Es wird eine Katastrophe werden.

josef

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#2
Reisewarnung
Sorge vor Folgen des Extremwetters
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Das mächtige Tief, das sich derzeit über Österreich bewegt, hat Starkregen- und Schneewarnungen ausgelöst. Gewarnt wird vor Muren, Überschwemmungen und starken Behinderungen im Reiseverkehr. Die Situation kann sich regional und auch relativ kleinräumig sehr unterschiedlich entwickeln. Erste Straßen sind bereits gesperrt – die ÖBB und auch die Stadt Wien raten von nicht unbedingt nötigen Reisen ab.
Online seit heute, 12.04 Uhr (Update: 14.48 Uhr)
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Die Gefahr von Überflutungen steigt laut ORF-Wetterredaktion, und auf den Bergen gibt es einen großen Wintereinbruch. Der meiste Regen fällt am Freitag und am Wochenende vom Tiroler Unterland über das Salzburger Land, die Obersteiermark und Oberösterreich bis Niederösterreich, Wien und zum Nordburgenland. Hier intensiviert sich der Regen am Freitag und legt in den nächsten Tagen nur wenige Pausen ein, teilweise regnet es durchgehend.

In Summe fallen hier verbreitet 100 bis 200 Liter Regen pro Quadratmeter, zum Teil womöglich über 300 Liter. Das sind Summen, wie sie in so kurzer Zeit nur sehr selten oder noch nie gemessen wurden. Im Bergland ist es zum Teil tiefwinterlich. Im Bereich der Nordalpen schneit es auf etwa 1.300 bis 600 Meter herab, also bis in einige Niederungen.

GeoSphere Austria warnte vor Überschwemmungen und Murenabgängen und in höher gelegenen Regionen vor Schneebruch und damit verbunden Problemen auf Straßen und bei der Stromversorgung. Eine Entspannung sei erst am Dienstag in Sicht.


Debatte
Wetterextreme: Mehr Bewusstsein für Klimawandel?


Appell, unnötige Erledigungen zu unterlassen
Bereits seit Donnerstagabend raten die ÖBB wegen zu erwartender Zugsausfälle und -verzögerungen, nicht unbedingt nötige Reisen zu unterlassen. Auch die Stadt Wien rät allen Bewohnerinnen und Bewohnern, wegen der erwarteten Sturmböen und starker Regenfälle so weit als möglich Wege und Erledigungen zu vermeiden.

Zahlreiche Veranstaltungen, darunter die Starnacht aus der Wachau, der Wachaumarathon und Fußballspiele, wurden wetterbedingt bereits abgesagt – mehr dazu in noe.ORF.at.

Schnee könnte Hochwassergefahr bremsen
In Oberösterreich laufen die Vorbereitungen auf das Starkregenwochenende, das vor allem den Süden des Bundeslandes treffen dürfte. Gerechnet wird in erster Linie mit lokalen Überflutungen. Positiv könnte sich laut Hydrografischem Dienst des Landes der Temperatursturz auswirken, weil der Niederschlag teilweise bis in niedere Lagen als Schnee fällt und zunächst nicht die Flusspegel hebt.

Hochwasserschutz an Donau wird vorbereitet
Die Wasserstände an den oberösterreichischen Gewässern steigen bereits, am Inn und an der Donau erwartet der Hydrografische Dienst im Lauf des Freitags, dass die Warngrenzen erreicht werden. In Mauthausen – unterhalb der Mündung von Traun und Enns in die Donau – wird derzeit der Aufbau der ersten Phase des mobilen Hochwasserschutzes vorbereitet. Man rechnet aber damit, dass das ausreichen wird – mehr dazu in ooe.ORF.at.

Zahlreiche Probleme auf steirischen Straßen
In der Steiermark führten Schnee und Regen zu zahlreichen Problemen, vor allem auf den höher gelegenen Bergstraßen. Kettenpflicht wurde im Raum Mariazell, Hieflau, auf dem Lahnsattel, dem Gaberl und dem Niederalpl verhängt. Da noch keine Winterreifenpflicht gilt, wurden Verkehrsteilnehmer trotz der Vorhersagen von Schneefahrbahnen überrascht – beispielsweise auf dem Schanzsattel in Fischbach, wo die Feuerwehr für Bergungen ausrücken musste – mehr dazu in steiermark.ORF.at.

Die Energie Steiermark hat sich als Landesenergieversorger auf die Wettersituation vorbereitet und 50 Kolleginnen und Kollegen in Einsatz gestellt, um die Stromversorgung zu sichern und mögliche Störungen rasch zu beheben. Vor allem Schneeregen könnte Bäume zum Knicken oder Umfallen bringen, was zu gekappten Leitungen führen könnte.

Mure blockiert Bahnverbindung
Zwischen Friedberg in der Steiermark und Aspang-Markt in Niederösterreich musste der Zugsverkehr wegen eines Murenabgangs eingestellt werden.
Niederösterreichs Feuerwehren in Alarmbereitschaft
In Niederösterreich haben sich die Prognosen für die erwarteten Regenmengen erhöht. Man rechne mit bis zu 300 Liter Niederschlag pro Quadratmeter und orkanartigen Windböen, hieß es nach einer Lagebesprechung des Landeskrisenstabes in Tulln am Freitag – mehr dazu in noe.ORF.at. Niederösterreichs Feuerwehren sind in Alarmbereitschaft – mehr dazu in noe.ORF.at.

Im Burgenland sorgte vor allem der Sturm für zahlreiche Feuerwehreinsätze. In Purbach fiel ein Baum auf ein Postauto – mehr dazu in burgenland.ORF.at.

Straßen und Zugsstrecke in Salzburg gesperrt
Wegen starker Schneefälle haben die ÖBB einen Abschnitt der Tauern-Bahnstrecke gesperrt. Die Strecke bleibt voraussichtlich bis Montag gesperrt. Weiters sind einige Straßenabschnitte im Bundesland nicht befahrbar. Die Feuerwehren mussten zu etlichen Einsätzen ausrücken – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

Auch auf Kärntens Straßen führten die starken Niederschläge vereinzelt zu Problemen – mehr dazu in kaernten.ORF.at.
Nach prognostizierten Dauerregenfällen war die Lage in Tirol bis Freitagmittag weiterhin ruhig. Bisher gebe es zu vermelden, dass „es ordentlich herunterschneit“, mitunter mehr als gedacht, so ein Sprecher der Landesregierung. Das könne zu Problemen führen, bisher sei jedoch nichts Größeres bekannt. Auch seitens der Leitstelle Tirol hieß es, dass es in der Nacht zu keinen unwetterbedingten Einsätzen gekommen war.

Wetterextreme & Klimakrise
Zwar lassen sich einzelne Extremereignisse nicht direkt auf eine bestimmte Ursache zurückführen, klar ist laut dem aktuellen IPCC-Bericht aber: Durch die Klimakrise werden Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen, Stürme und Hitze häufiger und intensiver. Das heißt: Niederschläge und Stürme werden stärker, Hitzewellen heißer und Dürren trockener.
13.09.2024, red, ORF.at/Agenturen

Link:
wetter.ORF.at

Reisewarnung: Sorge vor Folgen des Extremwetters
 

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#3
Samstag 14.09.2024:

Steigende Pegel
Dauerregen als „enorme Herausforderung“
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Anhaltend starke Niederschläge haben in Teilen Österreichs die Hochwasserlage weiter verschärft. Die Lage habe sich „intensiviert“, hieß es am Samstag in der Früh etwa aus Niederösterreich mit Blick auf die steigenden Pegelstände. „Die kommenden Tage stellen daher eine enorme Herausforderung für alle Einsatzkräfte dar. Feuerwehren, Zivilschutz, Polizei und Bundesheer sind in hoher Einsatzbereitschaft, um überall dort zu helfen, wo Unterstützung benötigt wird“, hieß es am Freitag nach einer Krisensitzung aus dem Kanzleramt.
Online seit heute, 8.21 Uhr (Update: 8.45 Uhr)
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Die größten Regenmengen werden laut ORF-Wetterredaktion bis Anfang kommender Woche vom Tiroler Unterland über Salzburg, die Obersteiermark und Oberösterreich bis nach Niederösterreich und Wien erwartet. In Summe kommen hier zum bereits gefallenen Regen noch einmal verbreitet 100 bis 200 Liter Regen pro Quadratmeter dazu, am meisten wahrscheinlich im Mostviertel und im Wienerwald. Das sind Summen, wie sie in so kurzer Zeit nur sehr selten oder noch nie gemessen wurden, so die ORF-Wetterredaktion.

Dazu kommen in höheren Lagen für Mitte September „absolut ungewöhnliche“ Schneemengen. Verschärft wird die Wetterlage vor allem im Bergland und in Ostösterreich zudem durch stürmischen Nordwestwind – mehr dazu in wetter.ORF.at.

