Aus Matthias Uhl "Stalins V-2..." Seite 219-220
In diesem Sonderobjekt arbeiteten der Leitung von Aleksandr P. Pavlov Ingenieure des KB-11 an der Fertigstellung des Atomsprengkopfes für die R-5M. Dabei mußte erreicht werden, daß auf keinen Fall eine ungewollte Kettenreaktion eintreten konnte und der Kernsprengkopf nur über dem vorgesehenen Zielgebiet detonierte. Nachdem Atom- und Raketentechniker die ihnen gestellten Aufgaben erfüllt hatten, begann im Januar 1956 unter strengster Geheimhaltung die abschießende Testphase, bei der erstmals der Einsatz atomarer Sprengköpfe durch Raketen erfolgte. Die gesamte Operation erhielt den Decknamen "Baikal".
Die Anlieferung der Testmuster der R-5M erfolgte unter größter Geheimhaltung und strengster Bewachung. Für die Durchführung der Flugversuche wurde eine besondere Startmannmschaft aus als "zuverlässig" eingestuften Kadern gebildet. Alle Personen, die nicht mit der Erprobung der R-5M betraut waren, hatten das Zentrale Versuchsgelände zu verlassen. Die Teilnehmer des Tests mußten sich zudem einer weiteren Überprüfung durch die 1. Sonderabteilung des KGB unterziehen, erst danach gewährten ihnen die Sicherheitsorgane den Zutritt zum Erprobungsgelände. Der sowjetische Geheimdienst übernahm auch die Lieferung der als "Generatoren" getarnten Atomsprengköpfe und der notwendigen Komponenten zur Auslösung der Kettenreaktion, die als Produkt "SK" bezeichnet wurden. Am 11. Januar 1 956 startete die erste, noch mit einer Sprengkopfattrappe ausgerüstete, Rakete erfolgreich. Danach verschossen die Erprobungstruppen vier weitere Flugkörper, die über komplett ausgestattete Sprengköpfe verfügten, denen noch die Komponenten zur Auslösung einer Kettenreaktion fehlten. Am 1. Februar 1 956 traf auf dem Erprobungsgelände eine Regierungskommission zur Beobachtung des Starts der ersten Atomrakete ein. Ihr gehörten u.a. der Leiter von Aramas-16, General P. M. Zernov, der Stellvertretende Verteidigungsminister für Spezialbewaffnung Marschall M. I. Nedelin und der Minister fur Verteidigungsindustrie, D. F. Ustin Ov, an. Kurz vor dem Test stattete Verteidigungsminister GeorgiJ K. 2ukov dem Versuchsgelände in Kapustin Jar noch einen Besuch ab. Er informierte sich umgehend über den Fortgang der Arbeiten und flog noch am gleichen Tag wieder nach Moskau zurück. Dort sollte er offenbar direkt Partei- und Staatschef Nikita Y. Chruščev über die Tests berichten. Der mußte kurz vor dem XX. Parteitag der KPdSU, auf dem er mit dem Stalinismus abrechnete, gegenüber seinen konservativen Gegnern im Politbüro einen militärpolitischen Erfolg voweisen, um seine eigene Position vor diesem wichtigen Ereignis zu festigen. Am 2. Februar 1956 erfolgte dann der weltweit erste Abschuß einer einsatzfähigen Atomrakete. Nach 1200 Kilometer Flug erreichte das Geschoß das vorgesehene Zielgebiet im Gebiet der Aralsker Karakumwuüste. Die Zündvorrichtung zur Auslösung der Kettenreaktion arbeitete normal und erstmals erfolgte die Explosion eines mit einer Rakete beförderten Kernsprengkopfes. Die erreichte Detonationsstärke lag bei O,4 Kilotonnen TNT-Aquivalent. Unmittelbar nach der Explosion des Atomsprengkopfes meldete der Beobachtungsposten in der Karakumwuüste nach Kapustin Jar: "Beobachteten Baikal, wiederhole, beobachteten Baikal".
Dies war das vereinbarte Codewort für einen erfolgreichen Test der ersten R-5M mit Atomsprengkopf. Die Erprobung der ersten sowjetischen Atomrakete war geglückt. Nur wenig später steigerten die Ingenieure und Techniker die Leistung des Sprengkopfes auf mehr als 300 Kilotonnen, was der gut 20fachen Sprengkraft der Hiroschima-Bombe entsprach. Damit bildeten Rakete und Sprengkopf ein qualitativ neues Waffensystem, das die Vernichtung strategischer Ziele erlaubte. Bereits am 21. Juni 1956 nahm das Verteidigungsministerium die R-5M in die Bewaffnung der Raketentruppen auf. Das erste wirkliche strategische Waffensystem der UdSSR, nach offiziellen Sprachgebrauch ein strategischer Raketenkomplex mittlerer Reichweite der ersten Generation, war eine 20,8 Meter lange ballistische Flüssigkeitsrakete, die einen Durchmesser von 1,65 Metern hatte. Ihr Startgewicht betrug 28 Tonnen. Angetrieben wurde das Geschoß von einem Raketenüssigkeitstriebwerk des Typs RD-103M, das einen Schub von mehr als 44 Tonnen entwickelte. Damit war die R-5M in der Lage, den 1400 Kilogramm schweren Sprengkopf über eine Höchstreichweite von 1.200 Kilometern zu befördern. Dabei erreichte das Geschoß eine Geschwindigkeit von mehr als 3OOO Meter pro Sekunde, so daß der Sprengkopf nach maxi-..
