Auch die US-Airforce testete erfolgrech eine Hyperschallwaffe

josef

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Hyperschallwaffe der US-Air-Force bestand ersten Stresstest
Während die Welt auf den Krieg in der Ukraine schaut, hat die US-Air-Force erfolgreich einen Testflug einer Hyperschallwaffe durchgeführt. Das gaben die Air Force, die Forschungsagentur DARPA und die Hersteller Raytheon und Northrop Grumman bekannt.

Die ersten beiden Probeflüge des Hyperschallmarschflugkörpers dienten vor allem der Erhebung erster Daten. Nun folgte bereits ein Stresstest, um die Belastungsgrenze des Flugvehikels zu ermitteln. Bei der Air Force ist man unterdessen noch unschlüssig, wie diese neue Waffengattung in die strategischen Konzepte zu integrieren ist.

Mit Mach 5 und mehr bretterte das Geschoß in einer heißen Plasmawolke 700 Kilometer weit durch die Stratosphäre und musste dabei noch Manöver fliegen

Während die Welt auf den Krieg in der Ukraine schaut, hat die U.S. Air Force erfolgreich einen Testflug einer Hyperschall-Waffe durchgeführt. Das haben die Air Force, die Forschungsagentur DARPA und die Hersteller Raytheon und Northrop Grumman bekanntgegeben.

Die ersten beiden Probeflüge des Hyperschall-Marschflugkörpers dienten vor allem der Erhebung erster Daten. Nun folgte bereits ein Stresstest, um die Belastungsgrenze des Flugvehikels zu ermitteln. Bei der Air Force ist man indes noch unschlüssig, wie diese neue Waffengattung in die strategischen Konzepte zu integrieren ist.


DARPA Hawc
Fast nicht zu sehen ist in dieser Darstellung des Hypersonic Air-breathing Weapon Concept (HAWC) genannten Flugkörpers der DARPA mit dem Codenamen „AGM-183A“ ein essentielles Element, nämlich der Lufteinlass für die Scramjet-Turbine dahinter, die ja mit hochverdichteter Luft funktioniert. Der Einlass ist unten am Vehikel hinter den ersten Stummelflügeln.

Zwei Konsortien im Wettbewerb
Der erste Testversuch musste Ende April 2021 abgebrochen werden, der nächste war daraufhin nicht mehr angekündigt worden. Erst gegen Ende des Vorjahrs war es dann so weit.

Dieser Stresstest hat bereits Anfang Juli stattgefunden, wurde aber erst Wochen später bekanntgegeben. Die USA wollen einerseits Russland keinen Anlass für eine Propagandaoffensive liefern, andererseits sollte damit auch eine weitere Blamage vermieden werden. Im Vorfeld waren angekündigte Tests verschoben worden, der erste Probeflug im April 2021 musste noch abgebrochen werden, denn der Ausklinkmechanismus hatte versagt. Zwei weitere Versuche ab dem Herbst 2021 waren dann erfolgreich und nun hat auch der erste Stresstest funktioniert. Am Zug war diesmal das Konsortium Raytheon und Northrop Grumman, erstere konstruieren das Flugvehikel, in dem der Scramjet-Antrieb von Northrop Grumman verbaut wird.

Das zweite Konsortium, nämlich Lockheed Martin und Aerojet Rocketdyne hat nach denselben Vorgaben ebenfalls einen Prototyp gebaut, zur Auswahl stehen sogar zwei Triebwerkstypen. Gerade bei neuen Technologien gilt unter den US-Militärs das Konkurrenzprinzip, um nicht von einem einzigen Hersteller abhängig zu sein. Dies ist gerade öffentlich zu beobachten, denn das US-Justizministerium geht kartellrechtlich gegen eine Firmenübernahme unter den Geheimdienstlieferanten vor. Die als letzter Arbeitgeber Edward Snowdens bekanntgewordene Beratungsfirma Booz Allen Hamilton hält seit Jahren ein Quasi-Monopol für Simulatіonsprogramme im Rahmen der Kernmission der NSA, nämlich „Signals Intelligence“ (SIGINT). Nun will Booz Allen einen neuen Konkurrenten auf diesem Gebiet übernehmen.


