Ehemalige "Hütte Linz" und "Eisenwerke Oberdonau", spätere VÖEST und heutige voestalpine

#61
Altlastensanierung Kokerei

Zitat von "Floh91279":Ich werke in der Kokerei und auch da sind noch faszinierende Reliquien aus der Zeit WK-2.

Ja, leider auch noch unter der Erde:schlecht:
Anbei ein aktueller Bericht aus dem KURIER vom 17.10.2012:

Alte Voest-Kokerei wird von Teer befreit

Linz: Die Altlastensanierung wird rund 154 Mio. Euro kosten und mindestens zehn Jahre dauern.

Der Spatenstich zur Altlastensanierung der ehemaligen Kokerei auf dem Linzer voestalpine-Gelände mit Gesamtkosten von rund 154 Mio. Euro ist am Montag erfolgt. Die Arbeiten auf einer Fläche von 351.000 Quadratmetern werden mindestens 10 Jahre dauern.

Die Kokerei wurde 1942 errichtet, im Zweiten Weltkrieg weitgehend vernichtet, danach wieder aufgebaut und in Betrieb genommen. Durch die Zerstörungen liegen im Untergrund des Altstandortes massive Kontaminationen vor, im Grundwasser hat sich eine Schadstoff-Fahne von mehreren hundert Metern Länge gebildet.

Insgesamt 60 Personen, davon 20 von der voestalpine, werden auf der Baustelle beschäftigt sein und sie von Derivaten, u.a. von Teer und Benzol, befreien, so Generaldirektor Wolfgang Eder. Dabei wird bis zu 17 Meter tief gegraben. Das Projekt sei der Abschluss eines vor 25 Jahren begonnenen Prozesses im Umweltbereich, in den man circa eine Mrd. Euro investiert habe, erklärte Eder.


95 Prozent von öffentlicher Hand finanziert
Landeshauptmann Josef Pühringer verwies auf einen Paradigmenwechsel beim Stahlerzeuger: Der Umweltschutz sei von der Reparatur- in die Planungsabteilung übersiedelt. Das aktuelle Vorhaben, das zu 95 Prozent von der öffentlichen Hand finanziert werde, bezeichnete er als "letzte große Maßnahme" in Oberösterreich auf dem Sektor der Sanierung. Für die voestalpine bedeute es auch Fairness im Wettbewerb. "Boden und Wasser merken sich vieles", betonte die Umweltsprecherin der oberösterreichischen Grünen, Ulrike Schwarz, die Notwendigkeit der Maßnahme. Sie hob hervor, wie "verantwortungsvoll und bewusst" von allen Beteiligungen gehandelt werde.
Quelle KURIER: http://kurier.at/wirtschaft/4515883-alte-voest-kokerei-wird-von-teer-befreit.php

Na wenigstens werden wieder ein paar Arbeitsplätze für die nächsten Jahre geschaffen:)
 
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#62
Nachtrag: Da werden natürlich auch wieder etliche Blindgänger und sonstige Relikte ans Tageslicht gelangen! Bin überzeugt das da noch Einiges in der Erde schlummert! Kein ungefährlicher Job für die Arbeiter!
 

josef

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#63
13.05.1938 Spatenstich für die "Reichswerke H.G." in Linz

Bei meinem Besuch im "Technischen Museum Wien" vor einer Woche stöberte ich auch wieder im Bereich "Schwerindustrie" herum...

Dort fand ich auch ein Ausstellungsexemplar der damaligen Propagandaschrift "Ostmark Woche" mit dem Titelbild zum "Spatenstich für die Hermann Göring Werke in Linz, am 13. Mai 1938".

Stellte fest, dass das Titelbild der Zeitschrift ein Fake ist! Es zeigt den "Dicken Hermann" zwar beim "Erdwurf mittels Spaten in eine Lore" bei irgend einer seiner vielen "Spatenstechereien", aber nicht in Linz!

Der Spatenstich für die Linzer Eisen- und Stahlwerksanlagen erfolgte den Dimensionen des Vorhabens entsprechend mit einem Dampfbagger!

