josef

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#1
Fand im Buch von

Maria Theresia Litschauer;
„Architekturen des Nationalsozialismus – Erhaltene bzw. geplante/entfernte Bauten der Region Waldviertel / NÖ.;
Böhlau-Verlag Wien-Köln-Weimar; Wien 2012


ein mir bisher unbekanntes Industrieansiedlungsprojekt für Eggenburg:
Nachstehend eine Kurzzusammenfassung des Kapitels:
In der Euphorie des „Anschlusses“ 1938 ans Deutsche Reich versuchten die damaligen Stadtverantwortlichen, Eggenburg an Stelle von Horn als Kreisstadt zu positionieren! Ein Punkt der Strategie war, in Eggenburg eine neue Industriezone auf der landwirtschaftlich genutzten Hochfläche südlich des Bahnhofes zu schaffen.

Noch 1938 gelang es, den Inhaber der Mödlinger „Viktorin Werke“ (Erzeugung von Öfen und Heizungsanlagen) für die Verlegung des Produktionsstandortes nach Eggenburg zu gewinnen! Die „Viktorin Werke“ mussten den Standort Mödling 1941/42 wegen Erweiterung eines Rüstungsbetriebes räumen.

Vom Berliner Architekten Wils Ebert wurden Pläne für auch heute noch modernst wirkende Werksanlagen entworfen. Neben einem großzügig dimensionierten Verwaltungsbau und diversen Nebengebäuden sollten eigenständige Hallen für eine Gießerei, Blechverarbeitung, Emaillierung und Montage entstehen. Diese in N – S Richtung ausgerichteten Produktionshallen sollten mit in W – O Richtung verlaufenden Sozialbauten verbunden werden. Die erste Baustufe sah einen Belegschaftsstand von ca. 500 Mitarbeitern vor. Auch ein Gleisanschluss , welcher im Bogen vom Nordkopf des Bf. Eggenburg abzweigen sollte, war vorgesehen.

Obwohl die Vorbereitungen und Planungen des Projektes konsequent durchgeführt wurden und der Grundkauf vertraglich paktiert war, bekam das Werk, da „keine kriegswichtige Produktion“ vorzuweisen war, keine Baubewilligung seitens der damals alles entscheidenden Rüstungsbevollmächtigen. Eggenburg bekam keinen größeren Industriebetrieb und Horn blieb Kreisstadt und ist heute nach wievor Bezirksstadt...

lg
josef
 
#2
Ehem. Victorin Werke Mödling wurden von der Fa. Aichelin übernommen:

Auszug aus der Firmengeschichte von Aichelin:
1960 Teil 1 - Erste Operationsbasis im Ausland
Vor und während des zweiten Weltkriegs hatte die AICHELIN Mittel- und Ostdeutschland, Russland, die Tschechoslowakei, Polen und Ungarn vorwiegend mit Tonnenretortenöfen beliefert. Auch diese Länder mussten ihre Anlagen langsam an die steigende Produktivität anpassen. Vermehrt langten Anfragen nach Ersatzteilen ein, ganze Neuanlagen standen in Planung.

Um den Markt jenseits des eisernen Vorhangs besser betreuen zu können, entschloss sich die Firmenspitze, die Victorin-Werke in Mödling bei Wien zu erwerben. Die Neutralität Österreichs war hier von Vorteil. AICHELIN richtete in dieser ehemaligen Fabrik zur Herstellung von Dauerbrandöfen einen leistungsfähigen und modernen Produktionsbetrieb ein.

Schon bald beschäftigte dieses Werk 200 Mitarbeiter, die von hier aus auch die skandinavischen Länder und den asiatischen Raum betreuten.
 

josef

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#4
Projektierte "Viktorin-Werke" Eggenburg

Nachstehend eine Projektzeichnung des geplanten Werkes vom Berliner Architekturbüro Wils Ebert aus 1941/42. Mehrere solche Zeichnungen ergänzten die Planunterlagen bei einer Projektpräsentation im Gemeindeamt Eggenburg...

Quelle der Zeichnung ist das im Bericht #1 genannte Buch. Wollte ursprünglich aus Copyrightgründen nichts daraus veröffentlichen. Entdeckte aber, dass die Autorin beim Kapitel über das Kriegsgefangenenlager Stalag XVII B - Krems-Gneixendorf ganze Absätze und Textpassagen aus meinem Bericht bei www.geheimprojekte.at übernommen hat...:D
 

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josef

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#5
Garnison Eggenburg

Die Wehrmacht beabsichtigte schon 1938 die Stationierung einer Aufklärungseinheit in Eggenburg. Da es in der Stadt bisher keine Kasernenanlagen gab, wurden leerstehende Gebäude des "Lindenhofes" (Heim für schwererziehbare Kinder der Stadt Wien) angemietet und als Kaserne eingerichtet. Die Belegstärke betrug über die Kriegszeit hinweg teilweise bis zu 1.000 Mann. Zu einem geplanten Kasernenneubau kam es nicht mehr...

Die Informationen stammen aus dem in Beitrag #1 angeführten Buch.

lg
josef
 
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