Erste Evakuierungen in Niederösterreich
Mit den großen Regenmengen einher geht eine markant steigende Hochwassergefahr. In Niederösterreich wird an der Donau mit einem bis zu 30-jährlichen Hochwasser gerechnet. Am Kamp wird ein bis zu 100-jährliches Hochwasser erwartet. Am Freitagabend kam es bereits in einigen Gemeinden zu ersten Evakuierungen, etwa in Zöbing, einem Teil von Langenlois (Bezirk Krems-Land). Vor allem entlang des Kamps „wird es sich zuspitzen“, sagte Klaus Stebal, Sprecher des niederösterreichischen Landeskommandos – mehr dazu in noe.ORF.at.

Auch in Oberösterreich sind die Niederschläge in der Nacht auf Samstag deutlich stärker geworden. Dadurch steigen auch hier die Pegel der Flüsse ständig an. In Steyr wurde bereits am Freitagabend die Vorwarnstufe entlang der Enns erreicht – mehr dazu in ooe.ORF.at.

Auch in Wien sind die Einsatzkräfte in erhöhter Alarmbereitschaft. Am Samstag werden Sturmspitzen von bis zu 90 km/h erwartet – und der Regen wird noch stärker, insbesondere im Westen der Stadt: „Da kommen dann innerhalb von wenigen Stunden wirklich so viele Regenmengen zusammen wie normalerweise im gesamten September“, schilderte Radio-Wien-Meteorologe Kevin Hebenstreit – mehr dazu in wien.ORF.at.

Straßensperren und Verkehrsbehinderungen
Sturmschäden hab in der Nacht etwa auch in Niederösterreich für etliche Feuerwehreinsätze gesorgt. Auch auf dem Flughafen Wien in Schwechat (Bezirk Bruck an der Leitha) kam es witterungsbedingt zu Verspätungen. Auf mehreren Bahnstrecken wurde der Betrieb präventiv Samstagfrüh eingestellt, für den Regionalbusverkehr am linken Donauufer in der Wachau gilt diese Maßnahme ab Betriebsschluss am Samstag.

„Ruhe vor dem Sturm“
Bei der steirischen Landeswarnzentrale war am Samstag in der Früh von einer angespannten, bisher aber noch relativ ruhigen Wetterlage die Rede. Bei den bisherigen Feuerwehreinsätzen sei es hauptsächlich um umgestürzte Bäume gegangen. In den höhergelegenen Lagen kamen es wegen Schneefalls zudem zu Fahrzeugbergungen. So wie in anderen Bundesländern wird aber auch in der Steiermark eine Verschärfung der Situation erwartet.

„Ruhe vor dem Sturm könnte sogar wörtlich richtig sein. Die Windgeschwindigkeiten werden jetzt laufend zunehmen und dann am Samstag und am Sonntag tatsächlich bis zu 100 km/h auch in den Niederungen betragen, und das ist doch erheblich“, so Harald Eitner, der Leiter der Katastrophenschutzabteilung des Landes Steiermark – mehr dazu in steiermark.ORF.at.

Auch im Burgenland machte sich die derzeit über Österreich hinwegziehende Unwetterfrond bislang vor allem durch Sturmschäden bemerkbar. Die Regenmengen fielen dagegen geringer aus als prognostiziert worden war – mehr dazu in burgenland.ORF.at.

Belgier aus Hochgebirge gerettet
Niederschlag: Lage weiter angespannt
Schnee bringt Wanderer in Bergnot
ÖBB-Reisewarnung – Lage in Vorarlberg ruhig

14.09.2024, red, ORF.at/Agenturen
Steigende Pegel: Dauerregen als „enorme Herausforderung“
 
Zuletzt bearbeitet:

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#5
Hochwasser
Niederösterreich zu Katastrophengebiet erklärt
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Die Hochwassersituation bleibt wegen der starken Niederschläge äußerst angespannt. In Niederösterreich wurden Sonntagfrüh erst zwei weitere Bezirke zu Katastrophengebieten erklärt, dann das ganze Bundesland. Auf Bahnstrecken gibt es Sperren. Eine Reisewarnung gilt weiter. In Wien wurde der U-Bahn-Betrieb eingeschränkt.
Online seit heute, 7.22 Uhr (Update: 9.18 Uhr)
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In Niederösterreich waren bereits bis Samstag 42 Gemeinden zum Katastrophengebiet erklärt worden, in der Nacht auf Sonntag bzw. Sonntagfrüh kamen die beiden Bezirke St. Pölten und Tulln hinzu, dann folgte der Alarm für das gesamte Bundesland. In mehreren Gemeinden wurde Zivilschutzalarm ausgelöst, Bewohnerinnen und Bewohner mussten aus Häusern in Sicherheit gebracht werden.

Der Bahnverkehr auf der Weststrecke zwischen Amstetten und St. Valentin wurde um 1.15 Uhr aufgrund von Hochwasser eingestellt, teilten die ÖBB mit. Eine Prognose über die Dauer der Sperre könne frühestens Sonntagnachmittag gegeben werden, hieß es von der Bahn. Ein Schienenersatzverkehr wurde eingerichtet, die bis Montagabend geltende Reisewarnung bleibt vorerst aufrecht.

Kritische Stellen auf Landstraßen
„Aufgrund der aktuellen Entwicklungen ersucht die Katastrophenschutzbehörde des Landes Niederösterreich die Bevölkerung dringend, von unnötigen Fahrten abzusehen“, hieß es dazu Sonntagfrüh. Durch die extrem intensiven Niederschläge seien in den vergangenen Stunden speziell im ländlichen Bereich gefährliche Bereiche entstanden, vor allem in den Bezirken Melk, St. Pölten und Tulln seien zahlreiche Straßen wegen Überflutungen unpassierbar, Gefahrenbereiche bei Dunkelheit für Autofahrer mitunter kaum erkennbar – mehr dazu in noe.ORF.at.

Fotostrecke mit 7 Bildern
APA/Doku-NÖ
An der Erlauf in Pöchlarn musste ein Boot gesichert werden
APA/BFKDO St. Pölten
In Ederding (Bezirk St. Pölten) stürzte eine Weinkeller ein

APA/BFKDO St. Pölten
Im Bezirk St. Pölten traten zahlreiche Bäche und Flüsse über die Ufer

APA/Doku-NÖ
Pkw in überfluteten Straßen von Zwettl im Waldviertel

APA/Helmut Fohringer
Sicherungsarbeiten von Freiwilligen in Neulengbach

APA/BFK WT/ST. Mayer
Pumparbeiten in Waidhofen

ORF/Viviane Koth
Der nahezu volle Wienfluss

„Weiters ist davon auszugehen, dass zahlreiche Ortschaften in den nächsten Stunden auf dem Landweg nur mehr erschwert oder nicht mehr erreichbar sein werden“, so das Land Niederösterreich in einer Aussendung.

Ottensteiner Stausee dürfte überlaufen
Am Kamp werden im Lauf des Sonntags laut Berechnungen des niederösterreichischen Energieversorgers EVN die Speicherkapazitäten des Ottensteiner Stausees im Waldviertel erschöpft sein. Sonntagfrüh seien Abflüsse aus dem See in der Größenordnung eines 30-jährlichen Hochwassers zu verzeichnen gewesen. Der Stausee dürfte überlaufen.

Besonders für den Zentralraum Niederösterreichs waren für Sonntag weitere starke Niederschläge prognostiziert. „Damit kommt es jetzt schon und wird es weiter zu massiven Überflutungen im ganzen Land kommen“, so Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf. „Vermeiden Sie unnötige Fahrten und Wege! Damit gefährden Sie sich und möglicherweise auch die Einsatzkräfte“, so sein Appell. An der Donau wird laut aktuellen Prognosen ein 20- bis 30-jährliches Hochwasser erwartet. In Niederösterreich gab es zuletzt an die 100 Straßensperren – mehr dazu in noe.ORF.at.

Zahlreiche Bäche treten über die Ufer
Im Bezirk St. Pölten wurde in den Gemeinden Hofstetten, Gablitz, Pyhra, Perersdorf, Haunoldstein, Wilhelmsburg, Purkersdorf und Tullnerbach die Zivilschutzwarnung ausgelöst, in Böheimkirchen, Markersdorf-Haindorf und Kapelln Zivilschutzalarm. Der Anzbach, Wienfluss, Gablitzbach, Michelbach, Nadelbach und die Perschling seien bereits über die Ufer getreten, informierte das Bezirkskommando der Feuerwehren.
Teils waren Bewohner in ihren Häusern eingeschlossen. Im Bezirk Waidhofen an der Thaya war die Lage in mehreren Gemeinden laut Bezirkskommando „weiterhin sehr kritisch“. Zahlreiche Evakuierungen und Sicherungsarbeiten waren notwendig. In Teilen der Bezirkshauptstadt musste der Strom abgeschaltet werden, weil Trafostationen unter Wasser standen.

