Buchpräsentation: Österreichs gefährdetes Kulturerbe

Geist

Worte im Dunkel
Mitarbeiter
#1
Am 8. November stellt Dr. Gerhard Hertenberger das Buch, das bereits bei den Literaturtipps angepriesen wurde, vor.

Aus der Aussendung:

In Zusammenarbeit mit der NGO „Initiative Denkmalschutz“ gibt es am kommenden Donnerstag die Präsentation meines neuen Buches über historische, gefährdete Bauten (verfasst gemeinsam mit Wolfgang Burghart) mit recht spannenden und teilweise brisanten Inhalten.

Eintritt frei, keine Anmeldung nötig. Voraussichtlich zuerst Präsentation von Fotos, danach eine Podiumsdiskussion:

Buchpräsentation und Podiumsdiskussion

ÖSTERREICHS GEFÄHRDETES KULTURERBE
Vom Umgang mit historischen Bauten - 70 Fallbeispiele

Zeit: Donnerstag, 8. November, 18:30 Uhr
Ort: Altes Rathaus Wien, Großer Sitzungssaal, Wipplingerstr. 6-8, 1010 Wien


Das Buch bietet einen Überblick über den zum Teil erschreckend zerstörerischen Umgang mit historischen Bauwerken in Österreich, dargestellt an 70 aktuellen Beispielen (Hrsg. Verein Initiative Denkmalschutz). Neben den beiden Autoren Mag. Wolfgang Burghart und Dr. Gerhard Hertenberger kommen am Podium Dr. Ulrike Herbig (neue Vizepräsidentin ICOMOS Austria, Internationaler Rat für Denkmalpflege), der Denkmalschutz-Experte Mag. Dipl.‐Ing. Dr. Bruno Maldoner, sowie Dr. jur. Georg Spiegelfeld, Bauträger historischer Bauten zu Wort.

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ÜBER DAS BUCH: In den vergangenen zehn Jahren haben zahlreiche Kulturdenkmäler in Österreich tiefgreifende Veränderungen erfahren. Es geht um zunehmende Verluste an historischer Bausubstanz, problematische Veränderungen und akute Gefährdungen unseres baukulturellen Erbes, aber auch um Fälle geretteter Denkmäler. Aus einer fast erdrückenden Fülle von Objekten greifen die Autoren Wolfgang Burghart und Gerhard Hertenberger typische Beispiele für das Versagen zuständiger Institutionen, für politische Einflussnahme und/oder Profitgier von Spekulanten auf. Berichtet wird aber auch über das teilweise große Engagement von einzelnen Privatpersonen oder Unternehmen, die weitgehend ohne finanzielle Unterstützung der öffentlichen Hand Objekte vorbildlich sanieren und damit einen entscheidenden Beitrag zum Bewahren unseres kulturellen Erbes für zukünftige Generationen leisten.

Burghart, Wolfgang, Hertenberger, Gerhard (Hrsg. Initiative Denkmalschutz): Österreichs gefährdetes Kulturerbe. Vom Umgang mit historischen Bauten - 70 Fallbeispiele. Verlag Schreybgasse. Wien 2018. 256 Seiten. ISBN 978-3-7142-0055-3, € 29,90

Kann über den Verein Initiative Denkmalschutz oder über den gut sortierten Fachhandel bezogen werden.


DER BUCHINHALT

GELEITWORTE (u. a.):
- Univ.-Prof. Dr. phil. lic. phil. Nott Caviezel, Institut für Kunstgeschichte, Bauforschung und Denkmalpflege, Forschungsbereich Denkmalpflege und Bauen im Bestand, Technische Universität Wien
- Univ.-Prof. Dr. Wilfried Lipp, Ehrenpräsident ICOMOS Österreich (Internationaler Rat für Denkmalpflege; Präsident 2002-2018)
- Univ.-Doz. Prof. Dr. Bernd Lötsch, von 1994-2009 Generaldirektor des Naturhistorischen Museums Wien

EINLEITUNG: Denkmalschutz in Österreich 2008-2018, 10 Jahre Initiative Denkmalschutz, Wolfgang Burghart, Chefredakteur "Denkmal" Initiative Denkmalschutz

