Heu, Holz, Laub oder Mist wurden früher mit Haselkörben auf dem Rücken transportiert, oft über weite Strecken. Heute sind sie eine Seltenheit, auch das Handwerk des Korbflechtens ist beinahe schon ausgestorben. Der 55-jährige Michael Klappacher hat es vor vier Jahren erlernt. Seine große Inspiration dazu kam auf einem Markt am Weerberg. Dort hat er das Korbflechten für sich entdeckt.
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Haselnusskörbe gibt es in allen Größen.
„Auf dem Markt habe ich einen älteren Mann beobachtet, der aus Haselnussholz Körbe flocht. Ich kam mit ihm ins Gespräch, und er sagte mir, dass das Handwerk vom Aussterben bedroht sei. Und ich dachte mir, dass ich das erlernen will“, sagt Michael Klappacher. Er besuchte den Mann dann mehrmals und erlernte das Handwerk von der Pieke auf.
Altes Handwerk statt Fitness
Auf seinem Bauernhof am Arzberg in Schwaz hat Michael Klappacher einen Fitnessraum zur Werkstatt umfunktioniert.
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Michael Klappacher beim Entrinden; viel Arbeit fließt in die Aufbereitung der Haselstangen
Auch wenn das Flechten seine Leidenschaft ist, von seinen Körben allein kann er nicht leben. Er arbeitet hauptberuflich als Portier. „Da habe ich Zwölf-Stunden Schichten und damit dann auch wieder mehr Freizeit. Wenn ich nach Hause komme, gehe ich in meine Werkstatt, heize den Ofen ein und beginne mit dem Körbeflechten“, sagt der Hobby-Handwerker.
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An die 15 Haselstangen verarbeitet der Schwazer für einen Haselnusskorb.
Haselstangen werden bei Neumond geholt
Um einen großen Korb herzustellen, investiert der Hobby Handwerker rund 15 Arbeitsstunden. Dafür muss er ebenso viele Haselstangen sammeln, die er ausschließlich rund um Neumondtage sammelt. „So hat es auch auch mein Vorgänger gemacht, und diese Tradition behalte ich bei“, sagt der Schwazer. 30 bis 50 Stück sammelt er dann gleich.
Das Schöne an diesem Handwerk sei, dass man etwas produzieren könne, einen Gegenstand, der jeden Tag gebraucht und verwendet werden kann. „Und das ohne Maschinen, ohne Nägel, ohne Leim, nur mit den eignen Händen“, so Klappacher.
Haselnusskorb als Tiroler Besonderheit
Das Flechten mit Haselnussholz ist eine Besonderheit. Während Körbe in anderen Regionen wegen ihrer Biegsamkeit zumeist aus Weide gemacht sind, verwendeten die Menschen in Tirol stattdessen die robustere Hasel.
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Bei Neumond holt Klappacher die Haselstangen aus dem Wald.
Ein solcher Korb ist nicht nur schön anzusehen. Er ist auch langlebig und hält Jahrzehnte. „Hat er ein Loch, dann flickt man es. Und wird der Korb instabil, stellt man ihn bei Regen raus in die Feuchtigkeit. Trocknet er dann wieder, zieht sich das Haselnussholz wieder zusammen und der Korb ist wieder fest“, sagt der Schwazer Handwerker.
Große Nachfrage für das Handwerk
Mittlerweile herrscht eine große Nachfrage nach den handgeflochtenen Körben. Waren es am Anfang zwei bis drei verkaufte Körbe pro Jahr, sind es inzwischen um die 20. Bei manchen Bestellungen kann Klappacher gar kein genaues Lieferdatum mehr nennen. Bestellungen der Haselnusskörbe hat er schon aus vielen Bundesländern bekommen.
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In anderen Regionen wird hauptsächliche Weide für die Produktion von Körben verwendet. Körbe aus der robusten Hasel sind auch eine Tiroler Besonderheit.
Viel Zeit fließt in das Vorbereiten der Haselstangen. Sie müssen gespaltet, entrindet und geschnitzt werden, alles nach Augenmaß. Erst dann kann die eigentliche Flechtarbeit beginnen. Er stellt nicht nur große Körbe her, sondern auch Brotkörbe oder Körbe zum Sammeln für Pilze oder Beeren.
Tradition soll weiterleben
Michael Klappacher macht das Handwerk mit Leidenschaft und freut sich, dass somit dieses Brauchtum am Leben gehalten wird. Er bekomme oft die Frage, ob er dieses Handwerk weitergeben könne. „Momentan möchte ich das Wissen um dieses Können noch etwas für mich behalten, denn es gibt nur noch wenige, die wissen, wie man diese Körbe flechten kann“, sagt er mit einem Lächeln.
Irgendwann allerdings wird er diese Tradition wohl auch anderen beibringen. Damit die von ihm lernen können. Wie es auch ihm vor vier Jahren zuteil wurde.
20.03.2022, Helena Fröhlich; tirol.ORF.at