1. Titelseite des im TMW ausgestellten Propagandablattes "Ostmark Woche" mit dem falschen Bild.
2. Damaliger Festplatz in Linz mit Rednertribüne und festlich geschmückten Dampfbagger. Bildquelle: „Geschichte-Club VOEST“; Geschichte der VOEST, Band 2; Linz 1995
3. H.G. besteigt den Bagger -> http://de.wikipedia.org/wiki/VÖEST und http://de.wikipedia.org/wiki/Eisenwerke_Oberdonau
4. H.G. am Podest vor dem Bagger... Bildquelle: „Geschichte-Club VOEST“; Geschichte der VOEST, Band 2; Linz 1995

Anmerkung: Die auf den Bildern erkennbaren Symbole des Nazi-Regimes sind ohne politischen Hintergrund und dienen nur zur objektiven Wiedergabe historischer Gegebenheiten!
 

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Flakuntergruppe

† (22. November 2021)
#66
zu: @Josef: "besten Dank für die Bilder/Anmerkungen zum "N-Osten" des Werksgeländes! :bravo":

Servus Josef.
Leider verdiene ich den Smile und Dein "bravo" nicht - ich korrigiere daher den Smile auf: :schlecht:. Soeben hat mich der User @pulgarn auf einige Schluddrigkeitsfehler in den Objektbeschriftungen aufmerksam gemacht. Ich bin zerknirscht und poste die korrigierten Bilder noch einmal.
Gruß Flakuntergruppe
 

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Flakuntergruppe

† (22. November 2021)
#70
Warum wurde die angeführte "Negersiedlung", Negersiedlung genannt? War das eine normale Wohnsiedlung?
Servus @gollhamj.
http://www.servus.at/VERSORGERIN/84/zizlau.htm
Auszug: „Bekannterweise wurde die Siedlung von St. Peter 1938 für den Bau der »Hermann Göring Werke« abgerissen, allerdings blieben südlich des Dorfes St. Peter circa 15 der ursprünglich 60 Häuser der Zizlau stehen, die wegen der schwarz gebeizten Holzverkleidung auch einmal als »Negersiedlung« bezeichnet wurden“.
http://www.ooegeschichte.at/uploads/tx_iafbibliografiedb/hjstl_1986_0217-0271_a.pdf
Auch hier wird festgestellt, daß die "Negersiedlung" wegen der schwarzen Holzhäuser so genannt wurde (siehe Auszug im Anhang).
Der Hinweis auf die schwarzen Fassaden der Holzhäuser mag schon zur Namensgebung beigetragen haben. Ich schließe mich jedoch eher den Aussagen des Zeitzeugen Max Koller und des Obmannes des „Geschichteclubs Stahl“ an. Beide sagen voneinander unabhängig, daß die Grundstücke dieser Siedlung im Jahre 1930 (Weltwirtschaftskrise) den sog. „Ausgesteuerten (im Volksmund „Negeranten“ – siehe Reinhard Fendrich „Ich bin ein Negerant Madam“) mit günstigen Konditionen zur Errichtung von Eigenheimen zur Verfügung gestellt wurden.
Gruß @Flakuntergruppe
 

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#72
Hallo gollhamj,

da ich in dieser Siedlung z. T. aufgewachsen bin, habe ich vor Jahren begonnen,
eine Homepage darüber zu gestalten.

Home

Viel Spaß beim Betrachten :)

... Helmut
 
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#73
Eisenwerke Oberdonau

Um dem Thema gerecht zu werden (es gab neben dem Stahlwerk auch noch die EWO und die Stahlbau AG als Werksteile der HGW Linz), möchte ich hier einen CIOS-Bericht aus der Nachkriegszeit über die Aktivitäten der Eisenwerke Oberdonau einstellen.
Quelle NARA.
mfG
12axinger
 

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josef

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#74
Voestalpine Linz - Zeitgeschichteausstellung über Zwangsarbeiter der HGW

Hier geht es zur "voestalpine Zeitgeschichteausstellung"

Voestalpine arbeitet eigene Geschichte auf

Einen weiteren Schritt in der Aufarbeitung der Geschichte des Unternehmen in der NS-Zeit macht die voestalpine mit einer Ausstellung. Im Mittelpunkt steht die Rolle von Zwangsarbeitern in den damaligen Hermann-Göring-Werke.

