Donauschifffahrt durch die niedrigen Pegelstände beeinträchtigt

josef

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#1
Donau: Trockenheit wirkt sich auf Schifffahrt aus
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Die Trockenheit macht sich mittlerweile auch auf der Donau bemerkbar. Die Pegelstände sind nieder und zum Teil müssen die Schiffe bereits mit weniger Fracht fahren. Verglichen mit anderen Ländern sei die Lage in Österreich aber noch entspannt, heißt es.
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Ein Blick auf die Schotterbänke in der Wachau verdeutlicht, wie niedrig der Wasserstand der Donau derzeit ist und wie dringend Regen notwendig wäre. Die Donau in Niederösterreich führt nach Angaben der Abteilung Wasserwirtschaft beim Amt der Landesregierung aktuell „deutlich weniger Wasser“ als vor einem Jahr.

Nach Mittelwasser im Sommer 2021 liege man jetzt unterhalb von Regulierungsniederwasser. Das gelte für die Messstation in Kienstock in der Wachau ebenso wie für jene in Wildungsmauer im Bezirk Bruck an der Leitha.

ORF/Tobias Hollerer
Die freiliegenden Schotterbänke in der Wachau verdeutlichen das aktuelle Niederwasser

Der Regulierungsniederwasserstand ist für die Schifffahrt von Bedeutung, denn er garantiert, dass am Rande der Schifffahrtsrinne ca. 2,50 Meter Wassertiefe erreicht werden. Ein typischer Frachter kann aber durchaus bis zu drei Meter Tiefe haben, weshalb viele bereits mit weniger Fracht unterwegs sind.

In der Wachau sowie in der Region östlich von Wien gebe es einige „kritische Furten“, die man beobachten müsste, so Wolfram Mosser-Brander gegenüber noe.ORF.at. Er ist in der Wirtschaftskammer für Schifffahrt zuständig. „Für die Ausflugsschifffahrt ist das noch kein Thema, wir haben 1,40 Meter Tiefgang, damit kommen wir relativ gut über diese Furten“, so Mosser-Brandner, „für die Frachtschifffahrt ist das natürlich schon bedeutend, hier fährt man nur mehr mit 50 Prozent der Ladung.“ Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft habe das aber kaum, da die Donau in Österreich nur wenig für Frachten genutzt werde, erklärt Mosser-Brandner.

Probleme vor allem im Ausland
Verglichen mit anderen Ländern sei die Lage in Österreich aber noch entspannt. Probleme – auch für die Ausflugsschifffahrt – gebe es etwa zum Teil in Bayern, Ungarn und vor allem Rumänien, sagt Mosser-Brandner.

Österreich habe den Vorteil, dass die Donau noch durch einige Alpenflüsse – Inn, Enns und Traun – mit Wasser versorgt wird, „sodass wir derzeit in Österreich nach wie vor akzeptable und passable Wasserstände und auch Fahrwasser-Bedingungen der Schifffahrt zur Verfügung stellen können“, sagte Christoph Caspar vom Wasserstraßenbetreiber Via Donau in der ZIB1. Auch Caspar bestätigt, dass einige Frachtschiffe bereits mit weniger Ladung unterwegs sind, um bei Niedrigwasser mehr Spielraum zu haben.

Die Prognosen für die nächsten Tage zeigen, dass es vorerst noch keine Entspannung geben dürfte. Seitens der Via Donau heißt es aber, dass man sich genau für solche Szenarien vorbereitet habe. Einerseits, indem die Donau regelmäßig ausgebaggert wird und andererseits, indem man Querverbindungen bzw. Verbauungen in die Donau eingebracht hat, die das Wasser zur Mitte bringen sollen, um eben der Schifffahrt zu helfen.

