Kärntner renoviert alten Frachtensegler und will damit Waren ohne Abgase über den Ozean bringen

josef

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Der Traum vom eigenen Frachtensegler

Oscar Kravina hat eine Bootsbaufirma in Villach und will sich einen ganz besonderen Traum erfüllen: Mit einem 106 Jahre alten Segelschiff, das er mit Freunden renoviert, will er Kaffee, Kakao und Rum ökologisch nach Europa bringen.
Es sind schon ein paar Segelschiffe weltweit unterwegs, um Fracht ohne Umweltverschmutzung zu transportieren. Natürlich sind die Mengen, die sie transportieren, nur ein Bruchteil dessen, was sonst in Containern geliefert wird. Doch Oscar Kravina ist es wichtig, seine Waren ohne Abgase über den Ozean zu bringen.


Oscar Kravina

Boote bauen in den Bergen
Der 49-Jährige, der aus dem Kanaltal stammt, hat auch eine Werkstatt in Valbruna bei Tarvis. Bootsbauer wurde er erst spät, früher war er beim Film für den Ton zuständig, nun baut er Boote inmitten der Berge: „Es hat sich die Gelegenheit ergeben. Die Küsten vom Mittelmeer sind einseitig dem Tourismus verschrieben und man findet kaum Plätze, die erschwinglich sind. Dasselbe an den Seen in Kärnten, wo die Häuser dreimal so teuer sind, wie normale Häuser.“


Oscar Kravina


Oscar Kravina

Zwillingsschiff der „Eye of the Wind“
Die größte Herausforderung sind nicht klassische Ruderboote oder der bretonische Segelkutter, der in der Werkstatt steht, es ist die zukünftige „Brigantes“, die er als Wrack 2016 in Trapani fand. „Das war in Sizilien und etwas zu groß, um es herzubringen. Es ist 30 Meter lang und sieben Meter breit, ungewöhnlich war für mich, dass sie aus Stahl ist. Das Schiff aus dem Jahr 1911 ist das Zwillingsschiff eines berühmten noch aktiven Großseglers, der ‚Eye of the Wind‘. Sie lag vergessen im Hafen von Trapani und hat nur nach jemandem gesucht, der sich ihrer annehmen wollte.“


Oscar Kravina

X-Mal wurde die „Meta“ im Lauf der Jahrzehnte umgebaut. Als „Brigantes“ wird sie wieder, was sie einmal war - ein reiner Frachtensegler: „Ich habe gedacht, wir geben ihr eine Chance.“ Wie wird aus den Resten eines alten Schiffes ein neues altes Schiff - einfach zerlegen und wieder zusammenbauen ist nicht möglich: „Der Punkt kam dann, wo wir nicht mehr demolieren konnten, ohne zu ersetzen, das hätte die Struktur geschwächt. So haben wir beim Abbauen schon wieder ersetzt.“


Oscar Kravina

Viele Helfer nötig
Oscar Kravina hat immer wieder freiwillige Helfer in seiner Werkstatt, die für die Idee „Brigantes“ arbeiten. Teile für das Schiff kommen aus seiner Werkstatt, Volontäre drechselten Belegnägel, davon braucht man über hundert. Was noch von hier kommt, sind die beiden Masten, die beim richtigen Mondschein in Valbruna gefällt wurden: „Sie trocknen seit über einem Jahr.“ Im Jänner soll der Rumpf der „Brigantes“ wieder schwimmen, dann beginnt der Aufbau.


Oscar Kravina

Ein winziges Statement auf großen Meeren
Sie ist mit ihren 30 Metern ein winziges Schiff im Vergleich zu den Containergiganten. Sie wird aber nur auf den Wind angewiesen sein, um Fracht über den Atlantik bringen. Es gibt schon Vorreiter, die es machen, auch wenn man bei tagelanger Flaute steht: „Die Message, die wir aussenden, steht in keinem Verhältnis zur Größe ihres Cargoraums. Natürlich können wir nicht konkurrieren mit 15 Mio. Containern. Die In-Frage-Stellung ist das Wichtigste, was es bedeutet, diese Warenmengen zu transportieren. Die Verschmutzung und Beitrag zur Klimaänderung ist gleich bis größer zum Ausstoß der Flugzeuge.“


Oscar Kravina

Bis zum 52. Geburtstag von Oscar Kravina soll auch die „Brigantes“ fertig sein und Richtung Südamerika fahren, um Waren abzuholen: „Von Seiten der Produzenten ist das Interesse groß, vor allem von’fair trade’ und biologisch-oerganisch produzierenden Bauern. Wir sind gerade im Gespräch mit einer Behörde in Columbien, die amazonischen Kakao fördern wollen.“


Oskar Kravia
Oscar Kravina in seiner Werkstatt

Passagiere können als zahlende Crew mitfahren
Wer Zeit hat kann mitfahren und die Bordkasse beim seltenen Abenteuer aufbessern, denn ein Schiff nur als Cargo zu betreiben sei unmöglich. Ein Containerschiff mit 10.000 Containern brauche nur 20 Leute Mannschaft, aber das kleine Segelschiff brauche fix sieben Leute, so Kravina. „Wir haben in beiden Richtungen die Möglichkeit, Passagiere an Bord zu nehmen, als Art zahlende Crew.“

800.000 Euro sind bis zur Fertigstellung der Brigantes veranschlagt. Auch früher habe man das Problem gehabt, dass Schiffe sehr teuer waren. Man habe daher eine Patenreederei gegründet, an der jeder Anteile kaufen könne. Er ist zuversichtlich, dass es klappt. Da die Werkstatt im Winter mehr oder weniger stillgelegt ist, könnte Kravina während dieser Zeit in die Karibik segeln und etwas Kaffee mitbringen.

Links:
Publiziert am 30.10.2017
http://kaernten.orf.at/news/stories/2874050/
 
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