Steinkohlebergbau-Grünbach am Schneeberg

Bunker Ratte

Well-Known Member
#41
Bei meiner letzten Reise in der Gegend, konnte ich den Erbstollen Steinkohlebergbau Höflein entdecken. Laut Auskunft eines Anrainers war hier der Eingang zum Verbindungsstollen nach Grünbach. Ein Grubenhunt an der B26 und einen Zweiten bei dieser Gedächtnisstätte habe ich erblickt. In #12 von @josef wurde der Fortgang zum Steinkohlebergbau in Höflein bereits erläutert.

Gedächtnisstätte am Erbstollen
Im Jahr 1882 begann man in Unterhöflein einen Förder- und Abwasserstollen für den Josefi-Schacht im entfernten Grünbacher Steinkohlenrevier zu bauen.
Die damals erforderliche Länge betrug 2400 m. Bis 1888 wurde der Stollen zum Segen-Gottes Schacht in Grünbach weitergetrieben.
Der Stollen lag durchschnittlich 140 m unter der Erdoberfläche.Ein Großteil der in Grünbach geförderten Steinkohle wurde über den Erbstollen ans Tageslicht gebracht und hier in Unterhöflein auf Pferdefuhrwerke verladen.
1897 erhielt der Erbstollen einen Gleisanschluß an die Schneebergbahn. 1900 entstand eine neue Sortierungsanlage sowie eineBriketts-Fabrik.
Bis 1908 wurde im Stollen mit Grubenpferden befördert, ab 1908 kam eine benzinbetriebene Lokomotive zum Einsatz. Die Jahresförderung betrug 1918 ca. 86.000 t Steinkohle.1919 wurden in Höflein die Grubenfelder verkauft, 1920 die Förderung eingestellt.Der Erbstollen diente bis 1930 als Wetterführung und wurde dann aufgelassen.
Auf die Initiative des Hernn Günter Hornung, Erbstollen, wurde in der unmittelbaren Nähe des ehemaligen Mundloches des Erbstollens 1999 diese Gedenkstätte errichtet. Im Innern dieses Bauwerks zeugen viele Fotos von der ehemaligen Tätigkeit dieser historischen Vergangenheit.

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HF130C

Well-Known Member
#43
Herzlichen Dank für die interessanten Einblicke zu dem kleinen Museum beim Erbstollen. Es ist überaus erstaunlich, dass sich so lange nach der Schließung der Anlage eine Museumsinitiative gegründet hat - immerhin sind es über 30 Jahre gewesen.

Dieser Tatsache ist es wohl geschuldet, dass die gezeigten Grubenhunte mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit nicht aus Höflein stammen. Mit größter Sicherheit stammen diese jedenfalls aus der ehemaligen Tschechoslowakei, erkennbar an den charakteristischen Rädern und vor allem an dem dort sehr gebräuchlichen herzförmigen Kupplungsgehänge.

In Österreich waren die Zeltweger Hunte mit den normalen Hakenkupplungen vorherrschend, wie sie auch auf Seite 2 dieses Threads zu sehen ist. Diese herzförmige Kupplung mit dem angeschmiedeten Zapfen am Ende funktionierte nur im Neuzustand gut, bei zunehmenden Verschleiß waren Zugtrennungen unvermeidbar. Da war die in Osterreich und Deutschland vorherrschende Hakenkupplung weitaus zuverlässiger und unempfindlicher, allerdings mit dem Nachteil, dass sie nicht so komfortabel zum Einhängen war.

Es wäre interessant zu erfahren, auf welchem Weg diese tschechischen Hunte nach Höflein gekommen sind.
 

