Holztriftanlage, Wassermühle, Säge und sonstige alte Gebäude im Mendlingtal

josef

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#1
Erlebniswelt „Mendlingtal“ in den Göstlinger Alpen

Vorige Woche wanderten wir durch die „Erlebniswelt Mendlingtal“ in den Göstlinger Alpen an der niederösterreichisch-steirischen Grenze. Der Mendlingbach diente als „Triftstrecke“ zur Holzbeförderung aus den Hangwäldern durch die Felsschluchten des Tales. Es befindet sich dort eine der wenigen noch funktionierenden Triftanlagen, wie Klause, Triftstege, Holzrechen, Triftkanal, Sortier- und Sammelplatz usw. . Die alten Anlagen wurden nach Zerstörung durch ein Hochwasser in den 1990iger Jahren wieder aufgebaut und es werden über die Sommermonate an bestimmten Tagen noch „Schautriftungen“ für die Besucher durchgeführt.

Die Holzwirtschaft in der „Eisenwurzen“ hatte eine besondere Bedeutung zur Herstellung von Holzkohle. Diese wurde in der Region in großen Mengen vor der Umstellung auf Steinkohle für die Verhüttung und Weiterverarbeitung des Erzes vom nahen Erzberg für die „Radwerke“ ( -> Hochöfen) und Hammerwerke usw. … benötigt.

Der Zugang zum Mendlingtal erfolgt vom kleinen Ort Lassing - Gemeinde Göstling.

Über einen mit Stufen versehenen Naturweg gelangt man vom Ort zum tiefer gelegenen Ausgangspunkt der Triftstrecke beim ehemaligen Hammerwerk Mendling.
Auf dem ehemaligen Hammerwerksgelände befindet sich noch ein altes Unterkunftsgebäude für Schmiede, das „Schmiedgesellenhaus“, welches ein kleines Museum beherbergt. An Stelle der Hammerschmiede wurde eine 100 Jahre alte „Venezianersäge“ aufgebaut, eine kleine Schmiedewerkstatt eingerichtet und im freien einige Exponate aus der Eisenverarbeitung bzw. der Holzbringung ausgestellt. Hier endet auch das letzte Stück der Triftstrecke in Form eines hölzernen Triftkanals mit dem Holzsortier- und Lagerplatz. Von den ehemaligen Kohlenmeilern, die ebenfalls hier standen, ist nichts mehr vorhanden außer einigen Mauerfundamenten des zugehörigen Köhlerhauses.

Im hinteren Teil der Triftstrecke des Mendlingtales befindet sich noch eine voll funktionstüchtige Getreidemühle und das Hammerherrenhaus „Hof“ als Restbestand eines weiteren ehemaligen Hammerwerkes.

Ich beschreibe nun im 1. Beitrag den Weg von Lassing an der B25 zum Eingang zur „Erlebniswelt“ und danach in den Folgebeiträgen die „Triftstrecke“ in der Fließrichtung des Mendlingbaches, die wasserbetriebene Getreidemühle und die „Venezianersäge“…

1. Übersichtskarte
2. Der kleine Ort Lassing an der B25 (Parkplätze)
3. Zugangsweg
4. Blick Richtung Süden ins „Steirische“ mit „Großen Buchstein“ (2.224 m) in den „Ennstaler Alpen“ (-> Gesäuse).
5. Stufen führen auf den Talboden an der Mendling.
6. Reste des ehemaligen Hammerwerksgeländes mit „Schmiedegesellenhaus“ bzw. Eingang in die „Erlebniswelt“.
 

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#2
Holztriftstrecke – Holzbringung zum Mendlingbach, Bereich Klause – Teil 1

Der Holzbringungs- bzw. Triftvorgang spielte sich in der Fließrichtung des Mendlingbaches ab. Lt. Übersichtskarte im vorigen Beitrag vom "Hammerherrenhaus Hof" in Richtung -> "Klause" -> durch die Schlucht zum "Holzrechen" (auf Karte "Trift") bis zum Triftende bei der "Ausstreiflände" (Sortier- u. Lagerplatz) im Bereich "Schmiedegesellenhaus", ab.

Teil 1:

1. Historisches Foto (Schautafel) – Holzschlag in den Berghängen oberhalb des Mendlingbaches.

2. Die in den Sommermonaten geschlägerten und entrindeten Stämme ließ man im Spätherbst in natürlichen Steilrinnen ins Tal hinunterrutschen, wo sie über den Winter in der Schlucht liegenblieben. Wo keine steilen Rinnen und Gräben vorhanden waren oder Felsen den natürlichen Weg nach unten versperrten, wurden „Holzriesen“ als künstliche „Rutschbahnen“ ins Tal gebaut… Mit der Schneeschmelze im Frühjahr stieg der Wasserstand und die Stämme konnten aus der Schlucht getriftet werden.
Das Foto zeigt eine Rinne am Berghang, durch die Baumstämme von den höher gelegenen Holzschlägen ins Bachbett herabgelassen wurden.

