Forschungen des Deutschen Bergbau-Museums Bochum (DBM) weisen eine bisher unbekannte prähistorische Bergbaulandschaft im oberen Vinschgau nach

josef

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Alpenkupfer im Südtiroler Vinschgau
Eine Onlinetagung geht einer der bedeutendsten prähistorischen Kulturregionen des Alpenraums nach
Der Vinschgau in Südtirol zählt mit seinen zahlreichen Fundstellen und Siedlungsbefunden aus dem ausgehenden Neolithikum bis in die Metallzeiten zu den bedeutendsten prähistorischen Kulturregionen des zentralen Alpenraumes. Anhand bronzezeitlicher Siedlungsstrukturen sowie zahlreicher Streufunde lässt sich eine Intensivierung der Siedlungsaktivitäten während der mittleren bis späten Bronzezeit nachweisen. Dieses Phänomen kann für weite Teile des Alpenraumes beschrieben werden und legt die Vermutung nahe, dass dies auf eine Bevölkerungszunahme zurückzuführen ist, die auch durch eine intensiver werdende Suche nach Rohstoffen in den Alpen stimuliert wurde.


Das Suldental (Vinschgau) mit dem historischen Knappendorf Stilfs und dem Ortler im Hintergrund.
Foto: Th. Koch Waldner

Südtirol liegt dabei zwischen den größten bekannten prähistorischen Kupferbergbauregionen Mitteleuropas, in Salzburg, in Nordtirol und im Trentino. Die Verbindung für den Wissenstransfer zwischen den nord- und südalpinen Montanrevieren musste über diese Region hergestellt werden.

Wie intensiv diese Wissensvermittlung ablief und welche Auswirkungen dies auf die regionale Entwicklung hatte, wird von 19 internationalen Experten im Zuge des Workshops diskutiert, der von uns gemeinsam organisiert wird. Neben der Entwicklung und Verbreitung der Technologien zur Gewinnung von Kupfer stehen sowohl die Weiterverarbeitung als auch die Verteilung von Rohmetallen über verschiedene Austauschnetzwerke im Fokus der montanarchäologischen Untersuchungen.


Früheisenzeitliches Lappenbeil, dessen Metallherkunft analysiert wird.
Foto: Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum


Kupfererzgang (gelb), der von den Bergmännern abgebaut wurde.
Foto: Th. Koch Waldner


An der Universität Wien werden die Schmelzreste vom Prader Berg archäometallurgisch untersucht.
Foto: Th. Koch Waldner

Onlinetagung zu Forschungsergebnissen
Während der vergangenen Jahre konnte durch Forschungen des Deutschen Bergbau-Museums Bochum (DBM) eine bis dahin unbekannte prähistorische Bergbaulandschaft im oberen Vinschgau, Südtirol, nachgewiesen werden. Die Resultate des zweijährigen Kooperationsprojekts des Deutschen Bergbau-Museums Bochum mit dem Vienna Institute for Archaeological Science (VIAS) der Universität Wien, welches durch die Fritz-Thyssen-Stiftung und das Amt für Archäologie Südtirol gefördert wird, stehen nun im Mittelpunkt der Onlinetagung.

Die Tagung wird live auf dem Youtube-Kanal des Deutschen Bergbau-Museums ausgestrahlt, die Teilnahme ist kostenfrei. Danach werden die einzelnen Vorträge dauerhaft auf Youtube verfügbar gemacht.
(Thomas Koch Waldner, Mathias Mehofer, 27.5.2021)

Thomas Koch Waldner studierte prähistorische und historische Archäologie an den Universitäten Wien und Innsbruck. Die Diplomarbeit widmete sich dem bronzezeitlichen Salzbergbau in Hallstatt. Die Dissertation behandelte die prähistorische Montanlandschaft in der Region von Kitzbühel. Seitdem erforscht er die Entwicklung und Verbreitung urgeschichtlicher Technologien zur Kupfergewinnung im Alpenraum am Deutschen Bergbau-Museum Bochum.
Mathias Mehofer studierte an der Universität Wien und der Eberhard-Karls-Universität Tübingen und ist als Archäometallurge am VIAS, dem Vienna Institute for Archaeological Science, Universität Wien, tätig. Sein Fokus liegt auf der Erforschung des Aufkommens und der Verwendung von Metallen wie Kupfer, Bronze und Eisen in ur- und frühgeschichtlicher Zeit.


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Alpenkupfer im Südtiroler Vinschgau
 
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