Allgemeines zu den Munitionslagern des ÖBH

#1
Das Bundesheer betreibt ja mit der Heeresmuntionsanstalt Buchberg eine Untertageanlage zur Mun-Lagerung, und hatte auch einen Stollen in Perneck (bei Bad Ischl).
Wie kann man sich diese Anlagen vorstellen? Größe, Ausdehung usw.?
Sind das Stollen, in die man zb. mit einem LKW einfahren kann (Bahnanschluss wäre zu schön :), oder Schächte?
Ich stell mir solche Anlagen immer wie die Komplexlager in der ehem. DDR vor, nur kann ich mir schwerlich vorstellen das wir in Österreich solch (große) Untertageanlagen haben (ausser denen die schon seit Mitte der 1940-Jahre bestehen :D)
Sonst kennt man ja nur die obertägigen Anlagen wie Stadl-Paura, Lofer usw.
In beiden oben genannten Fällen handelt es sich ja um ehem. Bergbauanlagen, soweit ich das jetzt herausfinden konnte.
Vielleicht weiss ja jemand näheres, sollte es sich aber zusehr um mil. Geheimnisse handeln - einfach löschen.
 

josef

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#2
Mun-Lager ÖBH

Durch die laufende Redimensionierung der Streitkräfte auf Grund der geänderten Bedrohungsszenarien wurden und werden jede Menge Mun-Lager aufgegeben! Von den von dir angesprochenen Orten dürfte Perneck bei Bad Ischl auch zu den Schließungskanditaten gehören. Buchberg wird noch weiterbetrieben. Beide Anlagen waren ursprünglich Bergbaubetriebe und wurden zur Mun-Lagerung adaptiert. Bahnanschluss ist in beiden Fällen wegen der Höhenlage/Niveauunterschied gegenüber den in einiger Entfernung vorbeiführenden Strecken nicht möglich. Perneck liegt in einem Hochtal weit höher als die dort entlang der Traun führenden Salzkammergutstrecke und Buchberg ist hoch über der im Salzachtal verlaufenden Strecke.

Details zu den Anlagen sind/waren natürlich geheim und sind mir nicht bekannt. Jedenfalls "überlebt" von den neueren, in Zeiten der Raumverteidigung errichteten Lagerorten, neben Buchberg auch das Lager in Hieflau.

lg
josef
 
#3
Mun. Lager Buchberg

Hallo MG!

War in meiner Heereszeit (1995) einmal in Buchberg, - Geleitschutzgruppe für Mun. Transport.
Ich kann mich noch genau an einen vereisten Waldweg hinauf zum Mun Lager Buchberg erinnern. Die Pinzgauer sind uns einfach beim rauffahren schon weggerutscht weil kein Halt auf dem gefrorenen Serpentinen. ;-)
Also oben angekommen (k.A. welche Seehöhe), - alles umzäunt mit Drehlichtern an den Zäunen usw.., und 2 richtig böse Rottweiler ;-)

Also wir sind mit den LKW's einzeln in den Eingangsbereich des Stollens eingefahren, - dort waren soweit ich mich erinnern kann, - zwei Beladerampen, - also links und rechts.
Dort wurden die LKW's mit Staplern beladen, - von denen gabs mehrere, diese fuhren in die verschiedenen weiterführenden Stollen um die jeweil. Mun zu holen.

Im Eingangsbereich des Stollens (Halle) - konnte man bequem mit einem LKW wenden und wieder rausfahren.

Von der personellen Besetzung, - soweit ich mich erinnern kann, - war dort ein Wachtrupp+OvT, - 2-3 Staplerfahrer, + ca. 3-5 Mann von der Versorgungstruppe, die dort rund um die Uhr Dienst machten.

Wir holten damals etliches an R-Pak und MGrw. Mun, - für unser Reg. Scharfs. auf den Seetaler Alpen.
Erinnere mich noch als wäre es gestern gewesen, - alles "amerikanische" Munition.
Also Kisten.

