Salzburg - Amis fuhren mit Panzer ins Puff...

josef

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#1
Ein paar "Gschichterln" über die Besatzungssoldaten:
Mit dem Tank der Army bis vor die Bordelltür

Die Soldaten und die Militärverwaltungen der Alliierten haben in Österreich deutliche Spuren hinterlassen. Einige sind bis heute sichtbar

Für die Salzburger ist es selbstverständlich: Das Schwimmbad in der Alpenstraße im Süden der Stadt ist das AYA-Bad. Über die Bedeutung des Namens sind sich freilich die wenigsten im Klaren. Das Bad wurde mit Mitteln des Marshallplans errichtet. Die Abkürzung steht für American Youth Association.

Die Franzosen setzten hingegen mehr auf Kultur. 1946 wurde in Innsbruck das französische Kulturinstitut eröffnet. Die Einrichtung bot Sprachkurse an, lud französische Künstler ein, organisierte Städtepartnerschaften. Dieses Erbe ziehen die Befreier von einst gerade zurück. Das Institut befindet sich aktuell in Auflösung. Das "Stück Frankreich in Tirol", wie man sich selbst bezeichnete, wird in Wien beheimatet sein, der Direktor wird künftig von dort aus
alle Bundesländer betreuen.

Rot-gelb-blauer Regenbogen
Von den eigentlichen Kampfhandlungen und militärischen Aktionen gibt es nur mehr wenige Reste zu besichtigen. In Salzburg beispielsweise findet sich an markanten Geländepunkten ein rot-gelb-blauer Regenbogen. Das aufgemalte Symbol markiert den Weg der 42. US-Infanterie-Division, der "Rainbow Division". Ihr Kommandant war Harry J. Collins, der spätere Oberbefehlshaber der US-Truppen in Österreich.

Ganz andere Spuren haben die Army-Soldaten in der Landeshauptstadt Salzburg zurückgelassen. In der Steingasse sind an den Häuserwänden Kratzspuren eines Panzers zu sehen. Die Narben stammen von einer Aktion betrunkener US-Soldaten. Überliefert ist, dass die Soldaten im Mai '45 mit dem Panzer direkt ins Bordell fahren wollten. Die Gasse war aber zu schmal, und sie blieben mit ihrem schweren Gerät darin stecken. Die Abschürfungen am Mauerwerk wurden nie beseitigt. Die Geschichte gilt freilich als Urban Legend. Sie wird bei Stadtführungen von Reiseleitern erzählt, ist aber nicht belegbar.

Was die Aktion für die GIs disziplinarrechtlich gebracht hat, weiß auch niemand. Wesentlich tragischer jedenfalls dürfte ein Trinkgelage für sowjetische Soldaten in Gresten (Niederösterreich) geendet haben. Auf dem Friedhof der Mostviertler Gemeinde steht ein Gedenkstein für gefallene Sowjetsoldaten. Allerdings ist dieser, so wird in der Stadt überliefert, nicht nur Kriegstoten gewidmet. Einige Soldaten sollen an "falschem Alkoholgenuss" verstorben sein.

Genetische Spuren
Ein in den Felsen gehauener Stern in der Felsenau und eine kleine Gasse in der Feldkircher Altstadt erinnern an die rund 7000 marokkanischen Soldaten, die im April 1945 nach Tirol und Vorarlberg kommen mussten. Die Zwangsrekrutierten der französischen Armee waren nur kurz in Österreich, dann ging es für viele weiter in die Kolonialkriege. In Vorarlberg hinterließen einige nachhaltige Spuren, die "Marokkanerle" oder weniger freundlich "Kinder der Schande".

Die Beziehungen von Vorarlbergerinnen mit Marokkanern wurden bis in die jüngste Zeit tabuisiert. Die Nachkriegskinder hatten unter Diskriminierung und Stigmatisierung zu leiden. Erst der Bauer Georg Fritz, selbst Sohn eines marokkanischen Soldaten, brach das Tabu, suchte als 60-Jähriger nach seinem Vater und gründete mit anderen Betroffenen eine Vereinigung.

(jub, mika, neu, ruep, spri, DER STANDARD, 25.4.2015)
http://derstandard.at/2000014818902/Mit-dem-Tank-der-Army-bis-vor-die-Bordelltuer?ref=rec
 
#2
Die Kratzspuren musste ich natürlich SOFORT sehen... :)



Zitat und Bild von:
-> http://www.wearesalzburg.com/mit-dem-panzer-nach-salzburg/
Geht mal über die Staatsbrücke auf die rechte Seite der Salzach und biegt dann gleich rechts ein, in die Steingasse, durch die Tom Cruise und Cameron Diaz einst für den ach so anspruchsvollen Film “Knight And Day” hopsten. (Für einen investigativjournalistischen Artikel zu dem Film bitte einmal hier klicken: Tom is gay, oida!). Wenn ihr dann bis zum DAS KINO gekommen seid, schaut euch das Mauerwerk an. Früher war die Steingasse noch eine Hauptverkehrsstraße und diente als Südeinfahrt in die Stadt. Heute ist es eine der vielen kleinen Gassen Salzburgs, die in den Bewohnern das “nördlichste Stadt Italiens”-Feeling aufkommen lassen. Die Spuren früherer Zeiten sind noch erhalten. Deutlich sieht man Kratzspuren im Mauerwerk.

