N-Stoff aus Falkenhagen

#42
Bin doch noch fündig geworden:
Raketentechnik der 3. Raketenbrigade

Isothermfahrzeug 9F21/9F213

Operativ-taktische Rakete 8K14

Lufttransport- / Lagerwagen 2T5

Spezial-Gefechtsköpfe

Gefechtskopf 269A im Körper 8F14

Aufbau des Gefechtskopfes 9F44

Gefechtskopf 9N33

Ich kann keinerlei kardanische Lagerung erkennen, nicht mal eine spezielle Stoßdämpfung, damit ist dieses Thema für mich erledigt. Bleibt nur noch die Möglichkeit offen das dies eine Verschleierungsnamen ist ala "Maus".

Interessant finde ich den Aufbau der Spezial-Gefechtsköpfe, die so ganicht dem Gun oder Implasionsprinzip entspricht.
Ich sehe eher 3 Zünder in einer []Metallmasse [/s] Sprengstoff TGAG-5.

Zurück zum Thema, N-Stoff ist damit zur Wiederaufbereitung geeignet. Ist damit ein weiterer Baustein im Puzzle des dt. atomprogramm gefunden worden?

LG rak64

PS @hebbel, ich verstehe nicht warum Du mich immer so angreifst.
 
H

hebbel

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#45
Ein Stichwort zu Chlortrifluorid und Uran wäre:

The fluorination of uranium sulfate by chlorine trifluoride -> Uranium hexafluoride
bzw.
Conversion of UO3 to UF6 can be performed directly by fluorination. The process requires a source of fluorine gas or chlorine trifluoride.

Dazu muß man aber die Verbindung Chlortrifluorid zu einer Firma, vielleicht "Auer" bzw. "Degussa" herstellen können, falls diese Methode damals untersucht und die Verwendung angedacht war. Üblicherweise wird UF6 in die Gasphase überführt und mittels Gasdiffusionsverfahren oder Ultrazentrifugen die Isotopentrennung vorgenommen. So oder so konnten sie Uranerz soweit "prozessieren", daß die bekannten "Uranmetall"-Würfel hergestellt werden konnten, welche einen "fast" kritischen Reaktorversuch ergaben.

Ähm. So langsam sollte man auch mal ein paar Ingenieure für das sogenannte dt. Atomprogramm "heraus kramen". Die fehlen mir irgendwie bei der Sache...:D

Gruß
Dieter
 
H

hebbel

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#46
Na klar. Das hätte ich mir denken müssen. Findet man doch in einer fremdsprachigen Publikation die Bemerkung, daß Chlortrifluorid im 3. Reich möglicherweise zur Uranaufbereitung verwendet wurde, was aber strittig sei. Welcher Autor in den zugehörigen Fußnoten da auftaucht, dürfte kein allzu schweres Rätsel sein.

Die hier wissen davon nix, bieten aber sonst eine detaillierte Abhandlung der N-Stoff Problematik. Besonders schön ist die bereits von 'SuR' angesprochene "Gläubigkeit", bis hin zu einer wirklich kuriosen Idee der Verwendung abgehandelt. So ab S. 144

Gruß
Dieter
 
H

hebbel

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#47
Da gibt es ein sehr gutes Buch dazu:

Dr. Heini Hofmann, Geheimobjekt "Seewerk": Vom Geheimobjekt des Dritten Reiches zum wichtigsten Geheimobjekt des Warschauer Vertrages
400 Seiten, Heinrich-Jung-Verlagsges.; Auflage: 2., erweiterte Auflage. (26. Juni 2008), ISBN-13: 978-3930588794

Nicht am Titel "reiben" :D Detailliert, vielfältige Quellen mit Abbildungen von Originaldokumenten, reich bebildert, Übersichtskarten u.a. Stellt die MONTURON Seewerk Phase, die GSSD-Zeit und den Hangbunker als Forschungseinrichtung der DDR dar. Der N-Stoff-Fabrikationsbunker mit seinen drei Türmen ist nur ein Teil der Gesamtanlage.
Ich kann das Buch empfehlen.

Gruß
Dieter
 
H

hebbel

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#48
So, so. In Stulln hat es einen "Schlag gehalten".
Dr. Hofmann nimmt im vorgestellten Buch auch Bezug auf einen Spiegel-Artikel vom 14.12.1981 und zitiert den Geschäftsführer Grüter des Berg- und Chemiewerkes Stulln in Bezug auf die Ankunft der Züge mit Verlagerungsgut aus Falkenhagen im April 1945, die Verbringung von Silber und einige Kesselwagen mit dem Inhalt Chlortrifluorid.

