Erster bemannter Flug zu ISS mit SpaceX
Am späten Mittwochabend soll eine SpaceX-Rakete – und damit erstmals ein privates Unternehmen – US-Astronauten zur Internationalen Raumstation (ISS) bringen. Der Start ist ein Meilenstein in der von den USA forcierten Privatisierung der Raumfahrt und – im Falle des Gelingens – ein großer Erfolg für den exzentrischen Firmengründer Elon Musk.
Online seit heute, 6.02 Uhr
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Privatisierung der Raumfahrt: Erster bemannter Flug zu ISS mit SpaceX
Am späten Mittwochabend soll eine SpaceX-Rakete – und damit erstmals ein privates Unternehmen – US-Astronauten zur Internationalen Raumstation (ISS) bringen. Der Start ist ein Meilenstein in der von den USA forcierten Privatisierung der Raumfahrt und – im Falle des Gelingens – ein großer Erfolg für den exzentrischen Firmengründer Elon Musk.
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Für die US-Raumfahrtbehörde NASA würde ein Erfolg der Mission zugleich mehr Unabhängigkeit von russischen Sojus-Raketen bedeuten. Den Start der Falcon-9-Rakete mit einer bemannten Dragon-Kapsel will US-Präsident Donald Trump persönlich im Kennedy Space Center in Cape Canaveral mitverfolgen. Der Start wird zudem live im Internet gestreamt.
Am Mittwoch um 16.33 Uhr Ortszeit (22.33 Uhr MESZ) sollen der 49-jährige Robert Behnken und der 53-jährige Douglas Hurley, beide US-Raumfahrtveteranen, zur ISS starten und 19 Stunden später dort andocken.
Wetter als Unsicherheitsfaktor
Die Chancen, dass das Wetter während des avisierten Startfensters schlecht ist, stehen allerdings bei 60 Prozent. Ein nächstes Zeitfenster wurde für Samstag errechnet.
Reuters/Maxar
Blick aus der Luft auf die Startrampe 39A mit der Falcon-9-Rakete im Kennedy-Raumzentrum
Startschuss unter Obama
Das Programm für bemannte NASA-Missionen mit Raumfähren kommerzieller Unternehmen hatte unter Trumps Vorgänger Barack Obama begonnen. Trump sieht in dem nun erhofften Erfolg aber eine Bestätigung seines Vorhabens, die US-Vorherrschaft im All zurückzuerlangen. So hat er angeordnet, dass spätestens 2024 wieder Astronauten zum Mond fliegen sollen. Diese Zielvorgabe erscheint zwar unrealistisch, hat der US-Raumfahrt aber Schub gegeben.
Seit dem Bau der ISS waren zwei Jahrzehnte lang US-Raumfähren und russische Raketen zu der gemeinsamen Raumstation geflogen. Die Spaceshuttles waren allerdings riesig, extrem kompliziert konstruiert und entsprechend teuer. Für insgesamt 135 Flüge gaben die USA rund 200 Milliarden Dollar (183 Mrd. Euro) aus.
Vor allem aber gab es zwei tödliche Unglücke – mit der „Challenger“, die am 28. Jänner 1986 kurz nach dem weltweit live übertragenen Start explodierte, die gesamte Besatzung – zwei Frauen und fünf Männer – kam dabei ums Leben. Und am 1. Februar 2003 brach das Spaceshuttle „Columbia“ bei der Rückkehr etwa 61 Kilometer über der Erdoberfläche bei 19.900 km/h Geschwindigkeit auseinander. Die siebenköpfige Besatzung starb. Ursache war ein Loch im Hitzeschild. Dieses war durch einen beim Start abgerissenen Schaumstoffteil verursacht worden.
AP/NASA/Bill Ingalls
Die Astronauten Douglas Hurley und Robert Behnken bei einer Anzugprobe im Vorfeld des Starts
Letzter Shuttle-Flug 2011
Mit der Rückkehr der „Atlantis“ zur Erde am 21. Juli 2011 wurde das Spaceshuttle-Programm daher eingestellt. Seitdem fliegen auch die US-Astronauten mit russischen Sojus-Kapseln zur ISS. Dieses Arrangement überdauerte selbst die politischen Spannungen zwischen Washington und Moskau, war aber von vornherein nur als Übergangslösung gedacht. Die NASA beauftragte zwei private Unternehmen – SpaceX und den US-Luftfahrtriesen Boeing – mit dem Bau von Raumfähren.
