Stollenanlage "Viehdorfer Leitn"
Leider ist zu der Stollenanlage in der “Viehdorfer Leitn” nicht allzuviel bekannt.
Betreffend Literatur liegen mir 5 Werke vor, in denen über diese U-Verlagerung “gerade ein wenig mehr als nur der Hinweis auf die Stollen” zu erfahren ist:
Lischka Hans; St.Valentin anno dazumal; Eigenverlag, St.Valentin 2009
Rauscher Karl-Heinz; Steyr im Nationalsozialismus – Industrielle Strukturen; Weishaupt-Verlag
Reisinger Josef; Codename Spielwarenfabrik; edition mauthausen, Wien 2009
Winninger Michael; Das Nibelungenwerk 1939 bis 1945; Sutton-Verlag, Erfurt 2009
Winninger Michael; Das Nibelungenwerk; Müller – History Facts, Andelfingen 2011
So wird in der bei Rauscher publizierten Verlagerungsliste der Ni-Werke die Stollenfläche in Viehdorf mit 2.500 m² angegeben. In einigen Bänden sind die gleichen Fotos eines Stolleneinganges mit Feldbahngleis und Blechrohrleitung für die Bewetterung abgebildet. Widersprüchlich ist die Angabe der Stolleneingänge! Sie schwankt zwischen 4 und 6 Mundlöchern. Dies dürfte auf die ursprünglichen 2 LS-Stollen zurückzuführen sein, die später dann in das Gesamtsystem mit weiteren 4 Eingängen integriert wurden.
Die meisten Hinweise liefert der letzgenannte, bei History Facts erschienene, Band von Winninger aus 2011:
So wurden ab Mitte 1944 zu den bereits vorher angeschlagenen 2 LS-Stollen 4 weitere Stollen in den Hang der “Viehdorfer Leitn” getrieben. Diese 6 Zugangsstollen wurden im Berg mit 4 Querstollen verbunden. Das Ausbruchmaterial wurde mittels Feldbahn über die Zugangsstollen abbefördert und vor den Mundlöchern aufgeschüttet. Auch die Energie-Versorgungsleitungen und Rohrleitungen für die Be- und Entlüftung wurden über diese Stollen ins Berginnere verlegt. Als letzter wurde der am westlichsten gelegene Zugangsstollen (der Ortschaft Altenrath am nächsten gelegen) fertiggestellt. Dessen Lichtraumprofil ermöglichte die Einfahrt von LKW’s! Die ersten beiden, den Ausgängen am nächsten liegenden Querstollen hatten wegen der relative geringen Überdeckung einen kleineren Querschnitt und dienten dem Luftschutz. Der 3. Querstollen, etwa unterhalb der “Herz-Jesu-Kapelle”, hatte eine Breite von 10 m und war bis zu 8 m hoch. Hier wurde die Produktion von Pz-Fahrwerksteilen aufgenommen. Nach Kriegsende fand man dort angeblich noch Lauf- u. Stützrollen sowie Federn für Laufwerke… Der 4. Querstollen sollte gleich dem 3. ein Produktionsstollen werden, war aber zu Kriegsende noch eine Baustelle. Dieser 4. Querstollen war für den Getriebebau usw. vorgesehen.
Beim Stollenbau wurden auch Häftlinge aus dem KZ-Lager des Ni-Werkes eingesetzt, die täglich zur Baustelle getrieben wurden. Durch Misshandlungen des SS-Aufsichtspersonals kam es auch zu einigen Todesfällen in den Reihen der Häftlinge. Die SS-Schergen waren in Baracken im Stollenvorfeld untergebracht… Soweit die Überlieferung der Anwohner.
Die Stollenanlage wurde 1947 von den sowjetischen Besatzungstruppen gesprengt. Lt. Buchautor Winninger verblieb ein einziges kurzes Reststück eines Zugangsstollen im Bereich eines Bauernhofes -> Privatgrund!
Oberhalb der Häuser von Viehdorf befand sich die Stellung einer leichten Flak-Batterie zur Tieffliegerabwehr.
Und zuletzt noch zur Wasserversorgung: Diese erfolgte durch Tiefbrunnen im Werksgelände, zur Bevorratung wurde an der “Viehdorfer Leitn” ein großer Wasserspeicher errichtet, der durch Rohrleitungen mit dem Werksgelände verbunden war.
Soweit eine kurze Zusammenfassung zum Thema “Stollenanlage Viehdorf” aus dem Buch von Michael Winninger…
lg
josef