Woher die kommen, ist eine der Legenden der Stadt. So sagt man sich, dass es der Versuch war, mit einem Panzer – je nach Quelle ist es mal ein russischer, mal ein amerikanischer – in die enge Gasse reinzufahren.

Wir haben bei Hr. Kramml vom Stadtarchiv und Statistik in Salzburg nachgefragt, was denn nun wirklich dran ist an der Story.

Mir ist noch aus Kindertagen bekannt, wie mir mein Vater die Spuren am Beginn der Steingasse bei Das Kino gezeigt hat, wo ein Panzer stecken geblieben sein soll. Vor eineinhalb Jahren gab es dann eine Anfrage für ein digitales Reisemagazin, wonach die Soldaten mit dem Panzer in ein Bordell in der Steingasse fahren wollten. Diese Angabe geht auf einen älteren, bereits verstorbenen Salzburger zurück, auf Rudolph Klehr, der 1998 ein Buch über die Steingasse geschrieben hat und dort den versuchten Besuch bei den „lüsternen Damen“ in der Steingasse erwähnt. Auch hier wird kein Datum des Vorfalls genannt.
Das Freudenhaus übrigens, von dem die Rede ist, ist das heute noch besuchbare (außer ihr versucht es mit einem Panzer) Maison de Plaisir. Laut unserer aufmerksamen Leserin Claudia hieß DAS KINO damals noch Lifka Kino. (Danke für den Hinweis.) Zu den zeitlichen Umständen sagt Hr. Kramml weiter:

Ich gehe davon aus, dass das Ereignis wohl im Mai 1945 anzusetzen ist. Damals hatten die Amerikaner sowohl das Kinogebäude als auch das große Hotel Stein in der Nähe beschlagnahmt.
Womit wir dem ganzen schon ein bisschen mehr auf den Grund gegangen wären und wissen, wo die Legende ihren Ursprung nahm. Am Ende bleibt es dann trotzdem weiterhin mysteriös:

Wie gesagt, konnte ich trotz mehrfacher Anfragen und Recherchen keine genaueren Angaben zu diesem Vorfall finden.
Unterm Strich lässt sich also zusammenfassen, dass die Panzergeschichte immer noch eine nette Erzählung ist, wenn man Gäste rumführen will. Ob tatsächlich was dran ist … ¯\_(ツ)_/¯

Alle Fotos von Arne Müseler / http://arne-mueseler.de/ / www.facebook.com/arne.mueseler.fotografie
 

josef

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#3
Salzburg - Steingasse

Die Kratzspuren musste ich natürlich SOFORT sehen... :)
:danke Steph ;)

Bei der Steingasse werden alte Erinnerungen wach :)... Wie ich schon an anderer Stelle mal geschrieben, absolvierte ich Anfang 1969 die Grundausbildung in der Schwarzenbergkaserne. Da galt noch für die ersten 6 Monate bei Ausgängen die "Uniformtragepflicht".

Um das Ansehen des Heeres nicht zu schädigen, war auch damals die Steingasse wegen der dort befindlichen "Etablissements" Sperrgebiet für Uniformträger des ÖBH! Dadurch war die Gasse mit einigen anderen "verbotenen Lokalen" im Salzburger Stadtgebiet Thema bei den wöchentlichen Belehrungen durch den Kompaniekommandanten bzw. dessen Stellvertreter :D

lg
josef
 
#4
4. Mai 1945 -Salzburg

Gestern wurde die neue Doku "BEFREIT UNDBESETZT von Gernod Fuchs" präsentiert. Auf 72 Seiten hat er, Mitglied des Salzburger-Wehrgeschichtlichen-Museum - seine jahrelangen detaillierten Nachforschungen festgehalten. Fuchs hat nun auch endlich eindeutig geklärt:
Die 3th Inf.Div hat am 4.Mai 1945 Salzburg befreit und nicht die immer wieder zitierte 42th Inf.Div., die erst im Juli 1945 bis Juli 1946 Salzburg besetzte!

Schriftenreihe des Archivs der Stadt Salzburg Beiheft 2 - 6€

mfg Fred
 
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