Schweden: Das bisher größte in Europa bekannte Vorkommen an seltenen Erden entdeckt

josef

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#1
SENSATIONSFUND IN SCHWEDEN
Riesenvorkommen seltener Erden entdeckt
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In Nordschweden ist das bisher größte in Europa bekannte Vorkommen an seltenen Erden entdeckt worden. Das teilte das staatliche schwedische Bergbauunternehmen LKAB am Donnerstag mit, das in Kiruna eine Eisenmine betreibt. Es handle sich um Vorkommen von über einer Million Tonnen an Metallen. Der Fund wird als spektakulär bezeichnet – und dürfte im Kampf gegen die Klimakrise in der EU eine entscheidende Rolle spielen. Die Metalle werden etwa für Elektroautos benötigt.
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Der Chef der schwedische Firma, Jan Moström, sagte, der Fund sei „eine gute Nachricht“ – nicht nur für die Region und Schweden, sondern für Europa und das Klima. „Es könnte ein wichtiger Baustein für die Herstellung der kritischen Rohstoffe werden, die für den grünen Übergang absolut entscheidend sind.“ Metalle der seltenen Erden umfassen eine ganze Reihe von Elementen, die unter anderem für die Produktion von Smartphones und Elektroautos benötigt werden, etwa für Batterien, Katalysatoren, Magnete und Leuchtmittel.

„Wir stehen vor einem Versorgungsproblem. Ohne Bergbau kann es keine Elektrofahrzeuge geben“, wurde Moström in einer Aussendung zitiert. Das Vorkommen „Per Geijer“ habe einen Umfang von über einer Million Tonnen, teilte das Unternehmen mit. Den Firmenangaben zufolge könnte das Vorkommen einen großen Teil des Bedarfs an Metallen der seltenen Erden in Europa decken.

IMAGO/TT/Jonas Ekströmer
Luossavaara-Kiirunavaara Aktiebolag (LKAB) produziert neben Eisenerz auch Phosphor für Europa

Förderung dürfte noch dauern
Moström erklärte, es könne aber „mehrere Jahre“ dauern, um das Vorkommen und die Bedingungen zu erkunden, es „profitabel und nachhaltig“ abzubauen. Das hänge auch von den Genehmigungen ab, sagte er bei einer Pressekonferenz in der Bergbaustadt Kiruna. Erfahrungsgemäß dauere es „zehn bis 15 Jahre“, bis tatsächlich der Markt beliefert werden könne. Noch in diesem Jahr strebe LKAB aber an, eine Abbaulizenz beantragen.

Das Unternehmen habe bereits mit den Vorbereitungen begonnen, eine mehrere Kilometer lange und etwa 700 Meter tiefe Trift in das Bergwerk von Kiruna zu treiben, um das Vorkommen „in den Einzelheiten“ zu untersuchen. Noch sei unklar, wie groß es tatsächlich ist. Man sei sich der Herausforderungen im Zusammenhang mit der Flächennutzung und den Auswirkungen bewusst, die mit der Erschließung der Mine einhergehen. Erst wenn diese analysiert worden seien, könne man einen Antrag auf Umweltprüfung stellen, so Moström.
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Nachfrage in EU steigt
Anwesend bei der Präsentation zum Fund war auch die schwedische Energieministerin Ebba Busch. Sie sagte, der Bedarf an seltenen Erden sei groß – die EU strebe schließlich den Umbau zu einer fossilfreien Wirtschaft an. Schweden hat seit Beginn des Jahres die EU-Präsidentschaft inne, eine Delegation der Kommission aus Brüssel ist gerade zu Besuch im Land.

Der Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, zufolge dürften Lithium und seltene Erden in diesem Zusammenhang bald wichtiger als Öl und Gas sein. Allein die Nachfrage nach seltenen Erden werde sich bis 2030 wohl verfünffachen – unter anderem, weil die EU bis 2035 Neuwagen mit Verbrennermotor verbieten möchte.
IMAGO/Panthermedia
Bismutkristalle sind selten – und in Zeiten der Energiewende begehrt

Abhängigkeit von China als Problem
Ministerin Busch sagte am Donnerstag: „Die Elektrifizierung, die Autarkie der EU und die Unabhängigkeit von Russland und China beginnt im Bergwerk.“ Europa sei aktuell abhängig von Importen, so das LKAB. Die Volksrepublik dominiere den Markt „vollkommen“, das erhöhe die „Verletzlichkeit“ der europäischen Industrie.
Die Abhängigkeit beziehe sich dabei nicht nur auf die Rohstoffe selbst, sondern auch auf deren Verarbeitung, so der Geologe und Rohstoffexperte Jochen Kolb vom Karlsruher Institut für Technologie in Deutschland gegenüber dem Westdeutschen Rundfunk (WDR). Gerade bei seltenen Erden liege diese Abhängigkeit schon bei über 80 Prozent.