Fotostrecke mit 4 Bildern
ORF/Stefan Schwarzwald-Sailer
Um Probleme für die Schifffahrt zu vermeiden, wird die Donau auch regelmäßig mit solchen Baggerschiffen ausgebaggert
ORF/Stefan Schwarzwald-Sailer
Mit solchen Verbauungen soll das Wasser in die Mitte gebracht werden

ORF/Stefan Schwarzwald-Sailer
Den Prognosen für die nächsten Tage zufolge ist derzeit keine Entspannung in Sicht

ORF

Tiefststände normalerweise im Winter
Der historische Tiefststand lag bei der Messtation Wildungsmauer im Jahr 2018 bei 96 Zentimetern. Am Dienstag waren es um 25 Zentimeter mehr. Es gebe also noch einen gewissen Spielraum, heißt es seitens der Via Donau. Wobei man dort auch betont, dass solche Niedrigwasser-Ereignisse, die es in den vergangenen Jahren immer wieder einmal gab, bisher in den Herbst- und Wintermonaten auftraten. Heuer ist man erstmals im Sommer damit konfrontiert. Was das für den weiteren Jahresverlauf bedeuten könnte, lasse sich derzeit aber noch nicht abschätzen.
17.08.2022, red, noe.ORF.at
Donau: Trockenheit wirkt sich auf Schifffahrt aus
 

josef

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#2
Einige Fotos vom Donnerstag 11.08.2022 mit Blick aufs Donautal bei Spitz in der Wachau:

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Blick von der Ruine Hinterhaus auf das südliche Donauufer mit Hof- und Mitterarndorf...

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...und die Ufer-Schotterbänke bei Oberarnsdorf ...

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...mit "Begegnungsverkehr" von Flusskreuzfahrtsschiffen
 

josef

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#3
FLUSS IM WANDEL
Herausforderungen für Donauschifffahrt
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Die Donau ist Teil der wichtigsten europäischen Wasserstraße zwischen Nordsee und Schwarzem Meer für den Güterverkehr. Im Vorjahr allerdings hat vor allem der Ukraine-Krieg den Schiffsverkehr gebremst. Auch Trockenperioden mit Niedrigwasser können Probleme bereiten. Trotzdem soll in Zukunft mehr Fracht von der Straße auf den Fluss verlagert werden. Für die Donauschifffahrt bringt das einige Herausforderungen.
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Der österreichische Abschnitt der Donau zwischen der Staatsgrenze bei Passau und Bratislava ist knapp 350 Kilometer lang. Die Infrastruktur auf bzw. entlang dem Fluss gilt als die am besten ausgebaute im ganzen Donau-Raum, entsprechendes Potenzial wird dem Güterverkehr auf dem Fluss für die Zukunft attestiert, etwa im Aktionsprogramm Donau bzw. Masterplan Güterverkehr 2030 des Klimaschutzministeriums. In der Praxis bemüht sich die Österreichische Wasserstraßen-Gesellschaft m.b.H. viadonau, verstärkt Güter von der Straße und Schiene auf das Wasser zu bekommen.

Ein Unsicherheitsfaktor dabei sind das Wetter bzw. Klima, konkret längere niederschlagsarme Perioden, die zu Niedrigwasser führen. Mit dem Problem ist die Donau allerdings nicht allein. Auf Deutschlands wichtigster Wasserstraße, dem Rhein, sank der Pegel zuletzt deutlich unter einen Meter. Kein Schubverband konnte mehr voll beladen fahren – „klassische Niedrigwasserzeit“, hieß es.

Niedrigwasser kommt tendenziell früher
Welche Rolle der Klimawandel langfristig für den Wasserstand der Donau spielen wird, lässt sich schwer einschätzen. Der sei natürlich Thema, auf der Donau in Österreich seien aber „die Fahrwasserbedingungen in der Langzeitbetrachtung sehr stabil“, so Christoph Caspar von viadonau im Gespräch mit ORF.at. Was sich allerdings beobachten lasse, sei, dass Niedrigwasser in den letzten Jahren nicht erst im Herbst, sondern tendenziell schon früher auftrete.

ORF.at/Roland Winkler
Bei zu wenig Wassertiefe keine volle Beladung

Im Vorjahr war das laut dem Jahresbericht Donauschifffahrt 2022 bereits im März und dann nochmals zwischen Juli und September der Fall, die Donau führte laut dem Bericht 2022 insgesamt weniger Wasser als in den zehn Jahren zuvor. Grund dafür waren längere Trockenperioden. Allerdings, so Caspar, sei Niedrigwasser kein Phänomen der jüngeren Vergangenheit, die Donauschifffahrt habe schon immer damit zu tun gehabt.