Da steckt aber ein etwas merkwürdiger Vorfall dahinter. Ich habe mal den Artikel rausgekramt. Klingt zwar etwas reißerisch und konfus, ist aber nicht uninteressant:

Gift in Erna
Haben brisante Treibstoffe, die 1945 auf "Führerbefehl" unter die Erde gebracht wurden, das Chemiewerk Stulln im Boden versinken lassen?

Josef Kederer, 26, Laborant im Zweigbetrieb Stulln der Vereinigten Aluminium-Werke (VAW), leitete am 14. November die Nachtschicht in der Abteilung Chemie. Während eines Kontrollgangs hörte er einen "dumpfen Schlag". Es hatte mächtig reingehauen: Ein zwölf Meter hohes Silo mit Aluminiumfluorid war halb im Boden versunken.

"Wie bei einer Sanduhr, die abläuft" (Kederer), bildete sich auf dem Werksgelände im bayrischen Stulln ein Riesenkrater, der im Lauf von drei Stunden alles verschlang - drei Silos, einen 72 Meter hohen Kamin, Mannschafts- und Büroräume, den fabrikeigenen Wassertank samt Gebäude, einen vollbeladenen Eisenbahnwaggon.
...
Bei der Fracht aus Falkenhagen seien auch einige Kesselwagen mit dem Treibstoffzusatz Chlortrifluorid dabeigewesen. Doch diese gefährliche Chemikalie habe er sofort "wieder auf die Reise geschickt" zum oberbayrischen Bergwerksort Penzberg.


Ganzer Artikel

Ich zitiere mal aus dem Buch von Dr. Hofmann die Quellen zur Verlagerung:

BAMA, RW 4/v. 720a
Generalquartiermeister Heer Nr. 1/01 182/45g.Kdos 4. Feb. 45
...unter Bezug auf einen Führerbefehl auf Meldung des Generalquartiermeisters vom 2.2.45 wird angewiesen:
Die Räumung aller Kampfstoff und Kampfstoffmunition fertigenden und lagernden Dienststellen sowie Firmen unter dem Stichwort "Zunft". (In der Auflistung der betroffenen Objekte ist auch Seewerk bei Falkenhagen genannt.)

BAKO, R 25/193
MONTURON GmbH, Rdschr. 914/45/IVa/Pr. v. 28. Feb. 1945 an Montan Industriewerke GmbH betr. Betriebsstillegungen und Verlagerungen
* MONTAN wird in Kenntnis gesetzt, daß N-Betrieb wegen Einbeziehung des Oderbruchgebietes in die Kampfzone stillgelegt worden ist.
* Auf Weisung des OKH im Einvernehmen mit dem Technischen Amt im Führungshauptamt der SS sind am 10.2.1945 60 Waggons mit Spezialapparaten und Maschinen sowie 5 leere Kesselwagen nach Stulln (Bayern) abgefahren worden. Die Verbringung eines zweiten Zuges mit Betriebseinrichtungsgegenständen der N-Anlage nach einer Ausweichstelle ist in Aussicht genommen.

Nun mag ja ein anderes Ereignis das Unglück ausgelöst haben, aber in diesem Zusammenhang ist interessant, daß in Stulln selbst eine sehr gefährliche Substanz hergestellt wurde, nämlich hochreine Flußsäure (99,8-99,9%):
BIOS-Final-Report No.261, Item No.22 v. 28.02.46, "Hydrofluorid Acid-Vereinigte Flußspatgruben GmbH Stulln"
Die Fabrik (in Stulln) war eine von einem Paar:
- Die in Stulln war entworfen für die Erzeugung von reinem HF und KF, und die in Falkenhagen...für die elektrolytische Herstellung von elementarem Fluor aus diesen Materialien sowie von Chlortrifluorid für Zwecke der Wehrmacht. (Vermtl. Angaben von Dr. Glupe, den die Briten als offensichtlich guten Kenner der Fluorchemie bezeichneten.)

[Das benannte "Silber" sind höchstwahrscheinlich die Silberkathoden der Elektrolyseanlage aus Falkenhagen.]

Gruß
Dieter
 

SuR

... wie immer keine Zeit ...
Mitarbeiter
#49
Nach Erwert, Hellmut: "Feuersturm, Zigarettenwährung und Demokratie", Verlag Attenkofer 1998, S. 136 ff. gab es wohl zwei große Sammelplätze für alle möglichen Arten von Giftgas und Co:

- die Luftmuna 2-VII in Schierling (Oberpfalz)
- Schiffskähne am nördlichen Donauufer SÖ von Reibersdorf (bei Straubing, Niederbayern)

Beide Lager wurden kampflos den heranrückenden Amerikanern übergeben.

Vielleicht waren da ja auch Falkenhagener Sachen mit dabei? Der Straubinger Lagerplatz liegt jedenfalls ziemlich nahe am wohl geplanten Transportweg Stulln - Penzberg.
 
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