Auf jeden Fall, - von der Grösse der Anlage ist diese zumindest von dem was ich gesehen habe, - nicht mit diesem deutschen Zentr. San Lager vergleichbar.

lg
Tom
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
#4
Danke Tom! Und auch an alle anderen.
Dachte mir schon das es nicht solche Lager sind wie sie zB. in Deutschland (oder der Schweiz) zu finden sind. Dafür ist unser BH auch zu klein, bzw. fehlts am nötigen Kleingeld.:D
Mich wundert sowieso das es sich das BH solche Anlagen noch leisten kann.
Der Betrieb einer solchen Anlage ist sicherlich um einiges teurer als zB. ein oberirdisches Lager, oder täusch ich mich da?

Josef: ist Hieflau auch eine unterirdische Anlage?

Perneck soll ja schon geschlossen sein, zumindest hat das BH sein Lager dort aufgelassen, soweit ich das jetzt herausfinden konnte.
 
#6
Ein Bunker der unterirdisch liegt ist

A: unauffälliger
B: leichter zu verteidigen
C: wirds die meisten Stollen schon gegeben haben
D: hast meist ziemlich konstantes Klima unter der Erde
 
#7
Josef du meinst sowas wie etwa hier: 35°00`37"N/106°29`23"W :D
Ist wahrscheinlich etwas größer wie Hieflau, aber so kann ichs mir vorstellen.
(Bring das google-earth Bild nicht ganz hin, deswegen die Koordinaten, und von Hieflau gibts auf google-earth ja leider auch nichts)

Hmmwv:
A:unauffälliger, stimm ich dir zu.
B:Mit dem verteidigen ist das glaub ich heutzutage so eine Sache. Die schmeissen dir eine Laser- oder GPS gelenkte Bombe in den Mundloch und dann brauchst du´s verteidigen auch nicht mehr, bzw. kommst du dann nicht mehr an Die Muni heran, das gilt natürlich für obertägige Anlagen umso mehr.
C+D: Müssen Stollen auch irgendwie adaptiert werden, das sie zur Lagerung solcher Güter geeignet sind, und auch nicht jeder Stollen oder Schacht eignet sich da, denke nur an Grubenwässer, die etwa hohe Luftfeuchtigkeit usw.
 

josef

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#8
Ein Bunker der unterirdisch liegt ist
A: unauffälliger
B: leichter zu verteidigen
C: wirds die meisten Stollen schon gegeben haben
D: hast meist ziemlich konstantes Klima unter der Erde
Bei Perneck und Buchberg wurden vorhandene, durch die Bergbautätigkeit geschaffene Hohlräume zur Mun-Lagerung adaptiert.

Bei den großflächigen Mun-Lagern wie Großmittel, Stadl Paura, Kaltwasser, Muraunberg, Kalsdorf, Gradnitz, Hieflau, Matzendorf-Hölles, Schiltenberg usw. sind bzw. waren die durch Fahrwege/Straßen verbundenen Lagerobjekte im Gelände verstreut angeordnet. Die Bauten sind bzw. waren von unterschiedlichster Bauart. Dafür waren verschiedenste Faktoren ausschlaggebend:

- Zeitpunkt der Errichtung, noch aus der K.u.k.-Monarchie stammend, ÖBH-1. Republik, Deutsche Wehrmacht und Nachkriegsbauten der Besatzungsmächte und ab 1955 ÖBH.

- Den entsprechenden Zeitepochen/Nutzern zugeordnete Vorschriften- und Gesetzeslage betreffend Lagerung von Munition und Sprengstoffen.

- Art der gelagerten Munition und Sprengstoffe.

- Typ und Aufgaben des Lagers mit spezifischen Besonderheiten der diversen Nutzer/Waffengattungen.

- usw.

Da gibt/gab es einfache Holzhütten (z.B. vor 40 Jahren noch am Tüpl Allentsteig und Hochfilzen), gemauerte bzw. betonierte Lagerhäuser, verschiedenste Typen von Betonbunkern mit Überdeckung, Lagerbunker in Berghänge eingebaut, unterirdische Lagerkavernen über Stollen erreichbar usw. !