Eingeschränkter U-Bahn-Verkehr in Wien
Die Wiener Linien teilten kurz vor 1.00 Uhr mit, dass wegen des kritischen Pegelstandes des Wienflusses eingeschränkter Betrieb auf den Linien U4 und U6 herrsche. In Wien-Penzing trat der Wienfluss bereits über die Ufer, die Feuerwehr musste Häuser evakuieren – mehr dazu in wien.ORF.at(wien.orf.at

Die betroffenen U-Bahn-Trassen würden mit Dammbalken und Sandsäcken vor dem eindringenden Wasser geschützt, und der U-Bahn-Betrieb müsse bis auf Weiteres zwischen Karlsplatz und Hütteldorf (U4) sowie Westbahnhof und Wien Meidling (U6) eingestellt werden – mehr dazu in wien.ORF.at.

Die U4 konnte laut Mitteilung somit aktuell nur zwischen Heiligenstadt und Karlsplatz fahren, die U6 nur zwischen Floridsdorf und Westbahnhof sowie Bahnhof Meidling und Siebenhirten.

Steigende Pegel auch in OÖ
Der Dauerregen treibt auch in Oberösterreich die Pegel der Bäche und Flüsse, die aus den Alpen Richtung Donau fließen, weiter in die Höhe. Auch die Vorkehrungen am Inn und an der Donau laufen mit dem Aufbau von Hochwasserschutz weiter auf Hochtouren – mehr dazu in ooe.ORF.at.

Weiter angespannt bleibt die Wetterlage auch in der Steiermark. Hier war es vor allem der starke Wind, der zunehmend für Probleme sorgte. Die Feuerwehren verzeichneten zahlreiche Einsätze, Personen mussten aus Autos befreit werden, Tausende Haushalte waren zeitweise ohne Strom – mehr dazu in steiermark.ORF.at.

In Kärnten, das vom Unwetter vergleichsweise wenig betroffen ist, wurden Belgier, die sich wegen des Wintereinbruchs verirrt hatten, aus Bergnot gerettet – mehr dazu in kaernten.ORF.at.

Sturmschäden im Burgenland
Im Burgenland machte sich die derzeit über Österreich hinwegziehende Unwetterfront bisher vor allem durch Sturmschäden bemerkbar. Mit dem Niederschlag gebe es bisher keine Probleme, hieß es vom burgenländischen Katastrophenschutz – mehr dazu in burgenland.ORF.at.

Zeitweise Schneekettenpflicht für Arlberg
Nur einen geringen Anstieg der Pegelstände gibt es in Tirol. Dafür sorgen Schneefälle in den Bergen für tiefwinterliche Verhältnisse – mehr dazu in tirol.ORF.at. Betroffen ist auch die Verbindung zwischen Tirol und Vorarlberg über den Arlbergpass – mehr dazu in vorarlberg.ORF.at.

Salzburg: So viel Regen wie in einem Monat
Tirol: Winterliche Verhältnisse – Pegelstände stabil


15.09.2024, red, ORF.at/Agenturen

Links:
wetter.ORF.at
Landeswarnzentrale Niederösterreich
Streckenunterbrechungen bei den ÖBB

Wiener Linien

Hochwasser: Niederösterreich zu Katastrophengebiet erklärt
 
#8
Schon 2002 mit der Feuerwehr bei der Jahrhundertflut dabei gewesen und trotzdem immer wieder schockiert über die Gewalt des Wassers. Dass die Donau bei uns aus dem Bett kommt, hab ich ja schon öfters erlebt, aber Donaukanal und Wienfluss noch nie so gesehen.
Hoffe ihr seid alle wohlauf und in Sicherheit.
 

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josef

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#9
Diskussion um Effektivität der Schutzbauten
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20 Dämme in Summe brachen, zudem wurden mehrere Hochwasserschutzanlagen überflutet, die auf ein 100-jährliches Hochwasser ausgelegt waren. Angesichts dieser Ereignisse ist eine Diskussion über die Effektivität des Hochwasserschutzes entbrannt.
Online seit heute, 5.38 Uhr
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Der Hochwasserschutz in Kirchberg an der Pielach (Bezirk St. Pölten) wurde vor drei Jahren eröffnet, zehn Millionen Euro teuer, er sollte vor einem sogenannten „hundertjährlichen Hochwasser-Ereignis“ schützen. Aber er wurde überflutet, und das war kein Einzelfall – in Haunoldstein (Bezirk St. Pölten) passierte dasselbe.

Stellt sich die Frage, ob der Bau von 800 Hochwasserschutzanlagen seit dem Jahr 2002 den gewünschten Erfolg brachte. Der für Katastrophenschutz zuständige Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf sagt ja: „Das war ein noch nie dagewesenes Extremereignis. Hätten wir diese umfangreichen Schutzmaßnahmen nicht geschaffen, dann wären Schäden und Tragödien noch viel schlimmer ausgefallen.“

BFKDO Tulln
Zum Teil brachen die Dämme, wie hier an der Perschling in Rust im Tullnerfeld

„Wir haben seit 2002 300 Gemeinden hochwassersicherer gemacht – ich sage bewusst ‚sicherer‘, weil es den absoluten Schutz nicht gibt, wie wir jetzt gesehen haben. Wir werden weiter ausbauen – eine Milliarde Euro bis 2040 soll investiert werden – aber eines ist klar, ein derartig großflächiges Hochwasser ist in dieser Form nicht verbaubar“, so Pernkopf.

„Hundertjährliches Hochwasser“ relativiert sich
Der Begriff „Hundertjährliches Hochwasser“ relativiert sich ohnehin gerade, wie auch Helmut Habersack bestätigt. Er ist Leiter des Institutes für Wasserbau, Hydraulik und Fließgewässererforschung an der Universität für Bodenkultur: „Was jetzt dazukommt, ist der Klimawandel. Auch seit dem Jahr 2002 sind entsprechende Entwicklungen offensichtlich gewesen.“

Man müsse damit rechnen, dass weitere extreme Ereignisse mit mehr Niederschlägen kommen werden. „Und das bedeutet gleichzeitig, dass sich die Dimensionierungen der Schutzanlagen ändern im Laufe der Zeit.“

FF Gloggnitz Stadt
Auch ein Hochwasserschutz kann keine hundertprozentige Sicherheit bieten

Von noch höheren Mauern hält der Wissenschaftler allerdings nichts: „Ich kann jetzt Bauten für ein 300-jährliches oder ein 1.000-jährliches Hochwasser dimensionieren, aber der technische Hochwasserschutz hat seine Grenzen, es wird niemals einen hundertprozentigen Hochwasserschutz geben können.“

Trügerische Sicherheit
In diesem Zusammenhang warnt Habersack davor, sich in Sicherheit zu wiegen, weil ein Hochwasserschutz besteht: „Es gibt Tendenzen, gleich dahinter zu bauen, weil mir kann eh nichts passieren. Wenn dieser dann aber überschwemmt wird, wie diesmal, dann sind die Schäden umso größer.“

Habersack sieht Fortschritte in der Planung der Schutzanlagen seit dem Hochwasser 2002: „Bis dahin sind einfach Mauern aufgestellt worden und die Fließgeschwindigkeit ist dadurch höher geworden. Jetzt denkt man auf mehreren Ebenen, an Retentionsflächen, Rückhaltebecken und die Einbeziehung von Katastrophenhilfe-Organisationen wie der Feuerwehr. Da hat sich einiges getan.“

Rückhaltebecken Fahrafeld hielt stand
So wird ein Drittel der Investitionen für Rückhaltebecken aufgewendet, das größte seit Mai in Fahrafeld (Bezirk Baden) im Triestingtal. Es schöpfte diesmal sein Fassungsvermögen von einer Dreiviertel Million Kubikmetern aus, hielt aber.

