Moosbrunn Schuhmannfabrik

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romanp64

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#1
Zum erstenmal in diesem Forum allen einen herzlichen guten Tag.
Frage: Weiß jemand näheres über die "Schuhmannfabrik" in Moosbrunn bei Wien. Wurde dort etwas produziert? Was hatte sie im Krieg für eine Funktion?
Wem gehört das Gelände jetzt. Vielen Dank für die Antworten.
 
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Harald 41

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#2
Hallo romanp64:
Ich habe etwas nachrecherchiert und folgendes gefunden.
Hoffe ich konnte Dir helfen.
(Dürfte sich nur um eine Statue Handeln,siehe im Anhang)
LG Harry
 

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TENO1

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#5
Die Schumann Fabrik in Moosbrunn ist wohl auch unter anderen Namen bekannt...

Auf "geocaching.com" ist ein recht ausführlicher Bericht darüber verfasst worden, da hat sich jemand richtig Arbeit gemacht und recherchiert.

Nur soviel: Die "Jesuitenmühle" oder "Moosmühle", wie sie meist in der Umgebung genannt wird, wurde urkundlich das erste Mal 1583 erwähnt.
1659 gelangte sie in den Besitz der Jesuiten, die die Mühle teilweise verpachteten. 1773 wurde der Jesuitenorden durch Papst Clemens XIV aufgehoben und die Mühle von der kaiserlich - königlichen Hofkammer eingezogen und 1775 versteigert.
Nach mehrfachen Besitzerwechsels wurde der Mühlenbetrieb um 1865 eingestellt.
1867 wurde das Areal vom neuen Eigentümer, der Firma Schumann, in einen Seidenbanderzeugungsbetrieb umgewandelt. Das Mühlrad der Schumann Fabrik diente zur Betreibung der Fabrikationsmaschinen.
Nach der Wirtschaftskrise, nach dem 1. Weltkrieg, stellte die Firma Schumann die Produktion im Jahr 1927 ein und verkaufte die Mühle. Die Errichtung einer neuen Betriebsstätte scheiterte an Geldmangel und daher wurde die Mühle im Jahre 1930 versteigert - doch es gab keine Kaufinteressenten.

1938 wurde die Anlage von den Nationalsozialisten beschlagnahmt und diente als Behausung "auswanderungswilliger" Juden.
1945 wurde die Anlage bei Kampfhandlungen zwischen der deutschen Wehrmacht und den Sowjetischen Truppen komplett zerstört...

(Infos aus dem Forum "geocaching.com")
 
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TENO1

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#7
Wie erwähnt diente die "Schumann - Mühle" ab 1938 als Behausung "auswanderungswilliger Juden"....

Hermann Rafetseder schreibt dazu in seinem Werk "NS-ZWANGSARBEITS-SCHICKSALE ab Seite 589:

"Nach der Besetzung Ungarns durch die deutschen Truppen hatten wir Ende März 1944 den gelben Judenstern sichtbar an der Kleidung anzubringen und wurden auch verschiedenen anderen schweren Beschränkungen betreffs Wohnung, Einkaufs, Sperrstunden usw. unterworfen. In der 2. Hälfte des Monats April 1944 sind die jüdischen Einwohner in ein geschlossenes Ghetto in Debrecen eingewiesen worden. Das Ghetto war zuerst in Häusern untergebracht, die von anderen Stadtteilen getrennt waren, dann wurden wir in eine verlassene Ziegelfabrik gebracht. (...) dann am 4. Juni in das Durchgangslager Strasshof verbracht, von wo wir nach einigen Tagen, noch Anfang Juni 1944 in das ZAL (ZwangsArbeitsLager) Moosbrunn überstellt wurden. Wir wurden dort bis zum 14. April 1945 gefangengehalten und in einer Glasfabrik zur Zwangsarbeit eingesetzt. Hier arbeitete ich täglich 12 Stunden lang (...) Bei der Arbeit verletzte ich mich sehr oft durch Brandwunden am rechten Arm. Wir wohnten hier in der sogenannten Schumann- Fabrik, in einem winzigen, verlassenen Haus und hatten täglich 4 Kilometer zu marschieren."

"So die eidesstattliche Erklärung einer 1913 geborenen Ungarin, abgegeben 1956 in ihrer neuen Heimat, den USA (ÖVF 54004). Die "Schumannfabrik bestand laut Gewerbeadressbuch 1929 in Moosbrunn als Buntweberei "Schumann Karl Söhne (Nachf. J. Goldschmidt) . Der wohl bald darauf stillgelegte Betrieb war als Beinahe - Ruine 1938/39 Unterkunft für zumindest einen Teil der eben erwähnten 27 Großteils Wienerischen (plus einzelnen polnischen) Antragsstellerinnen, dann aber auch 1944/45 für mindestens 11 gebürtige Ungarinnen, die um 2000 noch lebten; achtmal Jahrgänge 1913 bis 1931 sowie drei 1939/43 geborene Kinder; sieben stellten die Anträge aus Ungarn, vier aus den USA."
 
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TENO1

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#12
...."Dabei half auch ein Fünfeinhalbjähriger beim Verpacken und Transport von "Glas _ Abschlag" mit (ÖVF 54279), Unterkunft: "one of the houses of the schumann Fabrik", dort habe man Wasser zum Waschen und Trinken "from a nearby river" besorgen müssen (was wohl auch für die BewohnerInnen von 1938/41 galt)."

(Quelle: Hermann Rafetseder - NS-ZWANGSARBEITS-SCHICKSALE)
 
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TENO1

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#14
"Riu, Riu, Riu - Fluss der alten Träume
Riu, Riu, Riu - Lass mich nicht alleine
Riu, Riu, Riu - Fluss der alten Träume"...

(Juliane Werding - Riu Riu)
 

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Julie-Bertl

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#16
wie immer, super beitrag, super recherchiert und super nachbearbeitete fotos. man sieht das da viel leidenschaft und zeit dahinter steckt.
allein schon für die vorbereitung solcher touren geht sicher viel zeit drauf.
danke für deine mühe.....
 
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