Aggregat 4, V2 Triebwerksprüfstand "Schlier" in Zipf, Oberösterreich

B

bunkersachse

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#81
hallo miteinander
wir haben uns in diesem jahr ziehmlich umfangreich mit dem thüringer "oetrelsbruch" beschäftigt. er diente ja auch als testbetrieb für v2 triebwerke. über 3h filmmaterial.
in den zum teil versprengten ehem. produktionshallen sind noch interessante details der damaligen arbeiten zu sehen. hier wurden für die tests flüßiger sauersoff und stickstoff produziert. mal ein auszug eines buches dazu
Dorit Gropp
Das Konzentrationslager Ausenkommando LAURA
und Vorwerkm Mitte Lehesten-
Testbetrieb für V2-Triebwerke
Westkreutz-Verlag 1999

…Der Oertelsruch als Objekt für die Untertageverlagerung hatte den Decknamen "Rotbutt". Im
Rahmen des Sonderausschußes A4, dem die Realisierung des Heeresraketenprogrammes oblag,
lautete die Bezeichnung "Vorwerk Mitte" bzw. "Vorwerk Mitte Lehesten", abgekürzt VM, VML, auch
Vorwerk Lee. Auf die Beteiligung der Organisation Todt (OT) verweist die Bezeichnung
"Bauvorhaben Oertelsbruch". In welchem Umfang die Ausbauarbeiten ebenso wie beim Mittelwerk
im Kohnstein dem Kommando des "Sonderbeauftragten für Baufragen der A4 Fertigung", SS-Brigade-
führer Dr. Ing. Hans Kammler unterstanden, kann noch nicht belegt werden….
…Unabhängig von der Regelung der Zuständigkeit begannen ab dem 15. September 1943 die
Ausbauarbabei waren Truppenteile der Wehrmacht ebenso eingesetz wie Einheiten der Organisation
Todt.
…Der Betrieb war untergliedert in die Abteilung Bau und Motage, Sauerstoffwerk (A-Stoff-Werk),
Prüffeld und Elektrische Anlagen…
…Produziert wurden im untertägigen Werk flüßiger Sauerstoff und Stickstoff für die Triebwerktests
und den Bedarf der Industrie, später auch für den Fronteinsatz der A-Rakete.
Für die Triebwerke gab es hinter den Prüfständen einen untertägigen Werkstattbereich, die "Nachbe-
handlung".
. Dort wurden die einzelnen Triebwerke auf Defekte untersucht, kleinere Reparaturen durchgeführt und
die Triebwerke für die erneute Prüfung oder den Versand vorbereitet.
…In früheren Veröffentlichungen wird von einem Geheimlabor des Wernher von Braun berichtet.
Dieses Geheimlabor gehört jedoch ebenso wie die Berichte über V1 und V2 Produktion im Oertels-
bruch ins Reich der Spekulationen und Legenden. Fakt ist, das Wenher von Braun in der Planungs-
und Aufbauphase des Werkes und der Prüfstände im Herbst 1943 den Oertelsbruch besuchte.
…Dokumente darüber sind heute nicht mehr auffindbar.
Die als "Labor" bezeichneten untertägigen Räume im Bereich des Grubenfeldes Rückand Nordost
wurden nach Aussagen von Dr. Bosch, den Sohn des Vorstandvorsitzenden der BASF, genutzt und
standen nicht in Verbindung mit Wernher von Braun.
…Zwischen den Brennständen befand sich ein feuersicherer Beobachtungsbunker, von dem aus die
Tests überwacht, gesteuert und die Daten jedes Tests augezeichnet wurden.
…Am 26. Januar 1944 gingen die ersten drei Einheiten des Sauerstoffwerkes in Produktion. …
wenn es weiterhelfen kann, wir haben jede menge fotos und die ein oder andere info.
tschau axel
 
#82
Vorwerke "Mitte" und "Süd"

Hallo Axel,

danke für Deinen ausführlichen Beitrag.

