Gamsbartbinder

josef

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#1
Der Gamsbartbinder von Neuberg

Im Schneealmgebiet bei Neuberg an der Mürz gibt es noch einen der letzten Gamsbartbinder in der Steiermark. Bei diesem Handwerk handelt es sich um eine hohe Kunst - und Gerhard Schöggl beherrscht sie.

Das Schneealmgebiet ist ein imposanter Kalkstock in den nördlichen Kalkalpen. Wer dort in dem steilen Gelände einen Gamsbock erlegt, hat einige Müh auf sich genommen, und von dem unvergesslichen Jagderlebnis zeugt dann nicht selten ein Gamsbart auf dem Hut des Jägers.

Haarige Sache
Das Gamsbartbinden ist eine haarige Angelegenheit. Gerhard Schöggl ist der Gamsbartbinder der Region - und einer der letzten seiner Zunft: „Das Schöne ist, ich bin ein irrsinniger Geduldsmensch. und dann sitze ich da, und das ist für mich eine große Entspannung“, so Schöggl.

Auf den Reif kommt es an
Zuerst gilt es, die über Jahre gesammelten und in Zeitungspapier aufbewahrten Rückenhaare des Gamsbockes nach der Länge zu sortieren - wobei es vor allem auf den Reif, die wenigen Millimeter langen hellen Spitzen, ankommt. „Es gibt Haare, die einen langen Reif haben, die gehören auch rausgeklaubt. Man muss schauen, dass man die drei bis vier Millimeter, die gleich langen Haare mit den weißen Spitzen reinkriegt, sonst ist das ganze Bild verhaut“, sagt Schöggl.

Ein Bock macht noch keinen Bart
Die einzelnen, zuvor gewaschenen und gerupften Büscheln legt der Bartbinder in Halbzentimeter-Schritten auf, bevor er sie in Bienenwachs taucht - nicht nur das erfordert Geduld. „Das Problem, dass wir heute haben - man bekommt aus einem Bock keinen Bart mehr raus, heute braucht man drei bis vier Böcke“, weiß Schöggl.

Hohe Kunst
Bündel für Bündel gilt es nun so sorgfältig zu binden, dass der Reif der Spitzen exakt in einer Höhe liegt: „Man darf nie auf den Stiel reinsehen. Wenn der Bart nass wird, kann es sonst passieren, dass die einzelnen Büschel rausfallen“, so Schöggl. Eine hohe Kunst, die nur mehr ganz wenige beherrschen, umso ehrfurchtsvoller wird der Gamsbart auch gehegt und gepflegt - so muss man den Bart immer lüften.

Sammeln für den kapitalen Bart
Der Gamsbartbinder sammelt unterdessen noch Haar für Haar für den eigenen Gams-Bart: „Ich mache mir mal einen ganz Kapitalen, da werde ich aber wohl den ganzen Winter dafür brauchen. Mir fehlen noch ein paar lange Haare, die muss ich noch irgendwie zusammenbringen“, so Schöggl.
Text u. Bilder: http://steiermark.orf.at/tv/stories/2771722/
 

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#3
LIFESTYLE
Genial genau: Gamsbartbinder von Osterwitz
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Im idyllische Bergdorf Osterwitz auf der Koralm wird eine alte Tradition, eine herausfordernde Kunst gepflegt: das Gamsbartbinden. Geduld und gute Augen brauche es dafür, sagen die, die das Bartbinden beherrschen – Vater und Sohn Pobernel.

In fast 1.200 Metern Seehöhe liegt Osterwitz. Musik liebt man dort und den Gamsbart – beides wird etwa beim Gamsbart- und Bezirksmusikertreffen gefeiert. In Osterwitz sind nicht nur viele Gamsbartträger unterwegs, dort wird der Gamsbart auch gebunden. Österreichweit gibt es nur eine Handvoll Gamsbartbinder: Gerhard Pobernel und sein Sohn Bernhard sind zwei, die diese Kunst beherrschen.

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„Jedes Büschel muss gleich sein“
„Gelernt haben wir das von einem Kollegen. Es ist schon eine schwierige Arbeit. Man muss genau schauen, dann bringt man auch etwas zusammen. Jedes Büschel muss gleich und gerade sein, dann kann man es beim Binden auch so aufeinanderlegen, dass es passt. Es gibt nur ganz Wenige, die das beherrschen“, so Gerhard Pobernel.

„Die größte Herausforderung ist die Genauigkeit. Man soll ein schönes Bild machen, er soll kugelrund fallen. Das ist eine Geduldsarbeit“, so Bernhard Pobernel. In der Saison, das ist der Winter, wird nach Bestellung gearbeitet.

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Bis zu 3.000 Euro
„Unsere Auftraggeber sind vor allem Jäger, die die Stücke meist selbst erlegt haben und die Erinnerung haben wollen. Wir machen im Jahr an die zehn Stück, man braucht pro Stück um die 80 Stunden. Es gibt eine Gams-, einen Dachs- oder einen Hirschbart“, so Bernhard Pobernel. Der Preis für einen Gamsbart liegt zwischen 250 und 3.000 Euro.

Gut behütet
Die Mitglieder der Osterwitzer Blasmusikkapelle sind gut behütet und auf den Hüten jedenfalls bebartet: „Ich bin sehr stolz, dass wir eine der wenigen Kapellen sind, die einen Gamsbart tragen. Ich bin auch stolz, dass ich einen tragen darf“, so Luis Pobernel.
24.06.2023, red; steiermark.ORF.at

Genial genau: Gamsbartbinder von Osterwitz
 
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