Tritolwerk Theresienfeld (Eggendorf)

C

cybersdorf

Nicht mehr aktiv
#1
Hallo allerseits,

ich hätte eine Frage - d.h. ich habe einige Fragen, aber mit dieser will ich anfangen :) - zur Pulverfabrik/Tritolwerk in Wr. Neustadt. Euch allen sicher ein Begriff, auf geheimprojekte.at dargestellt (großartiges Site übrigens), aber mir bis vor Kurzem völlig unbekannt. Unlängst war ich beruflich in dieser Gegend und habe diese Trümmerfelder kennengelernt. Ein bissl Internetrecherche hat mich jetzt hierher geführt, weil ich mehr über diese doch recht faszinierende Gegend erfahren möchte.

Also die erste Frage: dort bei der alten Fabrik ist man ja momentan stark am Bauen. Das intakte Verwaltungsgebäude präsentiert sich schmuck hergerichtet, in Schönbrunnergelb mit grünen Fensterläden - man könnt an ein Prinz Eugen'sches Jagdschloss denken, wenn das Ambiente nicht wäre. Am Tor ein Schild der Post-Immobiliengesellschaft, aber rundum noch immer Sperrgebietstafeln. Was passiert dort? Gibt das Bundesheer das Gelände auf, oder kriegt der Verteidigungsminister ein Sommerhaus mit Garten?
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
M

Matthias

Nicht mehr aktiv
#2
Hallo,

Das Tritolwerk wird Momentan zum grössten Katastrophenübungsplatz Europas ausgebaut.
Das Verwaltungsgebäude wurde renoviert, es wurden Lehrsäle und Unterkünfte eingerichtet und es wurde sogar eine eigene gemauerte Kochstelle für die übenden Organisationen errichtet.
Der Verwalter hat uns letztens erklärt, daß das Tritolwerk für 2007 schon fast ausgebucht ist und fast keine Termine mehr zu bekommen sind.
Im Tritolwerk üben freiwilligen Feuerwehren, Berufsfeuerwehren, das THW, Rettungshundeorganisationen, usw. und nicht zuletzt das Bundesheer, allen voran die ABCAbwS.
Das Tritolwerk ist im Besitz des BMLV und daran wird sich auch nichts ändern.

Hier Bilder von einer Übung.
EUDREX04

gruß
Matthias
 

josef

Administrator
Mitarbeiter
#3
Übung zur Bewältigung von Zwischenfällen mit radioaktivem Material

ORF NÖ.: Wr. Neustadt 18.04.2007

180 Experten trainieren für Ernstfall
Seit Montag findet in Wiener Neustadt eine internationale Katastrophen-Übung statt, die sich mit der Messung von Radioaktivität in Notfällen beschäftigt. 180 Experten aus 30 Nationen nehmen daran teil.

Trainiert wird im Tritolwerk in Theresienfeld
Zusammenarbeit muss geübt werden, die große internationale Übung hat einen einfachen Grund: Gerade im Katastrophenfall ist es wichtig, dass Einsatzkräfte und Messtechnik-Experten besonders gut und schnell kooperieren, und das muss ganz einfach geübt werden. Die Teams üben hauptsächlich auf dem speziell ausgestatteten Bundesheer-Übungsplatz, dem Tritolwerk bei Wiener Neustadt. Dort werden an insgesamt neun Schadstellen verschiedene Messungen durchgeführt, Gefahren beurteilt und eingeschätzt und Maßnahmen veranlasst.

Analyse der Arbeitstechniken
Ziel ist es aber, nicht nur die Kooperation zu überprüfen und zu verbessern, sondern vor allem auch, die international agierenden Expertenteams an einheitlichen Standards zu messen. Die internationalen Arbeitstechniken sollen am Beispiel von Zwischenfällen mit radioaktivem Material dokumentiert und analysiert werden.


