Ägypten: Vor 150 Jahren wurde der Suezkanal eröffnet

josef

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#1
Tiroler Mastermind hinter Suezkanal
Seit 150 Jahren erspart der Suezkanal Schiffen die Umfahrung Afrikas. Routen von Asien nach Europa werden dadurch um 7.000 Kilometer kürzer. Die Pläne für den Kanal gehen auf den Tiroler Eisenbahnpionier Alois Negrelli zurück.
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Der Suezkanal ermöglicht bis heute eine direkte Durchfahrt vom Roten Meer in das Mittelmeer, ohne dafür über das Kap der Guten Hoffnung Afrika umrunden zu müssen. Errichtet wurde die künstliche Wasserstraße in zehnjähriger Bauzeit von dem Franzosen Ferdinand de Lesseps. Den Großteil der Pläne lieferte aber ein Tiroler – Alois Negrelli.

Suezkanal:
Der Bau des Kanals kostete zu seiner Zeit rund 420 Mio. Francs. Seit seiner Eröffnung wurde er durch neue Zufahrtskanäle auf über 193 km verlängert. Seit 2015 sind 115 km des Kanals zweispurig, wodurch die Durchfahrtszeit um einige Stunden verkürzt werden konnten.

Der Eisenbahnpionier
Negrelli wurde 1799 in Fiera di Primiero im heutigen Trentino geboren. Schon in jungen Jahren zeigte er großes Interesse an Mathematik und Physik. Durch ein Praktikum bei der kaiserlichen Baudirektion für Tirol und Vorarlberg lernte er viel über die Regulierung von Flüssen und Straßenbau. Später sollte sich sein Fokus besonders auf das Phänomen Eisenbahn richten.

1832 war er schließlich selbst am Bau einer Bahnstrecke in der Schweiz beteiligt und verwirklichte ähnliche Projekte in Württemberg und Sachsen. Auch der Bau der Westbahn Wien-Salzburg und eine prestigeträchtige Eisenbahnbrücke über die Lagune nach Venedig hinein tragen seine Handschrift. Letztendlich brachte er es zum Generalinspektor aller österreichischen Eisenbahnen.

August Prinzhofer
Alois Negrelli auf einer Lithografie von 1845

Die Planung eines Großprojekts
Sein größter Verdienst ist aber die Planung des Suezkanals. Die Idee einer solchen Wasserstraße reicht bis in das Alte Ägypten zurück. Schon im 13. Jahrhundert vor Christus wurde der Bau eines solchen Kanals begonnen. Das Bauprojekt wurde über die Jahrhunderte hinweg immer wieder in Angriff genommen. Das Ergebnis verfiel aber später wieder.

1854 beauftragte der ägyptische Vizekönig Said Pascha den Unternehmer Ferdinand de Lesseps mit dem Bau eines Kanals zwischen dem Roten Meer und dem Mittelmeer. Negrelli wurde daraufhin in die dafür zuständige Planungskommission berufen. Dabei entdeckte er, dass es entgegen früherer Annahmen keine Höhenunterschiede zwischen beiden Meeren gab, die das Projekt erschwert hätten. Er wurde auch zum Generalinspektor aller ägyptischen Kanalbauten ernannt. 1858 verstarb Negrelli jedoch unerwartet wegen eines Nierenleidens, wodurch er die Umsetzung seines Projekts nicht mehr miterlebte.


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Ferdinand de Lesseps

Der Suezkanal nach Negrelli
Lesseps ließ den Kanal bauen und stützte sich dabei großteils auf Negrellis Pläne, die er zuvor dessen Witwe abgekauft hatte. Am 17. November 1869, vor genau 150 Jahren, wurde der Suezkanal schließlich feierlich eröffnet. Das Großprojekt hat an die 1,5 Millionen Mitarbeiter beschäftigt, 125.000 davon hat es auch das Leben gekostet.