Zwecks Tarnung sind die Objekte meist in Wäldern bzw, Waldstücken angesiedelt. Zum Punkt B: leichter zu verteidigen: Das sind/waren Lagerbunker und keine Kampfbunker!

lg
josef

-
 
#9
Hallo,

das folgende (ehemalige) Munitionslager liegt zwar nicht in Österreich (Ungarn), da es aber nicht einmal zehn Kilometer von unserer Staatsgrenze entfernt ist und die Anlage aus der Luft recht interessant aussieht und auch im Google Earth viele Fotos drinnen sind, stell ich es hier rein:

47°19'57.62"N/ 16°36'30.95"E

Quelle Bild: Google Earth


mfg,
gmirzi
 

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#10
Es gibt auch ein sehr interessantes Mun Lager östlich von Wien.

Angeblich war dies zu Zeiten des kalten Krieges das größte geheime Mun Lager der Russen in Europa.

Es befindet sich in Komarom/ Ungarn.

man kann es heute besichtigen, und man versteht erst die ungeheure Größe dort.
Die Schienen von den Munitionstransporten sind noch heute zu sehen,.

Kann ich nur empfehlen

Quelle:
Google maps / Google Earth

http://maps.google.de/maps?f=q&sour...5492,18.137784&spn=0.004682,0.011094&t=h&z=17

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josef

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#11
Es gibt auch ein sehr interessantes Mun Lager östlich von Wien.
Angeblich war dies zu Zeiten des kalten Krieges das größte geheime Mun Lager der Russen in Europa.
Es befindet sich in Komarom/ Ungarn.
Hier ein Textauszug aus der Homepage des Erhaltungsvereines der Festung:

Das Mun-Lager war in der Festung Monostor (Sandberg):
Am Ende des II. Weltkrieges wird die Festung von russischen Truppen in Anspruch genommen und funktionierte als Munitionslager weiter. In der Zeit von 1947 bis 1990 gab es hier ca. 4.000 Waggons Munition und Raketen auf einer Grundfläche von 30.000 m2 mit 640 kleineren und größeren Räumen.
Mehr unter http://german.fortmonostor.hu/A42de1f4081add.php

4.000 Waggons auf der relativ kleinen Fläche von 30.000m², wenn da etwas schief gegangen wäre, hätte es ordentlich BUMMM gemacht...

lg
josef
 
#14
Das Bundesheer betreibt ja mit der Heeresmuntionsanstalt Buchberg eine Untertageanlage zur Mun-Lagerung, und hatte auch einen Stollen in Perneck (bei Bad Ischl).
Wie kann man sich diese Anlagen vorstellen? Größe, Ausdehung usw.?
habe gerade ein bißchen geschaut. wenn man zB nach Grubenwehr googelt oder ähnlichen Begriffen findet man Bericht und auch Fotos aus dem "Bergwerk" bzw. dem Lager... und den Fotos nach sind es doch größere Anlagen wenn diese sogar eine eigene Grubenwehr brauchen... siehe zB auch www.hauptstelle.at, bergrettung.at, usw.
 

josef

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#16
Ehemaliges Mun-Lager Gois, Gemeinde Wals-Siezenheim:


Pyrotechnik-Großdepot: Erlaubnis nach 15 Jahren
Nach 15 Jahren Genehmigungsverfahren darf das ehemalige Bundesheer-Munitionslager in Gois (Flachgau) doch als Depot für bis zu 4.000 Tonnen Pyrotechnik genutzt werden. Das erlaubte die Bezirkshauptmannschaft am Dienstag.