Quelle: http://noe.orf.at/stories/186395/
 

josef

Administrator
Mitarbeiter
#4
Tritolwerk WN - Theresienfeld

Dazu Meldung bei ORF-NÖ.:



Katastrophenhilfeübungsplatz 12.10.2007

"Tritolwerk" nach Sanierung wieder eröffnet
Der ABC- und Katastrophenhilfeübungsplatz "Tritolwerk" (Bez. Wiener Neustadt) wurde nach einer Generalsanierung wieder eröffnet. Mehr als neun Millionen Euro wurden in den Ausbildungsort für Katastrophenhilfe investiert.

Modernste Übungsgelände Europas

Der Übungsplatz Tritolwerk bei Theresienfeld ist nun das modernste Übungsgelände Europas für Katastrophenhilfe und ABC-Einsätze. Sämtliche Schutzräume, Lehrsäle und auch das Übungsgelände wurden renoviert und ausgebaut. Neu dazugekommen ist eine moderne Brandbekämpfungsanlage. Nach zweijähriger Bauzeit wurde das 36 Hektar große Areal heute offiziell wiedereröffnet.

8.000 Einsatzkräfte haben das Übungsgelände heuer bereits genutzt. Das Gelände wird für zahlreiche nationale und internationale Großschadensübungen genutzt.
Quelle: http://noe.orf.at/stories/228307/

Bei nachstehendem Bericht ist ein Foto mit dem markanten Wasserturm des ehemaligen Werkes:

http://www.geheimprojekte.at/t_wnmun.html
 
H

Harald 41

Nicht mehr aktiv
#6
Tritolwerk

War vor einigen Tagen in Wiener Neustadt, auf dem Heimweg in Theresienfeld und sah mir Das Tritolwerk an.
Habe auch die neuersten Fotos reingestellt,anbei habe ich aber noch eine Frage
vis a vis ist ein Wald, wo rechts eine Strasse zu Schottergruben führt.
Nach etwa 150m rechts in einem Grünstreifen stehen Fundamente aus Beton, dürften schon sehr Alt sein.
Was Könnte das gewesen sein.Bitte alle wissenden um Antwort.
Mfg Harry:
 

Anhänge

struwwelpeter

Well-Known Member
#7
Habe gerade einige Information gefunden:

Quelle: http://www.bmlv.gv.at/truppendienst/ausgaben/artikel.php?id=954

Text:
1915: Der erste Weltkrieg ist bereits voll entbrannt und aufgrund des hohen Bedarfes an Trinitrotoluol (TNT), im Volksmund auch Tritol, wird mit der Planung neuer TNT-Fertigungsanlagen in Eggendorf bei Wiener Neustadt begonnen. Doch das Tritolwerk geht erst 1918 in Betrieb - als die weltweit modernste und betriebssicherste Sprengstofferzeugungsanlage ihrer Zeit...

Die ursprüngliche Anlage
Das Werk umfasste 33 Gebäude - alle mit WC-Anlagen, Waschräumen und Garderoben. Die Gebäude wurden größtenteils aus Eisenbeton mit leichten, flachen Dächern, einer großen Anzahl von Fenstern und Türen und in einer entsprechend sicheren Entfernung (Stichwort: Detonationsübertragung) zueinander errichtet.

Zur Versorgung der Fabrikanlage mit Energie diente eine eigene Kraftzentrale, die das Tritolwerk heute noch optisch prägt. Sie besteht aus einem 42 Meter hohen Wasserturm, einem Kohlesilo sowie einem Werkstättentrakt mit Dreherei, Schmiede und Tischlerei. Der Wasserturm fasste 500 m3 Wasser und der Kohlesilo 30 zweiachsige Eisenbahnwaggons mit Kohle.

An der Haupteinfahrt stehen zwei zweigeschossige Pavillons. Das von der Zufahrtsstraße her linke Gebäude diente als Meister- und Feuerwehrhaus mit Speiseraum samt Küche sowie Dusch- und Wannenbädern für Meister und Unteroffiziere. Hier waren auch die Wachsoldaten untergebracht. Das rechte Gebäude war das Verwaltungs- und Lagergebäude.

Die Fabrik war allerdings nur wenige Monate in Betrieb. Nach dem Zerfall der Donaumonarchie stellte sie die Produktion ein.