Helmut Habersack nennt auch die Donau als positives Beispiel für die Wirkung von Retentionsräumen, wohin das Wasser ausweichen kann: „Sie hat 2002 um 1.500 Kubikmeter pro Sekunde weniger Scheitel gehabt, weil das Tullnerfeld so gut gewirkt hat. Das sind Größenordnungen, die sind signifikant und die sollte man bei den Analysen dieses Ereignisses miteinbinden.“

Dem widersprechen Fälle wie der in St. Pölten, wo ein Handelskonzern ein Zentrallager schaffen will. Eine Fläche von 20 Fußballfeldern soll verbaut werden, sie war völlig geflutet. Landeshauptfrau-Stellvertreter Pernkopf will solche Widmungen künftig verhindern: „Deswegen tritt gerade ein neues Raumordnungsgesetz in Kraft, das genau solche Fälle verhindern soll. Sie können sicher sein, dass jeder einzelne Fall in Zukunft geprüft wird, ob das überhaupt noch Sinn macht bei solchen Regenmengen.“

Der Dammbruch und die Donau-Kahnschnecke
Heiße Diskussionen gibt es im Tullnerfeld um einen gebrochenen Damm an der Perschling. Er sollte längst saniert sein, aber das Verfahren dauerte viele Jahre. Ein Naturschutzverfahren zum „Naturdenkmal Perschling“ ist inzwischen abgeschlossen, aber zur Verwirklichung kam es nicht mehr rechtzeitig. Die Verfahrensdauer ist auch auf die dort vorkommende seltene Donau-Kahnschnecke zurückzuführen, die durch die EU-Habitatrichtlinie geschützt ist.


wikicommons/Francisco Welter Schultes
Wegen der Donau-Kahnschnecke verzögerte sich das Verfahren für die Dammsanierung an der Perschling

Pernkopf zeigt wenig Verständnis: „Das ist nicht nur ärgerlich, es ist absolut abzulehnen in dieser Form. Es wird eben eine neue EU-Kommission gebildet und von der erwarte ich mir, dass wenn es Schutzmaßnahmen für die Bevölkerung gibt, der Artenschutz ausgenommen ist. Man soll Habitate schaffen, wo sich diese seltenen Arten ansiedeln können, aber dort, wo Hochwasserschutzmaßnahmen sind, hat ein Biber und hat eine Schnecke nichts verloren.“

In jedem Fall sollen in den nächsten Wochen die Ereignisse genau analysiert und der Plan für Hochwasserschutzanlagen völlig überarbeitet werden. „Schon vom Tag der ersten Überflutungen gibt es Luftbilder, auf denen die Anschlaglinien zu sehen sind. Das wird von Experten evaluiert und die werden Maßnahmen vorschlagen, wo man etwas verbessern kann und wo es keinen Sinn macht. Nur: Extremereignisse sind in dieser Dimension nicht vermeidbar“, sagt Pernkopf.
19.09.2024, Robert Salzer, noe.ORF.at
Diskussion um Effektivität der Schutzbauten
 

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#10
Ein Rückblick auf große Hochwasser-Ereignisse vergangener Jahre entlang der Donau und Nebenflüsse in NÖ. und OÖ.:

Teil 1:
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„Jedes Hochwasser zeigt eine Machtlosigkeit“
Online seit heute, 18.24 Uhr
Beim Jahrhundert-Hochwasser 2002 sind weite Teile des Landes unter Wasser gestanden. Tausende Menschen standen vor den Trümmern ihrer Existenz. Doch das Land wurde auch davor und danach von Katastrophen geprägt. Teilweise mussten Leute absiedeln.
„Es war sehr chaotisch. Niemand wusste, was passieren wird. Der Kamp steigt und steigt in dieser Nacht. Wir haben wirklich nur von einer Minute oder Stunde auf die nächste gelebt. Plötzlich war das Wasser da. Wir haben versucht, es mit Latten aufzuhalten. Im Nachhinein war es gut, dass wir nicht wussten, was auf uns zukommt“, erzählt Petra Brandl, die damals in Zöbing bei Langenlois (Bezirk Krems) wohnte.

Es begann in der Nacht zum 7. August 2002 – eine Flutkatastrophe, die als Jahrhundertflut in die Geschichte eingehen sollte, schoss durch das Kamp- und Kremstal. Binnen Minuten wurden Existenzen zerstört, Häuser zu Ruinen, Straßen verschwanden im Fluss. Zöbing war ein einziger Trümmerhaufen.

Fotostrecke
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Kleine Bäche verwandelten sich binnen kurzer Zeit in reißende Flüsse
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Die Wassermassen drangen in zahlreiche Häuser ein
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Zu Beginn war lediglich von starken Regenfällen die Rede. Das wahre Ausmaß stellte sich erst später heraus
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Bilder aus der Luft machen deutlich, welche Mengen an Wasser sich gesammelt hatten
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Auch zahlreiche Straßen wurden bei dem Hochwasser beschädigt

Im nordwestlichen Waldviertel fiel damals so viel Regen wie normalerweise in einem Jahr. Der Kamp hatte sich zu einem reißenden Fluss entwickelt. Das Wasser schoss auch durch den Hof des Weingutes von Familie Brandl. Petra Brandl harrte damals mit ihrem Mann und ihrem fünfjährigen Sohn im ersten Stock des Hauses aus.

„Dann ersaufen wir alle“
„Ich weiß noch, als wir schon knöcheltief im Wasser gestanden sind, fuhr die Feuerwehr vorbei und meinte, wir erwarten 1,5 Meter Wasser. Ich habe damals zu meinem Mann gesagt: ‚Ich bin 1,55 Meter groß. Dann ersaufen wir alle.‘ Es ist unvorstellbar. Wir haben dann versucht, alle Sachen in den ersten Stock zu tragen. Und dann ist man mit der Situation konfrontiert, dass man nichts mehr machen kann."

Der Kamp erreichte bei Stiefern (Bezirk Krems) einen Wasserstand von 6,80 Metern. Die Bezirke Gmünd, Horn, Waidhofen an der Thaya, Krems und Tulln traf eine Naturkatastrophe enormen Ausmaßes. Zwettl war verkehrsmäßig nicht erreichbar, Strom und Gas mussten abgedreht werden. Für die Einsatzkräfte – bis zu 7.000 Feuerwehrleute waren gleichzeitig im Einsatz – gab es in diesen Tagen keine Atempause.

Kaum waren die ersten Aufräumarbeiten vorbei, kam es wenige Tage später am 12. August zur nächsten Katastrophe. Ein Adriatief ließ erneut vernichtende Regenmassen über den Katastrophengebieten niedergehen und nun trat auch die Donau über die Ufer. Im Machland und in der Wachau standen Häuser bis zum Dach unter Wasser.

Zweite Welle war noch schlimmer
Die zweite Hochwasserwelle war sogar noch schlimmer als die erste. Die Pegel stiegen überall rapide an, Niederösterreich drohte „unterzugehen“ – betroffen waren der gesamte Donauraum und das nördliche Waldviertel. „Es war eine gruselige Situation. Die Leute waren wie paralysiert. Es war überhaupt nicht mehr greifbar, was hier gerade passiert“, sagt Brandl.

ORF
Teile von Zöbing standen bei der Flut 2002 völlig unter Wasser

Und es standen noch mehr Ortschaften unter Wasser als eine Woche zuvor. Von der Flut im Donauraum besonders stark betroffen war Ybbs (Bezirk Melk). Mehr als 3.000 Bewohnerinnen und Bewohner konnten nur noch mit Zillen erreicht und versorgt werden. Weite Teile der Stadt standen unter Wasser. Auch in Melk war der Hauptplatz überflutet.

Eine aussichtslose Lage
Aussichtslos war die Situation im Mündungsbereich des Kamp und der Donau. Orte wie Grafenwörth und Gedersdorf (beide Bezirk Krems) wurden von den zwei Flüssen überflutet. „Das hat es seit Menschengedenken nie gegeben“, erinnert sich Feuerwehrkommandant Fritz Ploiner. Die Strömung war so stark, dass die Feuerwehrboote nicht fahren konnten. „Alles bis in eine Höhe von 1,30 Metern war zum Wegwerfen“, erinnert sich Bewohnerin Renate Erlinger.

Teilweise waren Menschen in ihren Häusern eingeschlossen und mussten mit Hubschraubern oder Booten gerettet werden. Aus der Gemeinde selbst und drei Katastralgemeinden mussten mehr als 600 Menschen in Notquartieren gebracht werden. Eine Betroffene erzählt damals mit Tränen in den Augen: „Wie das weitergeht, weiß ich nicht, wir haben nichts.“

Fotostrecke
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Nach ersten Aufräumarbeiten bahnte sich plötzlich eine zweite Flut an
APA/HERBERT PFARRHOFER
Die Pegel der Donau stiegen rasch an
APA/HELMUT FOHRINGER
Marbach an der Donau stand unter Wasser
APA/HERBERT PFARRHOFER
Die Einsatzkräfte konnten sich nur noch mit Zillen fortbewgen
APA/HERBERT PFARRHOFER
Viele Bewohnerinnen und Bewohner mussten mit Booten gerettet werden
APA/HERBERT PFARRHOFER
APA/HERBERT PFARRHOFER
APA/HELMUT FOHRINGER
APA/HERBERT PFARRHOFER
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Mit Zillen versuchten die Helfer, zu den Menschen in ihren überfluteten Häusern vorzudringen
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Die Schäden in vielen Häusern waren enorm
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Zahlreiche Menschen meldeten sich freiwillig, um in den betroffenene Gebieten zu helfen

Doch der Pegel der Donau stieg weiter und weiter. Am 14. August lag die Durchflussmenge bei 11.300 Kubikmetern pro Sekunde, der Donaupegel Kienstock (Bezirk Krems) erreichte den Höchststand von 10,9 Metern – Werte, die sogar das bisher letzte große Hochwasser im Jahr 1954 überschritten, dem extremsten Hochwasser des 20. Jahrhunderts.
 