Der Mondseer Pyrotechnikhändler Peter Schickl hatte das Areal im Jahr 2003 vom Bundesheer ersteigert. Jetzt kann er seine jahrelangen Pläne für ein Pyrotechnikdepot in dem ehemaligen Munitionslager endlich umsetzen. Selbst der Kaufpreis von 550.000 Euro für die Hälfte des 20 Hektar großen Geländes ist erst jetzt fällig. Die andere Hälfte muss er den Waldeigentümern ablösen. „Ich kann’s eigentlich noch gar nicht glauben“, sagte Schickl am Dienstag. „Es ist doch ein so lange Zeit, die wir drauf hingekämpft haben. Ich kann das noch gar nicht richtig fassen. Aber ich freue mich.“


ORF
Die ehemaligen Bundesheerbunker werden Lagerflächen für Feuerwerkskörper

Monsterverfahren eine „einmalige Angelegenheit“
Nach aufwändigen Prüfungen durch Sachverständige für Sicherheit, Gewerbe und Umweltschutz gab die Bezirkshauptmannschaft Salzburg-Umgebung am Dienstag grünes Licht - allerdings mit strengen Auflagen. Das 15 Jahre lange Verfahren „ist auch für mich eine einmalige Angelegenheit“, sagte Karin Gföllner von der Bezirkshauptmannschaft. „Das hängt sicher auch mit der Komplexität der Raumordnung, mit den langwierigen Umwidmungsverfahren, aber auch mit den Einreichunterlagen, die zur Beurteilung vorgelegen sind, die immer wieder ergänzt worden sind.“

Die Standortgemeinde Wals-Siezenheim erwirkte im Raumordnungsverfahren eine komplizierte Schichtenwidmung. Das heißt, dass das Pyrotechnik-Unternehmen nur die unterirdischen Bunker nutzen darf, die oberirdischen Gebäude dagegen nicht. Trotzdem lehnt die Gemeinde eine kommerzielle Nutzung im Landschaftsschutzgebiet abl: „Wir sind mit der ganzen Situation natürlich nicht glücklich“, sagt Bürgermeister Joachim Maislinger (ÖVP). „Ursprünglich wurde das seitens der Gemeinde im Umwidmungsverfahren einmal genehmigt. Aber es hat in der Gemeindevertretung ein Umdenken gegeben. Eigentlich wollten wir das da nicht mehr so haben.“


ORF
Das 20-Hektar-Areal liegt mitten in einem Naturschutzgebiet

Platz für 4.000 Tonnen Feuerwerkskörper
Für den nun offiziellen Eigentümer Peter Schickl sind die alten Heeresbunker der ideale Ort, um hier bis zu 4.000 Tonnen Feuerwerkskörper zu lagern: „In ganz Österreich gibt es kein Areal mit dieser Lage, in dieser Abgeschiedenheit. Da hier rundherum Naturschutz ist, darf niemand herbauen. Genau das ist das Wichtigste.“

Pyrotechnikdepot: „Ja“ nach 15 Jahren
Nach 15 Jahren Verfahren wurde das Pyrotechnikdepot in Gois jetzt doch genehmigt - gegen den Willen der Gemeinde Wals-Siezenheim.

Beschwerden gegen den positiven Bescheid können zwar noch eingebracht werden. Aber Peter Schickl geht davon aus, dass er sein Firmenschild, das er vor Jahren wieder abmontieren musste, nun fix anbringen kann.

Links:
Publiziert am 30.05.2018
http://salzburg.orf.at/news/stories/2915829/
 

Bergwacht9902

Well-Known Member
#17
Was ist denn daraus geworden?
Konnte der neue Eigentümer dort seine Feuerwerkskörper unterbringen?
Weiß jemand wie große dieser geschütze Raum ist?
Was ist aus dem Resten der Anlage geworden?
 

josef

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#18
Im "Truppendienst" gefunden - Veröffentlichungsdatum: 15.02.2023