3. Bett des Mendlingbaches in Richtung Stauhaltung durch die „Klause“.

4. Beginn des durch die Klause gestauten Baches.

5. Staubereich vor dem Wehrbereich der Klause.

6. Stauwehr der Klause.
 

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#3
Holztriftstrecke – Holzbringung zum Mendlingbach, Bereich Klause – Teil 2

Bereich "Klause" -Teil 2:

7. Nochmals Wehr der Klause.

8. Arbeitsbrücke am Wehr der Klause.

9. Rad zur Regulierung des Wasserablaufes aus dem Staubereich. Durch das Öffnen der Auslassöffnung strömte mehr Wasser aus dem Staubereich in den Folgeabschnitt nach der Klause und die Strömung trieb die Stämme weiter durch den folgenden Schluchtbereich talauswärts.

10. u. 11. Auslaufseite der Klause. Durch die Rinne links schossen nach Öffnung die Baumstämme in die nachfolgende Schlucht weiter talauswärts.

12. Historisches Foto (Bildtafel): Geöffnete Klause. Entlang der Schlucht war ein „Triftsteig“. Von dieser primitiven Steiganlage aus wurde der Triftvorgang kontrolliert und in Gang gehalten, z.B. verkeilte Stämme wieder freigelegt usw. … Dieser ca. 700 m lange entlang der Felswände führende Triftsteig ist heute massiv und sicher ausgebaut.
 

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#4
Holztriftstrecke durch die Schlucht des Mendlingtales – Teil 1

Schluchtbereich - Teil 1:

1. Erklärung Triftsteig

2. – 6. Triftstrecke durch die Schlucht mit heute gut gesicherten Steiganlagen.
 

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#5
Holztriftstrecke durch die Schlucht des Mendlingtales – Teil 2

Teil 2 des Schluchtbereiches bis vor dem Rechen:


7. – 9. Weitere Fotos aus dem Schluchtabschnitt

10. – 11. Nach einer Weitung des engen Tales kommt ein Abschnitt mit einer Aulandschaft entlang des Baches. Auf einen Bohlenweg kann man die sumpfigen Stellen gut überwinden, um zur nächsten felsigen Talenge zu kommen.

12.Hier sperrt ein Holzrechen das Bachbett.
 

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#6
Holztriftstrecke – Rechenanlage – Teil 1

1. Rechenanlage vom Oberwasser aus gesehen. Die Rechenstäbe wurden beim Triften abgesenkt um die Holzstämme im Triftwasser vor dem Rechen zu sammeln. Durch eine Öffnung im Rechen wurden dann die Bloche einzeln mit Hakenstangen in den hölzernen Triftkanal geleitet und weiter talauswärts zum Sortier- und Lagerplatz geschwemmt.

2. Blick aufs Oberwasser des Rechens, zurück in Richtung Klause. Hier wurden die Holzstämme durch das Schließen des Rechens gesammelt und einzeln durch den Triftkanal weitergeleitet. Beim Triften war durch Öffnung des bachaufwärts gelegenen Klauswehres ein weit höherer Wasserstand und eine größere Strömung-

3. Die heb- und senkbaren Rechenstäbe (auch Spindeln genannt).

4. Die Arbeitsbrücke des Rechens, von der aus die Stäbe verstellt wurden und die Holzstämme mittels Hakenstangen in die Öffnung des Triftkanals geleitet wurden.

5. Beim Triftvorgang wurden die Rechenstäbe links geschlossen (abgesenkt) und die Bloche rechts durch die Öffnung in den anschließenden Triftkanal geleitet.

6. Nochmals im Detail: Links der normale Wasserablauf des Mendlingbaches, der beim Triften durch die Stäbe für die Baumstämme verschlossen wurde. Rechts der Einlauf in den nachfolgenden Triftkanal.
 

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#7
Holztriftstrecke – Rechenanlage – Teil 2

Rechenanlage - Teil 2:

7. u. 8. Blick auf den Rechen vom Unterwasser. Gut erkennbar jetzt rechts der Wasserablauf und links der Beginn des trogförmigen hölzernen Triftkanals.

