Schallaburg - Jahresausstellung 2022: „Reiternomaden in Europa“

josef

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#1
Schallaburg zeigt „Reiternomaden in Europa“
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Bei der diesjährigen Schau „Sehnsucht Ferne – Aufbruch in neue Welten“ auf der Schallaburg (Bezirk Melk) wurden 110.000 Besucher verzeichnet. Ab 9. April 2022 wird die Ausstellung „Reiternomaden in Europa“ gezeigt.
Online seit heute, 9.33 Uhr
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„Mitteleuropa wurde kontinuierlich von reiternomadischen Kulturen geprägt, die ihre Heimat im eurasiatischen Steppenraum hatten – sie sind ein wichtiger und unterschätzter Puzzlestein in der Entstehung Europas“, wurde in einer Aussendung mitgeteilt. Mit der Ausstellung 2022 „eröffnet sich eine neue Sicht auf diese Völker, die in der Geschichte oft nur als brandschatzende Steppenreiter dargestellt wurden und heute neu betrachtet werden will“.

„Erstmals ist es gelungen die Rolle der Reiternomaden für unsere – auch gegenwärtige – Geschichte darzustellen“, sagte Kurt Farasin, der Künstlerische Leiter der Schallaburg. Zeugen seien „beeindruckende Funde, die zu den bedeutendsten Europas zählen“. Auch nächstes Jahr werde – wie heuer erstmals – ein Escape Room Teil der Erlebniswelt, so Farasin.
Kupferstichkabinett der Akademie der bildenden Künste Wien
Thomas Ender, Der Zuckerhut an der Einfahrt des Hafens von Rio Janeiro

110.000 Menschen stillten heuer ihre „Sehnsucht Ferne“
Die diesjährige Ausstellung „Sehnsucht Ferne – Aufbruch in neue Welten" ging am Wochenende zu Ende. Heuer verzeichnete man 110.000 Besucherinnen und Besucher. Persönlich liegt mir sehr viel daran, dass hinter dem Wort ‚Ausstellung‘ Erlebnis, Spaß und persönliche Überraschung stehen kann. Die ist uns eindrucksvoll gelungen, indem wir die Geschichte des Aufbrechens in die Welt und die Geschichte unserer Gesellschaft aus mehreren Blickpunkten erzählt haben“, freute sich Kurt Farasin.

Ob Forscherin oder Eroberer, Abenteurerin oder Missionar, Trophäenjäger oder Reiseschriftstellerin – die Schallaburg wollte heuer die Menschen hinter den Geschichten und Legenden zeigen. „Die Ausstellung heuer war eine große Reise entlang der Sehnsucht Europas nach der Ferne. Gesammeltes, Mitgebrachtes und hier Geschaffenes hat uns vermittelt, wie bunt die Geschichte dieser Beziehung Europa-Welt eigentlich war“, so Marcel Chahrour, einer der Ausstellungskuratoren.
Das Zusammenspiel von Ausstellungen, historischem Ambiente und weitläufigem Schlossgarten mache die Schallaburg zu einem Lieblingsplatz, der in Erinnerung bleibt, so Geschäftsführer Peter Fritz: „Die Schallaburg steht dafür, sich auf Neues und Ungewohntes einzulassen und auch darüber zu reflektieren. Eine Weiterempfehlungsrate von sensationellen 97 Prozent unterstreicht die Begeisterung für unseren Erlebnisraum Schallaburg.“
09.11.2021, red, noe.ORF.at/Agenturen

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#2
Die unbekannten Spuren der Reiternomaden
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Mittelalterliche Reiternomaden als brandschatzende Horden – mit diesem lückenhaften Bild will die Schallaburg aufräumen. Eine aktuelle Schau zeigt Hunnen und Co. als spezialisierte Völker, die Europas Geschichte maßgeblich mitgeprägt haben.
Online seit heute, 14.13 Uhr
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Die nomadische Lebensweise der Hunnen, Awaren, Bulgaren und Ungarn war geprägt von ihrer hochspezialisierten Anpassung an das Leben in ökologischen Nischen. Dafür brauchten die Reiternomaden Europas großes Wissen und zahlreiche Fähigkeiten, das sie immer weiter Richtung Westen führte. Heute weiß man: „Auch die Steppengesellschaften aus Osteuropa und der eurasischen Grassteppe haben einen wesentlichen Teil zur Entwicklung Europas beigetragen“, ist in der Ankündigung der neuen Ausstellung auf der Schallaburg (Bezirk Melk) zu lesen.

