Bahnbereich - langsam aussterbende bzw. bereits verschwundene Berufe

josef

Administrator
Mitarbeiter
#1
Viele gibt es nicht mehr, der Rest verschwindet in den nächsten Jahren...
Die Rede ist von den "Fahrdienstleitern" auf den Bahnhöfen! Den Bahnfahrern bekannt, bei jeder Zugfahrt mit roter Kappe, Signalstab oder Signallampe, bei jedem Wetter "am Platz" vor der "Fahrdienstleitung" der Bahnhöfe stehend oder auf den größeren Bahnhöfen auf den Bahnsteigen herumlaufend...

Ein Zeitungsbericht aus der heutigen "Presse":

Das Ende der ÖBB-Rotkappen

26.01.2013 von Georg Renner (Die Presse)

Kaum ein Beruf hat sich in den vergangenen Jahrzehnten so stark gewandelt wie jener der Fahrdienstleiter. Einst ist ihr Dienstort der Bahnsteig gewesen – heute sind es Computerräume.

Routinierte Bahnfahrer denken dabei noch an uniformierte ÖBB-Beamte mit der charakteristischen roten Kappe, die bei jedem Zug, der ihren Bahnhof passierte, auf den Bahnsteig traten, kurz dem Lokführer zunickten und gleich wieder im Gebäude verschwanden, um den nächsten Bahnhof von der Ankunft des Zuges zu informieren.

Systemüberwacher
.
Heute sieht das anders aus: Die Uniform ist Geschichte, das Telefon braucht der Fahrdienstleiter nur im Notfall, und der Bahnsteig ist weit, weit weg von der Betriebsleitzentrale im vierten Stock eines schmucklosen Bürogebäudes in der Laxenburger Straße, schräg gegenüber dem neuen Hauptbahnhof. Großteils junge Männer stehen hier in einem düsteren, geräumigen Bürosaal vor jeweils einem Dutzend Bildschirmen, auf denen sich komplexe Muster abzeichnen.

Es ist eine Szenerie, wie man sie eher auf der Kommandobrücke eines Raumschiffes vermuten würde als in einem ÖBB-Komplex. Aber von der Betriebszentrale und der zwei Stockwerke darüber gelegenen Verkehrsleitzentrale aus überwachen die Fahrdienstleiter der Infrastruktur-Tochter des Konzerns den gesamten Zugverkehr in der Ostregion Österreichs.

Sobald beispielsweise ein Zug an der ungarischen Grenze in das österreichische Schienennetz eintritt, scheint er auf einem der Schirme hier in der Laxenburger Straße auf – ist er wie angekündigt zusammengestellt, ist er pünktlich, wo ist sein Ziel, usw. Auf seinem Weg über die österreichische Schienenstruktur ist jeweils immer ein Fahrdienstleiter für ihn zuständig – dafür, dass die Weichen auf seinem Weg zum Zielbahnhof richtig gestellt sind; dafür, ob er einen anderen Zug überholen darf, um Verspätungen aufzuholen; dafür, dass der Lokführer in seinem Cockpit stets weiß, wann er bremsen, wann beschleunigen muss.

Im besten Fall geht das komplett automatisch – der Computer registriert das Eintreffen des Zuges, gibt die Signale zum Stellen der Weichen und übergibt den Zug dann an das nächste Kontrollzentrum. Erst, wenn ein Problem auftaucht oder etwa entschieden werden muss, ob nun ein verspäteter Railjet oder doch der planmäßige Regionalzug zuerst in einen Bahnhof einfahren darf, muss der Mensch eingreifen. Auch die Anzeigen und Lautsprecherdurchsagen auf den Bahnsteigen werden von den Kontrollzentren aus gesteuert – weiß man hier doch ganz genau, ob und wie viel Verspätung jeder Zug haben wird.

„Der Beruf des Fahrdienstleiters hat sich gewandelt“, sagt Norbert Pausch, Leiter des Netzbetriebes der ÖBB. „Früher waren Fahrdienstleiter in den einzelnen Bahnhöfen dafür verantwortlich, rechtzeitig die Signale oder Weichen zu stellen – heute haben sie die Hubschrauberperspektive über einen ganzen Streckenabschnitt, eine überwachende Funktion.“

Pausch, einst selbst Fahrdienstleiter, verantwortet seit 2005 einen Zentralisierungsprozess, der die Arbeit der Fahrdienstleiter konzentrieren soll. In den vergangenen Jahrzehnten habe es drei große Veränderungen im Berufsbild gegeben, sagt der 54-Jährige: In den 1980er-Jahren hat die ÖBB begonnen, elektrische Weichen einzusetzen – statt per Hebel jede einzelne Weiche zu stellen, ging das nun per Knopfdruck. In den 1990ern begann man, elektronische Stellwerke zu verwenden – und damit Fern- und Computersteuerung von ganzen Streckenabschnitten einzuführen. Damit fing die erste Zentralisierung der Fahrdienstleitungen an: Statt an jedem einzelnen Bahnhof konnten ganze Streckenabschnitte von einem regionalen Zentrum aus gesteuert werden.

