Statt Hausmeisterstrand an der Adria, Mallorca oder den Tiroler Bergen, auf zum Abenteuerurlaub auf eine Saudi-Arabische Bohrinsel

josef

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MEGAPROJEKT
"The Rig" in Saudi-Arabien: Abenteuerurlaub auf der Bohrinsel
Saudi-Arabien will sich als Tourismusdestination etablieren. Dazu beitragen soll unter anderem ein riesiger Offshore-Themenpark

Über 150.000 Quadratmeter soll sich "The Rig" einst erstrecken.
Foto: PIF

Saudi-Arabien hat große Pläne: Mit Milliarden von Dollar will sich das Land wirtschaftlich unabhängiger von Ölexporten machen und noch in diesem Jahrzehnt zu einer fixen Größe auf der globalen Tourismuslandkarte werden. Millionen Reisende sollen in Zukunft das Land besuchen, so liest man es aus der ambitionierten Vision 2030 heraus, die dem Tourismus eine zentrale Rolle zuspricht.

Megaprojekt
Vor diesem Hintergrund ist auch das neueste Megaprojekt zu sehen. Wie der saudische Public Investment Fund (PIF) bekanntgab, soll auf einer ehemaligen Bohrinsel vor der Küste des Landes ein riesiger Themenpark entstehen, der auf den Namen "The Rig" hört. Eine Animation zeigt, was Besucher künftig erwartet: ein Wasserpark, ein Riesenrad, eine Gokart-Strecke, eine Achterbahn, Extremsportarten wie Bungeejumping oder Fallschirmspringen, eine Kletterhalle sowie drei Hotels mit insgesamt 800 Zimmern und elf Restaurants. Darunter auch ein Unterwassergourmettempel.

"The Rig".
Public Investment Fund

"The Rig" erstreckt sich über 150.000 Quadratmeter hin zu einer benachbarten Bohrinsel. Beide sind mit einer Seilbahn verbunden. Wo das künstliche Eiland liegt, will man noch nicht verraten. Erreicht werden können soll es mittels Fähre, Yacht, Helikopter oder mit dem Kreuzfahrtschiff. Zwar ist noch kein Datum bekannt, wann der Offshore-Themenpark fertiggestellt sein wird, bis 2030 soll er jedoch 650.000 Besucherinnen und Besucher pro Jahr in das bis vor kurzem fast hermetisch abgeriegelte Land locken.

100 Millionen bis 2030
Jahrzehntelang war es Nichtmuslimen verboten gewesen, ins wahhabitische Königreich mit seinen rund 34 Millionen Bewohnern einzureisen. Entsprechend groß war das weltweite Erstaunen, als Saudi-Arabien im Herbst 2019 verkündete, fortan Visa an Touristen auszustellen. Rund 400. 000 nichtmuslimische Reisende hätten die Gelegenheit bis zum Frühjahr 2020, also noch vor Corona, genutzt, berichtet die saudische Tourismusbehörde.

Bis zum Jahr 2030 soll die Zahl der jährlichen Touristen, bei denen es sich bislang fast ausschließlich um muslimische Pilger auf dem Weg nach Mekka oder Medina gehandelt hat, von rund 40 Millionen (2019) auf sagenhafte 100 Millionen anwachsen, berichtet das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). 1,6 Millionen neue Jobs will der Kronprinz Mohamed Bin Salman auf diese Weise schaffen und der jungen Bevölkerung, die derzeit besonders unter der steigenden Arbeitslosigkeit leidet, somit eine Perspektive bieten.

Große Pläne
Dafür, so ist bei RND zu lesen, nimmt die Herrscherfamilie der Saud Milliarden Petrodollar in die Hand, hübscht die jahrzehntelang vernachlässigten historischen Stätten auf, baut Flughäfen und gigantische neue Badeorte am Roten Meer – wie das sogenannte Red Sea Project mit 50 Hotels auf 90 Inseln oder Amalaa, das nach den Plänen des Königshauses einmal eine der luxuriösesten Urlaubsdestinationen der Welt werden soll. Allein in den kommenden drei Jahren werden in Saudi-Arabien mehr als 150.000 neue Hotelzimmer entstehen, fast ausschließlich in Vier- und Fünf-Sterne-Häusern. Weiters soll eine Planstadt namens Neom aus dem Boden gestampft werden.


Wasserpark, Riesenrad, Gokart-Strecke, Achterbahn et cetera sowie drei Hotels mit insgesamt 800 Zimmern und elf Restaurants, darunter auch ein Unterwassergourmettempel, umfasst das Projekt.
Foto: PIF

Tatsächlich hat sich das Land gewandelt. Frauen müssen nun weder Abaya, ein langes Überkleid, noch Kopftuch tragen, sie dürfen Auto fahren oder sich allein ein Hotelzimmer buchen. Die Geschlechtertrennung in Cafés und Restaurants ist aufgehoben. Auch Kinos haben geöffnet. Und die gefürchtete Sittenpolizei, die die Einhaltung der Kleider- und Verhaltensregeln in der Öffentlichkeit streng kontrolliert und Frauen schon bei kleinsten Vergehen bestraft hat, ist auch von den Straßen verschwunden.

Bedenken von Menschenrechtsorganisationen
Dennoch: Amnesty International und andere Menschenrechtsorganisationen bewerten die Lage im Land trotz aller Fortschritte weiterhin sehr kritisch. Sie machen immer wieder auf gravierende Missstände aufmerksam, auf die fehlende Meinungsfreiheit zum Beispiel. Etliche Oppositionelle sind in den vergangenen Jahren verfolgt und eingesperrt oder – wie im weltweit beachteten Fall des Journalisten Jamal Khashoggi – sogar ermordet worden, berichtet RND. Auch Frauen, die sich für Gleichberechtigung einsetzen, landen regelmäßig hinter Gittern.


Zwischen den Bohrinseln verkehren Seilbahnen.
Foto: PIF

Darüber hinaus schränken zahlreiche Verhaltensregeln noch immer das öffentliche Leben ein – und müssen selbstverständlich auch von Touristen eingehalten werden. Profane Sprache und lautes Verhalten etwa gelten als respektlos, wie es in den Reisehinweisen heißt, die die staatliche Tourismusbehörde in mehreren Sprachen auf ihrer Internetseite zum Download bereitstellt. Auch das öffentliche Zurschaustellen von Zuneigung, das Musikhören während der Gebetszeiten oder das Tragen von kurzen Hosen beziehungsweise hautengen oder schulterfreien Kleidungsstücken ist unerwünscht. Selbst Fluchen und Vordrängeln können bestraft werden. Bei Missachtung droht ein Bußgeld von bis zu 1.500 Euro.
(red, 5.11.2021)
"The Rig" in Saudi-Arabien: Abenteuerurlaub auf der Bohrinsel
 
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