Ein paar "Gschichterln" über die Besatzungssoldaten:
http://derstandard.at/2000014818902/Mit-dem-Tank-der-Army-bis-vor-die-Bordelltuer?ref=rec
Mit dem Tank der Army bis vor die Bordelltür
Die Soldaten und die Militärverwaltungen der Alliierten haben in Österreich deutliche Spuren hinterlassen. Einige sind bis heute sichtbar
Für die Salzburger ist es selbstverständlich: Das Schwimmbad in der Alpenstraße im Süden der Stadt ist das AYA-Bad. Über die Bedeutung des Namens sind sich freilich die wenigsten im Klaren. Das Bad wurde mit Mitteln des Marshallplans errichtet. Die Abkürzung steht für American Youth Association.
Die Franzosen setzten hingegen mehr auf Kultur. 1946 wurde in Innsbruck das französische Kulturinstitut eröffnet. Die Einrichtung bot Sprachkurse an, lud französische Künstler ein, organisierte Städtepartnerschaften. Dieses Erbe ziehen die Befreier von einst gerade zurück. Das Institut befindet sich aktuell in Auflösung. Das "Stück Frankreich in Tirol", wie man sich selbst bezeichnete, wird in Wien beheimatet sein, der Direktor wird künftig von dort aus
alle Bundesländer betreuen.
Rot-gelb-blauer Regenbogen
Von den eigentlichen Kampfhandlungen und militärischen Aktionen gibt es nur mehr wenige Reste zu besichtigen. In Salzburg beispielsweise findet sich an markanten Geländepunkten ein rot-gelb-blauer Regenbogen. Das aufgemalte Symbol markiert den Weg der 42. US-Infanterie-Division, der "Rainbow Division". Ihr Kommandant war Harry J. Collins, der spätere Oberbefehlshaber der US-Truppen in Österreich.
Ganz andere Spuren haben die Army-Soldaten in der Landeshauptstadt Salzburg zurückgelassen. In der Steingasse sind an den Häuserwänden Kratzspuren eines Panzers zu sehen. Die Narben stammen von einer Aktion betrunkener US-Soldaten. Überliefert ist, dass die Soldaten im Mai '45 mit dem Panzer direkt ins Bordell fahren wollten. Die Gasse war aber zu schmal, und sie blieben mit ihrem schweren Gerät darin stecken. Die Abschürfungen am Mauerwerk wurden nie beseitigt. Die Geschichte gilt freilich als Urban Legend. Sie wird bei Stadtführungen von Reiseleitern erzählt, ist aber nicht belegbar.
Was die Aktion für die GIs disziplinarrechtlich gebracht hat, weiß auch niemand. Wesentlich tragischer jedenfalls dürfte ein Trinkgelage für sowjetische Soldaten in Gresten (Niederösterreich) geendet haben. Auf dem Friedhof der Mostviertler Gemeinde steht ein Gedenkstein für gefallene Sowjetsoldaten. Allerdings ist dieser, so wird in der Stadt überliefert, nicht nur Kriegstoten gewidmet. Einige Soldaten sollen an "falschem Alkoholgenuss" verstorben sein.
Genetische Spuren
Ein in den Felsen gehauener Stern in der Felsenau und eine kleine Gasse in der Feldkircher Altstadt erinnern an die rund 7000 marokkanischen Soldaten, die im April 1945 nach Tirol und Vorarlberg kommen mussten. Die Zwangsrekrutierten der französischen Armee waren nur kurz in Österreich, dann ging es für viele weiter in die Kolonialkriege. In Vorarlberg hinterließen einige nachhaltige Spuren, die "Marokkanerle" oder weniger freundlich "Kinder der Schande".
Die Beziehungen von Vorarlbergerinnen mit Marokkanern wurden bis in die jüngste Zeit tabuisiert. Die Nachkriegskinder hatten unter Diskriminierung und Stigmatisierung zu leiden. Erst der Bauer Georg Fritz, selbst Sohn eines marokkanischen Soldaten, brach das Tabu, suchte als 60-Jähriger nach seinem Vater und gründete mit anderen Betroffenen eine Vereinigung.