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„Auch wenn Rohstoffe irgendwo anders aus dem Bergbau gewonnen würden, müssten diese nach China verbracht werden, um sie so aufzubereiten, dass sie hier in der Industrie genutzt werden könnten“, so Kolb. Dabei kämen seltene Erden auch in Europa vor, müssten aber erst gefunden und dann abgebaut werden – wozu oft auch der Willen fehle. Denn soziale und ökologische Probleme, die mit dem Abbau einhergehen, würden oftmals ins Ausland verlagert.
12.01.2023, moha (Text), scho (Grafik), beide ORF.at/Agenturen

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#3
Das Rennen um „saubere“ seltene Erden
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Nach dem Fund des bisher größten in Europa bekannten Vorkommens an seltenen Erden ist die Euphorie in Schweden und der EU groß: Die kritischen Rohstoffe seien für den grünen Übergang „absolut entscheidend“, zudem würde Europas Abhängigkeit von China reduziert werden. Obwohl die Metalle etwa für E-Autos und Windräder benötigt werden, steht deren Abbau wegen negativer Umweltfolgen aber auch in der Kritik. Nachhaltigere Methoden sind der Forschung bereits bekannt – eine breite Umsetzung fehlt aber noch.
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Der Chef des staatlichen schwedischen Bergbauunternehmens LKAB, Jan Moström, erklärte bei der Präsentation des Fundes, es könne „mehrere Jahre“ dauern, das Vorkommen von über einer Million Tonnen an seltenen Erden und die Bedingungen zu erkunden, um es „profitabel und nachhaltig“ abzubauen. Das hänge auch von den Genehmigungen ab, sagte er bei der Pressekonferenz in der Bergbaustadt Kiruna.

Man sei sich der Herausforderungen im Zusammenhang mit der Flächennutzung und den Auswirkungen bewusst, die mit der Erschließung der Mine einhergehen. Erst wenn diese analysiert worden seien, könne man einen Antrag auf Umweltprüfung stellen, so Moström. In jedem Fall würde der Fund ein „wichtiger Baustein für die Herstellung der kritischen Rohstoffe werden, die für den grünen Übergang absolut entscheidend sind“.

IMAGO/Imago Stock&people
In Nordschweden ist das bisher größte in Europa bekannte Vorkommen an seltenen Erden entdeckt worden

Seltene Erden werden in vielen technologischen Bereichen verwendet, etwa für Bildschirme, Legierungen in Akkus, Magneten, Gläser und Leuchtmittel. Vor allem aber gelten sie als Treiber der Energiewende: So enthalte ein Hybridfahrzeug bis zu zwölf Kilogramm seltene Erden, und die Permanentmagneten von Windturbinen könnten sogar bis zu zwei Tonnen seltene Erden benötigen, schreibt das deutsche Umweltbundesamt in einem Bericht.

Seltene Erden (SE)
Zu den seltenen Erden gehören die Elemente Cer, Praseodym, Neodym, Promethium, Samarium, Europium, Gadolinium, Terbium, Dysprosium, Holmium, Erbium, Thulium, Ytterbium, Lutetium und das chemisch ähnliche Element Yttrium.

Wichtig für Energiewende, schlecht für Umwelt?
Der Abbau der seltenen Erden ist wegen seiner ökologischen Folgen allerdings umstritten. Denn die Metalle werden in riesigen offenen Gruben abgebaut, die die Umwelt verschmutzen und ganze Ökosysteme beeinträchtigen können. Bei unzureichender Regulierung könnten beim Abbau Abwasserteiche entstehen, die mit Säuren, Schwermetallen und radioaktivem Material gefüllt sind und ins Grundwasser gelangen können, schreibt die US-amerikanische Website ScienceNews.