In der Zwischenzeit gab es genau genommen zwei Raumflüge: Die Testflüge des ebenfalls privaten Unternehmens Virgin Galactic 2018 und 2019 gelten laut NASA-Definiton – ab 80 Kilometer Höhe – als Raumflüge.
Hinweis
Die NASA überträgt die Vorbereitungen zum und den Start selbst live im Internet.
SpaceX deutlich vor Boeing
Seit 2011 zahlte die NASA an SpaceX dafür drei Milliarden Dollar – und neun Jahre später ist das Unternehmen von Tesla- und PayPal-Gründer Musk nun bereit. Damit brauchte es zwar fünf Jahre länger als geplant, liegt aber deutlich vor Boeing. Ein erster Testflug von Boeings Starliner scheiterte an schwerwiegenden Softwareproblemen und muss daher wiederholt werden.
SpaceX habe „eine echte Erfolgsstory“ geschrieben, sagt Scott Hubbard, der früher ein NASA-Forschungszentrum leitete und heute an der Eliteuniversität Stanford lehrt. Zu Beginn sei dem jungen Unternehmen „enorme Skepsis“ entgegengeschlagen. Manager von Platzhirschen wie Boeing und Lockheed hätten ihm gesagt, dass die Leute von SpaceX doch nicht wüssten, was sie tun, so Hubbard, der selbst in einem Aufsichtsgremium von SpaceX sitzt.
NASA will private Raumstationen
Bereits seit 2012 übernimmt die Falcon-9-Rakete von SpaceX unbemannte Versorgungsflüge zur ISS. Die bevorstehende bemannte Mission mit dem Namen Demo-2 ist für die USA nicht nur wichtig, um die Abhängigkeit von Russland zu verringern, sondern auch, um den Markt mit geschäftlichen und touristischen Reisen im niedrigen Erdorbit zu erobern.
Eines Tages sollten die USA ein Dutzend kommerziell betriebene Raumstationen im niedrigen Erdorbit haben, sagt NASA-Chef Jim Bridenstine. SpaceX-Chef Musk greift noch höher nach den Sternen: Sein Unternehmen arbeitet gerade an einer riesigen Rakete namens Starship, die den Mond umrunden oder sogar den Mars erreichen soll. In Musks Träumen wird sich der Mensch auf diese Weise zu einer „Multi-Planeten-Spezies“ entwickeln.
27.05.2020, red, ORF.at/Agenturen
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Am Mittwoch um 16.33 Uhr Ortszeit (22.33 Uhr MESZ) sollen der 49-jährige Robert Behnken und der 53-jährige Douglas Hurley, beide US-Raumfahrtveteranen, zur ISS starten und 19 Stunden später dort andocken.
Wetter als Unsicherheitsfaktor
Die Chancen, dass das Wetter während des avisierten Startfensters schlecht ist, stehen allerdings bei 60 Prozent. Ein nächstes Zeitfenster wurde für Samstag errechnet.
Blick aus der Luft auf die Startrampe 39A mit der Falcon-9-Rakete im Kennedy-Raumzentrum
Startschuss unter Obama
Das Programm für bemannte NASA-Missionen mit Raumfähren kommerzieller Unternehmen hatte unter Trumps Vorgänger Barack Obama begonnen. Trump sieht in dem nun erhofften Erfolg aber eine Bestätigung seines Vorhabens, die US-Vorherrschaft im All zurückzuerlangen. So hat er angeordnet, dass spätestens 2024 wieder Astronauten zum Mond fliegen sollen. Diese Zielvorgabe erscheint zwar unrealistisch, hat der US-Raumfahrt aber Schub gegeben.