Die Dauerausstellung in der Konzernzentrale in Linz spannt einen chronologischen Bogen vom Aufbau der Hermann-Göring-Werke als Tochtergesellschaft der Reichswerke Hermann Göring AG Berlin über die Rolle des Eisen- und Stahlwerks als wesentlicher Bestandteil der nationalsozialistischen Rüstungsindustrie bis hin zur Situation von Opfern und Tätern nach 1945.

Multimediale Stationen, Audiodokumente und Bildmaterial geben auf einer Fläche von 350 Quadratmetern einen Eindruck der Lebens- und Leidenswege zigtausender ausländischer Zwangsarbeiter, die aus mehr als 30 Nationen stammten. Unter ihnen waren auch Frauen, Jugendliche und Kinder.

Daneben macht die Ausstellung auch die Rekrutierung ausländischer Arbeitskräfte, Facetten und Instrumente der Willkür und Unterdrückung sowie Einzelschicksale zum Thema.

Die Ausstellung „voestalpine Zeitgeschichteausstellung 1938-1945“ wird am 3. November in der voestalpine in Linz eröffnet.

Wissenschaftler bearbeiteten 38.000 NS-Personalakten
1998 brachte der größte Nachkriegsfund Österreichs mehr als 38.000 NS-Personalakten und -Lohnbögen zum Vorschein, die ein neues Licht auf die Geschichte der Zwangsarbeit in Linz warfen und die Grundlage für ein Forschungsprojekt zur Konzerngeschichte bildeten.

Ein Team aus Wissenschaftlern beschäftigte sich zwei Jahre lang mit der Aufarbeitung der Aufzeichnungen, die von Menschen und ihren Schicksalen von 1938 bis 1945 zeugen.

Eder: Keine Alternative zur Wahrheit
Die Ergebnisse wurden 2001 in einer zweibändigen Publikation veröffentlicht und sind eine der Grundlagen für die Ausstellung. Es sei ein schmerzhafter Prozess gewesen, sich mit den Jahren des Nationalsozialismus im Unternehmen auseinanderzusetzen, so voestalpine-Chef Wolfgang Eder. „Zur geschichtlichen Wahrheit gibt es jedoch keine Alternative.“
http://ooe.orf.at/news/stories/2676589/
 
#77
Nachdem der Hochbunker beim Angriff am 25.7.1944 einen Volltreffer erhielt, landete der Akt letztlich auf Hitlers Tisch, der die pilzförmige Verstärkung anordnete, Dazu gibt es einen Akt im Militärarchiv in Freiburg.
LG Zwölfaxinger
 

josef

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#78
Alte Hochofengruppe

Im Anhang Foto der Hochofengruppe mit 5 Öfen aus der HGW-Zeit von der Hafenseite. Von den ursprünglich von den HGW errichteten 6 Hochöfen (geplant war eine 2. Reihe, also insgesamt 12 Stk.) wurde nach dem Krieg eine Anlage nach Schweden verkauft. Als Gegengeschäft finanzierte die schwedische Firma den Bezug von Steinkohle aus dem Ruhrgebiet...

Einer der beiden 135 m hohen Schornsteine der Sinteranlage im Vordergrund wurde zwischenzeitlich auch abgetragen.

Bild stammt aus va-Mitarbeiterzeitungen. Konnte vor Jahren einen im hintersten Winkel eines Regals im Abteilungsarchiv dahinsiechenden Ordner mit alten MA-Zeitungen vor dem Weg in den Altpapiercontainer "retten" :)


Zum LS-Hochbunker gibt es übrigens hier unter Beitrag #95 Fotos vor und nach der Deckenverstärkung
 

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#79
Guten Morgen Josef,

danke für deine Antwort, nur noch nachgefragt die Öfen in Linz hatten eine tagesleistung von 250 to?
Wenn du mir die genaue Anzahl der "aktiven" Hochöfen mit der Erzeugungsmenge heraussuchen könntest wäre ich dir dankbar.
Wurde eigenlich wärend des Krieges eine Überholung eines Hochofens durchgeführt?