9. u..10. Nun folgt der Blick entlang des rund 120 m langen Triftkanals durch eine weitere kurze Felschlucht
 

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#8
Letztes Stück der Triftstrecke - hölzerner Triftkanal

1. – 3. Verschiedene Ansichten des Triftkanals und Triftsteiges in der kurzen Schlucht nach dem Rechen.

4. Am Ende der Enge vor der Talweitung befindet sich ein Stauwehr. Das Wasser des Mendlingbaches wurde hier früher zum Antrieb des „Mendling-Hammers“ abgeleitet. Heute führt der „Fluder“ (-> Wasserzu- oder Ableitungsgerinne aus Holz oder Metall) zu der mit Wasser angetriebenen 100 Jahre alten „Venezianersäge“ am ehemaligen Hammerwerk-Standort.

5. Der zum Wasserrad der Säge führende Fluder.

6. Der Triftkanal überbrückt vor Erreichen der Ausstreiflände/Auslände einen Geländeeinschnitt.
 

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#9
Ende der Triftstrecke – Ausstreif- oder Auslände

1. Die Triftkanalbrücke.

2. Ende der Triftstrecke an der sogenannten „Ausstreiflände“. Hier wurden die Baumstämme auf den tiefer liegenden Lagerplatz runtergerollt. Die Stämme wurden nach Zustand sortiert. Viele wiesen durch den Triftvorgang hervorgerufene Schäden auf (Anschlagen an die Felswände usw. …). Dieses Schadholz wurde hauptsächlich zum Verkohlen verwendet, ein kleiner Teil fand als Brennholz seine Abnehmer. Heil gebliebene Bloche wurden an die Sägewerke weiterverkauft.

3. Die Sortier- und Lagerfläche.

4. Der Talkessel der „Mendling“: Hinter dem Lagerplatz fließt der Mendlingbach weiter zur Salza und diese in weiterer Folge in die Enns. Links erkennt man einen Teil der „Venezianersäge“ am Standort des ehemaligen „Mendling Hammers“ und dahinter das „Schmiedgesellenhaus“. Am rechten Bildrand sind die überwucherten Mauerreste des „Köhlerhauses“. Dahinter im Bereich der Bäume und weiter auf einer Wiese befanden sich die Kohlenmeiler.
 

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#10
Grossegger Mühle im Mendlingtal

Die „Grossegger Mühle“ liegt am Mendlingbach bachaufwärts der Triftanlage.

Text der Info-Tafel:
Baron Rothschild erwarb von 1874 – 1916 Besitzungen in der Gemeinde Göstling. So auch den Bauernhof Grossegg. Die dazugehörende Getreidemühle verlor ihre Funktion und war dem Verfall preisgegeben. Hier am Originalstandplatz der alten „Grossegger Mühle“ wurde die aus dem Jahre 1864 , im Besitz der Familie Ensmann, Bauernhof Sinsamreith, befindliche Getreidemühle von der Marktgemeinde Göstling an der Ybbs im Jahr 2000 wieder aufgebaut und instandgesetzt.
Nun einige Bilder in 4 Teilen – Teil 1:

1. Ansicht der Mühle von der Wasserradseite.
2. Das Wasser für den Antrieb kommt aus einer am Hang gelegenen Karstquelle.
3. -4. Fluder zum Wasserrad.
5.- 6. Oberschlächtiges Wasserrad.
 

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#11
Grossegger Mühle im Mendlingtal - Teil 2

Teil 2:

7. Holzzahnrad auf der Welle des Wasserrades treibt den erhöht auf einem Podest befindlichen Mühlstein an.
8. Der Müller füllt das zu mahlende Getreide in eine Gosse oberhalb der Mühlsteine.
9. – 10. Von der Einfüll- bzw. Vorratsgosse rieselt das Getreide zwischen die Mühlsteine.
11. – 12. Die Mühlsteine, der untere Stein ist fix, der obere Stein dreht sich, über eine Eisenspindel kann der Abstand zwischen den Steinen für den Mahlvorgang reguliert werden.
 

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#12
Grossegger Mühle im Mendlingtal - Teil 3

Teil 3:

13. – 14. Über einfache Holzgestänge treibt das große Zahnrad auf der Welle des Wasserrades auch die Rüttler an, welche das Mahlgut über Siebe in die vorgesehenen Behälter befördern.
15. -16. Die groben Bestandteile des Mahlgutes, die „Kleie“ -> Schalen usw. werden hier nach Absiebung des feineren Mehls seppariert und aufgefangen.
17. – 18. Das feine Mehl wird nochmals gesiebt und im „Mehlkasten“ gesammelt.
 