(jub, mika, neu, ruep, spri, DER STANDARD, 25.4.2015)
Die Soldaten und die Militärverwaltungen der Alliierten haben in Österreich deutliche Spuren hinterlassen. Einige sind bis heute sichtbar
Für die Salzburger ist es selbstverständlich: Das Schwimmbad in der Alpenstraße im Süden der Stadt ist das AYA-Bad. Über die Bedeutung des Namens sind sich freilich die wenigsten im Klaren. Das Bad wurde mit Mitteln des Marshallplans errichtet. Die Abkürzung steht für American Youth Association.
Die Franzosen setzten hingegen mehr auf Kultur. 1946 wurde in Innsbruck das französische Kulturinstitut eröffnet. Die Einrichtung bot Sprachkurse an, lud französische Künstler ein, organisierte Städtepartnerschaften. Dieses Erbe ziehen die Befreier von einst gerade zurück. Das Institut befindet sich aktuell in Auflösung. Das "Stück Frankreich in Tirol", wie man sich selbst bezeichnete, wird in Wien beheimatet sein, der Direktor wird künftig von dort aus
alle Bundesländer betreuen.
Rot-gelb-blauer Regenbogen
Von den eigentlichen Kampfhandlungen und militärischen Aktionen gibt es nur mehr wenige Reste zu besichtigen. In Salzburg beispielsweise findet sich an markanten Geländepunkten ein rot-gelb-blauer Regenbogen. Das aufgemalte Symbol markiert den Weg der 42. US-Infanterie-Division, der "Rainbow Division". Ihr Kommandant war Harry J. Collins, der spätere Oberbefehlshaber der US-Truppen in Österreich.
Ganz andere Spuren haben die Army-Soldaten in der Landeshauptstadt Salzburg zurückgelassen. In der Steingasse sind an den Häuserwänden Kratzspuren eines Panzers zu sehen. Die Narben stammen von einer Aktion betrunkener US-Soldaten. Überliefert ist, dass die Soldaten im Mai '45 mit dem Panzer direkt ins Bordell fahren wollten. Die Gasse war aber zu schmal, und sie blieben mit ihrem schweren Gerät darin stecken. Die Abschürfungen am Mauerwerk wurden nie beseitigt. Die Geschichte gilt freilich als Urban Legend. Sie wird bei Stadtführungen von Reiseleitern erzählt, ist aber nicht belegbar.
Was die Aktion für die GIs disziplinarrechtlich gebracht hat, weiß auch niemand. Wesentlich tragischer jedenfalls dürfte ein Trinkgelage für sowjetische Soldaten in Gresten (Niederösterreich) geendet haben. Auf dem Friedhof der Mostviertler Gemeinde steht ein Gedenkstein für gefallene Sowjetsoldaten. Allerdings ist dieser, so wird in der Stadt überliefert, nicht nur Kriegstoten gewidmet. Einige Soldaten sollen an "falschem Alkoholgenuss" verstorben sein.
Genetische Spuren
Ein in den Felsen gehauener Stern in der Felsenau und eine kleine Gasse in der Feldkircher Altstadt erinnern an die rund 7000 marokkanischen Soldaten, die im April 1945 nach Tirol und Vorarlberg kommen mussten. Die Zwangsrekrutierten der französischen Armee waren nur kurz in Österreich, dann ging es für viele weiter in die Kolonialkriege. In Vorarlberg hinterließen einige nachhaltige Spuren, die "Marokkanerle" oder weniger freundlich "Kinder der Schande".
Die Beziehungen von Vorarlbergerinnen mit Marokkanern wurden bis in die jüngste Zeit tabuisiert. Die Nachkriegskinder hatten unter Diskriminierung und Stigmatisierung zu leiden. Erst der Bauer Georg Fritz, selbst Sohn eines marokkanischen Soldaten, brach das Tabu, suchte als 60-Jähriger nach seinem Vater und gründete mit anderen Betroffenen eine Vereinigung.
(jub, mika, neu, ruep, spri, DER STANDARD, 25.4.2015)