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#11
Ein Rückblick auf große Hochwasser-Ereignisse vergangener Jahre entlang der Donau und Nebenflüsse in NÖ. und OÖ.:
Teil 2:

Das extremsten Hochwasser des 20. Jahrhunderts 1954: Bis zu 300 Liter pro m²
Damals mussten 40.000 Personen gerettet und in Sicherheit gebracht werden. Tausende Gebäude wurden beschädigt oder zerstört – etwa 100.000 Hektar Land standen unter Wasser. Beinahe den gesamten Juli hatte es geregnet. Zwischen dem 6. und dem 10. Juli 1954 wurden in Oberösterreich Niederschlagsmengen zwischen 150 und 200 Liter pro Quadratmeter registriert. In Salzburg waren es knapp 300 Liter.

Die Folge war ein katastrophales Hochwasser. Teile von Passau, Linz, Pöchlarn (Bezirk Melk), Melk und viele weitere Orte an der Donau wurden überschwemmt. Auch die Bundeshauptstadt war stark betroffen. Am 15. Juli berichtete die „Wiener Zeitung“: „Weitere Räumungen auf dem Handelskai, auf der Brigittenauer Lände, am Dammhaufen, in Albern und Fischamend waren notwendig. Der Handelskai steht in seiner ganzen Länge etwa ein bis eineinhalb Meter unter Wasser.“

Dramatisch war die Situation im 22. Wiener Gemeindebezirk: Das ständig steigende Wasser brachte dort die 20 Meter hohen Schutzdämme beim Bahnhof Lobau zum Einsturz. In der Leopoldstadt, im Bereich des unteren Praters, bestand akute Seuchengefahr. Die Dimensionen dieser „Jahrhundertflut“ gaben den Anstoß zur Entwicklung eines Schutzprogrammes: Nach langjähriger Planung wurde 1972 mit dem Bau des Entlastungsgerinnes begonnen.

Absiedelung wegen Dauerüberschwemmung
Doch schon 1952 zuvor sorgte ein weiteres Hochwasser für Verwüstungen im Land – konkret in Ardagger (Bezirk Amstetten). Ein Ort, der wie kaum ein anderer mit der Donau schicksalhaft verbunden war und ist. Zahlreiche Hochwasser hatten den Ort bis dahin immer wieder erschüttert. Bis 1972 war die Gemeinde – und hier vor allem das Machland-Süd – fast jährlich von Hochwassern betroffen.

1972 beschloss die Landesregierung, dass Familien aus dem Gefahrengebiet absiedeln sollten. Seither wurden etwa 70 Häuser abgerissen. Heute steht im Machland-Süd in der Katastralgemeinde Stephanshart kein einziges Haus mehr. Nur ein Gedenkstein mit den Namen der abgesiedelten Familien erinnert noch daran, dass hier vor nicht einmal 50 Jahren etwa 60 Familien lebten.

Die Absiedelung aus dem Gefahrengebiet sei die einzige Möglichkeit, sagt Bürgermeister Johannes Pressl (ÖVP). „Wir haben bei einjährlichem Hochwasser schon 300 bis 400 Hektar des Machland-Süds unter Wasser. Die Häuser, die dort waren, sind natürlich als erstes abgesiedelt worden“, so Pressl. „Man hat sich im Rahmen der Etappen dann auf ein immer höheres Hochwasserniveau bewegt.“

Riesenstockhaus „nichts wert“
2018 waren die letzten Häuser in der Katastralgemeinde Kollmitzberg an der Reihe. „Jeder hat mich gefragt: ‚Warum siedelt ihr hier ab?‘ Meine Eltern haben so viel geschuftet, haben alles selber gemacht und ihr Leben lang gespart, aber was habe ich davon, wenn ich ein Erbe habe, ein Riesenstockhaus mit Grund, wenn es nichts wert ist wegen der Hochwassergefahr“, erzählt etwa Brigitte Wimberger.

ORF
Das einzig verbliebene Gebäude im Hochwassergebiet: 2002 und 2013 stand die Scheune fast komplett unter Wasser.

Landwirt Hans Ruthner – damals 15 Jahre alt – spricht von einer „guten Entscheidung“ seiner Eltern: „Fast jedes Jahr ist ein Hochwasser gekommen. Es war einfach undenkbar, dass man hier bleibt“, schildert er. „Die Tiere haben wir meistens auf den Heuboden in den ersten Stock getrieben oder die Feuerwehr hat sie abgeholt, wenn es besonders hoch geworden ist.“ 1981 zog er mit seiner Familie weg.

1981: Machland unter Wasser
Gerade rechtzeitig, denn im Juni desselben Jahres führten erneut fast alle Flüsse in Niederösterreich Hochwasser. Die Donaubrücke bei Melk musste etwa gesperrt werden. Und erneut war das Machland-Süd schwer überflutet. Gendarmerie und Feuerwehr mussten Kontakt zu den 16 eingeschlossenen Höfen herstellen, die Früchte der Felder waren einmal mehr zerstört.

Die Bewohner waren vor allem auch deshalb verzweifelt, weil es schon im Frühjahr Überschwemmungen gegeben hatte. „Früher war das nicht so, das waren nur lokale Ereignisse“, klagte ein Einheimischer. Doch dieses Mal sei „die Katastrophe so weit ausgebreitet, wir können uns gar nicht vorstellen, wer uns das überhaupt ersetzen kann.“ „Aber man muss Mut haben“, meinte eine Landwirtin.

2002: Langsames Aufatmen im Müll
In den folgenden zwei Jahrzehnten kam es immer wieder zu kleineren Überschwemmungen, ehe die Flut in zwei Wellen 2002 voll zuschlug. Ein langsames Aufatmen gab es damals gut eine Woche nach dem Beginn, am 15. August, als die Pegel langsam wieder fielen. Zurück blieben im Land 20.000 Tonnen Sperrmüll, 3.000 kaputte Kühlgeräte, zerstörte Straßen und Dämme, Schäden in der Infrastruktur und Landwirtschaft sowie verwüstete Häuser.

Feuerwehr, Bundesheer, Polizei und Rettung sowie zahlreiche weitere Organisationen waren im Dauereinsatz. Unterstützung kam auch aus benachbarten Ländern. Die Aufräumarbeiten wurden von Feuerwehrleuten aus Wien, Tirol, dem Burgenland, der Steiermark sowie Bayern und Tschechien unterstützt. „Jedes Hochwasser zeigt die Machtlosigkeit des Menschen gegenüber der Natur“, so eine Frau damals in einem Interview.

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Feuerwehrleute aus allen Teilen Niederösterreichs halfen im Katastrophengebiet
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Auf der Straße ging teilweise nichts mehr
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Ganze Landstriche waren überflutet
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Auch das Bundesheer war im Dauereinsatz
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In der Wachau wurde der mobile Hochwasserschutz aufgezogen
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Feuerwehrleute in Grafenwörth (Bezirk Tulln) auf dem Weg zum Einsatz
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Die Flugretter erlebten einen Einsatz, den sie in dieser Dauer und Intensität noch nie trainiert hatten
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Ein Bild der Aussichtslosigkeit: Ein Mann wartet auf seinem Balkon auf die Rettung aus der Luft
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Zöbing war einer der Orte, die beim Hochwasser 2002 am stärksten in Mitleidenschaft gezogen wurden
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Am Boden waren Bundesheersoldaten damit beschäftigt, zerstörte Infrastruktur wieder aufzubauen
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Eine Brücke über den Kamp war etwa eingestürzt
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Binnen zweieinhalb Stunden wurde eine Notbrücke gebaut
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Für die Einsatzkräfte gab es kaum eine Verschnaufpause

Eine Welle der Hilfsbereitschaft für die Betroffenen kam auch von der Zivilbevölkerung. Tausende Freiwillige kamen mit Schaufeln und Gummistiefeln, um beim Aufräumen zu helfen. „Trotz der Situation, dass wir viele materielle Werte verloren haben – die immateriellen Werte haben wir allerdings gewonnen“, so der damalige Landeshauptmann Erwin Pröll. In Summe waren es 3.500 Freiwillige aus Österreich, die den Betroffenen im Kamptal halfen.

