Berg NÖ. - Leichtmetallwerk Berghaus

josef

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#1
@toten stellte wieder ein paar Fotos aus dem Grenzgebiet AT/SK für die Veröffentlichung im Forum zur Verfügung.
Besten Dank Lubos!

Sie zeigen Ruinen der Werksanlagen des Rüstungswerkes der Fa. Bernhard Berghaus sowie eine intakte und eine zerstörte Splitterschutzzelle.

Mehr zum ehemaligen Leichtmetallwerk Berghaus in Berg bei Wolfsthal:

http://www.geheimprojekte.at/firma_berghaus_berg.html
 

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Harald 41

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#3
Hallo Josef;

Fuhr voriges Jahr durch Berg, und wollte mir das Werk ansehen es führt sogar eine Strasse hin ( wie auf deinem Bild zu sehen ).
Habe einige Fotos gemacht, die ich aber erst suchen muss, dass Leichtmetallwerk ist leider nicht drauf, war schon spät dran.

LG Harry

Ps: Bilder folgen.
 
#4
Hallo Josef,
der rote Kreis für die Lagekennzeichnung ist zu klein. Die Lage war von der B9 bis Grenzübergang - burgenländische Landesgrenze bis Ortsbeginn Berg entlang der B 9a (früher B 50a) entlang dem Berghang bis auf Höhe des "Neuhofes" und wieder B 9.

Arbeite an einer ausführlichen Darstellung dazu und werde diese nach Vollendung im Frühjahr zur Verfügung stellen.

lg weieri
 

josef

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#5
Hallo Josef,
der rote Kreis für die Lagekennzeichnung ist zu klein. Die Lage war von der B9 bis Grenzübergang - burgenländische Landesgrenze bis Ortsbeginn Berg entlang der B 9a (früher B 50a) entlang dem Berghang bis auf Höhe des "Neuhofes" und wieder B 9.

Arbeite an einer ausführlichen Darstellung dazu und werde diese nach Vollendung im Frühjahr zur Verfügung stellen.
lg weieri
Danke für die Info! Gibt es Pläne oder alte Fotos des Werkes?

lg
josef
 
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Harald 41

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#7
Möchte mich noch entschuldigen, wegen den versprochenen Bilder, ( kann sie leider nicht mehr finden ):motzen: nur an der vorderen an der Straßenkreuzung steht ein russisches Denkmal, werde es nachholen wenn ich wieder körperlich auf dem Damm bin.:)

LG Harry

PS: Danke für das Foto
 
#9
Zwischenstand

Hallo an alle,

übermittle nachstehend meinen Zwischenstand, ersuche um Kommentare oder Richtigstellungen, falls schwerwiegende historische Fehler sein sollten. Wir haben den Org. Werkplan neu gezeichnet und über das Luftbild gelegt. Dieser Plan wird in hoher Auflösung in der Größe A0 an der Panzersperre beim Radrastplatz Berg montiert werden (sobald alle Recherchen abgeschlossen sind) Darstellungen in Rot waren im Probebetrieb, Gelb war nur in Planung und wurde nicht umgesetzt. Über die Baracken haben wir Detailpläne, jedoch fehlt uns die Bezeichnung der einzelnen Hallen im Werkplan (und leider auch schon die verstorbenen Zeitzeugen). Wäre dankbar für Hinweise.

Mit einer eigenen Tafel wird das Werk wie folgt beschrieben:

Anfang 1942 begann die Firma Bernhard Berghaus aus Rackwitz bei Leipzig mit dem Bau eines Leichtmetallwerkes auf heutigem Berger Gemeindegebiet. (Ab 1942 bis zum Kriegsende gehörte Berg zur Stadtgemeinde Engerau)
Der Standort Berg bzw. Engerau wurde nicht zufällig gewählt. Einerseits verband Berghaus mit dem eingesetzten Engerauer Bürgermeister Arnold Wiesinger eine enge Freundschaft und andererseits war die regionale und strategische Lage neben der Großstadt Preßburg hervorragend, da die Donau in unmittelbarer Nähe und der Standort auch über Schiene gut erreichbar war.
Östlicherseits hätte ein Donauhafen errichtet werden sollen, um das Grundmaterial für die Aluminiumerzeugung, das Bauxit, aus Rumänien am schnellsten Wege ins Werk zu bringen.
Bereits im Vorfeld verloren viele Berger Landwirte entlang der Preßburger Straße ihre Grundstücke, da sich der Großteil des Werks auf Berger Gemeindegebiet befand. Im Gegenzug erhielten die Landwirte als Ersatz Ackerland und Wiesen vom Besitz der Herrschaft Walterskirchen (auf heutigem Wolfsthaler Gemeindegebiet im Überschwemmungsgebiet). Gutsherr Anton Walterskirchen wurde von den Nationalsozialisten gezwungen, seine Gründe zu verkaufen, die Berghaus schließlich für Tauschgeschäfte mit der Gemeinde Berg und den Berger Landwirten herangezogen hatte.
In den riesigen Werkshallen (bebaute Betriebsfläche – 7,74 ha) des Aluminiumwalz- und Presswerkes sollten Bauteile für die Flugzeugindustrie aber auch Patronenhülsen und Bauteile für die Raketen-Produktion erzeugt werden. Anfang 1944 arbeiteten in dem auch sogenannten „Hermann Göring-Werk“, das bereits im Probe-, aber nie in Vollproduktion lief, ca.1.600 bis 2.000 Arbeiter. Vorrangig wurden Zwangsarbeiter verschiedenster Herkunft zur Errichtung und Arbeit im Werk herangezogen. Auch viele Bewohner der Umgebung fanden hier eine Arbeitsstätte. Da das Werk nicht in Vollproduktion lief, erfolgten auch keine Luftangriffe direkt auf das Werksgelände. Bei voller Inbetriebnahme hätten 6.000 Personen eine Beschäftigung gefunden
Die Arbeiten wurden bis in die letzten Märztage des Jahre 1945 fortgesetzt, die Ausmaße der fertig gestellte Hallen war beachtlich. (300 m Länge, 80 m Breite und teilweise bis zu 20 m Höhe). Das Schottermaterial wurde von der angrenzenden Schottergrube in Naßbaggerungen gewonnen (heutiger Badesee des Freizeitzentrums)
In den sogenannten „Baracken“ waren damals die Büros und Unterkünfte untergebracht. Die gesamte beanspruchte Grundfläche des Werkes betrug über 250 ha auf Berger und Wolfsthaler Gemeindegebiet.

In Planung war außerdem der Bau von Luxus-Häusern für die Werkführung, die oberhalb des Leichtmetallwerks in den Berg (Nordhang der Königswarte) gebaut hätten werden sollen. Weiters war auch ein großes Spital am Berghang geplant. Dazu kam es aber nicht mehr.
Am 3. April 1945 wurde Berg von den sowjetischen Truppen der 2. Ukrainischen Front, vornehmlich der 99. Gardedivision und der X. Gardeschützendivision, unter Generalleutnant Rubanjuk, besetzt. Das Werksgelände der Firma Bernhard Berghaus wurde von der sowjetischen Besatzungsmacht zum Deutschen Eigentum erklärt und unter USIA Verwaltung gestellt. Lt. Friedensvertrag erhielt Jugoslawien die Maschinen und Ausrüstung des Werkes als Wiedergutmachung für ihre Kriegsschäden. Das gesamte errichtete Werk samt Maschinen wurde mittels Schneidbrennern abgetragen und mit der Eisenbahn direkt vom Werksgelände nach Jugoslawien verbracht. Diese Arbeiten, die hauptsächlich wieder von Ortsbevölkerung und Firmen getätigt wurde, gingen bis weit in die 1950er Jahre hinein. Natürlich war auch aus der einheimischen Bevölkerung der Bedarf an Baumaterial groß, um die beschädigten Gebäude zu sanieren oder neue Gebäude für den neuen Aufschwung der Nachkriegszeit zu bauen. Immer wieder kam es zu Vorfällen und Diebstählen aller Art. Schlussendlich wurden die verbleibenden Gebäude gesprengt, um sie für eine nachfolgende Nutzung unbrauchbar zu machen.
Die unzerstörbaren Fundamente des Werkes beim heutigen Rübenplatz zeugen noch von dieser Zeit. Die Flächen, die heute hauptsächlich bewaldet sind, da sie durch die großen Fundamentierungen nicht landwirtschaftlich genutzt werden können, sind heute ein Eldorado für die Flora- und Faunawelt.