Munitionsbeschaffung für die Raumverteidigung
CHRISTIAN ENZ

1707071724552.png
Die Truppen des Bundesheeres wurden während des Kalten Krieges in Schlüssel- und Raumsicherungszonen eingesetzt: Das Landwehrstammregiment 11 (LWSR 11) war für den Einsatz in der Brucker Pforte vorgesehen. Dieser Raum zwischen dem Leithagebirge und der Donau wurde als Hauptstoßrichtung der Truppen des Warschauer Paktes vermutet und galt im Rahmen der militärischen Beurteilung als eine potenzielle Drehscheibe.
Der Einsatz gegen den zu erwartenden Ein- bzw. Durchmarsch von Truppen des Warschauer Paktes mit Hauptstoßrichtung Wien und weiter Richtung Deutschland war im LWSR 11 die Richtschnur des Denkens und Handelns im täglichen Dienstbetrieb, in der Ausbildung und in den Einsatzvorbereitungen. Szenarien, wie sie heute in den militärstrategischen Konzepten zu finden sind, waren damals zum größten Teil nicht vorhanden bzw. noch unbekannt (wie Cyberwar oder hybride Kräfte).

Brucker Pforte
Die Brucker Pforte hat eine lange Geschichte. Bekannt sind die Kuruzzenschanzen, die bis auf die Zeit der Türkenkriege und Kuruzzenaufstände (Anfang des 18. Jahrhunderts; Anm.) zurückgehen. Entlang der Linien des Kuruzzenwalles – zwischen Petronell und Bruckneudorf – wurden nach dem Ungarnaufstand 1956 Bunkeranlagen errichtet, die ab 1964 als der „Schleinzer-Wall“ (benannt nach dem ehemaligen Bundesminister für Landesverteidigung Dr. Karl Schleinzer) in die Geschichte eingingen. Es war kein Wall im wörtlichen Sinne, sondern ein System von Sperren und Geländeverstärkungen (z. B. Panzergräben), deren Rückgrat die Festen Anlagen darstellten. Zwischen Neusiedl am See und Petronell ist die Kuruzzenschanze noch heute in Resten sichtbar und ist vor allem auf Luft- bzw. Satellitenaufnahmen erkennbar. Die Region war der Haupteinsatzraum der Verbände, die in den 1980er-Jahren dem LWSR 11 in Friedenszeiten und dem Landwehrregiment 11 (LWR 11) im Fall der Mobilmachung zugeordnet waren.

Sämtliche Straßen und Eisenbahnlinien der Brucker Pforte (z. B. die Ostbahn) waren mit Sprengschächten, Stecksperren oder Panzerigelsperren zur Aktivierung vorbereitet. Auch die Ostautobahn (A4) bekam nach dem Bau im Bereich des heutigen Autobahnknotens Bruck Panzerigel zum Sperren zugeteilt. In der Brucker Pforte errichtete das Bundesheer noch bis zum Ende der 1980er-Jahre Feste Anlagen.

1707071876762.png

Munitionsausstattung
Das Landwehrstammregiment 11 war etwa 13 Kilometer von der ungarischen Grenze und dem Eisernen Vorhang entfernt eingesetzt. In der Neusiedler Berger-Kaserne wurden in dieser Zeit primär Soldaten für die Raumverteidigung (Sperrjäger und Pioniere) ausgebildet, die danach für eine Mob-Verwendung bei einer Mobilmachung beordert wurden. Diese Regimenter benötigten für die Ausbildung im Frieden und auch für den Einsatz ausreichend Munition. Diese gliederte sich in die Munitionserstausstattung (MunEA), in die damals noch existierende Munitionssperrausstattung (MunSpA) und in die MunEA für Feste Anlagen (MunEA/FAn).

Die Festen Anlagen waren anfänglich stets mit Munition bestückt, doch nach Einbruchsversuchen wurde davon Abstand genommen. Die Munition wurde fortan aus Sicherheitsgründen in den Munitionslagern gebunkert.

Zur Zeit der Raumverteidigungsdoktrin galt die bedingungslose Regel, dass für alle Waffen des Bundesheeres die entsprechende Munition für den Einsatz zu bevorraten ist – egal ob diese Waffe dem Aktiv-, dem Miliz- oder dem Reservepersonal zugeordnet war. Nur so konnte im Mobilmachungsfall die Einsatzbereitschaft sichergestellt werden.



