"Schloss Tribuswinkel" und seine bewegte Geschichte

Bunker Ratte

Well-Known Member
#1
Der Schlosspark Tribuswinkel lädt zu einem gemütlichen Schreifzug ein. Der Naturlehrpfad wurde 1994 vom Verein "Pro Tribus" angelegt und interessant gestaltet. Holztafeln wurden aufgestellt die die Namen der einzelnen Pflanzen verraten. Ebenfalls sehenswert die riesigen Platanen auf dem Parkplatz des Schlosses.

und seine bewegte Geschichte erzählt:
Auf dem Platz des heutigen Schlosses dürften schon ältere Anlagen gestanden sein. Die Stiftungsurkunde des Stiftes Heiligenkreuz geht auf das Jahr 1136 zurück. Unter anderem wird ein Zeuge Jubort de Tribuswinchele genannt. Die erste Wehranlage dürfte als Wasserburg um 1120 bis 1230 gebaut worden sein. Das Geschlecht findet man auch im Salbuch des Stiftes Klosterneuburg. Es ist bis in die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts nachweisbar. Als Nachfolger findet man die Herren von Mistelbach und kurz darauf Wolfgang von Winden, in dessen Familie verblieb es bis 1527.
Danach wechselten die Besitzer ziemlich rasch. Darunter befanden sich die Starhemberger, die Streun von Schwarzenau und die Hoyos. Im Jahr 1588 erwarb Georg Federl Tribuswinkel. Nach dem Übertritt zum Protestantismus bekämpfte er die Katholiken. Da er die Kirchengüter der katholischen Pfarre einzog, musste sogar Erzherzog Mathias intervenieren. Die Schwiegertochter Federls veräußerte 1637 die Herrschaft an Johann Hector Graf Isolani, einen General der gefürchteten „Kroatischen Reiter“ unter Wallenstein. Seine Tochter trat in ein Kloster ein und verkaufte Tribuswinkel umgehend an Mathias Wägele.
Mit einer Unterbrechung von 1707 bis 1733 war die Familie Wägele von Walsegg zwischen 1666 und 1772 Eigentümer Tribuswinkels. Zur Zeit der Türkenkriege zählte Tribuswinkel zu den gut verteidigten Zufluchtstätten für die Zivilbevölkerung. Nach Maria Anna von Schulenburg-Oyenhausen, geb. Gräfin Kotulinsky, die das Gut Tribuswinkel 1772 kaufte, kam das Gut an die Familie Bartenstein. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Schloss großzügiger umgebaut, bevor es von den Freiherren Christoph und Johann von Doblhoff im Jahr 1877 erworben wurde.
Im Jänner 1900 besichtigte Kronprinzessin Stephanie, Witwe von Kronprinz Rudolf, Gut bzw. Schloss Tribuswinkel. Dieser Besuch gab dem Gerücht für einige Zeit Nahrung, die Kronprinzessin beabsichtige den Kauf der Liegenschaften. Die von den meisten Wiener Zeitungen kolportierte Nachricht eines vollzogenen Kaufs stellte sich in der Folge als unrichtig heraus.
Im Laufe des Ersten Weltkrieges, 1917, kaufte Ludwig Urban (1876–1946), Generaldirektor von Brevillier & Urban, das Schloss und baute es um. Ein um 1800 abgetragener Turm wurde wieder errichtet und ein zweiter Stock aufgesetzt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude von den sowjetischen Besatzungstruppen beschlagnahmt und darin ein lokales Hauptquartier sowie eine Filmzensurstelle eingerichtet. Verbunden mit der Auflage, darauf ein Erholungsheim einzurichten, schenkte Gertrude Urban, Witwe von Ludwig Urban, 1947 das gesamte Anwesen der Gemeinde Wien. (Der ehemalige Obst- und Gemüsegarten das Schlossparkareals kam jedoch an private dritte Hand und wurde mit Reihenhäusern bebaut.
Nach dem Staatsvertrag wurde das (in der Substanz geschwächte) Schloss im Jahr 1958 in ein Erholungsheim für ca. 160 Wiener Kinder umgebaut und (als achtes städtisches Kinderheim) am 17. August 1959 als Ludwig-Urban-Erholungsheim von Franz Jonas, Bürgermeister der Stadt Wien, eröffnet.
Im Jahr 1988 wurde das Erholungsheim geschlossen und die Liegenschaft drei Jahre später an die Stadtgemeinde Traiskirchen, zu der Tribuswinkel gehört, verkauft. Ab 1995 wurde das Schloss renoviert und ab 1997 darin unter anderem ein Kindergarten geführt.
Quelle: Schloss Tribuswinkel aus Wiki

144.jpg

149.jpg

die riesige Platane auf dem Parkplatz des Schlosses:
152.jpg
 

Anhänge

#4
Es sind hier noch zwei Umstände interessant:
1. Das Schloss steht mehr in der Ebene und ist von einem Wassergraben umgeben, der von unterirdischen Quellen gespeist wird. Gegner konnten den Wasserzufluss nicht stoppen.
Eher selten in dieser Gegend.

2. Es war eine Schenkung wie von Bunker Ratte erwähnt: "schenkte die Witwe von Ludwig Urban, 1947 das gesamte Anwesen der Gemeinde Wien"
Allerdings mit der Auflage es immerwährend als Kinderheim zu betreiben..........

Jahrzehnte später ist die Anzahl der bedürftigen Kinder extrem gesunken, weil sich die Lebensumstände verändert (verbessert) haben.
Und die Gemeinde Wien hat das Kinderheim geschlossen, und versuchte das Anwesen zu verkaufen.
Die Nachfahren der Urban`s haben dies erfahren und dagegen geklagt, weil das Anwesen eben nur unter diesen speziellen Bedingungen verschenkt wurde.
Es geht hier auch um eine grundsätzliche Frage, ob die Nichteinhaltung eines ursprünglichen Stiftungszweckes (auch unverschuldet und aus der gesellschaftlichen Entwicklung heraus, Konsequenzen hat oder nicht. Und ob ein Stiftungszweck quasi unendlich lange Gültigkeit hat, auch wenn es dem Beschenkten zuletzt viel kostete und keine Aussicht auf Besserung ist.
Im Anhang eine Übersicht solcher Fälle der Gemeinde Wien und beginnend mit Seite 46 der Fall Schloss Tribuswinkel.
Wie die Angelegenheit letztendlich ausging, ist mir nicht bekannt.
 

Anhänge

Zuletzt bearbeitet:
Oben