Unter dem Titel "Reiternomaden in Europa – Hunnen, Awaren, Bulgaren, Ungarn“ wirft die Schau einen völlig neuen und wesentlich breiteren Blick auf ein Stück europäische Geschichte und Kultur, die in der öffentlichen Wahrnehmung bislang zu kurz kamen, so die beiden Kuratoren, Falko Daim und Dominik Heher.

„Dieser Teil der Geschichte geht uns alle an“
Es ist eine jahrhundertelange Geschichte, der Besucherinnen und Besucher auf ihrem Weg durch die Schallburg folgen, so Daim und Heher. Sie führt entlang der Spuren der Nomaden des Donauraums beginnend von ihrem Ankommen in Europa im vierten Jahrhundert bis in die Gegenwart. Auf diesem Weg sei man eingeladen, „die vermeintlich ‚wilden Horden‘ mit anderen Augen“ kennenzulernen – veranschaulicht durch beeindruckende Funde sowie Illustrationen von Martin Stark.

Falko Daim zufolge wurde der Osten Österreichs vom vierten bis ins zehnte Jahrhundert von Steppenkriegern und Steppengesellschaften sogar dominiert und in den ebenen Regionen auch bewohnt. "Das ist unsere Vergangenheit. Es war an der Zeit, diese Völker in ihrer Diversität im Zuge einer Ausstellung zu präsentieren. Dieser Teil unserer Geschichte geht uns alle an.“ So fand man nicht Hinweise auf Siedlungen, sondern vor allem teils sehr reiche Gräber mit Kleidungsaccessoires und Beigaben sowie allerlei vergrabene Schätze.

Martin Stark
Eine der bekanntesten Figuren der Reiternomaden: König Attila, hier skizziert bei einem Empfang mit seinen Hunnenkämpfern

Manche Spuren bleiben unergründlich
Weil das Klima der Steppe weder intensiven Ackerbau noch ganzjährige Viehhaltung an einem Ort erlaubte, gab es schon in der Jungsteinzeit erste Nomaden, die ihre Herden von Weideplatz zu Weideplatz führten. Sie erzeugten fast alles, das sie benötigten, selbst. Ihre Herden dienten als Nahrung, auch Fell, Knochen und Horn wurden verarbeitet. Die Reiternomaden hatten sich auf das Leben in der Steppe spezialisiert. Weil sie Rohstoffe umsichtig nutzten und nur besaßen, was sie transportieren konnten, hinterließen sie wenig sichtbare Spuren. Sie führten ein Leben in Bewegung und legten mit ihren (Reit-)Tieren oft hunderte Kilometer pro Saison zurück.

Die Steppengebiete Eurasiens – die Ursprungsregion der Reiternomaden – sind das Bindeglied zwischen Asien und Mitteleuropa. Die ersten Nomaden kamen nicht nur als Krieger nach Europa, sondern auch als Händler, Hirten und Siedler.

Gleich zu Beginn der Ausstellung lernt man die vier dort herausgearbeiteten Völker kennen, denen die Ausstellung laut Aussendung gewidmet ist: „Von den Hunnen mit ihrem charismatischen Kriegsherren Attila bis zu den Awaren, deren Reich sich an seinem Höhepunkt von Niederösterreich bis ins heutige Rumänien erstreckte; von den Bulgaren, die mit Inschriften, riesigen Erdwällen oder ganzen Städten deutliche Spuren hinterließen bis zu den frühen Ungarn, deren Königreich zum Vorläufer des heutigen ungarischen Staates wurde“.

