Amrum: Jahrtausendealte Fundstätte im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer

josef

Administrator
Mitarbeiter
#1
INSEL AMRUM
Norddeutscher Grabhügel ist älter als bisher gedacht
Jahrtausendealte Fundstätte im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer wird im Zuge eines Bauvorhabens zerstört

Die Insel Amrum, aus der Luft aufgenommen.
Foto: RaBoe/Wikipedia

Die Nordfriesische Insel Amrum südlich von Sylt liegt im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. Ohne den Kniepsand, einer großen und extrem langsam wandernden Sandbank, beträgt die Fläche von Amrum nur rund zehn Quadratkilometer. Ihre Besiedelungsgeschichte reicht bis weit in die Jungsteinzeit zurück, wovon unter anderem zahlreiche Hünengräber und Grabhügel zeugen.

Im Zuge eines geplanten Bauvorhabens wird nun eines dieser Gräber freigelegt. Der Grabhügel in Norddorf mit dem friesischen Eigennamen "Naierhuuch" war bereits seit kurz nach Ostern von einem Team um die Archäologin Janna Kordowksi vom Archäologischen Landesamt Schleswig-Holstein genauer untersucht worden. Im Laufe des Mai sollen die Grabung abgeschlossen werden.

Ungewöhnlich gut erhalten
Der Grabhügel gilt als außerordentlich gut erhalten. So sei er in der Mitte noch weitgehend komplett, mit Steinkreis und mehreren Grabkammern. "Das haben wir sonst in der Regel nicht mehr", sagt Kordowksi. Bisher seien drei Bauphasen identifiziert worden. Da in der Baulücke im Ort jetzt gebaut werden soll und das Denkmal dadurch zerstört werden würde, graben die Forscher den Grabhügel nun vollständig aus.


Die Überreste des Grabhügels liegen in einer Baulücke. Da diese nun geschlossen werden soll und das Denkmal dadurch zerstört wird, graben die Archäologen den Fundstätte nun vollständig aus.
Foto: Archäologisches Landesamt Schleswig-Holstein

Die älteste Bauphase könnte nach Ansicht der Archäologen sogar älter sein als zunächst gedacht. Bislang ging man davon aus, dass das zentrale Grab aus einer Steinkonstruktion in der älteren Bronzezeit um 1500 vor unserer Zeitrechnung angelegt wurde. "Das älteste Grab stammt aber wahrscheinlich noch aus der Jungsteinzeit", sagte Kordowski. Darauf deuten Funde wie Reste einer Keramik sowie eine Sichelklinge und Bruchstücke aus Flint (Feuerstein) hin.

Wann kamen die großen Dünenfelder?
Naturwissenschaftliche Untersuchungen sollen die Ausgrabungsergebnisse ergänzen, um unter anderem auch eine genauere Datierung der einzelnen Bauphasen zu ermöglichen. Möglicherweise finden sich dabei auch Antworten auf die Frage, wann sich die großen Dünenfelder auf Amrum gebildet haben. Die Rodungen der vorgeschichtlichen Ackerbauern könnten dazu beigetragen haben.

Eigentlich hatte es lange Zeit geheißen, der Hügel sei bereits 1912/13 abgetragen worden, insbesondere am östlichen Rand beim Bau des benachbarten Hauses. Nun aber hatte sich gezeigt, dass die Lage im Ortsbereich durchaus zur guten Erhaltung des Grabhügels beigetragen hat. Viele anderer Gräber dieser Art in Schleswig-Holstein, die auf landwirtschaftlichen Flächen liegen, sind durch das fortlaufende Überpflügen stark beschädigt oder gänzlich zerstört worden.
(red, 30.4.2021)

Link
Amrum News: Wertvolles Puzzleteil der Amrumer Geschichte

Norddeutscher Grabhügel ist älter als bisher gedacht
 
Oben