Jänner 2015 Felssturz am Dobratsch und Erinnerungen ans Jahr 1348, als ein Erdbeben 150 Millionen Kubikmeter Gestein talwärts donnern ließ

josef

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#1
Dobratsch: Felssturz in der Roten Wand

Auf dem Dobratsch bei Villach hat es in der Nacht auf Samstag einen massiven Felssturz gegeben. Aus der Roten Wand unterhalb einer Aussichtsplattform brachen auf einer Fläche von rund fünf Hektar Felsen heraus.

Rund 1.500 Kubikmeter Gestein stürzten in den darunter liegenden Wald. Laut Polizei wurde niemand verletzt. Anrainer hörten ein lautes Rumpeln und schlugen Alarm. Der Landesgeologe machte sich am Samstagnachmittag an Ort und Stelle ein Bild. Ein Erkundungsflug ergab, dass für die Dobratsch-Alpenstraße keine akute Gefährdung bestehe, durch die Felsstrukturen können aber weitere solche Felsstürze in Zukunft nicht ausgeschlossen werden.
Es sollen nun noch Messungen im Bereich der Abbruchstelle durchgeführt werden. Eine Forststraße in Richtung Rote Wand wurde gesperrt. Die Aussichtsplattform beim Parkplatz „Alpengarten“ ist eine beliebte Attraktion im Naturpark, denn durch die Gitterroste bietet sie freien Blick auf die Steilwand.


Der Dobratsch, der Hausberg von Villach, ist ein Kalkstock, daher das poröse Gestein, in dem sich Wasser sammelt und gefriert. Bereits in prähistorischer Zeit kam es immer wieder zu Bergstürzen entlang des Gailtals im Süden des Dobratsch. Der größte Bergsturz, von dem auch Menschen betroffen waren, fand im Jänner 1348 statt. Damals war ein starkes Erdbeben der Auslöser.
Das abgebrochene Gestein staute den Gailfluss auf, zwei Dörfer mussten aufgegeben werden, so die Quellen. Der große Schotterkegel am Fuße des Absturzgebiets, die „Schütt“ ist ein für seinen Artenreichtum bekanntes Naturschutzgebiet.


Auf dem Gipfel des Dobratsch befindet sich der Sendeturm des ORF.
Text- u. Bilder: Dobratsch: Felssturz in der Roten Wand

Neue Meldung 20.01.2015:
Dobratsch: Felssturz massiver als angenommen

Der Felssturz am Dobratsch vom vergangenen Wochenende war deutlich massiver als ursprünglich angenommen. Nicht wie ursprünglich angenommen 1.500 Kubikmeter Fels, sondern mehr als die 15-fache Menge sollen aus der roten Wand gebrochen sein.

Die bis zu 25.000 Kubikmeter Geröll bedecken eine Fläche von rund vier Fußballplätzen bis zu einen Meter hoch. Bei dem Felssturz handelt es sich um ein Großereignis. Neuerliche Felsstürze können nicht ausgeschlossen werden. Für Siedlungen oder die Dobratsch-Alpenstraße bestehe aber keine akute Gefährdung, sagte der Landesgeologe.
Dobratsch: Felssturz massiver als angenommen
 

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josef

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#2
Historische Bergstürze am Dobratsch

Auf der Südflanke des Dobratsch-Massivs gab es schon in früheren Zeiten immer wieder Bergstürze:
Die Dobratsch-Bergstürze
Am 25. Jänner 1348 wurden am Dobratsch (Villacher Alpe) durch ein Erdbeben Bergstürze ausgelöst. Unter den Schuttmassen wurde das Flussbett der Gail begraben, so dass sich ein See aufstaute. Dieser bis zu 13 Kilometer lange und mehr als 15 Meter tiefe Bergsturzsee brach sich später einen neuen Lauf durch die Sturzmassen, was talabwärts flutartige Überschwemmungen verursachte.


Bereits im Mittelalter war dieser Bergsturz immer wieder thematisiert worden. So tauchte die Sage auf, dass der Bergsturz vom Dobratsch mehrere Dörfer, Schlösser und Kirchen unter sich begraben hätte. Heute ist bekannt, dass dieser in ein unbesiedeltes Gebiet erfolgte. Allerdings mussten zwei Dörfer wegen der Überflutung, die durch den Rückstau der Gail verursacht wurde, aufgegeben werden.

