Neuigkeiten zur Bleßberghöhle/Thüringen

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Zur Höhle gibt es einen neuen Zugang.

Quelle : insuedthüringen.de

Unsinniger Anspruch auf die Bleßberghöhle
Die Bleßberghöhle neu entdeckt? Scheinbar. Der Thüringer Höhlenverein hat auf eigene Faust einen Zugang gebuddelt. Rein für Forschungszwecke. Minister Jürgen Reinholz wittert Eigentumsansprüche.
Von Yvonne Reißig

Im März 2008 besichtigten Thüringens damaliger Umweltminister Volker Sklenar und der Chef des Bergamtes Gera, Hartmut Kießling (hinten) die Bleßberghöhle bei Schalkau (Kreis Sonneberg). Der unterirdische Karsthohlraum stand schon zu damaliger Zeit unter Wasser. Foto: dpa
vergrößern schließen Im März 2008 besichtigten Thüringens damaliger Umweltminister Volker Sklenar und der Chef des Bergamtes Gera, Hartmut Kießling (hinten) die Bleßberghöhle bei Schalkau (Kreis Sonneberg). Der unterirdische Karsthohlraum stand schon zu damaliger Zeit unter Wasser. Foto: dpa Schalkau/Erfurt - Zwölf Meter in die Tiefe klafft ein Loch in die Erde. Ein neuer Zugang zur Bleßberghöhle bei Schalkau (Landkreis Sonneberg). Auf eigene Faust hat sich der Thüringer Höhlenverein angeschickt und los gegraben. Natürlich gehört das Grundstück mit dem neuen Eingang dem Verein. Das ist unstrittig. Dennoch ist Umweltminister Jürgen Reinholz (CDU) beinahe außer sich, als er von dieser Ungeheuerlichkeit im Umweltausschuss des Landtages erzählt. Es fallen Worte wie unerlaubt, ohne Genehmigung und Eigentumsansprüche.

Angeblich hatte der Verein keine Schachtgenehmigung, meint der Minister. "Die brauchten wir auch nicht", verteidigt sich Vereinsvorsitzender Rainer Fohlert. Er habe sich schlau gemacht im Hohlraumgesetz und war zudem im zuständigen Sonneberger Bauamt im Landratsamt. Die Behörde fühlte sich nach seinen Worten gar nicht erst zuständig. Damit war für den Verein klar: Eine Baugenehmigung ist ebenfalls nicht vonnöten - und baggerte los.

Geradezu "unsinnig" bezeichnet Fohlert die sogenannten Eigentumsansprüche des Vereins: "Woher will der Minister überhaupt wissen, dass wir die Bleßberghöhle wollen?", fragt er. "Mit mir hat Reinholz nicht gesprochen", ist sich Fohlert sicher. Außerdem sei dieser mögliche Besitzanspruch klar geregelt. Ebenfalls im Hohlraumgesetz. "Das einzige, was uns gehört, sind vielleicht zehn oder zwanzig Quadratmeter der Höhle, nämlich das neue Mundloch", erklärt der Mann. Nicht mehr und nicht weniger.

Aufregung unverständlich

Zudem verwundert ihn das Gerede des Ministers. Bereits im Jahre 2008, also kurz nach der wundersamen Entdeckung des einmaligen und schützenswerten Naturgebildes kam doch genau diese Idee in seinem Ministerium auf. "Gut, damals war der Minister noch ein anderer. Aber die Idee, dass wir uns ein Grundstück anschaffen und einen neuen Zugang schaffen, war doch nicht in unseren Köpfen geboren", erinnert sich Fohlert. Was soll also die gesamte Aufregung, fragt er sich.

Erst gestern war er wegen der Angelegenheit wieder vorstellig beim Thüringer Bergamt. "Wir haben unsere Standpunkte ausgetauscht und uns eben so halb angenähert", fasste er den Termin kurz zusammen.

Was heißt das konkret? Noch in der kommenden Woche werde der Höhlenverein eine Stellungnahme schreiben und auf einen positiven Bescheid der Behörde warten. Das Bergamt sähe ebenfalls die Notwendigkeit für diesen Zugang, wie damals das Ministerium auch.

In der Höhle müsse unverzüglich einiges getan werden. Die damals eingebrachten Holzbohlen haben sich inzwischen fast alle losgerissen und schwimmen bereits in allen Teilen der Höhle herum. "Wenn wir das Material nicht schnellstmöglich bergen und rausschaffen, wird die Höhle komplett beschädigt. Dann haben wir gar nichts gekonnt", mahnt Fohlert. Außerdem buddelte der Verein den Eingang nur für wissenschaftliche Zwecke: Um den sich ständig ändernden Wasserstand zu prüfen, um die eingebrachten Bohlen zu beobachten, um Forschungen am Gestein vorzunehmen ...

Jetzt schnell handeln

Auch der Vorsitzende des Umweltausschusses im Landtag, Tilo Kummer (Linke), sicherte seine Unterstützung zu, wenn es um eine wissenschaftliche und naturschutzfachliche Nutzung gehe. "Wir als Ausschuss sind sehr daran interessiert, dass das eingebrachte Material wieder herausgeholt wird, um die Höhle zu schützen", sagt der Linkspolitiker. Allerdings sei fraglich, wie das Holz geborgen werden könne. Über den jetzigen Eingang sei das völlig unmöglich, versichern Kummer und Fohlert.

Also müsse noch ein weiterer Zugang geschaffen werden. Kummer mahnt zur Eile: "Lange können wir nicht mehr warten, wir müssen das filigrane Gebilde schnell retten. Schon bei der nächsten Regenperiode steigt das Wasser wieder an und ist dann nur für Taucher zugängig."

Die Beßberghöhle
Die Höhle wurde 2008 bei Arbeiten am ICE-Tunnel entdeckt. Es handelt sich um eine Karsthöhle mit sehr schönen, teils ungewöhnlich geformten Tropfsteinen. Nach der Erkundung durch Mitglieder des Thüringer Höhlenvereins, die durch Foto- und Filmaufnahmen dokumentiert wurde, der Vermessung der Höhle und der Entnahme von Material für wissenschaftliche und museale Zwecke wurde die Höhle 2009 wieder komplett verschlossen. Erst dann wurden die Bauarbeiten am Bleßbergtunnel fortgesetzt.
 
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