Die Anlieferung der Testmuster der R-5M erfolgte unter größter Geheimhaltung und strengster Bewachung. Für die Durchführung der Flugversuche wurde eine besondere Startmannmschaft aus als "zuverlässig" eingestuften Kadern gebildet. Alle Personen, die nicht mit der Erprobung der R-5M betraut waren, hatten das Zentrale Versuchsgelände zu verlassen. Die Teilnehmer des Tests mußten sich zudem einer weiteren Überprüfung durch die 1. Sonderabteilung des KGB unterziehen, erst danach gewährten ihnen die Sicherheitsorgane den Zutritt zum Erprobungsgelände. Der sowjetische Geheimdienst übernahm auch die Lieferung der als "Generatoren" getarnten Atomsprengköpfe und der notwendigen Komponenten zur Auslösung der Kettenreaktion, die als Produkt "SK" bezeichnet wurden. Am 11. Januar 1 956 startete die erste, noch mit einer Sprengkopfattrappe ausgerüstete, Rakete erfolgreich. Danach verschossen die Erprobungstruppen vier weitere Flugkörper, die über komplett ausgestattete Sprengköpfe verfügten, denen noch die Komponenten zur Auslösung einer Kettenreaktion fehlten. Am 1. Februar 1 956 traf auf dem Erprobungsgelände eine Regierungskommission zur Beobachtung des Starts der ersten Atomrakete ein. Ihr gehörten u.a. der Leiter von Aramas-16, General P. M. Zernov, der Stellvertretende Verteidigungsminister für Spezialbewaffnung Marschall M. I. Nedelin und der Minister fur Verteidigungsindustrie, D. F. Ustin Ov, an. Kurz vor dem Test stattete Verteidigungsminister GeorgiJ K. 2ukov dem Versuchsgelände in Kapustin Jar noch einen Besuch ab. Er informierte sich umgehend über den Fortgang der Arbeiten und flog noch am gleichen Tag wieder nach Moskau zurück. Dort sollte er offenbar direkt Partei- und Staatschef Nikita Y. Chruščev über die Tests berichten. Der mußte kurz vor dem XX. Parteitag der KPdSU, auf dem er mit dem Stalinismus abrechnete, gegenüber seinen konservativen Gegnern im Politbüro einen militärpolitischen Erfolg voweisen, um seine eigene Position vor diesem wichtigen Ereignis zu festigen. Am 2. Februar 1956 erfolgte dann der weltweit erste Abschuß einer einsatzfähigen Atomrakete. Nach 1200 Kilometer Flug erreichte das Geschoß das vorgesehene Zielgebiet im Gebiet der Aralsker Karakumwuüste. Die Zündvorrichtung zur Auslösung der Kettenreaktion arbeitete normal und erstmals erfolgte die Explosion eines mit einer Rakete beförderten Kernsprengkopfes. Die erreichte Detonationsstärke lag bei O,4 Kilotonnen TNT-Aquivalent. Unmittelbar nach der Explosion des Atomsprengkopfes meldete der Beobachtungsposten in der Karakumwuüste nach Kapustin Jar: "Beobachteten Baikal, wiederhole, beobachteten Baikal".
Dies war das vereinbarte Codewort für einen erfolgreichen Test der ersten R-5M mit Atomsprengkopf. Die Erprobung der ersten sowjetischen Atomrakete war geglückt. Nur wenig später steigerten die Ingenieure und Techniker die Leistung des Sprengkopfes auf mehr als 300 Kilotonnen, was der gut 20fachen Sprengkraft der Hiroschima-Bombe entsprach. Damit bildeten Rakete und Sprengkopf ein qualitativ neues Waffensystem, das die Vernichtung strategischer Ziele erlaubte. Bereits am 21. Juni 1956 nahm das Verteidigungsministerium die R-5M in die Bewaffnung der Raketentruppen auf. Das erste wirkliche strategische Waffensystem der UdSSR, nach offiziellen Sprachgebrauch ein strategischer Raketenkomplex mittlerer Reichweite der ersten Generation, war eine 20,8 Meter lange ballistische Flüssigkeitsrakete, die einen Durchmesser von 1,65 Metern hatte. Ihr Startgewicht betrug 28 Tonnen. Angetrieben wurde das Geschoß von einem Raketenüssigkeitstriebwerk des Typs RD-103M, das einen Schub von mehr als 44 Tonnen entwickelte. Damit war die R-5M in der Lage, den 1400 Kilogramm schweren Sprengkopf über eine Höchstreichweite von 1.200 Kilometern zu befördern. Dabei erreichte das Geschoß eine Geschwindigkeit von mehr als 3OOO Meter pro Sekunde, so daß der Sprengkopf nach maxi-..