Seit 2005 läuft nun das Projekt, die Fahrdienstleitung an fünf Standorten zu konzentrieren: In Wien, Salzburg, Innsbruck und Villach sind die Betriebszentralen bereits in Betrieb, in Linz soll heuer die letzte aktiviert werden. Zur vollständigen Umsetzung wird es aber noch bis 2026 dauern – die für die volle Zentralisierung nötige Technik wird nämlich erst dann ersetzt, wenn die Vorgängertechnologie eines Abschnittes am Ende ihrer Nutzungsdauer angekommen ist.

In 13 Jahren soll dann der Betrieb aller Hauptstrecken in Österreich von diesen fünf Zentralen aus überwacht werden – Fahrdienstleiter wird es dann keine mehr auf den Bahnhöfen geben. Schon seit 2005 ist die Zahl der Mitarbeiter im Netzbetrieb durch die Modernisierung von 4550 auf 3170 zurückgegangen. „Die roten Kapperl verschwinden“, sagt Pausch.
Quelle: http://diepresse.com/home/panorama/...-Ende-der-OeBBRotkappen?from=gl.home_panorama
 

Anhänge

Zuletzt bearbeitet:
#2
Irgendwie Schade...sind immer die nettesten Leute am Bahnhof : /

Naja mein Onkel macht jetzt noch die Ausbildung zum Fahrdienstleiter, ein paar Jahre werden sie uns also noch erhalten bleiben. ^^
 
S

sbg1984

Nicht mehr aktiv
#4
weitere Berufe aus dem Eisenbahnumfeld die es so (fast) nichtmehr gibt:
- Schrankenwärter
- Stellwerkswärter
- Magazineur
- Bahnhelfer
- Geschäftsführer (eines Bahnhofes)
-...
 

josef

Administrator
Mitarbeiter
#5
weitere Berufe aus dem Eisenbahnumfeld die es so (fast) nicht mehr gibt:
-...
- Streckengeher
- Lampist
- Fernschreiber
- und alles, was mit dem Betrieb der Dampfloks zusammenhing, wie Lokheizer und die mit der Wartung und Ausrüstung (-> Bekohlung usw.) beschäftigten "Heizhauspersonale"... (Dampflokführer wurden meist auf "Diesel- oder E-Loks" umgeschult).
 

josef

Administrator
Mitarbeiter
#6
"Schrankenwärter Laumann"...

Das Filmchen aus 2006 wurde mir heute zugesandt :)

Nehme an, dass "Schrankenwärter Laumann" und seine 2 Kollegen auf diesem Schrankenposten heute auch schon Geschichte sind :D

 
Zuletzt bearbeitet:
#10
In St.Pölten Alpenbahnhof, ist alles noch "alt". Es gibt ein Befehlsstellwerk mit Fahrdienstleiter und ein "Stellwerk 1" mit Stellwerkswärter und mechanisch fernbediente Weichen mittels Drahtzug und Ketten. Natürlich auch 3 Schranken, wobei einer mit Kurbel vom Schrankenwärter und die anderen 2mittels Kurbel und Tischantrieb vom Stellwerker bedient werden. Das ganze wird sich auch die nächsten Jahre nicht ändern. Es steht zwar ein Umbau bevor, aber es werden nur die Gleise verschwenkt und eine elektr. Gleisfreimeldeanlage eingebaut, der Rest bleibt "alt". Also ein Musterbahnhof für Eisenbahnfreaks!