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#13
Grossegger Mühle im Mendlingtal - Teil 4

Teil 4:

19. – 20. Unter dem Dachgiebel hat der Müller eine kleine Stube zum Ausruhen...
21. Die eher beschauliche Arbeit des Müllers…
22. – 23. …erlaubt auch die „Betreuung“ der Wanderer und Besucher :)
24. Die Mühle von der Eingangsseite.
 

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#14
"Venezianersäge" im Mendlingtal - Teil 1

Habe nun wieder mehr Zeit zum Aufarbeiten von Fotorestbeständen aus den Sommermonaten…

Eine Serie davon betrifft die „Venezianersäge“ aus dem Mendlingtal. Am Standort der heutigen Schau- und Museumssäge befand sich früher der "Mendlinghammer" und eine Säge. Die alte wasserbetriebene „Venezianersäge“ brannte 1993 ab. Mit der Schaffung der „Erlebniswelt Mendlingtal“ wurde 2003 eine baugleiche alte Säge aus 1907 in Türnitz abgebaut und im Mendlingtal betriebsfähig wieder neu aufgebaut.

Fotos – Teil 1 von 3:

1. Fluder vom Wehr zum Wasserrad der Säge.
2. Oberschlächtiges Wasserrad an der Rückseite der Säge.
3. Vorderseite, in der Mitte des Gebäudes wurden die zu schneidenden Rundholzstämme (Bloche) an schräg angelehnten Hölzern mittels Seilwinde auf die Sägeplattform hochgezogen.
4. Über einfache hölzerne Hebelwerke konnte die Wasserzufuhr zum Wasserrad geregelt werden.
5. Die Arbeitsplattform mit dem Auflagetisch für die zu schneidenden Bloche. Diese wurden auf schrägen Hölzern auf die linke Auflage hochgezogen. Rechts an der Wand ist die Seilhaspel gerade noch zu erkennen.
6. Seilhaspel zum Aufziehen der Bloche vom Boden auf die Auflage vor der Säge.
 

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#15
"Venezianersäge" im Mendlingtal - Teil 2

Fotos – Teil 2 von 3:

7. Von der rechts erkennbaren Auflage wurden die Bloche zum Schneidevorgang auf den Sägewagen gezogen und dort befestigt.
8. – 10. Der Sägewagen mit dem Bloch. Das Bloch am Wagen wird mit einem über eine Transmissionsscheibe angetriebenes Seil im Schneidetakt gegen das Sägeblatt gezogen...
11. – 12. Die durch den runden Baumstamm bedingten schrägen Seitenränder der aus dem Bloch herausgeschnittenen Bretter wurden auf einer „Besäumsäge“ im „rechten Winkel“ gerade geschnitten.
 

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#16
"Venezianersäge" im Mendlingtal - Teil 3

Fotos – Teil 3 von 3:

13. – 14. Über die Holzräder auf der Antriebswelle des Wasserrades laufen Riemen, welche über einige weitere Transmissionsräder den Sägeantrieb bewegen.
15. Eine Exzenterwelle überträgt die Kraft auf das Sägegestänge…
16. …und am Kopf dieses Gestänges ist das in der oberen Etage schneidende Sägeblatt eingespannt.
17. Texttafel mit Beschreibung zur „Venezianersäge“.
18. Bildtafel der Säge am ursprünglichen Standort bei Türnitz. Gut zu erkennen die schrägen Hölzer an der Wand zum Hochziehen der Bloche.
 

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#19
Schautriften

Am 18.10.2014 gab es auch ein Schautriften. Da wir auf der Triftstrecke entgegengesetzten Richtung unterwegs waren, gibt es nur ein paar Bilder vom "Einlassplatz":
 

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#20
Mendlingtal Juli 2017:

Wie ich beim Besuch am 14.07.2017 feststellen konnte, wurde der Triftkanal zwischen Wehr und Ausstreifplatz erneuert. Im Herbst 2014 machte dieses Teilstück der Anlage am Ende der Triftstrecke einen eher desolaten Eindruck. Der undichte und bemooste Trog mit dem durchlaufenden Wasser verlieh den letzten Metern der Rinne aber auch ein besonderes Charme gegenüber dem sterilen Neubau...

1. Neu sanierter Abschnitt
2. - 3. Altbestand 2014
4. Blick von der Wehranlage: Links Fluder zur Venezianersäge, rechts vom Mendlingbach der sanierte Triftkanal zum Ausstreif- bzw. Sortierplatz für die Baumstämme.
5. Triftkanal 2014
6. Heutiger Zustand...
 

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