Privatflugzeug für sechs Personen, das verspricht, mit Jetgeschwindigkeit zu fliegen, aber mit achtmal geringerem Treibstoffverbrauch

josef

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Flugtaxi: Die geheimnisvolle fliegende Zigarre hebt ab
Mit besonderer Aerodynamik und sparsamem Antrieb will das US-Unternehmen Otto Aviation den Luftraum auf der Kurzstrecke erobern

Vor drei Jahren, im April 2017, wurde auf einem südkalifornischen Logistikflughafen in der Nähe von Victorville ein mysteriöses kugelförmiges Flugzeug entdeckt. Sein ungewöhnliches Design löste sofort Spekulationen aus. Die Militärwebsite "The War Zone" berichtete als Erste, dass das Flugzeug von Otto Aviation aus Kalifornien stamme – und top secret sei.


Über 30 Testflüge hat die Celera 500L von Otto Aviation bereits absolviert.
Foto: Otto Aviation

Jetzt, im Spätsommer des seltsamsten Jahres in der Geschichte der Luftfahrt, wurde die Celera 500L mit dem Start einer neuen Website und einer Reihe sehr cooler neuer Fotos endlich der Welt vorgestellt: ein Privatflugzeug für sechs Personen, das verspricht, mit Jetgeschwindigkeit zu fliegen, aber mit achtmal geringerem Treibstoffverbrauch und einer Reichweite, die doppelt so hoch sein soll wie die eines vergleichbar großen Fahrzeugs.

Erfolgreiche Testflüge
Nach der anfänglichen Geheimnistuerei zeigt sich das Unternehmen, das 2008 als Ableger der Otto Laboratories von Bill Otto gegründet wurde, in einer Mitteilung sehr selbstbewusst. Die Celera 500L soll "das Größte sein, was sowohl der Luftfahrt als auch der Reisebranche in 50 Jahren passiert ist", heißt es bei Otto Aviation. 31 erfolgreiche Testflüge habe man schon absolviert.


Laut Otto Aviation liegt die Reisegeschwindigkeit bei mehr als 700 Kilometern pro Stunde. Die Betriebskosten pro Stunde sollen bei etwa umgerechnet 275 Euro liegen.
Foto: Otto Aviation

"Unser Ziel war es immer, ein sicheres Privatflugzeug zu bauen, das Direktflüge in den USA zu Geschwindigkeiten und Kosten ermöglicht, die mit kommerziellen Flugreisen vergleichbar sind", sagt Bill Otto Jr., CEO des Unternehmens, zu CNN. Die Reichweite ist so bemessen, dass die Celera 500L nahezu jede Städtepaarung in den USA ohne Auftanken bedienen kann.

Keine Wirbel
Der Grund, warum sein Flugzeug all dies kann, liegt laut Otto Aviation in der besonderen aerodynamischen Beschaffenheit: Der sehr glatte Rumpf, dessen Form an eine bauchigere Zigarre erinnert, sorgt dafür, dass die umgebende Luft "laminar" um das Flugzeug strömt und nicht verwirbelt wird. Das würde das Flugzeug bremsen.


Bequem wie ein Privatjet, aber deutlich günstiger soll der Flug sein.
Foto: Otto Aviation

Sparsamkeit und Exotik bringt auch das Triebwerk. Businessflieger werden weitestgehend von Düsen- und Turboprop-Triebwerken angetrieben. Otto Aviation wählt mit einem Kolbenmotor einen Antrieb, der überwiegend bei Sport- und Ultraleichtflugzeugen zum Einsatz kommt. Dieser wird mit Diesel angetrieben, kann bei Wahl aber auch das in der Luftfahrt übliche Kerosin nutzen. Mit einem nach hinten gerichteten Schubpropeller ist das 550 PS starke Triebwerk im Heck des Flugzeuges angeordnet. Laut Otto Aviation liegt die Reisegeschwindigkeit bei mehr als 700 Kilometern pro Stunde. Die Betriebskosten pro Stunde sollen umgerechnet 275 Euro betragen. Zum Vergleich: Bei einem herkömmlichen, ähnlichen Businessjet sind die Betriebskosten pro Stunde mit rund 1.760 Euro mehr als sechsmal so hoch. Die Reichweite gibt der Hersteller mit mehr als 8.300 Kilometern an.


Spätestens 2025 will das Unternehmen mit der Auslieferung der Flugzeuge beginnen.
Foto: Otto Aviation

Die Kabine ist 1,88 Meter hoch und bietet sechs Reisenden Platz. Während auf manchen Fotos noch keine Fenster zu sehen sind, wird die Passagierversion sehr wohl welche haben. Entsprechende Renderings hat das Unternehmen nachgereicht. Wenn die FAA-Zertifizierung und die Suche nach einer Produktionsstätte nach Plan verlaufen, will man spätestens 2025 mit der Auslieferung beginnen.

Konkurrenz
Man übt sich trotz Corona in Optimismus: "Wir glauben, dass sich eine enorme Marktchance ergeben wird, wenn der Preis für private Flugreisen mit kommerziellen Flugreisen konkurrenzfähig ist", heißt es von dem Unternehmen. So könnten etwa Einzelpersonen und Familien die Celera 500L chartern, die mit dem Komfort der privaten Luftfahrt reisen wollen, das aber zu mit den kommerziellen vergleichbaren Preisen. Auch eine Verwendung als Frachtflugzeug sei denkbar.


Hier die Version mit Fenstern.
Foto: Otto Aviation

Doch die Konkurrenz schläft nicht. Vor der Pandemie gab Paris bekannt, dass es mit Airbus zusammenarbeitet, um rechtzeitig vor den Olympischen Spielen 2024 fliegende Taxis an den Start zu bringen. Transcend Air mit Sitz in Boston arbeitet ebenfalls an günstigen Stadt-zu-Stadt-Reisen in Sechs-Personen-Flugzeugen, Starttermin 2024. So hieß es zumindest vor der Pandemie. Und im Jänner gaben Uber und Hyundai bekannt, dass sie an einem viersitzigen Elektroflugzeug arbeiten. 2023 sollte der Prototyp fertig sein. (red, 4.10.2020)
Flugtaxi: Die geheimnisvolle fliegende Zigarre hebt ab - derStandard.at
 
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