Natürliche Vorkommen der seltenen Erden sind begrenzt und schwer zu erreichen, da sie oft sehr tief liegen. Die Aufbereitung des Roherzes in eine Form, die für die Herstellung von Magneten und anderen technischen Geräten geeignet ist, gilt als langwieriger Prozess, der große Mengen an Wasser und potenziell giftigen Chemikalien verbraucht und viel Abfall produziert. Eine der größten und wichtigsten Abbaustätten seltener Erden in China, die Bayan-Obo-Mine in Baotou, zählt laut ScienceNews zu den am stärksten verschmutzten Orten der Welt.

Sentinel HubCC BY 3.0
1927 wurde die Bayan-Obo-Mine in China als Abbaustätte für Eisenerz eröffnet

BBC-Reporter Tim Maughan, der 2015 ein Projektteam in die Gegend um Baotou begleitete, bezeichnete das schwarze, giftige Füllbecken dessen, was als Abfallprodukt über Pipelines aus der Mine gepumpt wird, als „Hölle auf Erden“. Nicht nur die Arbeiter der Minen klagen über gesundheitliche Probleme, auch Bewohner der Region zeigen Symptome von Arsenbelastungen und Skelettfluorose. Die Sterblichkeitsrate durch Lungenkrebs ist deutlich erhöht, die Bezeichnung der Dörfer rund um Baotou als „Krebsdörfer“ sorgte international für Schlagzeilen.

Umweltfreundlicherer Abbau möglich
„Wir brauchen seltene Erden (…), um den Übergang zu einer klimasicheren Zukunft zu schaffen“, sagt Michele Bustamante, Nachhaltigkeitsforscherin beim Natural Resources Defense Council in Washington, gegenüber ScienceNews. Doch „alles, was wir beim Abbau tun, hat Auswirkungen auf die Umwelt“. Das Ausmaß könne man aber reduzieren, zitiert ScienceNews Thomas Lograsso, Direktor des Critical Materials Institutes.

Reuters
Beim Abbau seltener Erden werden Arbeiter oftmals giftigen Stoffen ausgesetzt

Wissenschaftler vom Guangzhou Institute of Geochemistry haben etwa eine Methode entwickelt, um die Mengen eingesetzter Ammoniumsalze beim Abbau der seltenen Erden künftig drastisch zu verhindern. So könnten elektrische Felder die Gewinnung nachhaltiger machen. Sollte sich die Methode durchsetzen, könnten in den kommenden Jahren auch Regionen etwa in den USA oder Brasilien profitieren, schreibt die Website Heise.de.

Mehr Recycling gefordert
Auch in puncto Recycling orten Forschende großes Potenzial: Laut dem „Global E-waste Monitor“ landen pro Jahr 7,3 Kilogramm Elektroschrott pro Person auf dem Müll – darunter seltene Erden. Die verbauten Mengen in Computern, Handys und Monitoren seien allerdings so gering, dass das Recycling wirtschaftlich häufig nicht rentabel erscheine, heißt es auf der Wissenschaftsseite des deutschen Senders ARD.

Reuters/Melanie Burton
Seltene Erden werden etwa für Magneten in Handys, Windturbinen und Elektrofahrzeugen eingesetzt

An der Rice-Universität in Texas haben Forschende eine Methode entwickelt, mit der seltene Erden und Metalle energieeffizient aus Industriemüll und Elektroschrott gewonnen werden können, schreiben sie im Fachmagazin „ScienceAdvances“. Durch den geringen Energiebedarf sei die Methode leicht skalierbar und habe das Potenzial, in Zukunft in großem Stil angewendet zu werden. Man habe aufgezeigt, dass die Methode funktioniere – jetzt müsste sie aber von Unternehmen aufgegriffen und entwickelt werden.

