"Burgruine Emmerberg" auf einem Bergrücken nahe der Prossetschlucht

Bunker Ratte

Well-Known Member
#1
Nach einem kurzen steilen Aufstieg einer Forststrasse, kommt die Burgruine unscheinbar zum Vorschein, im dickicht der dichten Vegetation des Waldes! Schlingpflanzen überwuchern die äußeren Mauern der Ruine. Doch war es das perfekte Umfeld, passend zu den geschichtsträchtigen Mauern aus Stein. Für mich war es bis jetzt die schönste Ruine zu besichtigen, weil sie so verlassen erscheint. Man könnte meinen, hier befindet sich ein Ort wo die Zeit stehen blieb!

Die Burg dürfte um die Mitte des 12. Jahrhunderts errichtet worden sein. Sie war, wie auch das benachbarte Starhemberg, einst ein wichtiger Stützpunkt in der Befestigungslinie an der Nordgrenze der karantanischen Mark. 1170 wird Emmerberg mit Durinch de Emberberch erstmals urkundlich erwähnt. Zur Zeit der Babenberger zählten die Emmerberger zu den bedeutendsten Familien des Landes. Sie besaßen auch die Truchseßwürde. Ihr Wappen – ein Wassereimer auf blauem Feld – gab zu etlichen Sagen und Legenden Anlass, konnte aber wissenschaftlich nicht geklärt werden. Zwei Familienzweige wurden in der Steiermark sesshaft, wo die Emmerberger bald mehrere Burgen besaßen. In der Steirischen Reimchronik wird berichtet, dass Berthold IV von Emmerberg 1278 in der Schlacht von Dürnkrut und Jedenspeigen den böhmischen König Ottokar erstochen hatte, weil dieser zuvor seinen Onkel Seyfried von Merenberg auf grausame Art hinrichten ließ. Die heutigen Historiker bestreiten jedoch diese Tat und vermuten, dass Ottokar im Kampf fiel. Die Emmerberger starben 1455 aus, doch wurde bereits 1384 Ludwig von Eckartsau durch Herzog Albrecht III mit der Burg belehnt. Danach wechselten die Besitzer recht häufig. Unter anderem scheinen die Wolfenreut (um 1430), Teufel, Brassican, Spaur (um 1500), Heussenstein (ab 1706) und Vincenz von Suttner (1805) als Lehensinhaber auf. Emmerberg musste sich militärisch nie bewähren. Als man im 17. Jh. die niederösterreichischen Burgen wegen der drohenden Türkengefahr auf ihre Kriegstauglichkeit prüfte, wurde Emmerberg im Gegensatz zu Starhemberg nicht als Fluchtort für die Bevölkerung bestimmt. Die Zerstörung der Burg wurde 1760 durch Graf Heinrich von Heussenstein eingeleitet, der aus steuerlichen Gründen den Eichendachstuhl abdecken und verkaufen ließ. Einer der folgenden Besitzer, Alexander Wilhelm Graf Wartensleben, benützte 1821 die Mauern als Steinbruch zum Bau eines Gestütes am Fuß des Burgberges. Auch die umliegenden Bauern holten sich hier das Baumaterial für ihre Häuser. Graf Wartensleben musste bald Konkurs anmelden. Aus der Masse erwarb 1833 Erzherzog Rainer, Vizekönig von Lombardo-Venetien, die Herrschaft. Die Ruine und die umliegenden Wälder sind auch heute noch im Besitz seiner Nachkommen.

Der Burgberg weist an drei Seiten felsige Abstürze auf, so dass lediglich die Ostseite, an der eine Überhöhung durch einen benachbarten Berghang gegeben ist, durch starke Vorwerke und einen Graben besonders befestigt werden musste. Ansonsten war die strategische Lage der Burg ideal. Sie kontrollierte die Ebene der „Neue Welt“ bis zur Hohen Wand. Emmerberg war ein nüchterner Wehrbau ohne jeden Schmuck, doch zeugen noch eigenwillig geformte Kragsteine und schöne Fenster- und Türlaibungen von der einstigen Bauqualität. Ein einfaches Rundtor führt in den ersten Zwinger, der immer schmäler wird und beim zweiten Torturm seine engste Stelle erreicht. An der Nordseite des zweiten Zwingers liegen die Reste der einschiffigen, rechteckigen Kapelle, deren romanischer Triumphbogen aus dem 12. Jh. noch erhalten ist. Bis vor wenigen Jahrzehnten war auch der Freskenschmuck der Wände noch erkennbar. Die Umfassungsmauer des äußeren Hofes dürfte im 15. oder 16. Jh. errichtet worden sein. Südlich der Kapelle erhebt sich die Hochburg aus dem 12./13. Jh. mit ihrer gewaltigen, drei Stock hohen und fast fünf Meter dicken Schildmauer. Durch eine zehn Meter lange Tordurchfahrt gelangt man in den inneren Burghof. Gut erkennbar sind hier die Gleisspuren, die zahllose Karren im Felsboden hinterlassen haben. Der Palas wird durch die einstige Schneckenstiege in zwei Teile getrennt, wobei der nördliche Teil der ältere ist. Er war gewölbt, der südliche Trakt besaß lediglich Balkendecken. Da wegen der Überhöhung eine Belagerung mit Wurfmaschinen möglich war, musste man die Außenwand des Palas besonders stark ausführen. Sie ist mehr als 3 m dick. Die riesigen Fensternischen mit ihren steinernen Bänken wirken wie kleine Zimmer. Am Südende des Palas befand sich das Verlies.
Quelle: Burgen Austria

Die Kapelle der Burgruine
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HF130C

Well-Known Member
#8
Eine sehr interessante Ruine, vielen Dank.