Seit dem Bau der ISS waren zwei Jahrzehnte lang US-Raumfähren und russische Raketen zu der gemeinsamen Raumstation geflogen. Die Spaceshuttles waren allerdings riesig, extrem kompliziert konstruiert und entsprechend teuer. Für insgesamt 135 Flüge gaben die USA rund 200 Milliarden Dollar (183 Mrd. Euro) aus.
Vor allem aber gab es zwei tödliche Unglücke – mit der „Challenger“, die am 28. Jänner 1986 kurz nach dem weltweit live übertragenen Start explodierte, die gesamte Besatzung – zwei Frauen und fünf Männer – kam dabei ums Leben. Und am 1. Februar 2003 brach das Spaceshuttle „Columbia“ bei der Rückkehr etwa 61 Kilometer über der Erdoberfläche bei 19.900 km/h Geschwindigkeit auseinander. Die siebenköpfige Besatzung starb. Ursache war ein Loch im Hitzeschild. Dieses war durch einen beim Start abgerissenen Schaumstoffteil verursacht worden.
Die Astronauten Douglas Hurley und Robert Behnken bei einer Anzugprobe im Vorfeld des Starts
Letzter Shuttle-Flug 2011
Mit der Rückkehr der „Atlantis“ zur Erde am 21. Juli 2011 wurde das Spaceshuttle-Programm daher eingestellt. Seitdem fliegen auch die US-Astronauten mit russischen Sojus-Kapseln zur ISS. Dieses Arrangement überdauerte selbst die politischen Spannungen zwischen Washington und Moskau, war aber von vornherein nur als Übergangslösung gedacht. Die NASA beauftragte zwei private Unternehmen – SpaceX und den US-Luftfahrtriesen Boeing – mit dem Bau von Raumfähren.
In der Zwischenzeit gab es genau genommen zwei Raumflüge: Die Testflüge des ebenfalls privaten Unternehmens Virgin Galactic 2018 und 2019 gelten laut NASA-Definiton – ab 80 Kilometer Höhe – als Raumflüge.
Hinweis
Die NASA überträgt die Vorbereitungen zum und den Start selbst live im Internet.
SpaceX deutlich vor Boeing
Seit 2011 zahlte die NASA an SpaceX dafür drei Milliarden Dollar – und neun Jahre später ist das Unternehmen von Tesla- und PayPal-Gründer Musk nun bereit. Damit brauchte es zwar fünf Jahre länger als geplant, liegt aber deutlich vor Boeing. Ein erster Testflug von Boeings Starliner scheiterte an schwerwiegenden Softwareproblemen und muss daher wiederholt werden.
SpaceX habe „eine echte Erfolgsstory“ geschrieben, sagt Scott Hubbard, der früher ein NASA-Forschungszentrum leitete und heute an der Eliteuniversität Stanford lehrt. Zu Beginn sei dem jungen Unternehmen „enorme Skepsis“ entgegengeschlagen. Manager von Platzhirschen wie Boeing und Lockheed hätten ihm gesagt, dass die Leute von SpaceX doch nicht wüssten, was sie tun, so Hubbard, der selbst in einem Aufsichtsgremium von SpaceX sitzt.
NASA will private Raumstationen
Bereits seit 2012 übernimmt die Falcon-9-Rakete von SpaceX unbemannte Versorgungsflüge zur ISS. Die bevorstehende bemannte Mission mit dem Namen Demo-2 ist für die USA nicht nur wichtig, um die Abhängigkeit von Russland zu verringern, sondern auch, um den Markt mit geschäftlichen und touristischen Reisen im niedrigen Erdorbit zu erobern.
Eines Tages sollten die USA ein Dutzend kommerziell betriebene Raumstationen im niedrigen Erdorbit haben, sagt NASA-Chef Jim Bridenstine. SpaceX-Chef Musk greift noch höher nach den Sternen: Sein Unternehmen arbeitet gerade an einer riesigen Rakete namens Starship, die den Mond umrunden oder sogar den Mars erreichen soll. In Musks Träumen wird sich der Mensch auf diese Weise zu einer „Multi-Planeten-Spezies“ entwickeln.
27.05.2020, red, ORF.at/Agenturen
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