Auch in Österreich, etwa an der FH Krems, läuft derzeit in Kooperation mit tschechischen Forscherinnen und Forschern ein Projekt, um seltene Erden ohne umweltbedenkliche Abfälle zu recyclen. Aber auch die Bergbauunternehmen müssten bereit sein, in Veränderungen zu investieren, sagt Lograsso. „Wir wollen sicherstellen, dass die Wissenschaft und die Innovationen, die wir durchführen, von den Bedürfnissen der Industrie angetrieben werden, sodass wir hier keine Lösungen entwickeln, die niemand wirklich will.“

IMAGO/Xinhua/Imago Stock&people
Die seltene Erde Yttrium wird unter anderem für Fernseher, Energiesparlampen und Glas verwendet

Umweltfolgen und soziale Probleme nicht auslagern
Seit den 1990er Jahren wird die globale Produktion seltener Erden unangefochten von China dominiert. Nicht nur wegen der wirtschaftlichen Abhängigkeit, sondern auch aus Umweltgründen werden zunehmend Stimmen laut, diesem Monopol etwas entgegenzusetzen. Möglich wäre es: Rund zwei Drittel der globalen Vorkommen seltener Erden befinden sich außerhalb Chinas, etwa in Australien, Brasilien und den USA.
Es seien Chinas laxe Umweltstandards gewesen, die es dem Land ermöglicht hätten, seltene Erden zu etwa einem Drittel des Preises seiner internationalen Konkurrenten zu produzieren, so ein Bericht des in Washington ansässigen Institute for the Analysis of Global Security.

IMAGO/Lighthouse\UIG
Die Mountain-Pass-Mine ist die wichtigste Mine der USA für seltene Erden

Die sozialen und ökologischen Probleme, die mit dem Abbau seltener Erden einhergehen, würden bewusst ins Ausland verlagert werden, sagte auch der Geologe und Rohstoffexperte Jochen Kolb vom Karlsruher Institut für Technologie in Deutschland kürzlich gegenüber dem Westdeutschen Rundfunk (WDR).

Nachfrage nach seltenen Metallen steigt
Fest steht: Die Forschung rund um einen umweltfreundlicheren Abbau der seltenen Metalle wird wohl in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen. Denn laut der Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, dürften Lithium und seltene Erden bald wichtiger als Öl und Gas sein. Allein die Nachfrage nach seltenen Erden werde sich bis 2030 wohl verfünffachen – unter anderem, weil die EU bis 2035 Neuwagen mit Verbrennermotor verbieten möchte.
22.01.2023, moha, ORF.at

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#4
Unter dem Meeresboden
Nach Sensationsfund in Schweden ortet auch Norwegen große Mengen Seltene Erden


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Nach Sensationsfund in Schweden ortet auch Norwegen große Mengen Seltene Erden.

Erst vor wenigen Tagen hat Schweden den Fund riesiger Mengen an seltenen Erden gemeldet. Jetzt hat auch Norwegen Millionen Tonnen dieser wichtigen Rohstoffe entdeckt. Doch Umweltschützer haben Bedenken hinsichtlich des Abbaus.

Eine Studie hat ergeben, dass vor der Küste Norwegens größere Mengen an wertvollen Rohstoffen, wie seltenen Erden, Kupfer oder Kobalt lagern. „Unter den Metallen sind im von der Untersuchung erfassten Gebiet Magnesium, Niobium, Kobalt und Seltene Erden gefunden worden, die auf der Liste der EU-Kommission für knappe Mineralien stehen“, teilte die Norwegischen Erdöl-Direktion (NPD) mit.

Die NPD schätzt, dass unter dem Meeresboden 38 Millionen Tonnen Kupfer lagern könnten. Das ist etwa die doppelte Menge, die derzeit jährlich abgebaut wird. Ebenso werden 45 Millionen Tonnen Zink vermutet sowie 1,7 Millionen Tonnen Cer, ein seltenes Erden-Mineral, das in der Aluminiumverarbeitung verwendet wird.

Seltene Erden: Norwegen will Offshore-Gebiete für den Unterseebergbau öffnen
Norwegen hat eine lange Tradition im Bergbau und eine gut entwickelte Bergbauindustrie, insbesondere im Bereich der Erz- und Metallgewinnung sowie im Bereich der Offshore-Öl- und Gasförderung. Das Land erwägt daher bereits seit geraumer Zeit, seine Offshore-Gebiete für den Unterseebergbau zu öffnen. Dafür wäre jedoch die Zustimmung des Parlaments erforderlich.