Ist denn das Bauwerk frei zugänglich? Als Besitzer hätte ich gewisse Bedenken wegen Haftungsfragen im Fall der Fälle ....

Wo gehört die Solaranlage in Bild 2 von Teil 3 denn dazu?

Der Ausblick ist in jedem Falle toll. Die Bauherren haben schon gewusst, wo sie ihre Burg hinbauen!
 
#9
Diese Ruine ist im Eigentum von einem Spross der Habsburger.
Wegen der Baufälligkeit hatte die Ruine vor Jahren Betretungsverbot, welches immer wieder vom angestellten Förster peinlichst überprüft wurde. Nachdem der Normalweg zur Ruine direkt am Forsthaus vorbeiführt, gab es immer wieder heftige Konflikte.
Etwas später wurde auch die lange Baumallee zum Forsthaus als Parkplatz gesperrt.
Wie gesagt, das war vor einigen Jahren...glaube aber nicht dass es sich gebessert hat.

Im unteren Nahebereich der Burg gibt es eine weitere Höhle.
Diese ist jedoch etwas gefährlich. Klettert man ohne Ausrüstung in einen gewissen Teil rein (enger Schlurf), kommt man fast nicht mehr alleine raus.
 

josef

Administrator
Mitarbeiter
#10
Ergänzend zur Höhle - Schüler-Projekt zur Erdbebenforschung:
Als Ergänzung zu diesen Daten haben Schüler und Absolventen des TGM in Wien und aus Niederösterreich sogenannte MacroSeismic-Sensoren zur preisgünstigen quantitativen Erfassung der Schwingungsbelastung entwickelt. Diese Sensoren werden in Gebieten aufgestellt, aus denen üblicherweise Erdbebenmeldungen kommen...
So haben die Schülerinnen und Schüler aus Niederösterreich Messstationen in Höhlen und Stollen stillgelegter Bergwerke eingerichtet und modernisiert. In zum Teil schwierigen Einsätzen haben die Niederösterreicher die Stationen in der Seegrotte Hinterbrühl (Bezirk Mödling), in der Emmerberg-Höhle in den Fischauer Bergen, dem Georgistollen in Pitten (beide Bezirk Wiener Neustadt) und dem Schaubergwerk Grillenberg in Payerbach (Bezirk Neunkirchen) eingerichtet. Diese Daten stehen der ZAMG und der TU Wien in Echtzeit zur Verfügung...
Textauszüge aus Beitrag über Erdbebenforschung: Erdbeben
 

Bunker Ratte

Well-Known Member
#11
Eine sehr interessante Ruine, vielen Dank.

Ist denn das Bauwerk frei zugänglich? Als Besitzer hätte ich gewisse Bedenken wegen Haftungsfragen im Fall der Fälle ....

Wo gehört die Solaranlage in Bild 2 von Teil 3 denn dazu?

Der Ausblick ist in jedem Falle toll. Die Bauherren haben schon gewusst, wo sie ihre Burg hinbauen!
Hallo HF130C,
die Ruine befindet sich auf einem Wanderweg rund um den Emmerberg. Man muss neben der Bundesstrasse L87 parken und die Strasse zwischen der Baumallee hinauf spazieren. Oben angekommen ist linker Hand eine Tafel zu erkennen die auf diverse Wanderwege in der Region hinweist. Auf der Forststrasse hinauf kam mir ein netter Herr mit einem Hund entgegen. Nach einem kuzen Gespräch bezüglich der Ruine, konnte ich sie in Begleitung besichtigen. Die Ruine ist in Privatbesitz und ist von der Forstverwaltung gesperrt wegen Steinschlaggefahr. So die Auskunft des Försters! Auch die installierten Solarpanele gehören zu einem darunter liegendem Wohnhaus.

Lg
Michi
 

Bunker Ratte

Well-Known Member
#12
Im unteren Nahebereich der Burg gibt es eine weitere Höhle.
Diese ist jedoch etwas gefährlich. Klettert man ohne Ausrüstung in einen gewissen Teil rein (enger Schlurf), kommt man fast nicht mehr alleine raus.
Hallo Struwwelpeter,
danke für den Hinweis! Die ich besucht habe, dürfte eine andere Höhle gewesen sein eher ein Loch oder Zwergenloch. Es geht 2m aufwärts und rechts ums Eck und das wars auch schon. Mich faszinierte die Baumwurzel, die in die Höhle ragte. Auch eine Fledermaus hatte es sich gemütlich gemacht, darum hielt ich mich darin auch nicht länger auf.

Lg
Michi
 
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