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Der östliche Eingang zum Suezkanal

Bis heute ist der Suezkanal eine der Hauptarterien der internationalen Schifffahrt. Allein 2015 durchquerten etwa 17.500 Schiffe den Kanal, pro Tag waren es im Schnitt 47. Für Ägypten ist die Wasserstraße weiterhin eine der wichtigsten Einnahmequellen und Prestigeobjekt zugleich.
Negrellis Leistung als Planer des Projekts rückte nicht selten gegenüber der Umsetzung durch Lesseps in den Hintergrund. Gewürdigt wird seine Leistung dennoch. Heute noch kann man am Wiener Zentralfriedhof auf Negrellis Grabmal die Aufschrift lesen: „Hier ruht in Gott Alois Negrelli Ritter von Moldelbe […]. Ihm verdankt die Welt die Schaffung des Suez-Kanals“.
17.11.2019, red, tirol.ORF.at/Agenturen
Tiroler Mastermind hinter Suezkanal
 

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josef

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#3
Eine Abkürzung durch die Wüste
Am 17. November 1869, also vor 150 Jahren, ist eine der wichtigsten Wasserstraßen der Welt eröffnet worden. Erbaut wurde der 161 Kilometer lange Sueskanal vom Franzosen Ferdinand de Lesseps. Die meisten Pläne dafür stammten von Alois Negrelli, einem Österreicher.


„Achtung, an die gesamte Crew: Wir haben eine Kollision!“ Arabische Funksprüche und Anweisungen auf Englisch sind zu hören, als das Containerschiff im Sueskanal wie in Zeitlupe mit einem Schüttgutfrachter kollidiert. Ein Video im Internet zeigt, wie dramatisch eine Fahrt durch die ägyptische Wasserstraße verlaufen kann. Aus dem Welthandel ist das Transportnadelöhr auch 150 Jahre nach seiner Eröffnung nicht mehr wegzudenken, für die Ägypter bleibt der Kanal ein Prestigeobjekt.


AFP/Aline MANOUKIAN
Eröffnungsfeier Sueskanal 1869

„Einige Kapitäne verlieren an Bord komplett die Nerven“, sagt Mohamed Roshdy über die meist elf bis 16 Stunden lange Durchfahrt. Seit fast 40 Jahren arbeitet der Ägypter als Lotse am Sueskanal, wo Tankern und großen Containerschiffen ohne seine Anweisungen ein Millionenschaden oder Schlimmeres drohen kann. Herzprobleme seien häufig, sagt Roshdy, der Stressfaktor unter Kapitänen sei hoch. Mitarbeiter der Reederei Hapag-Lloyd und des Energiekonzerns Shell kommen inzwischen für Schulungen zu ihm.

Auch für erfahrene Seeleute ist es kein Leichtes, einen 400 Meter langen Stahlriesen bei Strömung und Seitenwind durch eine schmale Schifffahrtsrinne zu steuern. Der Wüstenwind kann hier mit stürmischen 40 oder 50 Knoten pro Stunde über den Kanal fegen und ein haushohes Schiff in einen „Ballon“ verwandeln, wie Roshdy sagt. „Ein Schiff ist nicht wie ein Auto. Wenn du die Steuerung verlierst, weißt du nicht, wo es hintreiben wird.“

Um drei Wochen schneller
Doch um den Sueskanal führen in der Schifffahrt nicht viele Wege herum - jedenfalls nicht für einen aus Saudi-Arabien oder dem Irak kommenden Öltanker, der unter engem Zeitplan die Niederlande, Italien oder die USA ansteuert. Den Seeweg von Europa nach Indien verkürzt der Kanal um etwa 7.000 Kilometer, der Umweg über das Kap der Guten Hoffnung könnte ein Schiff bei 16 Knoten (etwa 30 Stundenkilometer) bald drei weitere Wochen kosten. Im eng getakteten Welthandel eine Ewigkeit.


