Pentagon meldet erfolgreichen Test eines KI-gesteuerten Maschinengewehrs zur Drohnenabwehr

josef

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#1
Drohnenabwehr
Pentagon meldet erfolgreiche Tests des KI-gesteuerten Maschinengewehrs
Die Bullfrog genannte Waffe soll vor allem gegen Drohnen eingesetzt werden und möglichst billigen Schutz bieten

Das Bullfrog braucht kein Radar und kann Ziele selbst erkennen und bekämpfen. Es ist ein mit Robotertechnik erweitertes Standardmaschinengewehr.
Allen Control Systems

Die Streitkräfte dieser Welt sind spätestens mit dem russischen Angriff auf die Ukraine mit einer Frage beschäftigt: Wie kontert man die Bedrohung durch Drohnenangriffe? Bei den US-Streitkräften will man das Problem jetzt besonders kostengünstig gelöst haben: Man lässt ein Standardmaschinengewehr mittels Robotik fernsteuern.

Die Bullfrog genannte Waffe wird vom Unternehmen Allen Control Systems entwickelt und ist im Grunde nicht viel mehr als ein M240-Maschinengewehr, wie es seit einem halben Jahrhundert bei den US-Streitkräften eingesetzt wird. Kombiniert wird diese Waffe mit neuen Sensoren, die Bedrohungen erkennen sollen, und einer nicht näher beschriebenen Künstlichen Intelligenz. Laut ersten Tests soll das System in der Lage sein, anfliegende Drohnen effektiv zu bekämpfen.

Günstige Munition
Der größte Vorteil des Bullfrog: Die 7,62-Millimeter-Geschoße sind Nato-Standard, in großer Zahl verfügbar und vor allem billig. Ein Schuss kostet weniger als einen Dollar. Der Kostenfaktor ist bislang ja das größte Problem in der Drohnenabwehr: Selbst von billigen umgebauten zivilen Drohnen geht enorme Gefahr aus. Der Angreifer ist immer ökonomisch im Vorteil, weil er massenhaft Drohnen um Stückkosten von wenigen Hundert Dollar losfliegen lassen kann, während die Abwehr immer teurer wird.

Bullfrog soll dabei aber nicht einfach mit hoher Kadenz eine Bleiwolke in den Himmel schießen. Das System soll in der Lage sein, anfliegende Drohnen mit nur wenigen Schüssen zu zerstören. Das wiederum erhöht die Überlebensfähigkeit, denn nachgeladen wird die Waffe immer noch von Soldaten am Boden, die während dieser Tätigkeit nahezu wehrlos sind.

Während der vom US-Verteidigungsministerium veranstalteten Testreihe namens Technology Readiness Experimentation bzw. T-Rex wurde Bullfrog ersten Tests unterzogen. Beim Pentagon soll man sich laut einem Bericht von Wired jedenfalls beeindruckt von der Leistungsfähigkeit gezeigt haben, wie The Defense Post berichtet.

Allen Control Systems - Bullfrog Autonomous Weapon Station
Allen Control Systems

Das Abschießen von Drohnen ist alles andere als einfach, da sie klein, flink und schwer zu treffen sind. Das US-Militär hat zwar bereits verschiedene Möglichkeiten erprobt, um herkömmliche Schusswaffen effektiver gegen Drohnen einzusetzen – von der Entwicklung neuartiger Munition bis hin zum Einsatz von Störsendern, die deren Signale stören.

Doch der Ansatz von Bullfrog geht einen anderen Weg: Statt auf menschliche Schützen oder modifizierte Waffen zu setzen, setzt das Unternehmen auf Künstliche Intelligenz und Robotik. Dass eine effektive Drohnenabwehr entscheidend ist, würden die dramatischen Bilder aus dem Ukrainekrieg beweisen, wo Soldaten beider Seiten zu Verzweiflungstaten greifen und mit ihren Sturmgewehren das Feuer auf anfliegende FPV-Kamikazedrohnen eröffnen. Ein Unterfangen, das kaum zum Erfolg führt, so Firmengründer und Ex-Marineingenieur Steve Simoni.

Das Bullfrog ist in der Lage, anfliegende Drohnen in Entfernungen von bis zu 180 Metern abzufangen. Um eine etwa faustgroße Drohne wie die DJI Mini abzufangen, seien im Schnitt nicht mehr als zwei Schüsse notwendig. Zudem ist das modifizierte Maschinengewehr samt der Steuerungselektronik mit 181 Kilo deutlich leichter als etwa das bislang genutzte Phalanx-Nahbereichsverteidigungssystem, also eine Schnellfeuerkanone. Das Gewicht macht es aber nötig, Bullfrog auf einem Fahrzeug zu montieren. Darüber hinaus ist kein Radar erforderlich, das System kann Ziele selbstständig erfassen und bekämpfen.

