Warum muss man mit aller Gewalt das Loch touristisch vermarkten???
Wenn sich eine Höhle/Bergwerk touristisch vermarkten lässt und gleichzeitig noch einen Bildungsauftrag erfüllt, ist dagegen überhaupt nichts einzuwenden. Man sollte aber realistisch bleiben und die Gesamtkosten sehen.
100.000 Besucher p.a. sind reines Wunschdenken und das würde die Region mit der derzeitigen Infrastruktur garnicht verkraften. Es würden also zu den Erschließungskosten der Höhle auch noch die Kosten für den Ausbau der Infrastruktur hinzukommen (Straßen erneuern und verbreitern, ggf. auch neu bauen; Beschilderungen usw.) sowie Werbungskosten in ungeahnter Höhe. Bei einem Liftbetrieb würden zusätzlich ziemlich hohe Unterhaltungskosten anfallen. Die Gesamtkosten werden aber so schön verteilt, weil man verschiedene (Förder)Töpfe anzapfen wird. Das Land, der Bund, die Bahn, der Landkreis und nicht zuletzt die EU werden Gelder bereitstellen.
Wieviele potentielle Besucher kann man überhaupt erreichen? Hier wird auch oft "schöngerechnet". Der Thüringen-Urlauber wird sich das, soweit er in erreichbarer Nähe seine Unterkunft hat, natürlich nicht entgehen lassen. Ich kann mir sogar vorstellen, dass Leute bis 1,5h Anfahrt in Kauf nehmen, aber mehr auch nicht. Mit dem Zug kommt man ja trotz der ICE-Trasse nicht hin und verkehrstechnisch ist das Gebiet dort nicht sonderlich gut angebunden. Also hat man ein Einzugsgebiet von geschätzten 6 Mio. Menschen. Wenn ich davon ausgehe, dass immerhin 20% davon zur Zielgruppe gehören, dann sind das etwa 1,2 Mio. potentielle Besucher. Ob die dann alle kommen, weiß man auch nicht.
Ich sehe da noch ein anderes Problem:
Aus dem Bericht:
Die Höhle weist einen größeren See (bis 75 m) und einen Höhlenbach auf, die hydrologischen Verhältnisse (Abfluss, Wasserstand) sind nur teilweise erkundet und bedürfen weiterer Untersuchungen. Es ist zudem unklar, ob das Einbringen von Beton beim ICE-Tunnelbau Einfluss auf das Karstwassersystem genommen hat. Die Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie (TLUG) untersucht das Karstwassersystem bzw. die Wasserstände in der Höhle. Mit ersten Ergebnissen ist im zweiten Halbjahr 2011 zu rechnen.
Und weiter:
Die Tropfsteinhöhle ist eine aktive Karsthöhle, d. h. je nach Witterung führt die Höhle in bestimmten Hohlräumen mehr oder weniger Wasser. Nach den aktuellen Ergebnissen muss der stark schwankende Wasserstand in Abhängigkeit vom Niederschlag bei der Konzipierung einer besuchergerechten Infrastruktur (Abdichtung, Entwässerung, Wege, Licht, Sicherheit) besondere Beachtung finden.
Was bedeutet das?
Je nach Witterung sind, auch weil man den natürlichen Abfluss beim Tunnelbau versehentlich Zubetoniert hat, weite Teile der Höhle teilweise oder ganz unter Wasser. Man muss also, wenn man kein Aquarium haben will, auch die Wasserwegsamkeit herstellen.