Waffen und Munition
Die Waffen und die Munition der ehemaligen Sperrverbände in der Brucker Pforte umfassten:
  • die Pistole 80 (P 80);
  • die Maschinenpistole 41 (MP 41);
  • die Sturmgewehre 58 und 77 (StG 58 und StG 77);
  • die Maschinengewehre MG 42, MG 74, MG A4;
  • das überschwere Maschinengewehr;
  • die Granatwerfer mit den Kalibern 81 mm, 107 mm und 120 mm;
  • Geschütze wie die 85-mm-Panzerabwerkanone 52 (PAK);
  • die 106-mm-rückstoßfreie Panzerabwehrkanone (rPAK);
  • den Panzerturm des M-47 „Patton“ mit der 90-mm-Panzerkanone (PzK) M36;
  • die umgerohrten Panzertürme der „Charioteer“ auf Kaliber 105 mm mit der PzK L7A1;
  • den Panzerturm „Centurion“ mit der 105-mm PzK L7A1;
  • Artilleriegeschütze wie die 105-mm-leichte Feldhaubitze 18/40.
Den größten Anteil hatte die Munitionssperrausstattung mit den Spreng- und Zündmitteln, den Panzerminen für die Vorbereitung der Minenfelder sowie den Steck- und Sprengsperren für Straßen und Eisenbahnen. Beispielsweise wurden über 23.000 Stück Panzerminen (PzMi 75) auf Stapeln gelagert, damit diese im Anlassfall durch zwei Pionierkompanien händisch verlegt werden konnten.

Munitionsoffizier
Das Munitionswesen erforderte die Ausbildung von Munitionsoffizieren an der Militärakademie in Wiener Neustadt. In den höheren Kommanden (wie den Korpskommanden) war im Versorgungsbereich ein Referat Munition mit einem Munitionsoffizier vorhanden. Nicht zuletzt gab es im Bundesheer einen eigenen Munitionsinspektor für diesen Fachbereich, der alle Verbände und Munitionslager auf die Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen für die Lagerung und die Einsatzvorbereitung überprüfte.

In der Entwicklung von Munition gab es gemeinsame Projekte des Bundesheeres mit der in Österreich zu dieser Zeit noch vorhandenen Rüstungsindustrie, um die Munitionsarten auf die Bedürfnisse des Bundesheeres abzustimmen. So wurden Artilleriegranaten, elektronische Panzerminen und Sprengmittel gemeinsam entwickelt und schließlich auch beschafft.

Munitionslager
Die Absicht der militärischen Führung, „garnisonsnahe“ Munitionslager zu haben, wurde noch bis in die 1990er-Jahre strikt verfolgt. So wurde die zugeordnete Munition in das nächstgelegene Munitionslager gebracht und für den Einsatz bis auf den letzten Schuss eingeplant. Die meisten Garnisonen waren weniger als 50 Kilometer vom nächsten Munitionslager entfernt. Die zentralen Munitionslager im Bundesgebiet (z. B. Hieflau) für die Aufnahme großer Bestände – sowohl in oberirdischen als auch unterirdischen Lagern – waren in den 1980er-Jahren errichtet worden. Garnisonsnahe Lager wurden noch bis 1991 errichtet bzw. ausgebaut (Munitionslager Bruckneudorf, 1988, und Zwölfaxing, 1991). Die Planungen für weitere zentrale Lager wie Niederösterreich Süd waren schon weit fortgeschritten. Mit Ausnahme von Vorarlberg gab es in jedem Bundesland militärische Munitionslager.

Aufgrund der Vielzahl an Waffensystemen im Bundesheer und der unterschiedlichen Kaliber und Munitionsarten war eine munitionsspezifische Ausbildung notwendig. Daher wurde damals an der Heeresversorgungsschule ein eigenes Schulungszentrum für Munition auf dem Gelände der Heeresmunitionsanstalt Großmittel errichtet. In der Ausbildung zum „Fachkundigen Munitionspersonal“ wurden die Teilnehmer über alle Munitionsarten des Bundesheeres unterrichtet. Mit der Verwendung von Kampfmittelbeseitigern in den Auslandseinsätzen begann auch die Ausbildung an Munition fremder Armeen.