Die Flutkatastrophe zerstörte im Kamptal und entlang der Donau vieles. Sie hinterließ aber auch positive Erinnerungen, an den Zusammenhalt und die Hilfsbereitschaft nach der Flut. „Es war ein unglaublicher Zusammenhalt. Wenn man rausgegangen ist, wenn man jemanden getroffen hat, war da dieser Zusammenhalt. Das kann man gar nicht beschreiben. Man geht anders auf die Leute zu, wir sind einander anders begegnet. Jeder hat gefragt, wie es dem anderen geht.“

2006: An der March brechen die Dämme
Diese Hilfsbereitschaft sollte nur vier Jahre später erneut notwendig werden. Im Frühjahr 2006 kam es zu Hochwasseralarm entlang der March. Es waren die letzten März-Tage, als der Pegel dramatisch anstieg. Die Höchstmarke der Flut 1997 war schnell überschritten. Erinnerungen an das Jahr 1954 wurden wach – das größte Hochwasser, an das sich die Bürger damals noch erinnern konnten.

Am 3. April spitzte sich die Lage zu – und endete schließlich in der Katastrophe, als der March-Damm in Jedenspeigen (Bezirk Gänserndorf) brach. Die Wassermassen schossen in Richtung Dürnkrut (Bezirk Gänserndorf), auf einen Schlag stand ein Drittel der Ortschaft unter Wasser. An die 300 Häuser waren betroffen, darunter auch öffentliche Gebäude, wie die Bernsteinhalle und der Bahnhof.

Nur einen Tag später brach mitten in der Nacht der March-Damm in Stillfried (Bezirk Gänserndorf). Die Wassermassen flossen Richtung Mannersdorf (Bezirk Gänserndorf) und überfluteten dort mehr als 20 Wohnhäuser. In Angern (Bezirk Gänserndorf) wurde eine Handvoll Keller überschwemmt. Einen weiteren Tag später drohte auch der Weidenbach-Damm in Zwerndorf (Bezirk Gänserndorf) zu brechen. Hunderte Einsatzkräfte arbeiteten die ganze Nacht und konnten den Damm halten. Danach ging die Flut zurück.

2013: Die (vorerst) letzte Katastrophe
Und noch einmal sollte ein Hochwasser den unermüdlichen Einsatz tausender Einsatzkräfte notwendig machen: 2013. Die Wassermassen von Donau und Inn zogen eine Schneise der Verwüstung durch Österreich. In Niederösterreich rechnete man mit Höchstständen der Flut wie beim „Jahrhunderthochwasser“ 2002. In den Gemeinden an der Donau herrschte Katastrophenalarm.

Teile der Melker Innenstadt waren überflutet, in Korneuburg wurde eine Siedlung evakuiert. In Klosterneuburg und Kritzendorf (beide Bezirk Tulln) räumten Einsatzkräfte rund 1.000 Häuser. In diesen Gebieten sollte der Strom abgeschaltet werden. In der Jägersiedlung in Hainburg (Bezirk Bruck an der Leitha) wurden an einem Dienstagnachmittag 82 Häuser evakuiert.

Emmersdorf gleicht einer Geisterstadt
Emmersdorf an der Donau (Bezirk Melk) glich einer Geisterstadt: Seit die Flut gekommen war, stand den Bewohnerinnen und Bewohnern im Zentrum das Wasser bis zum ersten Stock. Ein Weiterkommen war nur noch über fünf Zillen der Feuerwehr möglich. Die meisten Emmersdorfer hatten ihre Häuser verlassen, andere hofften noch: „Wir bleiben, solange es geht“, sagte eine Frau bei einem Lokalaugenschein.
In Niederösterreich und an den Donau-Auen rund um Wien bangten die Menschen, ob der neue Hochwasserschutz den Fluten mit einem prognostizierten Pegelstand von elf Metern standhalten würde. Dieser Schutz mit mobilen Metallwänden war nach den Erfahrungen der sogenannten Jahrhundertflut elf Jahren zuvor entwickelt worden.

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2013 sieht es in Orten mit Hochwasserschutz dann zum Beispiel so aus
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In Krems-Stein wird 2013 gehofft, dass der Schutz aushält
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Auch in Spitz an der Donau wird im Juni 2013 der Hochwasserschutz aufgebaut
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Es trifft 2013 jene Orte, die noch keine Schutzwände haben: Emmersdorf bei Melk etwa
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In Kritzendorf (Bezirk Tulln) kommt es 2013 ebenfalls zu Überschwemmungen
Die Pegelstände von damals galten als Richtwerte, um die Wassermassen zu bändigen. „Wenn diese Stände erreicht werden, müssten die Wände, so wie wir sie berechnet haben, standhalten“, sagte der Landesfeuerwehrkommandant von Niederösterreich, Dietmar Fahrafellner. Und auch bei Wasserständen darüber gebe es noch eine kleine Reserve.
Die 350-Einwohner-Gemeinde Schönbühel (Bezirk Melk) konnte das Hochwasser allerdings nicht mehr aufhalten. 40 Häuser waren betroffen, in manchen davon stand das Wasser nicht nur im Keller, sondern auch im ersten Stock. Viele Bewohner hatten zumindest aus dem Hochwasser von 2002 gelernt und eigene Pumpen gekauft. Ein Hochwasserschutz war für Schönbühel zwar geplant – allerdings erst in ein paar Jahren.
Milliarden für Hochwasserschutz
Seiher wurden allein in den Hochwasserschutz mehr als 1,3 Milliarden Euro investiert. Die Prognosesysteme wurden verbessert, die Raumordnung wurde geändert, damit nicht mehr in gefährdeten Gebieten gebaut wird. Bis 2030 sollen in Niederösterreich alle Orte entlang der Donau vor Hochwasser geschützt sein. Angesichts des hohen volkswirtschaftlichen Schadens würden sich die Investitionen bei einem Hochwasser rechnen.
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In der Auenwildnis darf der Fluss in die Breite gehen und überschwemmen – gut für die Natur und gleichzeitig ein natürlicher Hochwasserschutz

Renaturierungen spielen dabei eine immer größere Rolle. Das Gebiet zwischen Rührsdorf und Rossatz (beide Bezirk Krems) wurde im Herbst 2022 Naturschutzgebiet. Auf 50 Hektar darf die Donau in diesem Bereich fluten, denn dort richtet sie keine Schäden an. Die Renaturierung ist wichtig für Arten und Klimaschutz und gleichzeitig natürlicher Hochwasserschutz.

Petra Brandl wird das Erlebte immer begleiten. „Es ist noch heute so, dass wir in irgendwelchen Schuppen ein Häufchen verkrusteten Schlamm finden. Ich habe das auch sehr intensiv aufgearbeitet. Ich habe angefangen, Gedichte zu schreiben. Ich habe es oft Revue passieren lassen.“ Und trotzdem kommen noch heute Gedanken, wie „Wahnsinn, dass wir das geschafft haben, dass das überhaupt passiert ist“.
21.09.2024, Stefan Schwarzwald-Sailer, noe.ORF.at
„Jedes Hochwasser zeigt eine Machtlosigkeit“
 

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#12
Großes Aufräumen in Hochwasser-Hotspots
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Nach dem Hochwasser ist in Niederösterreich das große Aufräumen in vollem Gange. Besonders in den Hochwasser-Hotspots stehen Garagen und Keller zum Teil noch immer unter Wasser. Der Zusammenhalt in der Bevölkerung ist allerdings groß.
Online seit gestern 21.09.2024, 19.26 Uhr
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Vor genau einer Woche wurden in Niederösterreich nach den heftigen Regenfällen die ersten Ortschaften zum Katastrophengebiet erklärt. Sieben Tage später steht mancherorts immer noch das Wasser in den Kellern, Garagen oder auch auf den Feldern. Etwa in Moosbierbaum, einer Katastralgemeinde von Atzenbrugg (Bezirk Tulln). Durch einen Dammbruch an der Perschling wurde hier das Ortsgebiet überschwemmt.

„Manchmal bin ich auch mit den Nerven am Limit. Geweint hab ich schon viel. Aber das ist klar, wenn du das Elend und das Leid siehst und nicht mehr sagen kannst als: Helfen wir gemeinsam zusammen und wir werden das irgendwie bewerkstelligen“, sagt Beate Jilch, die Bürgermeisterin von Atzenbrugg.