LG Flughund
 

josef

Administrator
Mitarbeiter
#12
Letzter Schrankenwärter muss Technik weichen

1574928977286.png
In Imsterberg geht diese Woche eine Ära zu Ende: Stefan Melmer, der letzte Schrankenwärter auf der Westbahnstrecke zwischen Bregenz und Wien, muss der modernen Technik weichen. Durch einen umfangreichen Umbau der Haltestelle wurden die Schrankenanlagen automatisiert.
Auf Facebook teilen Auf Twitter teilen
Wenn in der Haltestelle Imsterberg das Telefon klingelt, ist der nächste Zug nicht mehr weit. Stefan Melmer ist gefragt: 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr war die Haltestelle bzw. Eisenbahnkreuzung Imsterberg zuletzt besetzt. Der händisch zu öffnende Schranken „40“ hat jetzt allerdings ausgedient, wird ersetzt und künftig durch den Fahrdienstleiter in Imst-Pitztal überwacht. Stefan Melmer, der letzte Schrankenwärter auf der Weststrecke, ist damit Geschichte.

Schranken, Kugelschreiber und Werkzeug
Der Zammer blickt auf unfallfreie und schöne Jahre zurück. Humorvoll und verantwortungsbewusst hatte er rund 130 Züge pro Tag bzw. Nacht im Blick. Handschriftlich wurde über jeden ein-, ab- bzw. durchfahrenden Zug Notiz geführt. Das Wichtigste dabei: „Kugelschreiber und Werkzeug, um im Notfall die Schrankenkurbel zu reparieren“, schmunzelt Melmer. Und natürlich der Schranken, den der Oberländer „Vierzig“ nennt. Der Name ergibt sich aus Nummerierung der Schranken von Innsbruck in Richtung Arlberg. Als Schrankenwärter ist der 50-Jährige in Imsterberg weit und breit bekannt. Der Kontakt zu den Einheimischen und auch zu den Lokführern war ein fixer Bestandteil des Berufsalltags.

orf
Stefan Melmer, an seiner Wirkungsstätte, der Haltestelle Imsterberg

Höhere Zugdichte machte Automatisierung notwendig
Vor allem das Mehr an Zügen macht eine Modernisierung der Bahnanlagen auf der eingleisigen Strecke notwendig. Der neue Schranken schließe exakt so, dass die Wartezeiten für Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer auf das absolut notwendige Minimum reduziert werden. Nach den umfangreichen Bauarbeiten ist der Bahnhof jetzt barrierefrei und mit optischen und akustischen Informationsanlagen und Beleuchtung ausgestattet.

Die Erinnerungsstücke aus der Haltestelle Imsterberg werden ausgestellt und gehen damit nicht verloren. Und auch der letzte Schrankenwärter der Westbahnstrecke, Stefan Melmer, bleibt den ÖBB erhalten. Nach einer Schulung Anfang Jänner wird er im Innendienst als Einsatzleiter tätig sein.
28.11.2019, red, tirol.orf.at
Letzter Schrankenwärter muss Technik weichen
 

josef

Administrator
Mitarbeiter
#13
Die letzten Schrankenwärter
1626676312716.png

Auf der Bahnstrecke von Klagenfurt ins Rosental gibt es noch Schrankenwärter – es sind die letzten auf einer mit Personenverkehr befahrenen Strecke in Kärnten. Ab Sommer wird die Bahnstrecke modernisiert und im Frühjahr nächsten Jahres werden auch die letzten Schrankenwärter Geschichte sein. .
Online seit heute, 7.07 Uhr
Teilen
Wilfried Kilzer ist seit über 40 Jahren begeisterer Eisenbahner. Immer wieder macht er auch als Schrankenwärter in Maria Rain Dienst. Derzeit wegen der bauarbeiten in einem Container. Die Strecke wird aber elektrifiziert. Damit fällt auch dieser Job weg: „Mit einem weinenden Auge deswegen, weil wieder ein Stück Nostalgie zu Ende geht und von der Bildfläche verschwindet. Mit einem lachenden Auge deswegen, weil es mich nicht mehr so hart trifft, ich gehe mit 30. Dezember nach 42 Jahren in Pension.“

ORF
Wilfried Kilzer geht mit Jahresende in Pension

Die Strecke bestehe seit 1906, sie sei zwischen 1903 und 1906 gebaut worden, so Kilzer. Es sei schon Wehmut dabei, wenn 115 Jahre zu Ende gehen, aber die Technik bleibe nicht stehen, es müsse modernisiert werden.