Bunker Ratte

Well-Known Member
#44
Dieser Tatsache ist es wohl geschuldet, dass die gezeigten Grubenhunte mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit nicht aus Höflein stammen.
Hallo HF130C,
einen herzlichen Dank,für die Information über die Grubenhunts :).Ich hatte zwar ein nettes Plauscher'l, mit einen Anrainer,der mir aber leider keine Auskunft über die Grubenhunts geben konnte,dank dir,habe ich wieder was dazu gelernt ;).
Lg
Michi
 

josef

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Mitarbeiter
#46
NÖN-Artikel

"100 Jahre Niederösterreich": Kohle aus Grünbach/Schneeberg
NÖN-Neunkirchen, 10. MAI 2022, Thomas Wohlmuth

Die Anlagen des Neuschachts in den letzten Jahren des Betriebes
Foto Marktgemeinde Grünbach


Das Grünbacher Steinkohlenbergwerk war einst das größte Österreichs und in über 140 Jahren ein Motor der Industrie.

In Grünbach und Umgebung wurde bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts oberflächennah Steinkohle gefunden und bald auch abgebaut. In den Folgejahren erwarb der Industrielle Alois Miesbach die meisten dieser einfachen Schurfstellen und begann mit dem Untertagebergbau im Josefi-Stollen, im Richard-Schacht und im Segen-Gottes-Schacht. Im Jahr 1857 erbte Heinrich Drasche die Firmen seines Onkels Miesbach und erwarb in weiterer Folge das gesamte Grünbacher Kohlerevier.

Nach anderen Besitzern erwarb 1915 ein Konsortium unter Beteiligung des Industriellen Fritz Mandl das Bergwerk. Zu diesem Zeitpunkt war eine grundlegende Modernisierung des Betriebs unbedingt erforderlich, da die Fördermenge von rund 80.000 Jahrestonnen nicht mehr steigerbar war, ab 1918 der Kohlebedarf der jungen Republik aber enorm war. Zu diesem Zweck wurde 1919 mit den Arbeiten am Schacht „Klaus“ begonnen, der in Grünbach bald als „Neuschacht“ bezeichnet wurde. Dieser Schacht sollte die Förderung zentralisieren und die Jahresförderung mehr als verdoppeln. Anfang der 1920er-Jahre erhielt auch der Segen-Gottes-Schacht ein Fördergerüst aus Stahlbeton. Das Grünbacher Kohlenbergwerk belieferte damals vorwiegend Industriebetriebe in der Region mit hervorragender Kesselkohle, der Transport konnte bereits ab 1897 mit der Schneebergbahn erfolgen. Im Jahr 1936 wurde mit 223.240 Tonnen die höchste Jahresförderung in der Geschichte erreicht.

Nach dem Anschluss an Nazi-Deutschland 1938 wurde das Bergwerk „arisiert“, da Fritz Mandl Jude war, und es diente sehr bald der Kriegswirtschaft. Nachdem Grünbach ein verhältnismäßig großer Betrieb war, wurde auf rasches Gewinnen aller leicht abbaubaren Flöze gesetzt. Als Grünbach im April 1945 unmittelbares Kriegsgebiet wurde, gelang es mutigen Bergleuten, die geplante Sprengung des Betriebs zu verhindern, doch weite Teile der Grube standen aufgrund des Mangels an elektrischem Strom unter Wasser.

Nach Kriegsende galt das Bergwerk Grünbach der sowjetischen Besatzungsmacht als „deutsches Eigentum in Österreich“ und wurde in den USIA-Konzern eingegliedert. Die sowjetische Verwaltung führte zwar Modernisierungen durch, sah sich aber auch mit dem Vorwurf des Raubbaus konfrontiert, so war bei der Übernahme des Betriebs in die verstaatlichte Industrie nach dem Staatsvertrag 1955 nur Kohle für wenige Wochen aufgeschlossen.

Zu Beginn der 1960er-Jahre wurde die Lage im gesamten Kohlebergbau immer schwieriger und im Grünbacher Bergwerk ganz besonders. Die hohen Förderkosten und die Konkurrenz durch das Erdöl als Energieträger führten schließlich zur Betriebseinstellung mit Oktober 1965. Das Werksgelände des Neuschachtes mit dem ehemaligen Maschinenhaus beherbergte einige Firmen und dient nach einem Umbau heute dem Verein „Lebensbogen“.
"100 Jahre Niederösterreich": Kohle aus Grünbach/Schneeberg
 
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