Umweltgruppen warnen bereits vor einer weiteren Erkundung des Meeresbodens, bevor weitere Studien die Auswirkungen des Abbaus untersuchen. Es fehle noch an Wissen über das Leben in der Tiefsee, mahnte auch das norwegische Institut für Meeresforschung (IMR).
Die Erdöl-Direktion NPD räumte ebenfalls ein, dass es weitere Untersuchungen brauche, um abschätzen zu können, wie viele der Materialien unter akzeptablen Umweltbedingungen gefördert werden könnten.

Vor wenigen Wochen machte Schweden einen Sensationsfund
Erst vor wenigen Tagen hatte auch Norwegens Nachbarland, Schweden, von einer großen Entdeckung seltener Erden berichtet. Allerdings lagern diese in der Nähe der bereits bestehenden Eisenerzminen von Kiruna. Doch auch hier ist unklar, ab wann die seltenen Erden tatsächlich gefördert werden können und ob das Vorhaben überhaupt wirtschaftlich wäre.

Seltene Erden werden in der industriellen Produktion für eine Vielzahl von Anwendungen verwendet, darunter für die Elektronik, Energieerzeugung und -speicherung, Militärtechnologie, medizinische Geräte und den Transport. Für Europa hat die Verfügbarkeit eine große Bedeutung, da die EU auf sie angewiesen ist, um ihre Wettbewerbsfähigkeit in diesen Branchen zu erhalten. Fehlen seltene Erden als Ressource, kann das zu höheren Kosten und Verzögerungen in der Produktion führen – und die Entwicklung innovativer Technologien beeinträchtigen.

Derzeit ist China der größte Produzent und Lieferant von seltenen Erden weltweit. Das Land kontrolliert rund 60 Prozent der Verarbeitung und Raffinerie von seltenen Erden. China hat in den vergangenen Jahren seine Förderung von seltenen Erden erhöht und sich auf die Raffinerie und Verarbeitung dieser Ressourcen spezialisiert, um seine Wertschöpfungskette zu stärken und eine größere Kontrolle über den Markt zu erlangen.

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https://www.focus.de/finanzen/news/...grosse-mengen-seltene-erden_id_184272728.html
 

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#5
ENERGIEWENDE
Schwedens seltene Erden sind ein Glücksfall für Europa
Seltene Erden sind für viele Schlüsseltechnologien von Relevanz. Mit dem jüngsten Fund in Schweden könnte Europas Abhängigkeit von Importen verringert werden


Die Metalle der seltenen Erden können aus speziellen Mineralien gewonnen werden. Der Großteil der Produktion der wichtigen Ressource findet in China statt.
Foto: Reuters / Nayan Sthankiya

Das Aufatmen war in Europa deutlich zu hören, als Jan Monström, Chef des staatlichen schwedischen Bergbauunternehmens LKAB, Mitte Jänner "die gute Nachricht" gemeinsam mit Schwedens Energieministerin Ebban Bosch verkündete. Rund um das schwedische, nördlich des Polarkreises gelegene Bergbaustädtchen Kiruna sollen mindestens eine Million Tonnen an seltenen Erden lagern – ein Sensationsfund, der Kiruna mit einem Schlag zur größten Lagerstätte Europas für Seltenerdmetalle machte und in die Schlagzeilen brachte.

Wie schnell die neu entdeckten Lagerstätten nördlich von Kiruna tatsächlich abgebaut werden können, wird sich weisen. Derzeit geht man von einer Anlaufphase von zehn bis 15 Jahren aus.

"Das ließe sich, wenn notwendig, wahrscheinlich dramatisch verkürzen, weil nicht nur technische, sondern genehmigungsrechtliche Aspekte eine Rolle spielen", sagt Achim Walter Hassel, Experte für seltene Erden und Vorstand des Instituts für Chemische Technologie Anorganischer Stoffe an der Universität Linz. Nach Meinung des Experten für seltene Erden ist der Kiruna-Fund durchaus bedeutsam: "Die Größe des Fundes entspricht in etwa der vierfachen Weltjahresproduktion aus dem Jahr 2021", sagt Hassel. "Diese Menge hat eine strategische Bedeutung für die Europäische Union."

Abhängigkeit von Importen
Bisher waren in Europa nur kleine und für den Abbau wenig rentable Lagerstätten für seltene Erden bekannt. Die EU war von Importen, vor allem aus China, abhängig. Die Volksrepublik stemmt derzeit rund 60 Prozent der Weltjahresproduktion, und Europa bezieht einen Gutteil seines Bedarfs aus dem Land der Mitte.