Zur Person Bernhard Berghaus.
Bernhard Berghaus wurde 1896 als Sohn eines vermögenden deutschen Textilunternehmers in Amsterdam geboren. Im Deutschland der frühen dreißiger Jahre gründete Berghaus zahlreiche Unternehmen im Bereich der Leichtmetallindustrie. Insgesamt beschäftigte Berghaus, der als viertgrößter Industrieller des Deutsch Reiches galt, 11.000 Personen in seinen Fabrikationsstätten. Berghaus Experten entwickelten in Zusammenarbeit mit dem Oberkommando des Heeres zahlreiche Verfahren der Mittel- und Hochfrequenz sowie der Atomphysik. Berghaus produzierte 1100 Patente, wovon 800 für die Produktion im Bereich Rüstungsindustrie genutzt werden konnten. Der Industrielle Berghaus leistete so einen wesentlichen Beitrag zur deutschen Wiederaufrüstung und Kriegswirtschaft. Abgesehen davon galt Berghaus als Wegbereiter der Kunststoff-Entwicklung. Die Verlegung der Kunststoff-Produktion in das Werk Engerau-Berg war bereits in Planung.
Berghaus, der geschäftlich und privat immer wieder in die Schweiz reiste, setzte sich wenige Tage vor Kriegsende in die Schweiz ab. Nicht ohne Grund: Britische und französische Militärbehörden in Deutschland verlangten seine Auslieferung, da ihm diverse Straftaten zur Last gelegt wurden. Vorgeworfen wurde Berghaus: die Beschäftigung von Zwangsarbeitern sowie die Misshandlung dieser (Verbrechen gegen die Menschlichkeit) aber auch dass Berghaus als Finanzagent namhafter NS-Größen tätig war und in der Schweiz große Geldsummen getarnt angelegt hatte. Verurteilt wurde Berghaus jedoch nie, dafür waren Berghaus‘ Patente und technischen Fachkenntnisse für die west-Alliierten Besatzungsbehörden in Deutschland zu wertvoll. Im Oktober 1948 stellte ihm das Entnazifizierungsgericht Lübeck ein Entlastungszeugnis aus. Berghaus konnte so unbehelligt wieder nach Deutschland einreisen, wo er vorrübergehend auch wieder in München lebte. Ende 1966 starb Berghaus in der Schweiz.
 

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josef

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#10
@Weieri :danke für den Bericht und Plan!
Sollte ja ein großes Werk werden...
Östlicherseits hätte ein Donauhafen errichtet werden sollen, um das Grundmaterial für die Aluminiumerzeugung, das Bauxit, aus Rumänien am schnellsten Wege ins Werk zu bringen.
In meinen mehr als bescheidenen Unterlagen und auch im vorgenannten Beitrag war bzw. ist immer die Rede von einem Alu- Walz- und Presswerk. Darunter verstehe ich die Weiterverarbeitung von zugelieferten Alu-Rohmaterial (Halbzeug) zu höherwertigen Produkten (Bauteile für diverse Rüstungsgüter). Wenn, wie Du berichtest, Bauxit am Wasserweg angeliefert werden sollte, müsste auch eine Elektrolyse zur Erzeugung von Alu geplant gewesen sein? Dies hätte die Bereitstellung von enormen Energiemengen in Form von Strom erfordert! Gibt es dazu weitere Details? So wurden z.B. für die Deckung des Strombedarfs der ehemalige Elektrolyse Ranshofen einige große Laufkraftwerke am Inn errichtet. Dies hätte auch weiteren riesigen Hallenraum bedurft! Könnten dafür die nicht mehr gebauten Objekte (Plan => GELB) vorgesehen gewesen sein?

Jedenfalls interessante Sache, nochmals besten Dank! Bitte auch um weitere Infos, wenn etwas "auftaucht" :)

lg
josef
 
#11
Hallo Josef,

meines Wissens ist jedenfalls Alu produziert worden, der Hochofen war lt. Zeitzeugen im Bereich der noch verbliebenen Betonruinen bzw. Rübenlagerplatz situiert. Es kann mir nur keiner sagen, wo genau, so dass ich den Plan beschriften kann.
Der Strom ist angeblich aus dem Osten gekommen (Kittsee, Engerau, u vermutlich Ungarn?). Die Hochstromleitung war fertig. In Kittsee steht heute noch das Fundament von einem Masten (Preßburger Straße gegenüber Puchheimgasse im Acker) links bei den letzten Häusern. Das Umspannwerk beim Werk war hinter dem jetzigen Sammelzentrum der Gemeinde situiert. Fundamente sind im Wald vorhanden.

lg weieri
 

t3atnö

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#12
Super Beitrag DANKE!