DIE 70 FALLBEISPIELE

GEFÄHRDET: Schloss Greifenberg in Radmer (Stmk.), der Perlmooserhof in Mannersdorf (Bgld.), Gut Guggenthal bei Salzburg (Sbg.), Schloss Ladendorf im Weinviertel (NÖ), Schloss Batthyány in Trautmannsdorf/Leitha (NÖ), die alte Poststation in Perschling (NÖ), der Klagenfurter Schrotturm (Ktn.), die Badlwandgalerie bei Peggau (Stmk.), die Papierfabrik Klein-Neusiedl (NÖ), das Südbahnhotel am Semmering (NÖ), die Villa Seewald in Pressbaum (NÖ), das Hotel Alpenhof am Achensee (Tirol), die Hammerbrot‐Fabrik in Schwechat (NÖ), das historische Zentrum Bad Gasteins (Sbg.), Stollenanlage „Quarz“ bei Melk (NÖ)

VERLOREN: der Mang‐Hof in St. Peter am Kammersberg (Stmk.), das Haidhaus in Innerbraz (Vbg.), das Meiergut in Schlüßlberg (OÖ), das Wolf‐Dietrich‐Berghaus am Dürrnberg (Sbg)., Gasthof „Goldener Hirsch“ in Kaumberg (NÖ), die Gartlmühle in Gresten (NÖ), die Brauerei Noppinger an der Salzach (Sbg.), die alte Brauerei Schwechat (NÖ), der Kastellhof in Graz (Stmk.), das Hotel Burger in Wienerbruck (NÖ), der Staberhof in Waiern (Ktn.), der ehemalige Pfarrhof von Trumau (NÖ), die ehemalige Kattundruckerei Farovino in Graz (Stmk.), Bauernhaus vlg. Oderich in Neudorf bei Parndorf (Bgld.), die Waisenhauskaserne Klagenfurt (Ktn.), die Arbeitersiedlung Marienthal (NÖ), Totalabbruch Schweizertalstraße 16 (Wien), die Lambacher Flachsspinnerei Stadl‐Paura (OÖ, das Café Wenninger in Wiener Neustadt (NÖ), der Seebahnhof in Gmunden (OÖ), die Eichenhalle in Kirchberg in Tirol, die Linzer Eisenbahnbrücke (OÖ), der Kampf um das Haus Bauernmarkt 21 (Wien), Historische Bedürfnisanstalten in Wien, die Villa Jaray in Wien-Grinzing, die Murbrücke in Judenburg (Stmk.), das Josef‐Afritsch‐Heim in Wien‐Hietzing

GERETTET: der Untere Edelhof in Forchtenstein (Bgld.), der Schwarzer Hof in Eisenerz (Stmk.), Bergbau Platzertal (Tirol), die Ögghöfe im Kaunertal (Tirol), Schloss und Park Pöckstein (Ktn.), die Zinkhütte in Döllach (Ktn.), die Ankerbrotfabrik (Wien), Schloss Rotenturm an der Pinka (Bgld.), Bahnhof der Kaltenleutgebner Bahn in Perchtoldsdorf (NÖ), das Kaiserin-Elisabeth-Krankenhaus in Hohenems (Vbg.), die Baumwollspinnerei Teesdorf (NÖ), das Strandbad Klosterneuburg (NÖ), der Toboggan (Wien), die Villa Werner und das Klimt-Atelier (Wien), Haus Dellacher in Oberwart (Bgld.),

VERÄNDERT: der Schlüsselhof in Steyr (OÖ), Der Garten von Schloss Aschach (OÖ), Die Demontage des Hofkammerarchivs (Wien), Der Schubert-Turm in Wien-Erdberg, Die Sofiensäle in Wien-Landstraße, Rotunde/Riesenrundgemälde Innsbruck (Tirol), der Salzburger Hauptbahnhof (Sbg.), das Otto-Wagner-Spital Am Steinhof (Wien), die Rosenhügel-Studios (Wien), Struberkaserne und Panzerhalle (Salzburg), der Westbahnhof (Wien), Gebäudeaufstockungen in Wien, der Augarten und die Konzerthalle MuTh (Wien)
 

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#2
Beispiele:

OEGK 02
Im Jahr 2002 verfüllte die Stadt Wien eine denkmalgeschützte Jugendstil-Bedürfnisanstalt am Schwarzenbergplatz in Wien, ausgestaltet vom Erbauer der Wiener Secession, Joseph Maria Olbrich, mit Betonmasse.

Foto 02a Jahrzehntelang vernachlässigt: Die Jugendstil-Bedürfnisanstalt am Schwarzenbergplatz im Jahr 1998.
Foto 02c Zum Vergleich ein ähnlicher Blick in die Bedürfnisanstalt „Graben“, die der Zerstörung entging, jedoch laut Bundesdenkmalamt nicht an die einstige Schönheit der Anlage am Schwarzenbergplatz heranreicht.

