Zeitzeugensuche
Was Gespräche mit Zeitzeugen betrifft, ist ja schon gesagt worden, dass dies aufgrund der lang zurückliegenden Zeitepoche (und auch aus anderen Gründen) schwierig ist.
Ich hatte die Möglichkeit, mit einem Mann zu sprechen, der damals als KZ-Häftling eine Zeit lang in Quarz unter schauerlichen Bedingungen schuften musste und heute in den USA lebt. Es ergab sich im Rahmen eines Termins vom Mauthausen-Archiv im Innenministerium die Möglichkeit, mit dem Mann länger zu plaudern. Es war allerdings irgendwie verständlich, nach alldem, was er dort Furchtbares erlebt hat (extremen Hunger, Kälte, schwerste Arbeit), dass er primär über seine menschlichen Erlebnisse in jenen Tagen reden wollte. Behutsam haben wir auch andere, historisch noch schlecht untersuchte Dinge angesprochen, etwa die Frage nach geplanten Nutzungen von anderen, noch in Bau befindlichen Teilen der riesigen Anlage (soweit ein KZ-Häftling so etwas damals überhaupt erfahren konnte), über die Bedeutung vom "Obergeschoß" (an dieses konnte er sich nicht erinnern, er hatte aber immer nur zu kleinen Bereichen Zugang), und auch zur Frage, ob er etwas vom Bau eines zweiten Stollensystems gemerkt hat (da wusste er nichts). Der Mann erzählte, er war so damit beschäftigt, irgendwie den nächsten Tag zu überleben, dass ihn damals all diese Dinge eigentlich nicht interessierten.
Weiters habe ich (halbwegs erfolgreich) versucht, mit der Familie Fiebinger Kontakt aufzunehmen. Mir wurde mitgeteilt, dass Karl Fiebinger (geboren im Januar 1913, also demnächst 100 Jahre alt, von seinem Büro wurden u.a. die Pläne für die Anlage von Quarz entworfen) zwar noch lebt, jedoch in einem Zustand sei, dass man mit ihm kein Zeitzeugengespräch mehr führen könne.
Angesichts des sehr hohen Alters mag dies plausibel erscheinen (kann natürlich auch eine Schutzbehauptung sein, um ihn vor "unangenehmen" Fragen zu schützen). Weiters wurde mir gesagt, dass die Familie angeblich keine Dokumente zu Quarz mehr besitze - alles sei nach Kriegsende von den Amerikanern (!) "mitgenommen" worden. (Quarz lag ja im russischen Bereich; in welchem Sektor das Büro und die Wohnung lagen, könnt ich auswendig nicht sagen.)
Von anderer Seite weiß ich, dass es schon vor vielen Jahren den Versuch eines Historikers gab, mit Fiebinger ein Gespräch zu führen, um einige offene Fragen zu klären. Anscheinend sei da aber nicht viel rausgekommen.
Wem der Name Karl Fiebinger fremd ist, hier gibts mehr Infos:
http://www.jewishvirtuallibrary.org/jsource/biography/Fiebinger.html
http://www.geheimprojekte.at/person_fiebinger.html