AFP/Aline MANOUKIAN
Eröffnung im November 1869

Die enorme Zeitersparnis entzückte Händler, Schiffsleute und Politiker schon vor 150 Jahren, als der Bau am 17. November 1869 mit großem Pomp eröffnet wurde. 5.000 prominente Gäste aus aller Welt reisten an, um das damals größte Projekt des maritimen Weltverkehrs zu bestaunen. Sie feierten bei Feuerwerk und einem Festball, denn Erbauer Ferdinand de Lesseps, ein französischer Diplomat, war im kargen Land eine technische Meisterleistung gelungen. Dass Zehntausende ägyptische Zwangsarbeiter unter brutalen Bedingungen schuften mussten und Tausende beim Bau ums Leben gekommen waren, wird heute selten erwähnt.

Der österreichische Ingenieur Alois Negrelli, von dem ein großer Teil der Pläne stammt, starb bereits ein halbes Jahr vor Baubeginn des Durchstichs zwischen Mittelmeer und Rotem Meer. Negrelli war 1857 vom ägyptischen Khediven Said Pascha zum Generalinspektor aller ägyptischen Kanalbauten ernannt worden. Die im Zuge dieser Tätigkeit erstellten Unterlagen für den Bau des Sueskanals hat sich Lesseps von der Witwe Negrellis aus dem Nachlass verschafft, gegen den vergleichsweise geringen Betrag von 20.000 Gulden.

Umsatz soll steigen
Für Ägypten beginnt die eigentliche Party erst 1956, als der Kanal verstaatlicht und damit zu einer der wichtigsten Devisenquellen des Landes wird. Durch mehrfache Erweiterungen - zuletzt ein zweispuriger Ausbau auf zusätzlichen Abschnitten - soll der Kanal für Frachter und Containerriesen attraktiv bleiben, unter anderem wegen kürzerer Wartezeiten. Im August verkündete die Kanalbehörde einen „Rekordjahresumsatz“ von 5,9 Milliarden Dollar (5,35 Mrd. Euro), im Februar wurde die höchste Tagestonnage seit 150 Jahren gemeldet.


AFP/Aline MANOUKIAN
Heute nutzen Containerschiffe die Wasserstraße

Trotz dieser Jubelmeldungen wirkt das erklärte Ziel, den Umsatz bis 2023 mehr als zu verdoppeln, noch wie eine Seefahrermär. Kritiker werfen Präsident Abdel Fattah al-Sisi außerdem vor, mit der Erweiterung 2015 nur ein weiteres seiner Prestigeprojekte aus dem Boden gestampft und Staatsgeld verschwendet zu haben - ähnlich wie beim Bau einer neuen Hauptstadt östlich von Kairo. Ein Drittel der ägyptischen Bevölkerung lebt in extremer Armut und muss mit umgerechnet etwa einem Euro am Tag auskommen.

50 Schiffe pro Tag
Vor allem für die Containerschifffahrt wäre es ein herber Schlag, wenn diese wichtige Route des Welthandels eines Tages gekappt würde. 18.000 Schiffe durchfuhren den Sueskanal vergangenes Jahr, im Schnitt etwa 50 am Tag. Von einem „kritischen Engpass“ spricht die US-Energiebehörde auch für den Handel mit Öl, Gas und Erdölprodukten.

Deutsche Seeleute seien deutlich weniger unterwegs als noch vor 20 oder 25 Jahren, sagt Lotse Roshdy, der für die Durchfahrt für mehrere Stunden an Bord der Schiffe gehen muss. Meist seien es hochrangige Besatzungsmitglieder wie Kapitäne, Erste Offiziere und Leiter der Maschinenanlagen. Etwas gelernt hat der 68-Jährige über die Deutschen in dieser Zeit aber trotzdem: „Sie sind vielleicht etwas steif. Aber sie sind sehr korrekt und wissen, wie man gut arbeitet. Und am wichtigsten: Sie lügen nicht.“

17.11.2019, science.ORF.at/APA/dpa
Eine Abkürzung durch die Wüste - science.ORF.at
 
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