Weil die beiden Vorwerke mit den Decknamen "Steinbruch-Verwertungs G.m.b.H., Betrieb Schiefer" in Lehesten, Thüringen, und "Steinbruch-Verwertungs G.m.b.H., Betrieb Schlier" in Redl-Zipf, Oberösterreich (damals Oberdonau) sehr ähnliche Strukturen hatten, interessieren wir von der "ARGE Schlier" uns seit langem natürlich auch sehr über alle Details von Lehesten inklusive KZ Laura. Seriöse Beiträge sind uns sehr willkommen.

Zur Info: Beide Betriebe erzeugten in weitestgehender U-Verlagerung flüssigen Sauerstoff (und als "Abfallprodukt" flüssigen Stickstoff) und testeten A4-Brennkammern.

Wir freuen uns über jeden Kontakt zu Lehesten.

Beste Grüße

Clark
ARGE Schlier
 
A

ARGE SCHLIER

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#83
Zeitungsbericht über die Tätigkeiten der ARGE Schlier

http://www2.nachrichten.at/regional/salzkammergut/755680

Arge Schlier stößt mit Ausstellungen
auf großes Interesse an Geschichte


ZIPF. Größer als angenommen waren die Auswirkungen des NS-Rüstungsbetriebs Schlier auf die Bevölkerung von Zipf und Umgebung. Das stellte sich bei den Ausstellungen der Arge Schlier in den Hauptschulen von Neukirchen und Frankenburg heraus.


Von den menschenverachtenden Vorgängen im Zuge der NS-Rüstungspolitik zwischen 1943 und 1945 zeigten sich viele junge Menschen betroffen. Ältere Mitbürger berichteten von ihren Erlebnissen mit dem Bau der Raketentriebwerkstestanlage. Einige schilderten, wie sie die Lebens- und Arbeitsbedingungen der KZ-Häftlinge miterlebten.

Die umfassende und wissenschaftlich präzise Dokumentation dieses dunkelsten Abschnitts unserer Geschichte ist die Hauptaufgabe der Arge Schlier. Zeitzeugenberichte, Relikte, Fotos oder Dokumente aus dieser Zeit werden unter arge@schlier.at entgegengenommen.

Neben der Erhaltung und dem geordneten Zugang der Bunker- und Stollenanlagen in Zipf sind Information und Bewusstseinsbildung die Hauptziele der Arge. Die Arbeit der Arge Schlier (www.schlier.at) dient zur Mahnung und zu einem würdigen Gedenken der Opfer der NS-Herrschaft.



vom 18.11.2008
 
A

ARGE SCHLIER

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#84
ARGE Schlier - Reise zu einer Zeitzeugin nach Innsbruck - Umweg über Kramsach

Hallo Zusammen!

Heute haben zwei Mitglieder der ARGE Schlier in Innsbruck eine 1927 geborene Zeitzeugin besucht. Sie war im "Betrieb Schlier" Sekretärin des letzten technischen Leiters Dipl. Ing. Weidner. Weiters war sie bei der "Steibruchs- verwertungs GesmbH Schlier" nach dem Krieg rund zwei Jahre beschäftigt.

Sie hatte hoch interessante Informationen für uns, die wir für unsere Arbeit sehr gut verwenden können und in den nächsten Wochen auswerten und zuordnen werden.

Auf dem Weg nach Innsbruck haben wir auch in Kramsach den angeblich "einzig noch erhaltenen Prüfstand Europas" (laut der Internetseite tirospace.4050.org) besucht, der jedoch erstens die Sonderausstellung zum Aggregat 4 nicht mehr beheimatet und weiters die letzten Reste des Prüfstandes, ein Sehschlitz, Spuren wo die Gleise verlegt waren und Fundamentreste konnten aufgrund der Arbeiten in dem dort bestehenden Wirtschaftsbetriebes nicht besichtigt werden. Jedoch auf einem Lagerplatz haben wir doch noch einen Teil einer V-2 bzw. eines Aggregats 4 gefunden, einen Treibstofftank. (Anbei ein Bild) Auf jeden Fall haben wir unsere Kontaktdaten hinterlassen und sind schon gespannt, ob sich jemand von Dort bei uns meldet. Wir würden uns freuen.
 

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