Ehemalige Holztrift Brandenberg (Alpbachtal)

Bunker Ratte

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Die Brandenberger Holztrift war eine der größten Holztriften Europas!

Fast 500 Jahre lang prägte die Brandenberger Holztrift die Region. Bis 1966 fand das Holz auf dem Wasser seinen Weg ins Tal. Walter Marksteiner erinnert sich noch gut an die Zeit, in der er als Holzknecht in Brandenberg arbeitete. Nur noch wenige können heute davon erzählen, wie die Wassermassen die tonnenschweren Holzstämme ins Tal beförderten. Die Brandenberger Holztrift war ein gefährliches Naturschauspiel und gleichzeitig ein ganz normaler Teil des damaligen Lebens. Bis 1966 nutzte man die Brandenberger Ache, um Baumstämme aus dem Hochtal zu transportieren.

Die Kraft des Wassers
Holz war lange Zeit das einzige Bau- und Heizmaterial. Für das florierende Metallgewerbe wurden Unmengen an Holzkohle benötigt. Um den großen Bedarf zu decken, und den Rohstoff schnellstmöglich aus den Wäldern zu befördern, machte man sich die Kraft des Wassers zunutze. In vielen Tälern gab es Triften. Die Holztrift in Brandenberg, mit ihrem Herzstück der Erzherzog Johann Klause, war jedoch in ihrer Form und Qualität einzigartig. Sie war eine der größten in Europa.

Kaiserliches Spektakel
Die Holztrift lockte selbst Kaiser als Zaungast nach Brandenberg
Jahrhundertelang
spielte sich in Brandenberg dutzende Male im Jahr das ganz besondere Spektakel ab, das einst selbst Kaiser und Staatsmänner als Zaungäste anlockte. Etwa Erzherzog Johann von Österreich oder Kaiser Franz Joseph. Die Holztrift war ein Naturschauspiel, das europaweit seinesgleichen suchte. Jährlich wurden etwa 300 000 Stück Drehlinge, also Holzstämme mit einer Länge bis vier Meter, in Brandenberg geschlägert und nach Kramsach getriftet. Die Erzherzog-Johann-Klause war 14,3 Meter hoch und hatte eine Kronenlänge von fast 40 Metern. Sie musste alle 15 bis 20 Jahre erneuert werden, was vor allem durch das damals fast unzugängliche Gebiet eine Meisterleistung war.





Gefährlicher Knochenjob
Nur unverheiratete und kinderlose Männer durften bei der Trift arbeiten
120 Leute waren zum Teil bei der Trift beschäftigt“, erinnert sich Walter Marksteiner. Er selbst war 18 Jahre lang als Holzknecht bei den Bundesforsten tätig. „Es war die schönste Arbeit die man sich vorstellen kann“, sagt er. Dabei war das Triften ein wahrer Knochenjob und alles andere als ungefährlich. Die Arbeiter mussten die Bäume im steilen Gelände fällen und auf maximal vier Meter lange Blöcke zuschneiden. Das geschah im Winter und natürlich ohne das Zutun von Technik und Motorsägen. Die entasteten Stämme wurden dann mit dem Schlitten zu Sammelpunkten befördert. Bereits der Transport durch das unwegsame Gelände war nichts für Zartbesaitete. „Aber im Gegensatz zum Wasser hatte man die Schlitten immer unter Kontrolle“, so Marksteiner. Ein ungeschriebenes Gesetzt der Holztrift besagt, dass nur unverheiratete und kinderlose Männer dieser schweren Arbeit nachgehen durften.



Ohne Hightech mit Lederhose
Wenn es einen Fuchs gegeben hat, mussten sich einige Männer die steile Klamm hinunter abseilen, das war nicht einfach.“ Zumal die Männer mit simplen Lodenhosen, Lederschuhen und Hanfseilen ausgerüstet waren – Hightechmaterial wie heute gab es damals nicht.





Beeindruckendes Naturschauspiel
Im Frühjahr begann die Trift auf dem Wasser
Das Holz wurde in die Triftanlage eingelassen und vorsortiert. Dort dauerte es mehrere Tage, bis sich genügend Wasser angestaut hatte. Immer am Dienstag und Freitag wurde dann getriftet. Mit dem Öffnen der Anlage spülte ein tosender Wasserschall die Baumstämme durch die enge Klamm.
Es waren aber meist mehrere Vor- und Nachschwemme nötig, um das gesamte Holz hinauszubefördern“, erinnert sich Marksteiner. Die Bevölkerung wusste, wenn die Ache ansteigt, dann kommt bald auch das Holz. Ein Naturschauspiel aber auch ein Grund, an diesen beiden Tagen genügend Abstand zum Wasser zu wahren. An den Ufern mussten die Männer die Stämme mit langen Stangen immer wieder weiterscheiben und in die richtige Position bringen. Dennoch ließen sich gelegentliche Verklausungen (auch Fuchs genannt) nicht vermeiden. In Extremfällen mussten die sogar gesprengt werden.



Angekommen in Kramsach
An der Rechenanlage in Kramsach wurde das Holz schließlich aufgefangen und aus dem Wasser geholt. Das eiskalte Wasser und die körperlich schwere Arbeit verlangt den Arbeitern vieles ab. Eine kleine Unachtsamkeit konnte bereits lebensgefährlich werden. Bei den schweren Holzarbeiten standen Verletzungen an der Tagesordnung. „Ich habe mir aber nie weh getan“, sagt Marksteiner nicht ohne Stolz. Aber auch das Holz wurde beim Transport sichtlich mitgenommen. Denn durch den mehrfachen Aufprall auf Felsen waren die Stämme zerschlagen. Bis zu einem Siebtel des getrifteten Holzes war Abfall.





1966 wurde zum letzten Mal getriftet
In den 1930er-Jahren wurde die Holzanlage der Erzherzog Johann Klause betoniert. Der Endausbau fand 1953 statt. In besten Zeiten waren allein in Brandenberg 17 Nebenklausen mit kleinen Schwellwerken aktiv. In den Jahren 1951 bis 1960 wurden insgesamt 13.600 Festmeter Holz transportiert. Als man schließlich die Straße nach Brandenberg fertig baute, wurde die beschwerliche und unwirtschaftliche Trifft eingestellt. „Ich bin dann zur Post gegangen. Aber vom mir aus hätten wir ruhig weitermachen können“, sagt Marksteiner mit Wehmut. Die letzte Trift fand 1966 statt. Und viele Menschen waren zum Ufer gekommen, um ein letztes Mal das Holz auf dem Wasserweg zu sehen. Noch heute kann man die Reste der Anlage der Erzherzog Johann Klause in Brandenberg sehen.


Quelle: Holztrift Brandenberg | Alpbachtal

Die Ruine....
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