Fotocredits:
Foto 02a Bezirksmuseum Wieden
Foto 02c Gerhard Hertenberger


OEGK 03

Ein Stück Grazer Altstadt wird abgebrochen: Im Juli 2010 wurde der bereits von Hochhäusern umgebene, Jahrhunderte alte Kastellhof trotz heftigen Bürgerprotesten abgerissen. Er gehörte einst dem Deutschen Ritterorden, war ab 1408 Sitz des steirischen Landeshauptmanns und beherbergte ab 1888 die „Erste Grazer Fahrradschule“. (Adresse: Graz, Adolf-Kolping-Gasse 12-14)

Fotocredit: Peter Laukhardt


OEGK 04

Der 1777 erbaute „Schubert-Turm“, ein denkmalgeschütztes Bauwerk in Wien-Erdberg, wird von einem Neubau „umschlungen“ (Foto: Januar 2011). Der Komponist Franz Schubert hat in diesem Gebäude gewohnt und komponiert, im nun verbauten Gartenbereich fanden Schubert-Konzerte statt. Weil das Gebäude aufgrund des Denkmalschutzes nicht abgerissen werden konnte, wurde es vom Eigentümer sozusagen „umbaut“. (Adresse: Erdbergstraße 17, 1030 Wien)

Fotocredit: Initiative Denkmalschutz


OEGK 06

Absichtliche (rechtswidrige) Zerstörung eines denkmalgeschützten barocken Pfarrhofs in Trumau (N.Ö.) im Jahr 2011:
Der damals im Besitz von Stift Heiligenkreuz stehende, aus dem 17. Jahrhundert stammende Pfarrhof wurde 2011 trotz Wissen um den Denkmalschutzstatus abgerissen, weil ein Immobilienträger auf dem Grundstück bauen wollte. Der damalige Bürgermeister war gleichzeitig Vorstandsobmann des Bauträgers und einflussreicher Nationalratsabgeordneter, was die Bewilligung durch die Gemeinde vermutlich vereinfachte. Durch einen Formalfehler des Bundesdenkmalamts kam es zu keiner Bestrafung der Personen und Institutionen, sondern der Denkmalschutz wurde per Bescheid vom Gesamtgebäude auf ein kleines Mäuerchen mit einigen Fenstern reduziert, das nun vor dem Neubau steht. (Adresse: Kirchengasse 2, Trumau, N.Ö.)

Im Bild: Links die abgestützte barocke Restmauer, rechts der Neubau (Foto 2015).
Fotocredit: Gerhard Hertenberger


OEGK 07

Verunstaltung eines historischen Stadtviertels in Wien-Leopoldstadt (Karmeliterviertel) durch eine überdimensionale Gebäudeaufstockung:
Das Haus Karmelitergasse 2 / Große Sperlgasse 4 wurde nicht nur restauriert, sondern bekam eine extrem unsensible „Dachwucherung“ aufgesetzt.

Foto 07a: 2012
Foto 07b: 2014
Fotocredits: Erich J. Schimek


OEGK 08

Auch wenn die Revitalisierung von Industriebauten manchmal schwierig erscheint, so gibt es doch genug positive Beispiele, dass dies möglich ist. Ein Negativbeispiel für eine brutale Aushöhlung („Entkernung“) ist die einst imposante ehemalige Spinnerei von Pottendorf (N.Ö.). Sie war die erste Maschinenspinnerei in Österreich, wurde 1801 errichtet und mit aus England geschmuggelten Spinnmaschinen betrieben. Vom Bauwerk blieb nach dem Abbruch 2013 nur mehr die dünne Außenhülle aus drei Fassaden stehen (Bild 08a, März 2013). Diese Fassadenreste „kleben“ jetzt wie Abziehbilder, wie potemkinsche Dörfer, auf einem Neubau, der in keiner Weise auf die historische Architektur Bezug nimmt (Bild 08b, Januar 2015).

Fotocredits: Erich J. Schimek


OEGK 12

Abbrüche von intakten Gründerzeithäusern häufen sich in Wien.
Im Bild der Abbruch eines kunstvoll gestalteten Hauses in der Schönbrunner Schlossstraße 2 in Wien-Meidling im März 2014. Ein Investor hatte mehr als zehn Jahre zuvor das große Areal der Kometgründe gekauft, anschließend die Häuser sukzessive mieterfrei gemacht und abgerissen, um an dieser Stelle ein gewaltiges Bürohochhaus mit Turm und Einkaufszentrum zu errichten. Dies, obwohl stadtplanerisch weder eine EKZ-Konkurrenz zur Einkaufsstraße Meidlinger Hauptstraße, noch eine Vermehrung der (leerstehenden) Bürofläche Sinn macht.

Fotocredit: Gerhard Hertenberger
 

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