Erste vollautonome Waffe
Sollte das Militär das System einführen, wäre Bullfrog die erste bekannte tödliche autonome Waffe im Arsenal des Pentagons. Zwar würde auch hier ein menschlicher Operator den finalen Abschussbefehl erteilen müssen, doch der Hersteller hat klargemacht, dass auch eine vollständig autonome Version durchaus eine Option wäre, sollte das Militär dies wünschen. Beim US-Militär betont man aber, dass man beim Prinzip des sogenannten "human in the loop" bleibe. Dieses besagt, dass am Ende immer ein Mensch über den Einsatz tödlicher Gewalt entscheiden muss.

Dennoch investiert das Pentagon unter seiner "Replicator"-Initiative massiv in Technologien zur Drohnenabwehr, da die Bedrohung durch immer raffiniertere und leichter zugängliche Drohnen stetig wächst. Im Nahen Osten stationierte US-Offiziere schlagen Alarm angesichts der Leichtigkeit, mit der Zivildrohnen zu Waffen umfunktioniert werden können. Anfang des Jahres kamen drei US-Soldaten bei einem Drohnenangriff auf einen Stützpunkt in Jordanien ums Leben.

as Afrikakommando der Vereinigten Staaten (Africom) hat in einem Beschaffungsdokument dargelegt, warum der Zugang zur KI-Technologie von OpenaAI für seine Missionen "essenziell" sei. Insbesondere betont das Kommando, auf fortschrittliche KI- und Machine-Learning-Anwendungen angewiesen zu sein.

Kein Platz für Menschen
Ziel des Replicator-Programms ist auch die Massenherstellung derartiger Abwehrwaffen, denn viele aktuelle Abwehrmaßnahmen gegen Drohnen sind entweder ineffektiv oder zu teuer. Energiewaffen, die Drohnen mithilfe von Lasern oder Mikrowellen vom Himmel holen, gelten zwar als mögliche Alternative, sie alle befinden sich aber noch im Experimentierstadium. Ein Maschinengewehr wie das M240 zu modifizieren bietet da natürlich enorme Vorteile: Die Waffe ist tausendfach vorhanden, und die Soldaten sind im Umgang mit ihr geschult.

Beim Hersteller denkt man aber schon weiter: Als Nächstes sollen die Reichweite und die Zielgenauigkeit weiter erhöht werden. Am Ende der Entwicklung sollen sich mehrere Bullfrogs miteinander vernetzen und koordiniert das Feuer auf Drohnen eröffnen und so vollautomatisch ganze Militärkonvois schützen.

Simoni ist sich jedenfalls sicher, dass bald Roboter das Kämpfen übernehmen und sich keine Menschen mehr in Lebensgefahr begeben müssen. "Das Schlachtfeld der Zukunft besteht aus autonomen Robotern wie dem unseren, die aufeinander schießen", sagt Simoni. "Ich glaube nicht, dass da noch viel Platz für Menschen mit Waffen ist."
(pez, 14.11.2024)

Nachlese
OpenAI für den Krieg: US-Militär erwirbt KI-Tools für Kampfeinsätze
Oculus-Erfinder will autonome Waffensysteme in Massen herstellen

Pentagon meldet erfolgreiche Tests des KI-gesteuerten Maschinengewehrs
 

josef

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#3
Klingt wie Sci-Fi
Entwicklung einer neuen Waffe zur Abwehr von Fliegern, Drohnen und
Raketen -
US-Streitkräfte arbeiten an einer Haubitze mit eingebauter Railgun
Die U.S. Army möchte eine neue Waffe zur Abwehr von Fliegern, Drohnen und Raketen von BAE entwickeln lassen. 2028 soll der erste Prototyp vorgestellt werden

Eine Archer-Haubitze in der Ukraine. Die neue Railgun der USA könnte auf dem schwedischen Artilleriesystem basieren.
AFP/ROMAN PILIPEY

BAE Systems (British Aerospace Electronic Systems) dürfte den Zuschlag erhalten und soll nun einen Prototypen entwickeln. Das Konzept ist eher ungewöhnlich: Die Railgun wird nämlich auf einer 155-Millimeter-Haubitze montiert.

Die Multi-Domain Artillery Cannon (MDAC) soll in der Lage sein, Drohnen und Marschflugkörper sowie herkömmliche Flugzeuge und Hubschrauber mit Hypergeschwindigkeitsmunition abzuschießen. Diese Munition wurde bereits im Rahmen eines letztlich eingestellten Railgun-Programms der US-Marine entwickelt.