Anfang des letzten Jahrhunderts konnte aufgezeigt werden, dass der größte Teil des heute im Tal liegenden Bergsturzmaterials gar nicht vom Bergsturz von 1348, sondern von mehreren älteren prähistorischen Bergsturzereignissen herrührt. Prähistorische und historische Abrissnarben sind auch heute noch gut voneinander zu unterscheiden. So sind die alten Abrisse bereits grau verwittert, die Jüngeren noch frisch und rötlich gefärbt. Alle Bergstürze des Dobratsch zusammen führten zu einer beeindruckenden Bergsturzlandschaft, die bereits im Jahre 1942 auf einer Fläche von 1.900 Hektar unter Naturschutz gestellt worden ist.
Auszug aus:
Historische Sturzereignisse vor 1882, © 2015 bmlfuw.gv.at

Und noch einiges über die "Villacher Alpenstraße": Villacher Alpenstraße – Panorama-Bergstraße in Kärnten

lg
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#3
Geologen erforschen Erdbebengeschichte
Ein Innsbrucker Geologenteam hat die Spuren vergangener Erdbeben in Kärnten untersucht. Im Wörthersee und im Millstätter See suchten sie nach den Auswirkungen lange vergangener Erdbeben und stießen dabei auf interessante Tatsachen.
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Online seit heute, 7.43 Uhr
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Es war am 25. Jänner im Jahr 1348, als ein gewaltiges Erdbeben 150 Millionen Kubikmeter Gestein vom Dobratsch talwärts donnern ließ. Die Gesteinsmassen stauten die Gail auf und einige Dörfer mussten daraufhin umgesiedelt werden.

Gigantische Schlammlawinen in den Seen
Auch in den Seen waren die Auswirkungen des Bebens gewaltig: Im Wörther- und Millstätter See setzten sich über fünf Millionen Kubikmeter Schlamm in Bewegung, erklärt der Geologe Christoph Daxer. Das Team fand in den Seen auch die Ablagerungen weiterer Schlammlawinen, die es anderen bereits bekannten historischen Beben zuordnen konnte.

Christoph DaxerIm
Bereich der Veldener Bucht offenbart die Tiefenkarte des Wörthersees zahlreiche unterseeische Rutschungen, die mit dem Erdbeben von 1348 in Zusammenhang stehen

Interessanterweise löste das starke Beben in Friaul von 1976 in den Seen kaum etwas aus. So muss zumindest das Beben von 1348 vor Ort viel heftiger gewesen sein. Solche extremen Beben dürften aber recht selten sein, denn davor hatte es etwa 11.000 Jahre lang kein derart heftiges Beben mehr gegeben.

Blick reicht 14.000 Jahre zurück
Der Innsbrucker Geologe Jasper Moernaut sagt, man habe im Wörthersee die Erdbebengeschichte bis etwa 14.000 Jahre vor heute zurückverfolgen können. 44 Erdbeben seien in diesem Zeitraum stark genug gewesen, um ihre Spuren im See zu hinterlassen. „Da das Volumen und die Anzahl der Schlammlawinen mit der Intensität eines Erdbebens korrelieren, haben wir eine messbare Größe im geologischen Archiv, um auch die Intensitäten von prähistorischen Erdbeben zu bestimmen“, so Moernaut.

Michael Hilbe
Von dieser acht Meter hohen Plattform aus wurde 2018 der Untergrund des Wörthersees beprobt

Derzeit Phase mit stärkerer Beben-Aktivität
Wie Michael Strasser vom Institut für Geologie erklärt, werden die Daten auch zur Beurteilung der aktuellen Erdbebengefahr genutzt. Die Daten zeigen aber auch, dass die Häufigkeit der Erdbeben lokal nicht konstant war, wie Daxer ergänzt: „Es gab längere Phasen mit wenigen Erdbeben, die dann von vielen Starkbeben in kurzer Abfolge unterbrochen wurden. Momentan scheinen wir uns in einer Phase erhöhter Erdbebentätigkeit zu befinden, was bei der Berechnung der Erdbebengefährdung berücksichtigt werden muss.“
13.01.2023, red, tirol.ORF.at
Geologen erforschen Erdbebengeschichte
 
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