NÖN - Ausgabe Wiener Neustadt:
"Wr. Neustadt war ein Ruinenfeld“
Schon im April 1945 besetzten Russen die Stadt. Am 9. Mai gab es eine Befreiungsfeier.
Von Kristina Veraszto. Erstellt am 06. Mai 2020
Anfang Mai 1945 fielen auf Wiener Neustadts Straßen wieder Schüsse. Das laute Knallen, das die Bürger in Angst versetzte, war aber kein Gefecht. Es verkündete das Kriegsende in Europa. In den noch bestehenden Kirchen läuteten kurze Zeit später die Glocken: Der lang ersehnte Frieden kehrte endlich ein.
Als die deutsche Wehrmacht am 8. Mai 1945 bedingungslos kapitulierte, war der Krieg in Wiener Neustadt längst vorbei. Weit mehr als 56.000 Bomben und 29 Luftangriffe ließen die Stadt als Trümmerhaufen zurück. Rund die Hälfte aller Häuser waren unbewohnbar. Von einst 45.000 Einwohnern waren nur rund 900 in der Stadt geblieben. Sie versteckten sich in Bunkern und Luftschutzkellern.
Bereits am frühen Nachmittag des 2. Aprils besetzte die Rote Armee das Gebiet. Einen Tag später wurde der Arbeiter Rudolf Wehrl vom Stadtkommandant der Sowjettruppen, Major Sutskow, zum Bürgermeister von Wiener Neustadt erklärt. Und es war auch Wehrl, der am 9. Mai gemeinsam mit seinen drei Vizebürgermeistern Karl Miksch (SPÖ), Hans Goldschmidt (ÖVP) und Karl Hofer (KPÖ) zu einer Befreiungsfeier auf den Hauptplatz lud. Die Wiener Neustädter zelebrierten die befohlene Einstellung aller Kampfhandlungen. Bis zu diesem Tag waren rund 3.000 geflohene Bürger zurückgekehrt. Doch die schwere Situation in Wiener Neustadt normalisierte sich nur sehr langsam. Die Lebensmittel waren knapp. Viele, die in den folgenden Monaten zurückkamen, standen vor zerbombten und geplünderten Wohnungen.
„Wiener Neustadt war ein Ruinenfeld“
SPÖ-Gemeinderat a.D. Josef Rosecker kann sich noch an die Zeit erinnern: Er kam im Juni/Juli 1945 mit seinen Eltern wieder nach Wiener Neustadt. „Wiener Neustadt war ein Ruinenfeld“, erzählt er im NÖN-Gespräch. Auch seine Familie konnte nicht mehr in die Wohnung zurück, die sie am Schlachthof gehabt hatten. 1943 war das Gebäude von einer Bombe getroffen worden. Rosecker musste mit seinen Eltern flüchten, wurde nach Rohr im Gebirge evakuiert und von dort aus ging es dann in den Westen nach Scheibbsbach. „Dort haben wir auf einem Bauernhof gelebt“, erzählt Rosecker.
Die Flucht vor den Bomben konnte er als Kind kaum begreifen. Nach der Rückkehr zog er bei seiner Tante ein. Die ganze Familie samt Großeltern wohnten beengt in zwei Räumen. Ab dem September 1945 besuchte Rosecker die einzige intakte Volksschule in der Herzog Leopold-Straße. Die Ruinen, die er auf seinem Schulweg sah, sind ihm bis heute in Erinnerung geblieben.
Doch die tausend Tonnen an Schutt in der Stadt konnten dank des freiwilligen Einsatzes der Bevölkerung weggeräumt werden: Als Österreich 1955 durch den Staatsvertrag seine Freiheit wiedererlangte und die Alliierten das Land verließen, war in Wiener Neustadt der Wiederaufbau weitgehend abgeschlossen.
"Wr. Neustadt war ein Ruinenfeld“
"Wr. Neustadt war ein Ruinenfeld“
Schon im April 1945 besetzten Russen die Stadt. Am 9. Mai gab es eine Befreiungsfeier.
Von Kristina Veraszto. Erstellt am 06. Mai 2020
Anfang Mai 1945 fielen auf Wiener Neustadts Straßen wieder Schüsse. Das laute Knallen, das die Bürger in Angst versetzte, war aber kein Gefecht. Es verkündete das Kriegsende in Europa. In den noch bestehenden Kirchen läuteten kurze Zeit später die Glocken: Der lang ersehnte Frieden kehrte endlich ein.
Als die deutsche Wehrmacht am 8. Mai 1945 bedingungslos kapitulierte, war der Krieg in Wiener Neustadt längst vorbei. Weit mehr als 56.000 Bomben und 29 Luftangriffe ließen die Stadt als Trümmerhaufen zurück. Rund die Hälfte aller Häuser waren unbewohnbar. Von einst 45.000 Einwohnern waren nur rund 900 in der Stadt geblieben. Sie versteckten sich in Bunkern und Luftschutzkellern.
Bereits am frühen Nachmittag des 2. Aprils besetzte die Rote Armee das Gebiet. Einen Tag später wurde der Arbeiter Rudolf Wehrl vom Stadtkommandant der Sowjettruppen, Major Sutskow, zum Bürgermeister von Wiener Neustadt erklärt. Und es war auch Wehrl, der am 9. Mai gemeinsam mit seinen drei Vizebürgermeistern Karl Miksch (SPÖ), Hans Goldschmidt (ÖVP) und Karl Hofer (KPÖ) zu einer Befreiungsfeier auf den Hauptplatz lud. Die Wiener Neustädter zelebrierten die befohlene Einstellung aller Kampfhandlungen. Bis zu diesem Tag waren rund 3.000 geflohene Bürger zurückgekehrt. Doch die schwere Situation in Wiener Neustadt normalisierte sich nur sehr langsam. Die Lebensmittel waren knapp. Viele, die in den folgenden Monaten zurückkamen, standen vor zerbombten und geplünderten Wohnungen.
„Wiener Neustadt war ein Ruinenfeld“
SPÖ-Gemeinderat a.D. Josef Rosecker kann sich noch an die Zeit erinnern: Er kam im Juni/Juli 1945 mit seinen Eltern wieder nach Wiener Neustadt. „Wiener Neustadt war ein Ruinenfeld“, erzählt er im NÖN-Gespräch. Auch seine Familie konnte nicht mehr in die Wohnung zurück, die sie am Schlachthof gehabt hatten. 1943 war das Gebäude von einer Bombe getroffen worden. Rosecker musste mit seinen Eltern flüchten, wurde nach Rohr im Gebirge evakuiert und von dort aus ging es dann in den Westen nach Scheibbsbach. „Dort haben wir auf einem Bauernhof gelebt“, erzählt Rosecker.
Die Flucht vor den Bomben konnte er als Kind kaum begreifen. Nach der Rückkehr zog er bei seiner Tante ein. Die ganze Familie samt Großeltern wohnten beengt in zwei Räumen. Ab dem September 1945 besuchte Rosecker die einzige intakte Volksschule in der Herzog Leopold-Straße. Die Ruinen, die er auf seinem Schulweg sah, sind ihm bis heute in Erinnerung geblieben.
Doch die tausend Tonnen an Schutt in der Stadt konnten dank des freiwilligen Einsatzes der Bevölkerung weggeräumt werden: Als Österreich 1955 durch den Staatsvertrag seine Freiheit wiedererlangte und die Alliierten das Land verließen, war in Wiener Neustadt der Wiederaufbau weitgehend abgeschlossen.