Fitness im Dienst und ein verantwortungsvoller Job
Fährt der Zug Richtung Rosental in Klagenfurt weg, bekommt Wilfried Kilzer einen Anruf vom Fahrdienstleiter, wenige Minuten später heißt es: Die Schranken bei den beiden Bahnübergängen schließen. 55 mal muss jeweils beim Schließen und beim Aufmachen gekurbelt werden – Fitness im Dienst. Der Job sei verantwortungsvoll, sagte Kilzer. Wenn man den Schranken offen habe und damit einen Unfall verursache, stehe man vor dem Staatsanwalt. Er könne sich aber nicht erinnern, dass das einmal der Fall gewesen sein.

ORF
Kurbeln beim Öffnen und Schließen

Abschied von der Eisenbahn fällt schwer
Kilzer war als einer der letzten Schrankenwärter auf fast allen Strecken in Kärnten tätig, aber auch auf einem Großverschiebebahnhof in Wels als Stellwerker. Auf den Strecken draußen erlebte er Einiges: „Zum Beispiel Unfälle, wenn sich zehn Meter vor dem Schrankenposten in Auto überschlägt und im Gemüsebeet landet, das vergisst man nicht.“ Der Abschied von der Eisenbahn fällt schwer, so Kilzer, er sei mit Leib und Seele Eisenbahner und es werde wohl einige Zeit dauern, sich an den Ruhestand zu gewöhnen.
19.07.2021, red, kaernten.ORF.at

Links:
Die letzten Schrankenwärter
 

josef

Administrator
Mitarbeiter
#14
Der letzte Bahnwärter der Steiermark
1700121530862.png

Wenn in Trautenfels der Zug durchbraust und die Autos vor dem Bahnschranken warten, dann hat er dafür gesorgt: Martin Pilz. Er ist der letzte Bahnwärter der Steiermark, der den Schranken händisch runterkurbelt. Aber auch er muss bald weichen.
Mit der zunehmenden Automatisierung und Digitalisierung verschwinden Berufe, die einst nicht wegzudenken waren – wie zum Beispiel der des Bahnwärters, der für die Sicherung der Eisenbahnkreuzungen zuständig war. Im Ennstal hat sich eine solche vom Aussterben bedrohte Berufsspezies bisher gehalten.

ORF

Große Verantwortung
Martin Pilz kurbelt und kurbelt im Halbstundentakt und das täglich 140 Mal: Er sichert die stark frequentierte Eisenbahnkreuzung in Trautenfels mit einer von Hand betriebenen Schrankenanlage. „Es ist ein einfacher Job, sage ich einmal. Aber, was ich mache, muss zu 100 Prozent sitzen. Ich darf keinen Fehler machen. Da geht es um Menschenlaben“, so Pilz.

Viele Uhren
Erst, wenn Martin Pilz in seinem denkmalgeschützten Wärterhäuschen am gusseisernen Telefon freie Fahrt gibt, können die Züge in Richtung Trautenfels losfahren. Den dichten Fahrplan hat der 54-Jährige längst verinnerlicht, und dennoch verlässt der gewissenhafte Bahnwärter in seiner technisch bescheidenen Schaltzentrale auf die Uhr. „Im Eisenbahnwesen ist die Uhr nach wie vor ein gewisses Heiligtum. Wir haben gleich mehrere Uhren. eine wird schon durchhalten“, so Pilz.

ORF

Bei jeder Witterung
Das gilt auch für den 54-Jährigen, der in seinem Zwölf-Stunden-Dienst an jedem Tag im Jahr und bei jeder Witterung raus muss, um an vier Stellen die Bahnkreuzung zu sichern – da fährt der Zug drüber: „Wir hatten schon einige Situationen. Bei Gewittern oder bei Stürmen im Winter konnte ich mich manchmal gar nicht halten. Die siebeneinhalb Meter langen Schranken sind auch schon von Stürmen geknickt worden“, so Pilz.

Automatisierung kommt
Mittlerweile sind aber auch die Tage des letzten Bahnwärters der Steiermark und für sein Handwerk gezählt, denn im nächsten Jahr fällt mit der Automatisierung der Ennstal-Bahnstrecke der letzte handbetriebene Bahnschranken, bestätigt ÖBB-Sprecherin Rosanna Zernatto: „Es ist ein Zeichen der Zeit, dass gewisse Bestandteile mit der Zeit gehen müssen.“


ORF

Schranken im Garten
Damit die legendären Institution nicht gänzlich aufs Abstellgleis kommt, baut der obersteirische Bahnwärter schon mal für die Zukunft vor. Mit einer Schrankenanlage im eigenen Garten, natürlich handbetrieben.
16.11.2023, red; steiermark.ORF.at
Der letzte Bahnwärter der Steiermark
 
Oben