KZ-Außenstelle Schloss Itter - Tirol

josef

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#1
Auf der Seite des ORF-Landesstudios Tirol fand ich einen Bericht über die Außenstelle des KZ-Dachau im Schloss Itter:

"Nobel-KZ-Außenstelle" auf Schloss Itter
Im Schloss Itter waren in den letzten beiden Kriegsjahren, quasi als Faustpfand, die Spitzen der französischen Politik und Generalität inhaftiert, eine Art "Nobel-Außenstelle" des KZ Dachau.
Mehr dazu:

http://magazin.orf.at/tirolmagazin/tirol/mehrwert/stories/33377/

lg
josef
 

josef

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#2
Schloss Itter - Tirol

Auf der Seite des ORF-Landesstudios Tirol fand ich einen Bericht über die Außenstelle des KZ-Dachau im Schloss Itter:
Der Link aus 2005 funktioniert nicht mehr! Darum macht es Sinn, soweit wie möglich die Texte von Medienberichten in die Beiträge (natürlich mit Quellenhinweis) reinzukopieren!

Ein aktueller Bericht zu Schloss Itter:
Höchste Politprominenz als Geiseln auf Schloss

Auf Schloss Itter im Tiroler Unterland waren am Ende des Zweiten Weltkriegs höchste Politiker aus Frankreich als Geiseln eingesperrt. Sie sollten ein mögliches Druckmittel gegen die Alliierten sein. Letztlich konnten sie von den Amerikanern befreit werden.

Schloss Itter am Eingang des Brixentales ist ein ein geschichtenumwobener Ort. 900 nach Christus wurde er als Bischofsbesitz erwähnt, später war er Herberge und Konzertsaal berühmter Musiker wie Liszt und Tschaikovski. Das Schloss war Ansitz, Nobelhotel, und heute ist es exklusiver Privatbesitz.

Außenstelle des KZ Dachau
1942 warfen die Nationalsozialisten ein Auge auf Schloss Itter. Es wurde enteignet und zu einer Außenstelle des Konzentrationslagers Dachau. Hochrangige französische Politiker, Militärs und Prominente wurden auf dem Schloss interniert.

Altbürgermeister Johann Fuchs erlebte als Schulkind, wie das Schloss neben dem Schulhaus von den Nazis in ein Hochsicherheitsgefängnis umgebaut wurde. Das Schloss wurde drei Meter hoch umzäunt und in der Nacht beleuchtet als ob es Tag wäre, erzählt er.

Erst nach der Befreiung durch die Amerikaner stellte sich heraus, wer die Gefangenen auf Schloss Itter waren. Es waren der französische Premierminister Edouard Daladier, Ex-Premier Paul Reynaud, General Gamelin, Oberbefehlshaber der französischen Armee vor Hitlers Einmarsch, General Weygand und eine Schwester von General De Gaulle. Die im Schloss internierten Prominenten wollte die SS im Fall der Fälle als Druckmittel gegen die Alliierten benützen oder sie nötigenfalls töten. Als das NS-Regime in den letzten Zügen lag und die Amerikaner vorrückten, wurde es brenzlig auf dem Schloss.

Letztes Gefecht vor der Befreiung
Die Gegend war noch in deutscher Hand, mehr als 100 SS-Leute mit schweren Waffen waren im nahen Wald versteckt. Sepp Gangl, Wehrmachtsoffizier, der zum Widerstand gewechselt war, führte einen amerikanischen Stoßtrupp zum Schloss. Er wollte verhindern, dass die letzten Deutschen noch zum Kriegsende Anfang Mai 1945 die Franzosen töten. Schloss Itter wurde von der SS schwer unter Beschuss genommen und in Mitleidenschaft gezogen.