Zwischen 2010 und 2015 hatte China Lieferungen seltener Erden nach Konflikten mit der WTO eingeschränkt und an Japan auch schon gänzlich ausgesetzt. "Damit wollte man im Konflikt um die Senkaku-Inseln nahe Taiwan Druck machen", sagt Hassel. "Durch diese Abhängigkeit von Chinas Wohlwollen wurde Europa erpressbar." Durch den Kiruna-Fund könnte Europa seinen Bedarf an seltenen Erden jedenfalls für viele Hightech- und Alltagsanwendungen zu einem guten Teil aus eigenen Quellen bestreiten.

Vor allem ihre magnetischen und lichttechnischen Eigenschaften, die durch die besondere Struktur ihrer Elektronenhülle entstehen, machen die handelspolitisch umkämpften Rohstoffe attraktiv für extrem viele Anwendungen.

Alleskönner
Allein die Aufzählung der Überschriften von Technologiebeispielen für die 17 Seltenen-Erde-Elemente füllt dabei mehrere A4-Seiten: Seltene Erden finden sich in vielen technischen Bauteilen, vom Handy, über Laptops, LEDs, Leuchtstoffröhren, Batterien bis hin zu Autos, Flugzeugen und Raketen.

Europium und Terbium werden in Plasmabildschirmen als Farbverstärker eingesetzt, Praseodym verstärkt die Leuchtwirkung von Kohlenstoffbogenlampen, Yttrium ist die Basis für den YAG-Laser, macht aber auch neue Supraleiter möglich oder vermindert in der Lambdasonde bei der Autoabgassteuerung Emissionen. Terbium und Dysprosium wiederum ermöglichen Werkstoffe, die das ultraschnelle Schalten und Verstärken von Lichtwellen im digitalen Datentransport via Glasfaserkabeln zulassen.

Ceroxid wird wegen seiner Härte als Poliermittel für Glas und Linsen benutzt, Gadolinium wiederum fungiert in der Magnetresonanztomografie als Kontrastmittel für verbesserte Tumorerkennung. Scandium ermöglicht hochfeste Alulegierungen für den Airbus 380 oder für leichte Rennradrahmen.

Grüne Energieproduktion
Auch für die klimafreundliche Energieproduktion könnten seltene Erden eine wichtige Funktion erfüllen, vor allem wegen ihrer magnetischen Eigenschaften. Schon in den 1960er-Jahren entdeckte man, dass man mit seltenen Erden Supermagnete herstellen kann, die die Leistung bislang bekannter Magnete um ein Vielfaches übertrafen. Die Versuche begannen mit Yttrium und Samarium und wurden einige Jahre später mit Dysprosium und Neodym fortgesetzt.

Heute werden Permanentmagnete, hergestellt aus Eisen, Bor und Neodym, in (Handy-)Lautsprechern, Mikrofonen, aber auch Festplattenlaufwerken oder Stellmotoren in Autos eingesetzt.

Antrieb für die Energiewende
In Zukunft könnten die "Seltenerdmagnete" aber auch eine viel stärkere Bedeutung für Windkraftanlagen erlangen. Denn mit ihnen können schon jetzt Windkraftgeneratoren kompakter, kleiner und damit vom Materialeinsatz her wesentlich effizienter gehalten werden.

Mit den neuen Reserven könnte Europa langfristig jedenfalls eine beachtliche Anzahl an neuen Windkraftgeneratoren mit Neodym-Permanentmagneten aus eigenen Quellen ausrüsten. Experte Hassel geht davon aus, dass sich der Neodym-Anteil beim schwedischen Seltenen-Erde-Fund um rund 15 Prozent bewegt.

Laut Expertenschätzung könnten damit theoretisch mehr als 240.000 Onshore-Windräder mit 6,5 Megawatt oder 100.000 Windkraftgeneratoren der bisher größten Offshore-Klasse mit 250 Meter Rotordurchmessern und 15 Megawatt Leistung ausgerüstet werden. Eines dieser Windräder allein könnte bereits eine mittlere Kleinstadt mit Strom versorgen.
(Norbert Regitnig-Tillian, 2.3.2023)
Schwedens seltene Erden sind ein Glücksfall für Europa
 
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