"Die Gedänkstätten der Südmährer" am Kreuzberg bei Drasenhofen

Bunker Ratte

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#1
Wieder einmal im Weinviertel unterwegs, machte ich eine Tour rundum und auf den Kreuzberg in Klein Schweinbarth, den man früher Steinberg nannte. Dort angekommen, lernte ich die Geschichte der Südmähren kennen.

Südmähren in der Geschichte
Schon in der Altsteinzeit war das östliche Gebiet besiedelt, wie eine Mammutjägerstätte am Abhang der Pollauer Berge beweist.
Die Bronze- und die frühe Eisenzeit sind ebenso mit Funden belegt, wie die keltische und die germanische Besiedlung vom 1. bis zum 6. Jhdt. (Markomannen, Quaden, Heruler und Langobarden).
Erst im 6. Jhdt. dringen die Slawen im Gefolge der Awaren vor, wie einige Funde im Thaya-March-Gebiet und entlang der Thaya bis zum Kamp beweisen.
Aber erst als die Magyaren im 11. Jhdt. hinter die March zurückgedrängt werden, erfolgt die bleibende Besiedlung des nördlichen und östlichen Niederösterreichs durch die Baiern.Zwischen 1039 und 1060 entstehen die böhmische und die ungarische Mark mit der über die Thaya hinausgehenden bairischen Besiedlung.
Im 12. Jhdt. wird auch der „Nordwald“ über Neubistritz (Nova Bystrice) und Neuhaus (Jindrichu Hradec) hinaus kolonisiert. Christianisierung, Dreifelderwirtschaft und deutsches Stadtrecht waren wichtige Gründe der deutschen Ostkolonisation.
Alle Gebiete bleiben bis ins 13. Jhdt. bei der babenbergischen Mark. Erst nach dem Aussterben der Babenberger kommen die bairisch besiedelten Gebiete zu Böhmen und Mähren. Die Lage der südmährischen Städte an den wichtigen Nord- Süd- straßen , wie z.B. der Bernsteinstraße von Carnuntum über Mähren bis ins Samland oder der Verbindung Wien-Prag, verhalfen ihnen im Zusammenhang mit ihrer Landwirtschaft und ihrem Gewerbefleiß zu großer Bedeutung in der Geschichte.

Persönlichkeiten aus Südmähren
Bedeutsame Geschlechter hatten hier ihre Stammsitze: Liechtenstein, Dietrichstein, Kaunitz, Kinsky. Der Heilige Klemens Maria Hofbauer ist 1751 in Tasswitz, der Staatsmann der Aufklärung Josef von Sonnefels ist 1733 in Nikolsburg geboren.
Zwei Bundespräsidenten: Dr. Karl Renner, geboren 1870 in Unter Tannowitz und Dr. Adolf Schärf, geboren 1890 in Nikolsburg, stammen ebenso aus Südmähren wie Alt Landeshauptmann Siegfried Ludwig, geboren 1926 in Wostitz.
Die Dichter Charles Sealsfield = Karl Postl, geboren 1793 in Poppitz bei Znaim, Karl Bacher, geboren 1884 in Waltrowitz und die Schriftstellerin Ilse Tielsch, geboren 1929 in Auspitz, waren in Südmähren zu Hause; auch der Bildhauer Hugo Lederer und der Maler Alexander Pock sind beide 1871 in Znaim geboren.

Das Schicksal der deutschen Südmährer
Obwohl unter dem Einfluß der Romantik die „Wiedererweckung der tschechischen Nation“ schon seit dem ersten Slawenkongreß 1849 in Prag eine deutliche antideutsche Charakteristik hatte, blieb durch das Nationalitätenrecht der Monarchie und den „Mährischen Ausgleich von 1905“ die Sprachgrenze bis zum Ende des ersten Weltkrieges in Südmähren nahezu stabil.
1918 hatten die südmährischen Kreise ihren Anschluß an Niederösterreich erklärt . Annahme im NÖ-Landtag am 5.11.1918. Sie wurden aber trotzdem bereits im Dezember 1918 von tschechischem Militär okkupiert und unter Mißachtung des Selbstbestimmungsrechtes im Vertrag von St. Germain am 10.09.1919 dem neuen Nationalitätenstaat CSR , welcher 42% Tschechen, 23% Deutsche, 15% Slowaken, 5% Ungarn und 2% Polen umfaßte, einverleibt.
Zwischen 1919 und 1938 verfolgte die CSR eine harte „Entgermanisierungs“ (Tschechisierungs) Politik im deutschen Gebiet. Die politischen Mittel waren: Eine Vermögensabgabe für Haus- und Grundbesitzer, eine Bodenreform zur Ansiedlung von Tschechen im deutschen Gebiet, die Entlassung deutscher Staatsangestellter auf Grund eines rigerosen Sprachengesetzes und einer Verwaltungsreform mit Schaffung tschechischer Mehrheiten in Städten und Gemeinden, Schließung deutscher und Gründung tschechischer Schulen, restriktive Geld- und Devisenpolitik zur Auszehrung der deutschen Industrie.
39.000 Südmährer mußten ihre Heimat verlassen, während der Anteil der tschechischen Bevölkerung von 7% oder 20.000 im Jahre 1910 auf 68.000 oder 25% im Jahre 1930 in Südmähren anstieg. Trotz Mitarbeit der deutschen Parteien der Sozialdemokraten, der Christlich- Sozialen und des Bundes der Landwirte, wurde eine Gleichberechtigung der Deutschen im Staat nicht erreicht.
1938 kam es zur “ Sudetenkrise“, zur deren Lösung die CSR-Regierung schließlich auf britisch – französisches Drängen einer Abtretung der deutschen Gebiete am 21.09.1938 zustimmte.
Im internationalen „Münchner Abkommen“ vom 28.09.1938 wurde die neue Grenzziehung durch eine internationale Kommission in genauer Entsprechung der Sprachgrenze geregelt.
Die deutschen Südmährer begrüßten den Anschluß an „Niederdonau“ als späte Erfüllung des Selbstbestimmungsrechtes.
In den letzten 3 Wochen des zweiten Weltkrieges wurde der Bezirk Nikolsburg zum Kampfgebiet. Die eigentliche Drangsalierung der deutschen Bevölkerung Südmährens begann jedoch erst Mitte Mai, nach Beendigung der Kampfhandlungen, mit der Herrschaft der tschechischen „Nationalausschüsse“.