Feuerwehren im Dauereinsatz
Seit einer Woche stehen hier die Feuerwehren im Dauereinsatz, erzählt der Einsatzleiter der Feuerwehr Norbert Quixtner. „Die sind natürlich alle müde und hatten wenig Schlaf. Aber wir machen alles, was man für die Bevölkerung machen kann.“

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Auch das Bundesheer hilft bei den Aufräumarbeiten, etwa in Atzenbrugg
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Die Sperrmüllhaufen werden immer größer

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Die Sonne ist zurück, die Müllberge werden die Betroffenen aber noch länger beschäftigen

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Die Feuerwehr ist seit Tagen unermüdlich im Einsatz

Auch rund 20 Kilometer weiter in St. Pölten-Pottenbrunn sind die Aufräumarbeiten in vollem Gange. Vor wenigen Tagen stand auch hier noch das Wasser, mittlerweile befinden sich riesige Trümmerhaufen vor den Häusern. Für die Bewohnerinnen und Bewohner wurden Toilettencontainer aufgestellt, da die Kanalisation nach wie vor beschädigt ist.

Großer Zusammenhalt in Pottenbrunn
„Waschen kann ich nicht, da kommt immer mein Enkerl und nimmt das mit nach St. Pölten“, erzählt etwa Anrainerin Franziska Stadler. Wenige Häuser weiter ist Karl Kihßl dabei, das Haus seiner Schwiegermutter auszuräumen. Hier sind die Schäden deutlich größer. „Montagmittag ist die Feuerwehr gekommen und hat den Keller ausgepumpt, und seitdem räumen wir den Keller aus. Jetzt geht es darum, die Schäden entsprechend noch festzustellen, weil das Wasser auch über das Dach ins Wohnzimmer eingedrungen ist“, erzählt Kihßl.

Der Zusammenhalt in der Bevölkerung ist jedenfalls groß, meint Martin Kühnl: „Dieser österreichische Zusammenhalt ist ein Traum. Ich habe das auch bei meinem Bruder gesehen: Da sind auf einmal Freunde dagestanden, und die haben auch wieder Leute mitgenommen. Und dann sind Schutthaufen, 20 Meter lang und drei Meter hoch, entstanden. Das ist echt irre.“

Bewohner in Markersdorf vor Trümmern ihrer Existenz
Auch in Markersdorf (Bezirk St. Pölten) hat das Hochwasser eine Spur der Verwüstung hinterlassen. „Wir müssen das ganze Haus von innen aushöhlen. Keine Ahnung, wie es weitergeht“, sagt etwa Christian Putz. „Für mich ist das Ganze schon katastrophal, weil mein gesamter Keller, wo ich meine Maschinen unten gehabt habe, binnen ein paar Minuten voll bis hinauf zur Kellerdecke geflutet worden ist“, erzählt unterdessen Martin Höfler.

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In Markersdorf waren ganze Straßenzüge betroffen, zum Teil musste der Estrich herausgerissen werden
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Mehr als hundert Muren und Hangrutschungen gab es in Frankenfels

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Die Schäden müssen mit schweren Maschinen beseitigt werden

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In Mank musste diese Brücke gesperrt werden

Die Dankbarkeit in der Bevölkerung ist jedenfalls groß. „Die Feuerwehr ist da, Gruppen aus der Nachbarortschaft, Landjugend, alles da. Es wird gearbeitet von der Früh, wo die Sonne aufgeht, bis zum Sonnenuntergang“, erzählt der Markersdorfer Helmut Brandstätter. Unglücke wie das Hochwasser der vergangenen Woche schweißen die Bevölkerung zusammen: „Leute, die wir nicht gekannt haben, helfen uns und werden zu Freunden. Das ist unglaublich in dieser Zeit“, erzählt Christian Putz.

Aufräumen nach Hangrutschungen im Pielachtal
Ein Hotspot der Hochwasserkatastrophe war auch das Pielachtal. Allein in Frankenfels (Bezirk St. Pölten) gab es 100 Hangrutschungen. Hier sind jetzt Bagger im Einsatz. Manche Bewohnerinnen und Bewohner sind mit einem blauen Auge davongekommen. „Ich bin ein Pöchlarner und habe das Hochwasser im 54er-Jahr erlebt. Da weiß ich, dass das jetzt bei uns glimpflich war“, erzählt etwa Peter Türscherl, der in Frankenfels wohnt.
Auch hier half man schnell zusammen, um überflutete Keller vom Schlamm zu befreien: „Das große Aufräumen hat begonnen, und das meiste ist schon gemacht. Der ganze Schlamm ist vom Keller heraußen. Da haben uns sofort die Nachbarn geholfen. Das war total toll“, erzählt der Frankenfelser Hermann Widder.
22.09.2024, Petra Ottitsch und Niklas Varga, noe.ORF.at
Weiterer Link:
Hangrutschungen fordern weiter Einsatzkräfte

Großes Aufräumen in Hochwasser-Hotspots
 
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#13
Hochwasser
Land will Sperrmüll zu zentralen Lagern bringen
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Nach dem Hochwasser gehören Berge von Sperrmüll in zahlreichen Gemeinden zum Ortsbild. Das Land will nun den Sperrmüll an zentrale Lagerstätten außerhalb der Gemeinden schaffen und dort für mehrere Monate zwischen lagern bis eine Entsorgung möglich ist.
27. September 2024, 8.30 Uhr
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„Wir suchen derzeit Lagerplätze“, sagt Anton Kasser, Präsident der niederösterreichischen Umweltverbände und damit seitens des Landes für die Abfallentsorgung zuständig, im Gespräch mit noe.ORF.at. Die Ortschaften im Bezirk Melk sollen Ende der Woche bereits zur Gänze von innerörtlichen Sperrmüllbergen befreit sein, in den Bezirken Tulln und St. Pölten-Land werde es noch etwas dauern, so Kasser.

Das Bundesheer unterstützt Land und Gemeinden bei der Bewältigung des Sperrmülls. „Wir sind guter Dinge, die Ortschaften zumindest in den nächsten Wochen von diesem Müll zu befreien“, so der Präsident der niederösterreichischen Umweltverbände. Der Müll soll dann in den zentralen Lagerstätten außerhalb der Gemeinden einige Monate gesichert zwischengelagert werden, bis er laut Kasser „einer geordneten Entsorgung zugeführt werden kann“, so der Plan.

Erst am Donnerstag hatte Sperrmüll in Einsiedl (Bezirk Tulln) zu brennen begonnen. Die Feuerwehr hatte vor einer gefährlichen Rauchentwicklung gewarnt und appelliert, Fenster geschlossen und Lüftungsanlagen abgedreht zu lassen. Zu Mittag konnte die Warnung aufgehoben werden – mehr dazu in Sperrmüllbrand: Rauchwarnung aufgehoben (noe.ORF.at; 26.9.2024).

Appell: Nicht notwendige Entrümpelungen vermeiden
Zudem appellierte Kasser, Entrümpelungen, die nicht notwendig sind, zu vermeiden. „Wir haben Berge von Müll, den wir in den nächsten Monaten bewältigen müssen. Das wird einige Zeit in Anspruch nehmen“, so Kasser. Sollte also jemand, der nicht vom Hochwasser betroffen ist, vorhaben, den Dachboden zu räumen oder den Keller zu säubern, so werde der- oder diejenige gebeten, dieses Vorhaben zu verschieben. „Machen Sie es später, dann haben wir es leichter.“
red, noe.ORF.at
Land will Sperrmüll zu zentralen Lagern bringen
 

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#14
Wasserverband
Hochwasser bestraft Versäumnisse des Landes
Das Hochwasser im September hat Defizite an Dämmen und Flussläufen quer durch Niederösterreich offengelegt. Einsatzkräfte, Bürgermeister und Experten sehen Versäumnisse bei Wasserverbänden und dem Land als Aufsichtsbehörde. Ein Ortschef droht gar mit Klage.
Online seit gestern 23.11.2024, 19.31 Uhr
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„Es muss immer etwas passieren, damit etwas passiert“, sagt der Kommandant einer Feuerwehr, die bei einem Dammbruch im Einsatz war. Denn dass Dämme in schlechtem Zustand gewesen oder Flüsse nicht wie vorgeschrieben gepflegt worden seien, sei bekannt gewesen. Es ist eine Aussage, die noe.ORF.at im Zuge der Recherche mehrmals hört. Fest steht, dass die Fluten in vielen Gemeinden wieder einmal die Macht des Wassers aufgezeigten.

Für eine Überraschung sorgte das etwa in der Gemeinde Gedersdorf (Bezirk Krems). Dort wurde vor zehn Jahren um viel Geld ein Hochwasserschutz gebaut, der sich heuer auch bewährte. Allerdings wurden vor zwei Jahren für ein Pumpwerk der EVN Stromkabel verlegt – direkt durch den Damm. Die Künette wurde danach zugeschüttet, aber offenbar nicht ausreichend befestigt.