Fluss wird ständig vermessen
Als Betreibergesellschaft der Wasserstraße und zuständig für praktisch alles rund um den Fluss, versucht viadonau, möglichst rasch auf veränderte Rahmenbedingungen zu reagieren. Der Fluss stehe ständig unter Beobachtung und werde das ganze Jahr über vermessen, erklärt Caspar, Leiter Unternehmenskommunikation und Organisationsmanagement bei viadonau. Mögliche Problemstellen, wenn etwa der Fluss Sediment verfrachtet, versuche man zu identifizieren, die Fahrrinnen würden gegebenenfalls ausgebaggert.

ORF/Günther Rosenberger
Der österreichische Abschnitt der Donau zwischen bayerischer und slowakischer Grenze ist knapp 350 Kilometer lang

Das „Erhaltungsziel“ von viadonau sei die Zurverfügungstellung einer durchgängigen Fahrwassertiefe von 2,5 Metern auf der Donau das ganze Jahr über, so Caspar. Der Tiefgang der Schiffe und Schubverbände ist natürlich je nach Eigengewicht und Fracht unterschiedlich, mitunter müssen sie bei Niedrigwasser weniger laden. Auf dem Rhein in Deutschland konnten Schiffe zuletzt nur noch mit 40 Prozent Kapazität fahren.

Monitoringsystem für Pegel
Daten zu Pegeln und Seichtwasser, Brückendurchfahrtshöhen und andere Informationen, die die Schiffscrews auf dem Fluss brauchen, sind im Monitoringsystem „DoRis“ („Donau River Information System“) von viadonau und Verkehrsministerium verfügbar.

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Pegelstände österreichischer Gewässer am 27.10.

Viadonau wurde 2005 gegründet und ist zuständig für alle Bundesbelange auf und entlang der Donau, vom Wasserstraßenmanagement bis zum Flussmanagement. Dazu gehören auch ökologische Belange wie der Schutz der Biodiversität, etwa über Renaturierungsmaßnahmen. Auch der Hochwasserschutz ist eine Kernaufgabe. Dieses „integrative Konzept“, so Caspar, sei eine tragende Säule der Arbeit.

Kapazitäten sollen ausgebaut werden
Eine weitere ist der Ausbau der Transportkapazitäten auf dem Fluss. Aktuell liegen die Transportmengen auf dem Wasser in Österreich weit hinter Straße und Schiene. Die Binnenschifffahrt sei, nicht für alle Warengruppen, aber für viele Güter sehr nachhaltig und kosteneffizient, erläutert Caspar.

Grafik: ORF; Quelle: Handbuch der Donauschifffahrt/viadonau

Besonders eignen sich die Schiffe für den Transport großer Mengen Schüttmaterials wie Getreide, Erze, Düngemittel und Treibstoffe, aber auch sehr großer und schwerer Industriegüter und für Schwertransporte, etwa Bauteile für Windkraftwerke. Eine Beispielrechnung von viadonau: Fahre ein Lkw mit einer Gütertonne und einem bestimmten Energieaufwand 100 Kilometer weit, betrage die Reichweite per Bahn 300 und die per Donauschiff 370 Kilometer. Entsprechend besser falle die CO2-Bilanz aus. Laut Statistik Austria rollten im Vorjahr knapp 591 Mio. Tonnen Güter über die Straßen, rund 103 Tonnen wurden per Bahn und rund 6,4 Mio. Tonnen auf dem österreichischen Abschnitt der Donau transportiert. 18 Tonnen entfielen auf Luftfracht.

