "Bergkristall", gezwungen, ehe er nach vielen Monaten befreit wird.
Der andere leidet unter den innerfamiliären Spannungen zwischen dem Münchner Großvater, einem überzeugten Sozialdemokraten, und dem linientreuen nationalsozialistischen Vater, durchläuft die Ausbildung in der NS-Eliteschule Napola, zieht nach Österreich und lebt dort jahrelang wohlbehütet und privilegiert in unmittelbarer Nähe zu Stacheldrahtzäunen und Häftlingsbaracken.

Die Dokumentation erzählt aus der Perspektive der beiden Jungen: Walter und Dusan schildern ihre ganz persönliche Sicht auf die jeweils "eigene" Seite des Lagerzauns. Sie lebten monatelang nur einen Steinwurf voneinander entfernt, aber unter extrem verschiedenen Umständen. Bislang sind sich die beiden noch nie persönlich begegnet. Nun werden sie erstmals aufeinandertreffen, und sich nach 75 Jahren in die Augen sehen.

Sehr unterschiedlich verliefen auch beider Lebensläufe nach Kriegsende und der Befreiung des Konzentrationslagers durch die Amerikaner am 5. Mai 1945: Dusan Stefancic gelang es, unmittelbar danach zurück nach Slowenien zu reisen. Nur zwei Wochen nachdem er das Lager verlassen hatte, musste er in der Heimat schon wieder die Schulbank drücken, als wäre nichts gewesen.
Walter Chmielewski hingegen war kurz vor Kriegsende noch eingezogen und an die Front geschickt worden. Nach seiner Gefangennahme landete er ausgerechnet im KZ Gusen, welches die Amerikaner mittlerweile als Kriegsgefangenenlager nutzten. Erst jetzt wurde ihm das ganze Ausmaß der furchtbaren Geschehnisse der vergangenen Jahre klar.
Der Sohn des "Teufels von Gusen" musste eigenhändig tausende Tote in Massengräbern bestatten, die durch die Hand und auf Veranlassung seines Vaters ermordet worden waren. Die Lebensgeschichten der beiden Jungen werden in den zeithistorischen Kontext eingeordnet; eine zentrale Rolle spielt dabei die Aufarbeitung der Historie des KZ Gusen. Hierbei stützt sich die Dokumentation auf die Erzählungen der Zeitzeugen, aber auch auf Aussagen von Experten wie Prof. Bertrand Perz, Leiter des Instituts für Zeitgeschichte in Wien, Dr. Gregor Holzinger, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Mauthausen-Archivs mit dem Schwerpunkt "Täterforschung" und Rudolf A. Haunschmied, Autor und Heimatforscher aus St. Georgen an der Gusen.
 
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