Liebe Grüße
Ralf

Beitrag wegen Themenbezug zu Linz aus Thread "Hüttenwerk Leoben-Donawitz" hierher kopiert...

josef
 
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josef

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#80
Von den ursprünglich für Linz geplanten 12 Hochöfen wurden bis Kriegsende 1945 jedoch nur 6 Öfen gebaut, Baubeginn war Juni 1938:

Die Hochöfen 1 - 3 hatten einen Gestelldurchmesser von 6 m und gingen zwischen Oktober 1941 und August 1942 in Betrieb.
Der Hochofen 4 mit einem Gestelldurchmesser von 7 m wurde im April 1944 angeblasen.
Die Hochöfen 5 - 6 ( ebenfalls 7 m Gestelldurchmesser) wurden bis knapp vor Kriegsende 1945 fertiggestellt, gingen aber nicht mehr in Betrieb.

Im Zeitraum Juli 1944 bis März 1945 wurden die Hochofenanlagen bei 16 Bombenangriffen beschädigt. Ofen 3 wurde Anfang Jänner und die restlichen 3 Öfen im April 1945 stillgelegt.

Die Jahreserzeugung an Roheisen in Linz betrug ab Oktober 1941 bis April 1945:
1941: 26.360 Tonnen
1942: 340.410 Tonnen
1943: 541.360 Tonnen
1944: 537.170 Tonnen
1945: 55.020 Tonnen

Nach Kriegsende standen alle 6 Hochöfen still, es fehlte an Kohle für die Koksherstellung. Mit Schweden wurde dann 1947 ein Vertrag abgeschlossen, der den Verkauf eines Hochofens, die Lieferung von 54.000 Tonnen Roheisen und als Gegenleistung die Finanzierung von 120.000 Tonnen polnischer Steinkohle für die Linzer Kokerei vorsah.
Aufgrund dieses Vertrages konnte im Juni 1947 der Hochofen 5 wieder "angeblasen" werden, während im Juli 1947 mit der Demontage des Hochofens 1 begann, der dann in Lulea (Nordschweden) wieder aufgestellt wurde.

Die Öfen 3 und 4 gingen 1948 wieder in Betrieb, 1951 folgte Ofen 6 und 1957 wurde der Ofen 2 angeblasen. Die Kapazitäten wurden durch laufende Investitionen bzw. durch "Neuzustellungen" kontinuierlich gesteigert:
So erzeugten die 4 Hochöfen 1955 erstmals über 1 Mio. Tonnen, 1960 die nun 5 Öfen 1,5 Mio. Tonnen und 1970 wurde die 2 Mio. Tonnen Grenze überschritten.

1975 wurde Ofen 2 stillgelegt und 1988 gesprengt.
1977 wurde der "Großhochofen A" mit einem Gestelldurchmesser von 12 m in Betrieb genommen und die Öfen 3 und 4 stillgelegt und vorläufig als Reserve bereitgehalten.
Die Hauptlast liegt nun beim Hochofen A und abhängig vom Roheisenbedarf bei den "kleinen Öfen" 5 und/oder 6.

Datenquellen:
„Geschichte-Club VOEST“; Geschichte der VOEST, Band 1; Linz 1995
„Geschichte-Club VOEST“; Geschichte der VOEST, Band 2; Linz 1995


Die Öfen 3 und 4 wurden zwischenzeitlich auch abgetragen und der "Hochofenbetrieb" in Linz besteht aktuell aus den Öfen "A", 5 und 6.
Hier ein Link zu einem Beitrag (inkl. Video) über die "Zustellung" des "Hochofen A" 2018.

Alle 3 Hochöfen in Linz erzeugen bei Vollbetrieb 5 Mio. Tonnen Roheisen/Jahr. Davon entfallen 60% auf den Hochofen A und jeweils 20% auf die beiden "kleinen" Öfen 5 und 6.
Heuer war aufgrund der "Covid-19 Pandemie" seit März ein "kleiner" Hochofen stillgelegt, kann aber wegen der Erholung der Nachfrage nach Stahlprodukten derzeit wieder angeblasen werden: voestalpine fährt kleinen Hochofen in Linz wieder hoch - voestalpine
 
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