Fotostrecke mit 4 Bildern
Rheinisches Bildarchiv Köln/ Foto: Anja Wegner
Dieses mit Glöckchen verzierte Schläfenschmuckpaar der Hunnen stellt Tiere mit schlangenartigem Körper dar. Exemplare wie diese fanden sich in reich ausgestatteten Frauengräbern zwischen unterer Donau über das nördliche Schwarzmeergebiet, das Kaukasusvorland bis nach Zentralasien
Germanisches Museum Köln/Anja Wegner
Vieles, von dem, was man über die Reiternomaden heute weiß, basiert auf archäologischen Funden. Hier abgebildet ist ein goldenes Diadem, eine Leihgabe aus dem Römisch-Germanischen Meusum in Köln

Móra Ferenc Múzeum/Izabella Linczer-Katkó
Schmuck und Kleidung waren weit mehr als Zierde. Bei den Hunnen wurde vor allem Gold zur Schau gestellt, bei den Ungarn waren Kleidung, Zaumzeug und Schmuck, vor allem aber Waffen unverzichtbare Statussymbole der Elite. Hier zu sehen, ein Gürtelbeschlag

Damjanich János Múzeum/Ferenc Simon

Die meisten der Spuren, die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern heute Aufschluss über die Nomaden geben können, beruhen auf archäologischen Funden. Denn trotz aller Entwicklung hatten die Nomaden keine Schriftkultur. Weil ihr Hab und Gut fast nur aus organischem Material bestand und feste Gebäude sowie steinerne Monumente selten waren, bleiben viele ihrer Spuren bis heute verschwunden und viele ihrer Lebensweisen ein Geheimnis.
„Was wir über sie wissen, verdanken wir zum Großteil der archäologischen Forschung. Heute stehen die frühmittelalterlichen Nomadenkulturen Europas mehr denn je im Interesse der internationalen Forschung. Mit feinerer Technologie und Methodik werden neue Daten gewonnen und alte Funde neu interpretiert“, heißt es.
Ein Leben zwischen Pferd und Statusverhandlungen
In der Welt der Nomaden mit ihren vielen verschiedenen Sprachen war die Körpersprache von besonders großer Bedeutung. Aber auch durch Gesten, Kleidung und Frisur kommunizierten die Reitervölker miteinander. Bildmotive spielten in der riesigen Steppe mit ihren hunderten Sprachen ebenfalls eine wichtige Rolle. Manche dieser bildlichen Codes brachten die Nomaden mit, andere lernten sie in Europa kennen. Heute sind fast nur noch Motive auf Objekten aus Metall erhalten.

Die Reitervölker suchten stetig den Kontakt zu Sesshaften. Ihre Erzeugnisse tauschten sie gegen Dinge, die sie selbst nicht herstellen konnten oder gegen Rohstoffe, die es in der Steppe nicht gab. Die Macht der Anführer basierte auf persönlichen Beziehungen, die ständig neu verhandelt werden mussten. „Deshalb galt: Darstellung ist alles. Jeder Auftritt war von Bedeutung. Es wurde genau beobachtet, welche Kleidung und welcher Schmuck getragen wurde, wer beim Bankett wo saß oder wer voran ritt. Bei den Hunnen wurde vor allem Gold zur Schau gestellt, bei den Ungarn waren Kleidung, Zaumzeug und Schmuck, vor allem aber Waffen unverzichtbare Statussymbole der Elite“, ist in der Ankündigung der Schau zu lesen.

Schallaburg/Klaus Pichler
Kleidung, Frisur, Schmuck und Waffen als Kommunikationsmittel: Nichts davon trugen die Reiternomaden zufällig

Europa: „Keine Insel der Seligen“
Wie es kam, dass Hunnen und Awaren wieder verschwanden, während Bulgaren und Ungarn blieben, wie ihr Weg vom Reiternomadentum zur Sesshaftigkeit führte, wie sich fremde Gesellschaften über Kultur- und Sprachgrenzen hinweg verständigten und aufeinander zubewegten und wo die Errungenschaften und Spuren der multikulturellen Nomadenvölker bis heute nachwirken – diese Fragen beantwortet die Ausstellung bis November.