Die Vertreibung der Deutschen 1945/1946
Die tschechische Exilregierung befaßte sich seit 1939 intensiv mit Plänen für einen „Bevölkerungstransfer“ der Deutschen und seine internationale Zustimmung. Im tschechisch- sowjetischen Freundschafts- und Beistandspakt vom Dezember 1943 war die Vertreibung der Deutschen bereits feststehende Tatsache. Die Exilregierung bemühte sich daraufhin in Radio-Aufrufen die tschechische Bevölkerung vorzubereiten und ihr eine blutige Lösung der Nationalitätenfrage zu suggerieren.
Benesch am 27.10.1943: “ In unserem Land wird das Kriegsende mit Blut geschrieben werden. Den Deutschen wird mitleidlos und vervielfacht alles heimgezahlt werden ….“
Quelle: (Südmähren) Das Land an der Thaya


Das Südmährenkreuz am Gipfel des Schweinbarther Berges:

Das Südmährenkreuz oder auch Südmährerkreuz ist eine Erinnerungsstätte am Gipfel des Schweinbarther Berges in einer Seehöhe von 337 m ü. A. im niederösterreichischen Weinviertel. Das Kreuz befindet sich in Kleinschweinbarth in der Gemeinde Drasenhofen. Die Gedenkstätte erinnert an die vertriebenen deutschsprachigen Südmährer nach dem Zweiten Weltkrieg.
Aufgestellt wurde das sieben Meter hohe und aus Beton gefertigte Südmährerkreuz als Heimatkreuz der Südmährer und Neubistritzer im Dezember 1962. Nach der Fertigstellung von Stiegen und Sicherungsarbeiten gegen Abstürze erfolgte am 7. Juli 1963 die Einweihung. Gleichzeitig fand auch das erste Treffen heimatvertriebener Südmährer in Kleinschweinbarth statt.
Das Entzünden von Höhenfeuern in den umliegenden Gemeinden und die Durchführung einer Kundgebung wurde am 3. Juli durch das Bundesministerium für Inneres verboten. Begründet wurde dieses Verbot damit, dass diese Programmpunkte von der Tschechoslowakei als Provokation empfunden und die zwischenstaatlichen Beziehungen dadurch gefährdet werden könnten. Als Reaktion auf dieses Verbot wurde der österreichische Verfassungsgerichtshof angerufen, der zu Gunsten der Veranstalter entschied.
1964 wurde vor dem Südmährerkreuz ein schmuckloser Altartisch aus Travertin aufgestellt. Der Steinblock sollte ursprünglich für den Bau einer Festhalle in Nürnberg verwendet werden, wurde aber nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs als Baumaterial verkauft.
Anlässlich des 8. Treffens am 7. Juni 1970 wurde in Anwesenheit des niederösterreichischen Landeshauptmanns Siegfried Ludwig das Südmährerkreuz an Stelle des 1945 gesprengten Heldendenkmals bei Klentnitz zum Mahnmal aller gefallenen und verstorbenen Südmährer erhoben. Diese Funktion hatte es bis zur am 1. Juni 1975 erfolgten Weihe des Kriegerdenkmals der Südmährer inne. Die Dornenkrone aus Kupfer, die das Kreuz zur Verzierung erhielt, wurde 1974 geweiht.
Treibende Kraft bei der Errichtung des Südmährerkreuzes war Erwin Zajicek
Quelle: Südmährenkreuz (Wiki)



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Gedenkstätte Porlitz, Stadt an der Sprachgrenze:
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Bunker Ratte

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#3
Eine Jagdkapelle auf den Bildern 23-24, Gedenkstätte Unter-Tannowitz auf Bild 7-8, Südmährens Mundartdichter Dr.Karl Bacher auf Bild 10 und der Nikolsburgerplatz auf den Bildern 19-22

Bild 8
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Bild 22
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Bunker Ratte

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#4
Eine kleine Höhle rechts neben der Jagdkapelle, dürfte natürlichen Ursprunges sein, möglicherweise mit späterer Nachnutzung und diversen Veränderungen der Jägerschaft!?

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