Steinzeitliche Felsmalereien in Südfrankreich entdeckt

josef

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JAHRTAUSENDEALTE SZENEN
Südfrankreich: Über hundert Steinzeitgemälde entdeckt
Auf einer Felswand im äußersten Südosten Frankreichs gewähren 120 Darstellungen Einblicke in eine spannende Zeit des Umbruchs

Die Felsmalereien aus einer Ära nach der letzten Eiszeit sind leicht zu übersehen. Claude Salicis vom IPAAM zeigt, wo man hinsehen muss.
Foto: IMAAP

Hinter Vegetation versteckt, waren sie womöglich seit Jahrtausenden unentdeckt oder zumindest unbeachtet geblieben, im vergangenen August kamen sie bei Rodungen für neue Kletterrouten ans Licht: Zwei Spaziergänger haben an einer Felswand in Valdeblore im südostfranzösischen Département Alpes-Maritimes eine große Zahl jahrtausendealter Felsmalereien entdeckt. Nun wurden die ersten Untersuchungsergebnisse vorgestellt.

Menschen, Hunde und Götter
Insgesamt zählten die Forschenden 120 unterschiedliche Darstellungen. Sie alle dürften aus der Jungsteinzeit stammen und rund 4.000 Jahre alt sein. "Es gibt männliche anthropomorphe Figuren, es gibt Hunde und andere Tiere und auch so etwas wie Gottheiten", berichtete Claude Salicis, Präsident des Instituts für Vorgeschichte und Archäologie Alpes-Méditerranée (IPAAM). Kampfszenen und Beerdigungen seien ebenso zu erkennen wie Waffendarstellungen, etwa Bögen und Dolche.
Der Fundort der Felsgemälde liegt nur wenige Kilometer vom Vallée des Merveilles entfernt, vom "Tal der Wunder". Dieses Hochtal in den französischen Seealpen ist berühmt für seine über 40.000 Felsgravierungen, die es zur zweitgrößten Fundstelle prähistorischer Gravuren im Alpenraum machen.

Seltene Malereien
Dagegen nimmt sich der aktuelle Fund in Valdeblore zwar bescheiden aus, selten und kostbar seien die Felsbilder dennoch, wie Salicis betont. Das liegt insbesondere daran, wie sie entstanden sind. Die "Künstler", die hier am Werk waren, haben ihre Motive nicht ins Gestein eingekerbt, sondern auf die Felsen aufgemalt. "Bisher haben wir im gesamten Département Alpes-Maritimes nur zwei solcher Zeichen gefunden", sagte Salicis.

Womöglich befanden sich an den Felsen oberhalb des Weilers La Roche ursprünglich mehr als die heute erfassten 120 Bilder. Die Forschenden nehmen an, dass einige Kunstwerke schon bei früheren Arbeiten an der von Kletterern gerne bestiegenen Felswand beschädigt oder zerstört wurden.

"Einige Teile wurden abgeschliffen. Andere Zeichnungen sind wahrscheinlich einfach verschwunden", sagte Salicis. Es fällt vermutlich auch nicht schwer, die Malereien zu übersehen. In der Sonne seien die gelben und leicht rosafarbenen Darstellungen auf dem gelblichen Cargneule-Gestein kaum zu erkennen.


Einige der Felsmalereien könnten kriegerische Handlungen darstellen, mutmaßen die Forschenden.
Foto: Ipaam

Spannende Umbruchphase
Die Motive, die handwerkliche Umsetzung, vor allem aber eine Kohlenstoff-14-Datierung siedelten die Felsmalereien in der ausgehenden Jungsteinzeit an. Wahrscheinlich entstanden sie zwischen 2100 und 2000 vor unserer Zeitrechnung, berichten die Fachleute in den aktuellen "Mémoires de l'IPAAM". "Das war am Übergang vom Spätneolithikum zur frühen Bronzezeit", sagte Salicis. "Damit handelt es sich bei den Bildern um Zeugnisse aus einer besonders spannenden Zeit des Wandels, in der sich viele Bereiche der damaligen Lebensweisen und Glaubensvorstellungen verändert haben."

Vielleicht war den Urhebern der Zeichnungen dieser Ort auch "heilig", spekulierte der Wissenschafter. "Immerhin habe die Gegend noch in napoleonischen Katastern den lokalen Namen "Prohïbit" getragen – ein Hinweis auf verbotenes Gelände, das man meiden sollte.
(tberg, 5.2.2023)

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