Kurator Dominik Heher nannte als Ziel der diesjährigen Schau, Wissenslücken schließen und Vorurteile gegenüber den Reiternomaden ausräumen zu wollen. „Das Bild der Horden aus dem Osten, die Europa überfallen, ist überholt“, stattdessen wolle man „das Bild der nomadischen Völker in das richtige Licht rücken. Krieg und Konflikt war natürlich ein Aspekt. Aber eben nur einer von vielen.“ Zudem werde einmal mehr ersichtlich, dass Europa „keine Insel der Seligen ist“, heißt es: „Die einzige Konstante der europäischen Geschichte sind Mobilität und Migration.“
07.04.2022, Veronika Berger, noe.ORF.at
Ausstellungshinweis
Die Ausstellung "Reiternomaden in Europa – Hunnen, Awaren, Bulgaren, Ungarn“ ist auf der Schallaburg von 9. April bis 6. November 2022, montags bis freitags von 9.00 bis 17.00 Uhr sowie an Wochenenden und Feiertagen von 9.00 bis 18.00 Uhr zu sehen. Zur Ausstellung ist ein Katalog (169 Seiten, 29 Euro) erschienen.

Die unbekannten Spuren der Reiternomaden
 

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#3
Schallaburg: Reise in die Welt der Reiternomaden
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Auf der Schallaburg (Bezirk Melk) ist am Freitagnachmittag die Ausstellung „Reiternomaden in Europa“ offiziell eröffnet worden. Beleuchtet werden ab Samstag Ankunft und Präsenz der Hunnen, Awaren, Bulgaren und Ungarn.
Online seit heute, 17.25 Uhr
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Wer waren die Völker, die das Karpatenbecken, den Unteren Donauraum, aber auch den Osten des heutigen Österreichs über viele Jahrhunderte hinweg geprägt haben? Was bewog sie dazu, aufzubrechen und nach Westen zu wandern? Fragen wie diese werden in der Ausstellung beantwortet. Angekündigt wurde eine „Reise in die Welt und das Selbstverständnis der Nomaden des Donauraumes“.

Die Ausstellung „zeigt, wie sich fremde Gesellschaften über Kultur- und Sprachgrenzen hinweg verständigten und aufeinander zubewegten. Das Image der zerstörerischen Steppenvölker wird geradegerückt und die vielen positiven Aspekte, wie zum Beispiel ihre hochmodernen Technologien, werden in den Fokus gestellt“, sagte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner.

Die Schau verfolgt die Spuren der Nomaden des Donauraums von ihrem Ankommen in Europa im vierten Jahrhundert bis in die Gegenwart. Zu sehen sind Funde sowie Illustrationen von Martin Stark.

Fotostrecke mit 6 Bildern
Schallaburg/Klaus Pichler
Die Schallaburg zeigt Ankunft und Präsenz der Hunnen, Awaren, Bulgaren und Ungarn
Schallaburg/Klaus Pichler
Schallaburg/Klaus Pichler
Schallaburg/Klaus Pichler
Schallaburg/Klaus Pichler
Schallaburg/Klaus Pichler

Überholtes Bild der „Horden aus dem Osten“
„Der Osten Österreichs wurde vom vierten bis ins zehnte Jahrhundert von diesen Steppenkriegern und Steppengesellschaften dominiert“, erläuterte Kurator Falko Daim. Es sei an der Zeit gewesen, „diese Völker in ihrer Diversität im Zuge einer Ausstellung zu präsentieren“. Kurator Dominik Heher betonte: „Das Bild der Horden aus dem Osten, die Europa überfallen, ist überholt.“

Mit der Schau wolle man „das Bild der nomadischen Völker in das richtige Licht rücken“. Migration und kultureller Austausch seien immer schon eine Konstante der europäischen Geschichte gewesen, betonte Heher. Zum zweiten Mal lädt ein Escape Room zum Lösen eines historischen Rätsels ein. Geboten wird auch ein Familienprogramm.
08.04.2022, red, noe.ORF.at/Agenturen

Schallaburg: Reise in die Welt der Reiternomaden
 
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