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FF Gedersdorf
Wasser, das über den Damm gelaufen ist, spülte das für die Stromkabel gegrabene Loch aus
ORF/Schwarzwald-Sailer
Der 2015 fertiggestellte Damm soll vor allem die Ortschaft Brunn schützen

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Die Feuerwehr wurde von den Herausforderungen überrascht …

ORF/Schwarzwald-Sailer
… notdürftig wurde ein Teil des Loches mit Sandsäcken befestigt

ORF/Schwarzwald-Sailer
Der Damm soll nun saniert und eventuell eine andere Lösung für die Stromkabel gefunden werden

Als im September Wasser über den vollen Damm lief, wurde das Loch immer weiter ausgespült. Die Feuerwehr, die davon völlig überrascht wurde, musste es mit Sandsäcken verstärken. Einsatzkräfte sprechen von einer „Blödheit“ und dass man dort fahrlässig eine Schwachstelle erzeugt habe, die durchaus zu mehr Schaden hätte führen können.

Damm wird saniert
Die EVN verweist auf Anfrage auf einen Bescheid der zuständigen Bezirkshauptmannschaft. Die Verlegung der Kabel über den Damm sei von der Behörde genehmigt worden, betont ein Sprecher, auch für die Verfüllung habe es behördliche Vorgaben gegeben. Bürgermeister Stefan Löffler sagt aber, dass das Loch nicht so verfüllt wurde, wie Dämme normalerweise aufgebaut werden, nämlich schichtweise.

Dass die Stromkabel über den Damm gelegt wurden, noch dazu direkt bei der Überlaufstrecke, habe die Gemeinde nicht gewusst, sagt Löffler. Deshalb sei man genauso überrascht wie die Feuerwehr gewesen. Laut EVN wird der Damm nun saniert, dabei würden auch Varianten geprüft, die Kabel statt wie bisher durch den Schutzbau künftig darunter zu verlegen. Darauf drängt auch der Ortschef. Es gilt aber, aus solchen Fehlern zu lernen, betonen alle Beteiligten.

Falsche Gefahrenprognose
Zu gravierenden Schäden in Häusern kam es in der Gemeinde Himberg (Bezirk Bruck an der Leitha). Dort standen 130 Haushalte unter Wasser, weil der Neubach übergegangen war. Doch laut Prognosen des Landes bzw. dem Katastrophenschutzplan aus dem Jahr 2021 hätte so etwas gar nicht eintreten dürfen, sagt Bürgermeister Ernst Wendl: „Die rote Zone ist trocken geblieben und dort, wo eigentlich die weiße Zone ist, haben wir das Hochwasser gehabt.“

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FF Himberg
Feuerwehrleute entfernen Schilf, Sträucher und Baumstämme, die vom Hochwasser mitgerissen wurden
FF Himberg
Der Neubach trat auf Grund der extremen Wassermassen über die Ufer

FF Himberg
Mit Sandsäcken versuchten Feuerwehr und Bevölkerung einen Damm zu errichten

FF Himberg
Trotzdem wurden etwa 130 Haushalte überschwemmt

FF Himberg

FF Himberg

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Mit ein Grund für die Probleme ist laut Gemeinde die schlechte Wartung des Bachlaufes

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Bäume und Schilf wachsen aus dem Bach

Der Grund dafür war, dass Verklausungen in der nahen Triesting das Wasser umgeleitet hatten, was auch Versäumnisse am Neubach offenlegte. Der Bewuchs des Dammes mit Schilf und Bäumen war „natürlich eine Behinderung“, sagt Wendl: „Das Wasser bringt irrsinnig viele Stämme, Bäume, Sträucher, alles wird mitgeschwemmt, das verklaust sich dann, das sperrt dann und das Wasser kann weniger schnell abfließen.“

Zuständig dafür, dass die Ufer regelmäßig gemäht werden und nicht wie in Himberg zuwachsen, sind die Wasserverbände. Diese sind eigene Gesellschaften, die mit Vertretern der betroffenen Gemeinden besetzt sind und für sie Aufgaben übernehmen. Die Aufsicht, ob Dämme oder Bach- und Flussläufe wie vorgeschrieben gewartet werden, liegt beim Land.

Dammbruch nach Verklausung
Verklausungen gab es auch beim Melkfluss in Zelking (Bezirk Melk). Sie hatten dort an einer Brücke einen so großen Druck erzeugt, dass sogar der Damm brach. Darauf, dass Bäume mitten im Fluss wachsen, die bei Hochwasser unterspült und abgetrieben werden können, habe Bürgermeister Gerhard Bürg laut eigenen Angaben mehrmals aufmerksam gemacht, sei „bei der Behörde aber auf taube Ohren gestoßen“.

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NÖ Straßendienst
Die Brücke wurde durch die Wassermassen unterspült
NÖ Straßendienst
Durch den hohen Wasserdruck brach danach der Damm
NÖ Straßendienst
Das Dammufer muss nun aufwendig saniert werden

Für den Fall, dass sich ähnliche Versäumnisse wiederholen, die auch zu Schäden an Gebäuden führen, kündigt Bürg Klagen an. Mehr Tempo will er auch beim neuen und höheren Hochwasserschutz machen, über den seit 2011 diskutiert wird. Bisher fehle noch die wasserrechtliche Bewilligung, die es nächstes Frühjahr geben soll. Die Gelder von Bund und Land sind laut Bürg erst für 2032 zugesagt.

Handlungsbedarf am Rußbach
Mindestens seit zehn Jahren ist bekannt, dass der Rußbachdamm im südlichen Weinviertel saniert werden muss. Der Damm ist etwa 80 Jahre alt und heuer schon zwei Mal gebrochen, was auch an der schlechten Wartung liegen soll, beklagt Bezirksfeuerwehrkommandant Georg Schicker. Die Pflege sei „in den vergangenen Jahren nicht in dem Ausmaß erfolgt, wie wir uns das gewünscht hätten“. Beim Lokalaugenschein von noe.ORF.at fielen etwa sofort tiefe, von Tieren gegrabene Löcher durch den Damm auf.


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Der Starkregen im September habe den Damm erneut „überfordert“. Der Bezirksfeuerwehrkommandant fordert deshalb die Wasserverbände auf, neu zu strukturieren: „Für die Nebengerinne, die wir im Bezirk haben, wäre es wichtig, einen gemeinsamen Verband mit einer hohen Expertise aufzustellen, der sich in Zukunft ganz einfach um diese Anliegen, um die Sanierung, um den Betrieb, um die Wartung, um die Sicherheitskonzepte kümmern muss.“

Hydrologe fordert bessere Kontrolle
Eine bessere und professionellere Kontrolle der vorgeschriebenen Wartungsmaßnahen ist auch für Hydrologen Alfred Blaschke von der Technischen Universität Wien „dringend nötig“: „Ich glaube, es gehört in einem größeren Bereich gedacht und es braucht eine hauptamtliche Person, von amtlicher Seite, die diese Kontrollen durchführt, wo man dann im Land herumfährt und schaut, passiert das tatsächlich?“

Dass Wasser schnell abfließen kann, sei auch mit Blick auf das Grundwasser ganz wichtig, ergänzt der Hydrologe. Denn je länger Wasser in Dämmen steht, umso höher steigt auch der Grundwasserspiegel in der Umgebung, was wiederum in den Haushalten zu nassen Kellern führt.

Land verspricht Anpassung der Einsatzpläne
Laut der Abteilung Wasserwirtschaft im Land werden die Erfahrungen gerade evaluiert. Bereits während des Extremereignisses hätten Befliegungen dazu stattgefunden, „um die Erkenntnisse in die Einsatz- und Katastrophenschutzpläne einfließen lassen zu können, denn natürlich müssen diese immer wieder aktualisiert und angepasst werden. Das gilt ebenso für die Aufstellung der Wasserverbände, genauso wie für die Pflegekonzepte der Gewässer.“

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Entlang des Neubaches in Himberg wird der Bachlauf nun vom Bewuchs befreit

Im Alltag sei dabei zwar oft eine „zwischen Hochwasserschutz und Ökologie abgestimmte Vorgehensweise erforderlich“. Trotzdem hält man fest, dass „die Ufer regelmäßig und nach Priorität kontrolliert und gepflegt werden“ müssen. Warum das Land darauf nicht schon mehr gedrängt hat, bleibt unbeantwortet.

In Himberg hat man auf die Versäumnisse schon reagiert. Der Bachlauf wird seit dieser Woche ausgebaggert und von Schilf und Bäumen befreit, damit das Wasser bei Starkregen besser abfließen kann.
24.11.2024, Stefan Schwarzwald-Sailer, noe.ORF.at
Hochwasser bestraft Versäumnisse des Landes
 
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