Am Eingang kam es zu heftigen Gefechten. Kurz bevor die rettende US-Verstärkung eintraf, nahmen die französischen Häftlinge selbst Waffen in die Hand. Das wurde ihnen beinahe zum Verhängnis. Der Widerstandskämpfer Sepp Gangl wurde von einem Schuss tödlich getroffen. Er war das einzige Todesopfer der letzten Schlacht um Schloss Itter. Während alle befreiten SS-Geiseln unverletzt in ihre Heimat zurückkehrten, wurde sein Leichnam nach Wörgl gebracht. Sepp Gangls Grab liegt am Wörgler Friedhof.
Text-u. Bildquelle: http://tirol.orf.at/news/stories/2695451/
 

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#3
Noch was (aus anderer Quelle)...:

1943 bis 1945 war in Itter ein Außenlager des Konzentrationslagers Dachau, unter anderem für prominente Häftlinge (Sonderhäftlinge).

Hier interniert wurden beispielsweise:
Édouard Daladier und Paul Reynaud (beide ehemalige Staatschefs Frankreichs),
der Gewerkschafter Léon Jouhaux,
der Politiker und Tennisstar Jean Borotra,
André François-Poncet (1931 bis 1938 Botschafter in Paris),
Albert Lebrun, die Generäle Maurice Gamelin und Maxime Weygand und der Italiener Francesco Saverio Nitti interniert.[3]

Im Sommer 1944 entwickelten die auf Schloss Itter zur Zwangsarbeit eingesetzten regulären KZ-Häftlinge einen Fluchtplan in die Schweiz, für sich und die prominenten Häftlinge.
Die Flucht scheiterte, weil sich die Prominenten weigerten, an der Flucht teilzunehmen.[3]

Die Westfassade im Jahr 1979, während Zeit der Nutzung des Schlosses als Hotel
Als sich im April 1945 der Vormarsch der US-Armee Richtung Dachau ankündigte, setzte sich Eduard Weiter, der letzte Lagerkommandant des KL Dachau, nach Itter ab und erschoss sich hier am 2. Mai 1945.[3]
Nach dem Abzug der SS-Wachmannschaft übernahmen eine Handvoll US-Soldaten unter Captain John C. Lee jr. und ein Dutzend Wehrmachtssoldaten unter Major Josef Gangl, die sich dem österreichischen Widerstand angeschlossen hatten, den Schutz der befreiten "Ehrenhäftlinge" und verteidigten das Schloss gegen den Angriff einer versprengten Waffen-SS-Einheit.
Gangl starb dabei; die Schlossgebäude wurden durch Artilleriebeschuss schwer beschädigt.[4][5]
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Itter

Die Geschichte des Schlosses als *.pdf:
-> http://www.kitzbueheler-alpen.com/media/Geschichte-der-Gemeinde-Itter.pdf
 
E

egmar

Nicht mehr aktiv
#5
noch was:
nach meinem Infostand gingen eine Reihe von Wissenschaftlern, Versuchspiloten o.Ä. von Rechlin zunächst nach Manching und von dort nach Itter. Diese Gruppe dürfte keinerlei Kontakt zu den inhaftierten Diplomaten gehabt haben. Möglicherweise war es ihre Aufgabe, irgendwelche in diesem Gebiet unterirdisch in Einzelstücken fertiggestellten Sonderflugzeuge von dort aus in den Einsatz zu bringen - was aber nie erfolgte.
Diese Jungs gingen nach dem Ende teilweise per Paperclip in die USA und wurden dort von späteren CIA-Mitarbeitern vernommen, haben vermutlich auch z.B. auf der Wright-Patterson AFB weitergearbeitet.
 

otto

... nicht mehr im Dienst.
Mitarbeiter
#6
25.02.2015 Spiegel-Online: Schlacht von Schloss Itter

...
Nach dem Abzug der SS-Wachmannschaft übernahmen eine Handvoll US-Soldaten unter Captain John C. Lee jr. und ein Dutzend Wehrmachtssoldaten unter Major Josef Gangl, die sich dem österreichischen Widerstand angeschlossen hatten, den Schutz der befreiten "Ehrenhäftlinge" und verteidigten das Schloss gegen den Angriff einer versprengten Waffen-SS-Einheit.
...
Dies liest sich heute bei Spiegel-Online so:

Schlacht von Schloss Itter
Als Wehrmacht und Amerikaner gemeinsam gegen die SS kämpften
Verkehrte Welt: Anfang Mai 1945 kämpften GIs und Wehrmachtssoldaten Seite an Seite. Ihr Gegner: die Waffen-SS. Auf einer mittelalterlichen Burg kam es zum Showdown ...

