Auch Tschechien verkauft alte Bunker

josef

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Tschechien verkauft nun auch einen Teil der alten, aus der Vorkriegszeit stammenden, Bunkeranlagen. In "diepresse.com" erschien vor ein paar Tagen nachstehender Artikel:

diepresse.com 29.07.2006 - Chronik / Weltjournal

Tschechien: Mein Heim ist mein Bunker
Von unserem Korrespondenten HANS-JÖRG SCHMIDT

Prag verscherbelt alte Militärstellungen - das Interesse ist bemerkenswert.

PRAG. Wenn Männer wieder zu Kindern werden, dann fahren sie in ihrer Freizeit Bagger oder alte Dampflokomotiven. In Tschechien spielen sie gern auch mal Krieg. In Bunkern, massiven trutzigen Klötzen aus Stahlbeton, die es dort zuhauf gibt. Mehr als 7000 wurden in einem nationalen Kraftakt vor dem Zweiten Weltkrieg errichtet, zur Abwehr gegen deutsche Truppen. Militärisch genutzt wurden sie nie.

Jetzt hat die tschechische Armee damit begonnen, die alten Bunker zu verscherbeln. Und das Interesse ist bemerkenswert. Doch so ganz ungestört hatten die Bunker nie vor sich hingedämmert. Reisebüros bieten seit geraumer Zeit schon Besuche der Anlagen an.

Ein Deutscher mit dem schönen böhmischen Künstlernamen "Schwejk" organisiert eine Bunkerreise ins Adlergebirge. Inklusive Grillabend und mehreren "Umtrunken mit einheimischen Experten in der Dorfkneipe" kostet der viertägige Ausflug bei eigener Anreise stolze 290 Euro.

In Slavonice, einem kleinen Ort unweit der österreichischen Grenze, wird einmal im Jahr in den Bunkeranlagen ein imaginärer Kampf zwischen Sudetendeutschen und tschechoslowakischer Armee aufgeführt. Ein 30-Jähriger aus Budweis, hat dort in mühevoller Kleinarbeit drei Bunker wieder "kampfbereit" gemacht.

Es gibt aber auch harmlosere Zeitgenossen, die sich einfach für die Bunker als solche zu begeistern vermögen. Der frühere Major Radomir Zavorka ist einer von ihnen. Er plant seit Jahren schon mit Freunden ein Museum. Doch nun finden es die meisten doch nicht mehr so prickelnd, ihre Wochenenden in Betonbunkern ohne Fenster zu verbringen.

Nicht schlecht staunten manche Tschechen, die ein Grundstück erwarben, als sie dort plötzlich im Dickicht auch eine Bunkeranlage vorfanden. Was macht man damit? Abreißen? Die Regierung erklärte sich für nicht zuständig. Also blieb nur, aus der Not eine Tugend zu machen: Aus so manchem Bunker wurde eine Liebeslaube. Zwar hält sich der Gemütlichkeitsfaktor in engen Grenzen. Aber sicher sind die Dinger in jedem Fall.

Als ruchbar wurde, dass die Armee Tausende verscherbeln möchte, meldeten sich viele Interessenten, auch aus Deutschland. Das Verteidigungsministerium in Prag will aber die alten Militärstellungen zunächst den Eigentümern der Grundstücke, auf denen sie stehen, gratis überlassen. Erst wenn die abwinken, wird an den Verkauf gedacht, wie Adrej Cirtek vom Verteidigungsministerium erklärte.

Im nordböhmischen Vroutek haben die ersten sieben Bunker schon den Besitzer gewechselt. Jetzt gehören sie dem Ort, der sie zu einer Touristenattraktion machen will. Für Männer mit ausgeprägtem kindlichen Spieltrieb.


Quelle: © diepresse.com | Wien

Ansprechpartner für Interessenten dürfte das Verteidigungsministerium in Prag sein: www.army.cz

lg
josef
 
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