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Ende der Landwehrstammregimenter
Nach der Auflösung des Warschauer Paktes 1991 richtete sich das Bundesheer neu aus. Die Landwehrstammregimenter wurden aufgelöst und 1994 als Jägerregimenter neu aufgestellt. Das LWSR 11 wurde in das JgR 11 transformiert. Es war nun nicht mehr für einen ortsfesten Bereich der Raumverteidigung zuständig. Die Ausbildung musste sich komplett ändern – von einer stationären Verteidigung zu einer beweglichen Kampfführung. Die Großübungen fanden nicht mehr im bisherigen Einsatzbereich, sondern in größeren Verbandsübungen in anderen Bundesländern statt. Die Munition der Sperrtruppe wurde abgeliefert. Neue und andere Waffen, wie die 20-mm-Fliegerabwehrkanone (FlAK) und die Panzerabwehrlenkwaffe 2000 (PAL 2000) „BILL“ (Bofors Infantry Light and Lethal), wurden eingeführt.

Auflösung der Munitionslager
Die Munitionslager Pinkafeld, Totenhauer (Mistelbach), Langenlebarn, Hölles, Gollarn, Zwölfaxing, Hörsching, Ebelsberg, Perneck, Gois, Lofer, Kalsdorf, Kaltwasser, Gradnitz und Muraunberg wurden zu unterschiedlichen Zeitpunkten geräumt und geschlossen. Ein Verkauf derselben konnte nur zum Teil erfolgen. Teilweise erfolgt auch eine militärische Nachnutzung.

Heute stellen nur mehr die Munitionslager Bruckneudorf, Großmittel, Edelbach, Stadl-Paura, Buchberg, Innsbruck, Zeltweg und Hieflau (mit ihren ober- und unterirdischen Lagerräumlichkeiten; Anm.) die Munitionsversorgung des Bundesheeres sicher. Zum Teil werden sie entgegen ihrem vorgesehenen Zweck für die Lagerung von Waffen, Großgerät und medizinischen Produkten verwendet. Das Munitionslager Hölles wird – nach einer mehrjährigen Abtretung an das Bundesministerium für Inneres (BMI) – vom Entminungsdienst (EMD) betrieben. Das Munitionslager Perneck fand noch eine Zeit lang Nutzung als Attrappenlager. In Kärnten und der südlichen Steiermark existiert kein Munitionslager mehr, obwohl dort derzeit zwei Jägerbataillone, ein Stabsbataillon, ein Pionierbataillon, ein Aufklärungs- und Artilleriebataillon, ein Versorgungsregiment und ein Führungsunterstützungsbataillon sowie die unmittelbaren Teile von zwei Militärkommanden disloziert sind.



Munitionsvernichtung spart Lagerraum
Nach 2010 wurden weitere Munitionsarten entsorgt, die heute noch zu gebrauchen wären. Die Trichterladung 70 (über 18.000 Stk.) wurde teilweise entsorgt, ebenso große Teile der Richtsplitterladung leicht (über 37.000 Stk.) und vor allem die mechanischen Panzerminen 75 (PzMi75, über 135.000 Stk.). Die mechanische Panzermine 75, die Trichterladung und die Richtsplitterladung hätten aus technischer Sicht keine Einschränkungen in ihrer Lebensdauer gehabt und könnten noch verwendet werden. Aus der damaligen Beurteilung und Situation in Europa wurde aber beschlossen, dass das Bundesheer nur eine kleine Anzahl an Panzerminen benötigt. Anstatt diese für die Sprengausbildung und als Sprengladungen zumindest teilweise weiterzuverwenden, wurden, mit der Absicht „Lagerraum frei zu machen“, auch diese Bestände der Vernichtung zugeführt.