Schon seit 2022 gibt es bei der US-Army Pläne, eine Railgun zu entwickeln. Durch ein neues, schnelleres Ausschreibungsverfahren wird die Vergabe des Entwicklungsauftrags noch einmal deutlich beschleunigt, wie The War Zone berichtet.

Hypergeschwindigkeit
Die Idee geht aus einer Ausschreibung hervor: Eine komplette Batterie des Waffensystems besteht aus acht Kanonen, vier Radareinheiten, zwei Kommandostationen und nicht weniger als 144 Schuss der sogenannten Hypervelocity Projectiles. Diese Projektile sollen eine Geschwindigkeit von über 3000 Metern pro Sekunde erreichen. Das entspricht etwa dem Dreieinhalbfachen herkömmlicher 155-mm-Geschosse.

Optisch erinnert das System stark an schwedische Selbstfahrlafetten vom Typ Archer. Das ist auch nicht weiter verwunderlich, verfügt der Archer doch über einige Eigenschaften, die auch der Prototyp der Railgun mitbringen soll: Nach Angaben des Herstellers kann die Besatzung die Haubitze innerhalb von 14 Sekunden in Stellung bringen, innerhalb von 23 Sekunden einen ersten Schuss abfeuern und nach drei weiteren Schüssen innerhalb von 74 Sekunden wieder zusammenpacken und weiterfahren, um dem Gegenfeuer zu entgehen.

Simples Geschoß, komplexe Kanone
Bei Railguns wird auf elektromagnetische Kraft anstelle von chemischen Treibmitteln gesetzt. Eine Railgun besteht aus zwei parallel verlaufenden, elektrisch leitenden Schienen. Zwischen diesen Schienen befindet sich ein leitfähiges Projektil. Ein extrem starker elektrischer Strom (mehrere Millionen Ampere) fließt durch die erste Schiene, das Projektil und die zweite Schiene. Dieser Stromfluss erzeugt ein starkes Magnetfeld um die Schienen. Durch die Lorentzkraft wird das Projektil zwischen den Schienen extrem stark beschleunigt.

Der Vorteil ist, dass das Projektil selbst relativ simpel aufgebaut werden kann. Im Fall des bereits entwickelten Modells ähnelt das Geschoß einem Pfeil. Ein Sprengkopf ist nicht nötig, um das Ziel zu zerstören, die kinetische Energie beim Aufprall genügt. Jedoch wurde in der Vergangenheit auch mit hochexplosiven Gefechtsköpfen experimentiert. Auch chemische Treibmittel sind nicht mehr nötig. Die Nachteile sind der enorme Energiehunger solcher Waffen und die große Hitzeentwicklung. Sämtliche Komponenten müssen aufwendig gekühlt werden. In bisherigen Tests der Navy konnten Railguns etwa 75 Kilometer weit feuern.

Suche nach günstiger Drohnenabwehr
Auch wenn die Bedrohung durch Drohnen und Marschflugkörper nicht ganz neu ist, suchen Militärs weltweit nach einer günstigen Möglichkeit, diese verlässlich abzufangen. Vor diesem Hintergrund betrachtet die US-Army die Railgun-Haubitze als eine Möglichkeit, eine neue, schnell einsetzbare Luft- und Raketenabwehrfähigkeit zu schaffen, die zudem kostengünstiger ist als herkömmliche Boden-Luft-Raketensysteme. In der Vergangenheit wurden die Kosten pro Schuss für ein Hypergeschwindigkeitsprojektil von BAE auf etwa 100.000 Dollar oder weniger geschätzt. Selbst die aktuellen tragbaren Stinger-Boden-Luft-Raketen mit kurzer Reichweite kosten rund 400.000 Dollar pro Stück, während die Stückpreise für spezialisiertere Abfangraketen in die Millionen gehen.

Dass Railguns diese Rolle erfüllen können, haben Tests der Air Force gezeigt. Im Jahr 2020 wurde das 155-mm-Geschoß verwendet, um eine Zieldrohne abzuschießen, die eine Cruise-Missile mit Unterschallgeschwindigkeit simuliert hat. Eine Demonstration der Fähigkeiten des MDAC-Protoypen ist für 2028 geplant.

Neben Luftzielen soll die neue Railgun-Artillerie auch in der Lage sein, Landziele zu bekämpfen. Das ursprüngliche Railgun-Programm der Navy wurde nach zehn Jahren aus Budgetgründen eingestellt.
(pez, 25.12.2024)
Die US-Streitkräfte arbeiten an einer Haubitze mit eingebauter Railgun
 
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