Ein eigentümlicher Konvoi dröhnte am 4. Mai 1945 durch die Bergwelt Tirols. Ein amerikanischer Panzer vom Typ Sherman fuhr lautstark voran, vier GIs saßen auf dem Heck des stählernen Ungetüms. Danach folgten ein Kübelwagen und ein Laster der Wehrmacht. Plötzlich stoppte die Kolonne nach einer scharfen Kurve abrupt. Direkt vor ihnen errichteten Männer der Waffen-SS eine Blockade.

Sofort nahmen die amerikanischen Infanteristen die SS-Leute unter Feuer, unterstützt vom ratternden Maschinengewehr des Panzers. Und auch die Wehrmachtssoldaten auf dem Laster schossen auf ihre eigenen Landsleute, die in die Wälder flüchteten. Schnell setzten Amerikaner und Deutsche ihre Fahrt fort. Ihr Ziel war nicht mehr fern: Schloss Itter, eine im 19. Jahrhundert prachtvoll restaurierte mittelalterliche Festung am Eingang des Brixentals.

Während die deutschen Fahrzeuge weiter auf den Schlossplatz fuhren, ließ Captain John "Jack" Lee, der amerikanische Befehlshaber, den Panzer drehen und rückwärts vor das Torhaus fahren. So konnte der Kampfwagen seine Waffen am besten einsetzten. Die Besatzung wusste, dass ihr eine gefährliche Nacht bevorstand. Die Wälder rund um die Burg wimmelten von versprengten Einheiten der Waffen-SS, die auch nach Hitlers Selbstmord am 30. April 1945 den sinnlosen Kampf noch nicht beenden hatten.

Captain Lee sollte Berühmtheit erlangen: als der einzige amerikanische Offizier, der im Zweiten Weltkrieg deutsche Soldaten befehligt hatte - und erfolgreich eine mittelalterliche Burg verteidigte. In seinem jetzt auf Deutsch erschienen Werk "Die letzte Schlacht" beschreibt der amerikanische Historiker Stephen Harding auf Basis offizieller Dokumente, Erinnerungen und Zeitzeugen-Interviews anschaulich den Kampf um Schloss Itter. Wobei es bei dem absurden Scharmützel zwischen GIs, Wehrmachtssoldaten und SS-Männern nicht um die Eroberung des Belle-Epoque-Prachtbaus ging, sondern um das Leben der hier Inhaftierten: 14 berühmte Franzosen.
...
Zehn GIs, vierzehn deutsche Soldaten und ein abtrünniger Offizier der Waffen-SS standen Lee für die Verteidigung von Schloss Itter zur Verfügung. Der amerikanische Panzersoldat, ein stämmiger ehemaliger Footballspieler, schickte die Franzosen zur Sicherheit in den Keller, während er seine Männer positionierte. Alle Deutschen, die "zahmen Krauts", mussten sich zur Erkennung ein Stück Stoff um den linken Arm binden. Nachdem die Wachen eingeteilt waren, legte Lee sich schlafen.

Lange sollte er allerdings nicht ruhen: Bald peitschte der Lärm von Maschinengewehren durch die Dunkelheit. In aller Eile rannte Lee in den Schlosshof, wo er die Leuchtspuren von Kugeln ausmachen konnte. Von einem benachbarten Höhenzug aus nahmen Angreifer der Waffen-SS das Schloss unter Feuer. Erst als der Sherman-Panzer sein Maschinengewehr einsetzte, stoppte der Angriff - vorerst. Immer wieder mussten sich die Verteidiger in den nächsten Stunden gegen kleinere Attacken wehren.
...
Quelle: Den ganzen Beitrag gibts bei Spiegel-Online zum nachlesen.

LG
Gerd
 
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