Da zahlreiche Waffensysteme des Bundesheeres ausgeschieden wurden, mussten weitere Munitionsbestände im Bundesheer vernichtet werden. Darunter fielen
  • das System 85-mm-Panzerkanone 52 (PAK 52),
  • die 40-mm-FlAK,
  • die 105-mm-leichte Feldhaubitze M2 (lFH M2),
  • der 128-mm-Rakenwerfer (RakW) und
  • das 74-mm-Panzerabwehrrohr 70 (PAR 70).
Die Bestände der 20-mm-FlAK und 20-mm-Maschinenkanone 66 (MK66) wurden ordnungsgemäß in Fachbetrieben entsorgt oder verkauft. Die Bestände der Munition für die 105-mm-Panzerkanone M-68 (PzK M-68) und Panzerkanone L7A1 (PzK L7A1) wurden zusammen mit dem Kampfpanzer M-60A3 (KPz M-60A3) an Ägypten verkauft. Die elektronische Panzermine 88 (PzMi 88) hat nach anfänglicher Reduktion der Bestände mittlerweile ihr Lebensdauerende erreicht und wird bis zum Null-Bestand weiter delaboriert.

Bei der Schließung von Munitionslagern ist der gesetzlich festgelegte Gefährdungsbereich aufzulassen. Das bedeutet, dass die geschlossenen Lager auch in Zukunft nicht mehr als Munitionslager verwendet und reaktiviert werden können. Eine Wiedererrichtung eines Gefährdungsbereiches ist heute mit vielen Auflagen verbunden.


VERSCHIESSEN DER 12,7-MM-EINSCHIESSPATRONE MIT DER 85-MM-PANZERABWEHRKANONE 52.
(FOTO: BUNDESHEER)

Keine Munition für eine Mobilmachung
Zur Zeit der Raumverteidigung wurde für jede physisch vorhandene Waffe im Bundesheer die entsprechende Menge an Munition gebunkert. Die derzeitige Regelung legt fest, dass nur mehr beschränkt Munition für In- und Auslandsaufgaben mit einer vordefinierten Anzahl an Waffen und Systemen (etwa einer gemischt-verstärkten Brigade) und der erforderlichen Ausbildungsmunition für etwa zwei Jahre sowie einer Reserve (20 Prozent) zu bevorraten sind. Dies verminderte das Lagervolumen erheblich. Mit diesen Mengen sind Einsätze im vordefinierten Ausmaß möglich, eine Mobilmachung aller Kräfte führt jedoch zum Munitionsmangel.

Dafür wurde die Lagerhaltung digitalisiert und die Applikation LOGIS/MatV/Mun löste die Karteikarten ab. Das elektronische Munitionsverwaltungssystem bietet genaue Daten der Bestände – mit Losnummern, Sperren, Verwendungszweck und Lagerort – aller Truppenkörper des Bundesheeres. Damit kann die Munition schneller und zielgerichteter verschoben werden. Dennoch ist nicht ausreichend Erstausstattungsmunition für alle Waffen des Bundheeres vorhanden. Im Jahr 2022 zeigt sich: Munition kann nicht bei Bedarf à la minute gekauft und geliefert werden.

Die Munition ist von allen militärischen Mengenversorgungsgütern das wichtigste Versorgungsgut, um in Konflikten den Auftrag erfüllen zu können. Ohne gebunkerte Munition in ausreichender Menge wird die militärische Landesverteidigung eine Herausforderung.



Vizeleutnant Christian Enz; Sachbearbeiter Munitionsbeschaffung in der Abteilung Waffensystme und Munition.
https://www.truppendienst.com/theme...unitionsbeschaffung-fuer-die-raumverteidigung
 
#19
Sehr schöner Bericht,
sicher mal interessant welche Mengen an Material heute noch aktiv in den Munitionslagern gelagert wird, und wie lange es wirklich im Verteidigungsfall reicht.
 
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