600 Objekte Beutekunst bei Ausstellung in der Eremitage St. Petersburg

josef

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#1
600 Objekte Beutekunst

Fast wie ein Staatsgeheimnis hüten die Mitarbeiter der weltberühmten Eremitage in St. Petersburg das deutsch-russische Kulturereignis des Jahres. „Bronzezeit - Europa ohne Grenzen“ heißt die Ausstellung, bei der teils noch nicht gezeigte Beutekunst-Schätze, die Sowjetsoldaten nach dem Zweiten Weltkrieg aus Deutschland „entführten“, bis zum 8. September ausgestellt werden.

600 unter den 1.700 Exponaten gehören zur Beutekunst, die Deutschland zurückhaben, Russland aber nicht hergeben will. Offiziell gilt die seit 2010 vorbereitete Sonderausstellung als krönender Abschluss des Deutschland-Jahres in Russland. Die Ausstellung trifft aber auch auf eine offene Wunde im deutsch-russischen Verhältnis, weil Deutschland seine Rückgabeforderungen enttäuscht sieht.

Der Goldschatz von Eberswalde
Zum ersten Mal überhaupt wieder zu sehen in einer Ausstellung ist der Goldschatz von Eberswalde, der sonst wie der Großteil der Beutekunst im Moskauer Puschkin-Museum lagert. Er gilt als bedeutendster deutscher Goldfund aus der Bronzezeit. Der 2,6 Kilogramm schwere Schatz aus purem Gold besteht aus 81 Teilen, darunter acht reich verzierte Trinkschalen sowie Hals- und Armbänder, Spiralringe und einige Barren. Er wurde 1945 zusammen mit den Troja-Funden von Heinrich Schliemann nach Russland gebracht und galt danach jahrzehntelang als verschollen.

Nach deutscher Auffassung ist der Eigentümer der Kostbarkeiten die Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK), die auch an der Bronzezeit-Schau beteiligt ist. SPK-Präsident Hermann Parzinger lobte im Vorfeld das St. Petersburger Projekt nach der Merowinger-Ausstellung von 2007 als neues Beispiel dafür, wie auf Museumsebene ein schwieriges Kapitel deutsch-russischer Geschichte behandelt werde.

„Unrecht nicht durch anderes ungeschehen machen“
„Das war eine sehr gute Zusammenarbeit, die im Vergleich zu früheren Projekten an Offenheit und Intensität gewonnen hat“, sagte Parzinger der dpa. Zugleich machte er deutlich, dass Deutschland ungeachtet der russischen Ansprüche auf die Beutekunst mit Blick auf internationales Recht weiter auf der Rückgabe der Schätze bestehe. „Wir müssen im Auge behalten, was Deutsche in der Sowjetunion angerichtet haben. Man kann aber nicht ein Unrecht durch ein anderes ungeschehen machen“, sagte Parzinger.

Russland dagegen hat immer wieder deutlich gemacht, dass die Schätze mit dem Blut sowjetischer Soldaten bezahlt worden seien. Per Gesetz ist die Beutekunst in Russland als Teil der Wiedergutmachung für die Kriegsverluste legalisiert. Russland beklagt aber auch, dass es im Beutekunststreit bisher vorwiegend um deutsche Interessen gegangen sei.

Auch Russland vermisst viele Kunstschätze
Nach den Plünderungen der Nazis in der Sowjetunion würden immer noch viele Kunstschätze vermisst, sagte die Beutekunstexpertin und Historikerin in der Eremitage, Julia Kantor. Vermutet wird die Nazi-Beute in deutschem Privatbesitz. Kantor wünscht sich bei der Suche nach verschollenen Kulturgütern eine noch intensivere Zusammenarbeit zwischen Deutschen und Russen.

Schau kommt nicht nach Deutschland
Die Ausstellung in der Eremitage will Kantor vor allem als umfassenden Überblick zu einer 6.000 Jahre alten Geschichte sehen. Auch die Stiftung Preußischer Kulturbesitz betont, dass erstmals überhaupt wieder eine solche geschlossene Schau möglich sei. Die archäologischen Objekte sollen Kulturen der Bronzezeit vom Atlantik bis zum Ural und dem Kaukasus lebendig werden lassen. Zu sehen sind Exponate von den Ursprüngen früher Metallverarbeitung im vierten Jahrtausend vor Christus bis zum Beginn des ersten Jahrtausends vor Christus.

Dass sich Deutschland weiter als Eigentümer eines Großteils der Schätze sieht, ist auch der Grund, weshalb die Ausstellung dort nicht zu sehen sein wird. Russland befürchtet, dass die Deutschen die Glanzstücke einfach behalten könnten.


Ulf Mauder, dpa
Quelle: http://www.orf.at/stories/2188113/2188051/

Mehr zum Disput über das Thema zwischen Angela Dorothea und Wladimir Wladimirowitsch: http://www.sueddeutsche.de/politik/...hes-chaos-um-beutekunst-ausstellung-1.1702293
 

Kracher

Active Member
#2
Abseits

der grundsätzlichen Rechtslage können die Erklärungen der beiden Parteien zur individuellen Sichtweise als erwartungsgemäß bezeichnet werden.

Irritation verursachte allenfalls die operative Handhabung.

Grundsätzliche gehen beide Parteien die richtigen, wenn auch kleinen, Schritte auf der Arbeitsebene.

Der Deutsch-Russische Museumsdialog trägt langsam Früchte.

1) Ausstellung des Eberswalder Goldes
2) Unterstützung Russlands bei der Erstellung belastbarer Verlustlisten

Die Grundatzproblematik hat sich allerdings seit der gemeinsamen Erklärung der Regierung der DDR und der UdSSR vom 7.1.1957 auch nicht geändert.
 
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