Danke für die Mühe der Recherche,was ich bestätigen kann ist der geplante Donauhafen und das Umspannwerk siehe link Gebäuderuinen bei Rohrau
Mein Grosvater war Lehrling in Engerau und bestritt den weg von Hainburg nach Engerau mit dem Fahrrad und der Erzählte mir das das Werk Riesige ausmaße hatte was ich bis jetzt gar nicht glauben konnte aber anscheinend hatte er doch recht !
Das mit den Zwangsarbeitern kann ich bestätigen da er mir immer erzählte das unmengen Menschen einen Morgenapell hatten und in Reihen aufgestellt standen.
Wenn er zusehen wollte wurde er sofort vom Wachpersonal vertrieben,von dem Geplanten Hafen/Donauanbindung hat er mir auch immer erzählt aber die Baggerarbeiten wurden angeblich immer verschoben .
Super Recherche weiter so Weieri !!!!!
 

josef

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#13
Stromversorgung einer Elektrolyse in Berg

Hallo @t3atnö:
In den Beiträgen zum ehemaligen "Umsapnnwerk Rohrau" dachte ich seinerzeit auch an das "Berghaus-Werk" in Berg!

=> http://www.unterirdisch-forum.de/index.php?threads/gebäuderuinen-bei-rohrau.6336/

Dies wurde jedoch von Dir im dortigen Beitrag #24 verworfen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Elektrowerk
Bernhard Berghaus hatte ein eigenes Umspannwerk gleich daneben ich glaub da hat die Gemeinde jetzt einen Mistplatz hingemacht.
Die Wege sind zu weit von Umspannwerk Rohrau nach Berg(Spannungsverlust)
Das war nur für die Versorgung der Region.
Die regionale Versorgung oblag damals den "Gauwerken Niederdonau" (ehemalige NEWAG, heute EVN). Die "Alpen-Elektrowerke AG" waren eher ein überregionaler Stromerzeuger, aus denen als Nachfolger die "Verbund-Gesellschaft" hervorging. Die Luftlinie zwischen Rohrau und Berg beträgt übrigens ca. 16 km und auch das "Berghaus eigene Umspannwerk" musste ja von irgendwoher gespeist werden...

lg
josef
 
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t3atnö

Well-Known Member
#14
Versorgung

Ich habe auf alten Bildern auch keine Strommasten gesehen die in richtung Berg gingen von Rohrau !
Ich glaube auch das es eher vom Preßburger Netz versorgt wurde da es im Hafengebiet von Preßburg schon damals Großindustrie gab .
Und die Kabelbecken und der Tafosockel vom Leichtmetallwerk enorme Größe haben bzw hatten,das ist mit Rohrau gar nicht zu vergleichen .
Ich finde es einfach Faszienierend wie so viel wissen in einer Generation verlorengehen kann,über das Werk kann mir einfach keiner mehr etwas sagen Traurig !
 
#15
Hallo an alle,

bin im Zuge meiner Recherchen und Erkundungen bei Zeitzeugen auf folgendes gekommen: die im Plan eingezeichneten Baracken ganz neben der Ortschaft waren die sog. "Frinta-Baracken" . Keine Ahnung, ob die Schreibweise stimmt. "Frinta" oder so ähnlich war angebl. eine oder die leitende Baufirma aus dem Westen (oder aus Wien). In dieser Baracke war somit vermutlich die Bauleitung und ähnliches.

Kennt jemand diesen Begriff oder diese Baufirma??

Arbeite derzeit an der Beschriftung des Planes und wäre auch für Hinweise und Bezeichnungen dankbar, da mir aus Leipzig zwar ein Plan vorliegt, dieser jedoch nicht beschriftet ist, und ich nur auf Zeitzeugen hoffen kann. diese waren/sind jedoch auch nur aus der Bevölkerung oder extern beteiligt.
Wo war z. b. Büro, Geschäftsleitung, wo Lager, wo Produktion, etc. ??

Danke für Rückmeldungen.
lg
 

josef

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#17
Hallo an alle,
bin im Zuge meiner Recherchen und Erkundungen bei Zeitzeugen auf folgendes gekommen: die im Plan eingezeichneten Baracken ganz neben der Ortschaft waren die sog. "Frinta-Baracken" . Keine Ahnung, ob die Schreibweise stimmt. "Frinta" oder so ähnlich war angebl. eine oder die leitende Baufirma aus dem Westen (oder aus Wien). In dieser Baracke war somit vermutlich die Bauleitung und ähnliches.

Kennt jemand diesen Begriff oder diese Baufirma??
Da der Stammsitz von Berghaus im Raume Leipzig war, könnte die Baufirma ebenfalls aus Sachsen oder irgendwo aus dem damaligen unter Begriff "Altreich" zusammengefassten Ländern (Gauen) stammen.

Mir ist z.B. für die Errichtung eines Rüstungswerkes in NÖ. eine Baufirma aus Stettin (Fa. Heuck) bekannt...

lg
josef
 
#19
der Strom.....

Hallo an alle!


Könnte es evtl sein, das der Strom über ein ehem Umspannwerk in Hollern (Leithanähe) kam?

Hab da mal etwas gehört...

Grüße

Tom
 
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