U.S. Department of Defense
Der vergleichsweise winzige Marschflugkörper mit dem Codenamen AGM-183A wird von einer B-52H Stratofortress in etwa 20 Kilometer Höhe ausgeklinkt, dann beschleunigt eine Booster-Rakete das Geschoß auf etwa drei Mach. Wenn die Booster-Stufe ausgebrannt und abgeworfen ist, sollte das neuartige Scramjet-Triebwerk übernehmen und auf mehr als fünffache Schallgeschwindigkeit beschleunigen.

Was da extrem belastet wurde
Russlands Kinzhal erreicht zwar ebenfalls Mach 5 und mehr, ist aber eine herkömmliche ballistische Rakete. Die Flugbahn ist dadurch gut berechenbar.
In der Aussendung der DARPA finden sich keine Details, der Hersteller-PR ist aber wenigstens zu entnehmen, was da getestet wurde. Die Flugbahn sei von den Ingenieuren absichtlich so gewählt worden, dass der Prototyp möglichst hohen Belastungen ausgesetzt werde, heißt es in der gemeinsamen Aussendung der beiden Firmen. Die beim Flug erhobenen Daten flössen in die Simulationen ein, die dann die Basis für den finalen Prototyp liefern sollten. Getestet wurde also das automatische Steuerungssystem, das bei bei fünffacher Schallgeschwindigkeit enormen Belastungen ausgesetzt ist, weil das Vehikel von einer schweren Turbulenz in die nächste fliegt.

In den meisten Darstellungen werden die Flügelstummel am Heck rotglühend dargestellt, denn das Geschoß selbst fliegt in einer heißen Plasmawolke von weit über 1.000 Grad. Über diese Stummel läuft das Autokorrektursystem, mit dem das Flugvehikel immer wieder neu auf Kurs gebracht werden muss. Offensichtlich wurden bei Mach 5 - das sind fast 6.000 Stundenkilometer - auch noch Ausweichmanöver geflogen, denn Manövrierfähigkeit bei einem solchen Tempo gehört zu den Alleinstellungsmerkmalen eines Hyperschall-Systems.


Aerojet-Rocketdyne
Das sind die neuartigen Triebwerke in zwei Varianten des Konzepts von Aerojet Rocketdyne, dem Lieferanten von Hyperschall-Antrieben des Lockheed-Konsortiums. Das Triebwerk oben hat zwei separate, relativ kleine Lufteinlässe, während das zweite einen sehr breiten Lufteinlass braucht.

Rasende Turbodieseldrohnen
Die Ausschreibung des Pentagon war im Juni 2020 an die Konsortien Lockheed Martin und Aerojet Rocketdyne sowie an Raytheon und Northrop Grumman gegangen.
Das Vehikel von Raytheon und Northrop Grumman hat offenbar keinen Zielanflug durchgeführt, sondern nur die für diese Waffenart typische Distanz von etwa 700 Kilometern überbrückt. Sie ähnelt nämlich einem Marschflugkörper, also einer Cruise Missile, wobei das letztere eine Geschwindigkeitsangabe ist, abgeleitet von „cruising speed“, der Reisegeschwindigkeit von Verkehrsflugzeugen von rund 750 Stundenkilometern. Für ein Geschoß, das mit Mach 5 und mehr in einer Plasmawolke durch die Troposphäre rast, wo sie am dichtesten ist, und dabei hin- und hergeschleudert wird, passen diese für die Waffengattung üblichen Begriffe natürlich nicht.

Eine Rakete ist das Vehikel nur nach dem Abwurf, solange, bis der Booster ausgebrannt und abgeworfen ist. Dann ist es eine Turbine ohne bewegliche Teile, im hier beschriebenen Fall wird ein „weithin verwendeter Kraftstoff auf Erdölbasis“ eingespritzt - womit das Flugvehikel zuletzt eine rasende Turbodieseldrohne ist. Was die U.S. Air Force und alle anderen Teile des Militärapparats, die sich bereits zu Wort gemeldet hatten, damit anfangen wollen, können die betreffenden Militärs derzeit selbst nicht näher wissen.
31.07.2022, Von Erich Moechel
Hyperschall-Waffe der U.S. Air Force bestand ersten Stresstest - fm4.ORF.at

Zum Thema siehe auch:
Hyperschallwaffen: Haben Russland und China die USA im Wettrennen um die neue Superwaffe abgehängt?
 
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