Frachtvolumen im Vorjahr stark gesunken
Die 6,4 Mio. Tonnen Schiffsfracht im Vorjahr entsprechen einem Rückgang von 22,9 Prozent gegenüber 2021. Das größte Volumen wurde in den letzten Jahren mit 8,5 Millionen Tonnen im Jahr 2019 erreicht, 2021 lag das Transportaufkommen bei 8,3 Millionen Tonnen. Mit dem Rückgang um 1,9 Millionen Tonnen wurde ein langjähriger Tiefstand erreicht, wobei laut den Daten auch das Transportaufkommen auf den Auslandsstrecken deutlich zurückging. Am stärksten war der Rückgang bei Importen vor Exporten und Transitfracht.

Folgen des Uraine-Kriegs
Dafür war ein Mix aus Ursachen verantwortlich: Der Ausbruch des Kriegs in der Ukraine im Februar, die Verlagerung von Kapazitäten auf andere Abschnitte der Donau und schließlich, wie es im Jahresbericht heißt, die „deutlich unterdurchschnittliche Wasserführung“ mit langen Niedrigwasserperioden im Frühjahr und im Sommer 2022. Die Donauschiffe waren nur zu 58 Prozent ausgelastet. Hand in Hand mit dem geringeren Transportaufkommen sank auch der Hafenumschlag in Österreich um 28,5 Prozent.

Die Ukraine versucht besonders seit der Aufkündigung des Getreideabkommens über den Export via Schwarzes Meer mehr Getreide über die Donau auszuführen. Andere Länder forcierten den Import bestimmter Güter, Deutschland etwa den von Kohle. Damit waren Schiffe in anderen Abschnitten der Donau als dem österreichischen quasi gebunden. Das Passagieraufkommen auf der Donau nahm im letzten Jahr nach dem Ende der Coronavirus-Pandemie wieder zu.

Die österreichische Donauflotte
Transportiert wird auf der Donau alles Mögliche. Erze und Erzabfälle machten im Vorjahr mehr als ein Viertel aus, land- und forstwirtschaftliche Produkte knapp 20 Prozent, gefolgt von Metall- und Erdölerzeugnissen und Düngemitteln. Ein kleinerer Anteil entfiel auf mineralische Rohstoffe, Nahrungs- und Futtermittel, Brennstoffe, Maschinen und Chemikalien. Der Import überwiegt deutlich.

ORF.at/Roland Winkler
Vor allem große Mengen an Schüttgut wie Getreide, Erze und Düngemittel lassen sich auf dem Fluss gut transportieren

Die heimische Donau-Flotte umfasste laut Jahresbericht Donauschifffahrt in Österreich 2022 mit Stand letztes Jahr 289 Fahrzeuge. Im Schnitt waren diese 44 Jahre in Betrieb. Sie müssen, um überhaupt gezählt zu werden, gewissen gesetzlichen Vorgaben (Schiffstechnikverordnung) entsprechen und in Österreich registriert sein.

Kähne, Leichter, Arbeitsschiffe
Bei fast der Hälfte (142) handelt es sich um nicht motorisierte Güterkähne und sogenannte Leichter, die im Schubverband eingesetzt werden und von Schubschiffen bewegt werden. Sie sind im Schnitt fast 70 Meter lang. Bei 45 Fahrzeugen handelt es sich um Arbeitsfahrzeuge, darauf folgen mit 32 die Passagierschiffe, zumeist Ausflugs- und nur ein Kreuzfahrtschiff. Außerdem wurden 29 Schubschiffe betrieben. Darauf folgen Gütermotorschiffe (14), im Schnitt 92 Meter lang, dann noch Tankkähne und Tankleichter (elf), „Sonstige“ (neun) und schließlich noch Tankmotorschiffe bzw. Tankboote.

Die Donau ist mit einer Länge von knapp 2.850 Kilometern nach der Wolga der längste Fluss auf dem europäischen Kontinent. Ihre Quellflüsse entspringen im deutschen Schwarzwald, sie mündet im Grenzgebiet Rumäniens und der Ukraine in das Schwarze Meer. Auf dem Weg dorthin fließt bzw. berührt sie zehn Länder, die Grenze von Moldawien zwischen Rumänien und der Ukraine nur auf einer Länge von wenigen Metern.
01.11.2023 Georg Krammer, ORF.at

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Fluss im Wandel: Herausforderungen für Donauschifffahrt
 
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