Mit Schienen Bahnhof bezahlt
Von Kienberg bis Scheibbs werden die Schienen der Erlauftalbahn derzeit abgetragen. Auftraggeber ist die NÖLB.
Für einiges Aufsehen sorgten in der Vorwoche die Bagger entlang des stillgelegten Streckenabschnittes der Erlauftalbahn zwischen Kienberg und Scheibbs. Die komplette Gleisanlage wird dort demontiert – sprich Schienen, Schwellen und Weichen werden abgetragen.
"Die ÖBB Infrastruktur AG ist seit 11. September nicht mehr Eigentümer dieses zehn Kilometer langen Streckenabschnittes zwischen Bahnhof Kienberg und Bahnhof Scheibbs. Die NÖ Lokalbahnen Anlagenverwaltungs GmbH hat die Strecke mit allen Rechten und Pflichten übernommen", erklärt ÖBB-Pressesprecher Christopher Seif auf Anfrage der NÖN.
Hauptinteresse: Bahnhof in Kienberg "Ja, das stimmt", bestätigte Werner Schiendl, Geschäftsführer der NÖ Lokalbahnen und Historischen Sammlung GesmbH, die seit 25 Jahren auch den Ötscherland-Express zwischen Kienberg und Göstling betreibt. "Für uns ging es vor allem um den Bahnhof Kienberg, dem galt unser Hauptinteresse. Dort ist ja auch unsere Fahrzeughalle und Werkstätte. Hierfür zahlen wir seit 25 Jahren Pacht an die ÖBB. Jetzt ist das gesamte Areal in unser Eigentum übergegangen und wir können den Bahnhof künftig auch entsprechend nutzen. So soll die Schmalspur verlängert werden, sodass in den nächsten Jahren der Ötscherland Express vor dem Hauptbahnhofsgebäude halten kann", freut sich Werner Schiendl. "Macht wirtschaftlich vielleicht kurzfristig Sinn, langfristig ist es aber ein Kahlschlag an der Infrastruktur der Region." Robert Teufel, Sprecher Plattform Pro Erlauftalbahn Die ÖBB wollte aber nicht nur das Kienberger Bahnhofsareal alleine verkaufen, sondern nur in Verbindung mit der gesamten rund zehn Kilometer langen Strecke bis Scheibbs – allerdings ohne Nebenflächen. Seit 11. Dezember 2010 ist auf diesem Streckenabschnitt der gesamte Eisenbahnverkehr von der ÖBB stillgelegt worden. Seit 21. Dezember 2011 gibt es einen gültigen dauerhaften Einstellungsbescheid laut Eisenbahngesetz.
"Für uns bedeutete es natürlich eine große Herausforderung, den gesamten Streckenabschnitt zu kaufen. Aber wir haben quasi aus der Not eine Tugend gemacht. Mit dem Abbau und Verkauf der Schienen, Schwellen und vor allem der Weichen, die künftig allesamt im Ennshafen der Voest weiterverwendet werden, konnten wir den Kauf gegenfinanzieren. Denn über große Geldreserven verfügt unser Verein ja nicht", erklärt Werner Schiendl. Kritik aus der Region Ein Abbau, der aber in der Region auch auf Kritik stößt. "Ich verstehe die Vorgehensweise, die kurzfristig sicherlich auch Sinn macht. Langfristig ist es aber ein Kahlschlag an der Infrastruktur in der Region", sagt Robert Teufel, Sprecher und Initiator der Plattform Pro-Erlauftalbahn, die sich 2009 im Vorfeld der Einstellung des Streckenabschnittes gegründet hat. Robert Teufel sieht im Abbau der Gleisanlage das endgültige Aus für den öffentlichen Schienenverkehr zwischen Kienberg und Scheibbs. "Damit ist der Zug für alle Ewigkeit abgefahren – egal, ob Personen- oder Güterverkehr.
Den wird es auf diesem Streckenabschnitt nicht mehr geben. Das steht jetzt endgültig fest und tut mir leid. Denn damit ist es auch ein Zeichen der Politik, das es kein wirkliches Interesse der Region gibt, den Güterverkehr von Worthington beziehungsweise der Holzbetriebe in der Region wieder zurück auf die Schiene zu bringen", kritisiert Robert Teufel, der auch Grün-Gemeinderat in seiner Heimatgemeinde Scheibbs ist.
Neue Projekte für Abschnitt vorhanden
"Es gäbe schon ein Eisenbahn-Projekt in der Schublade – und zwar für die Schmalspur und damit die Verlängerung der Museumsbahn von Kienberg bis Scheibbs. Aber dazu ist derzeit weder von unserer Seite noch von der öffentlichen Hand ein Budget vorhanden", weiß Schiendl, will das Projekt aber noch nicht ganz abschreiben.
Bereits 2011 hatte sich die Region, damals unter Führung des Regionalverbandes, in Gesprächen über eine Neuaufnahme des Güterverkehrs auf diesem Streckenabschnitt bemüht. Doch schon damals war man an den Vorgaben der ÖBB gescheitert. Denn ohne entsprechende Geldmittel aus der Region war der Betrieb nicht auf die Beine zu stellen.
Ötscherland Express fährt bis 1. November
Für Werner Schiendl und die Mitglieder der NÖ Lokalbahnen GesmbH. nähert sich mit diesem Deal eine sehr turbulente Saison dem Ende. Der Ötscherland Express fährt ja erst seit 8. August die gesamte Bergstrecke von Kienberg bis Göstling. Davor war aufgrund von fehlenden Bescheiden nur die Strecke Lunz bis Göstling befahrbar. "Dafür haben wir heuer unsere Betriebszeiten bis Ende Oktober verlängert – auch aufgrund der Landesausstellung, die sich durchaus positiv auch auf unsere Gästezahlen auswirkt", erklärt Werner Schiendl.