Der erste große Umbau
Nachdem in der Zwischenkriegszeit verschiedene Firmen vergeblich versucht hatten, das Werk profitabel zu nutzen, pachtete 1940 der Erdmann-Wühle-Konzern das Gelände und im Folgejahr nahm das Werk nach umfangreichen Umbau- und Adaptierungsarbeiten als größtes Laborier- und Delaborierungswerk des Dritten Reiches den Betrieb auf. Bis Kriegsende arbeiteten dort ständig mehr als 4 000 Personen (davon mehr als die Hälfte Frauen). Noch in der Karwoche des Jahres 1945 munitionierten zurückgehende SS-Truppen an den Laderampen des Werkes auf - am Ostersonntag befand sich das Werk bereits in der Hand der Roten Armee, die bis 1955 dort Sowjetsoldaten unterbrachte. Große Teile des Werkes wurden danach demontiert (von Maschinen, Glasfenstern und Fliesen bis zu daumendicken Eisenstäben aus den Eisenbetondecken) und 1958 wurde auch der Eisenbahnanschluss abgetragen. Der "Rest" diente dem Bundesheer Jahrzehnte als Nebenmunitionslager der Heeresmunitionsanstalt Grossmittel.

Schadenstelle 1 - Ruine
In diesem zweigeschossigen, vollständig unterkellerten und teilweise eingestürzten Verwaltungsgebäude können die Hilfskräfte das Suchen und Retten von Personen aus Höhen und aus Vertrümmerungen mit oder ohne Branddarstellung üben sowie das Löschen von innen und außen.

Schadenstelle 2 - Fabrikgebäude (Turmgebäude)
Das weitläufige, größtenteils unterkellerte Hauptgebäude mit einem Wasserturm eignet sich vor allem für das Suchen und Retten von Personen aus weitläufigen Kelleranlagen mit nur versperrten Räumen, Schwalbennestern und Trümmerkegeln (siehe Kasten Begriffserklärungen) sowie aus Höhen bis zu 30 Metern und für Löschangriffe von innen und außen.

Schadenstelle 3 - Zisterne
Die Zisterne ist ein unterirdisches Wasserreservoir mit einem darüberliegenden Eingangsgebäude. Sie ist vor allem für das Retten und Bergen von Personen aus Tiefen (15 Meter) und aus Schwalbennestern sowie zur Personensuche in unübersichtlichen Geländeteilen geeignet. Auch der Einsatz von künstlichem Nebel ist dort möglich.

Schadenstellen 4 und 5 - Unterführung, Gebäude mit Keller
In diesen Verbindungsgang (Unterführung) zwischen zwei Gebäuden (ein teilweise eingestürztes Kleingebäude mit aufgesetztem Tankkessel) ist das Eindringen nur nach einer Trümmerbeseitigung oder einem Deckendurchbruch möglich. Erst dann können die Personen aus einem versperrten Raum, einem angeschlagenen Raum oder einem Trümmerkegel gerettet oder geborgen werden. Dazu können auch Suchhunde eingesetzt werden.

Schadenstelle 6 - Tauchbunker
Der eingeschlämmte Raum (Tauchbunker) in diesem Bereich ist durch einen unter Wasser liegenden unterirdischen Gang erreichbar. Die Rettung von darin eingeschlossenen Personen ist nur nach Abpumpen des Wassers möglich.

Schadenstelle 7 - Kellerhalle
In dieser schwer vertrümmerten Kellerhalle (Großkeller) können verschiedene Rette- und Bergesprengarten aus einem Trümmerkegel durchgeführt werden. Das Retten und Bergen von Personen erfolgt danach mittels Trümmerabhebung (z. B. mit einem Luftkissen) oder einem Durchbruch. Die Lokalisierung der Verschütteten kann dabei u. a. durch Einsatz von Suchhunden bzw. Schall erfolgen.

Schadenstellen 8 und 9 - Baustelle, Filteranlage
Auch aus diesem großen Kellerraum und dem zum Teil unterirdischen Schadenplatz (Filteranlage) müssen die Hilfskräfte mit Suchhunden bzw. Schallortung Personen aufspüren und diese mittels Durchbruch oder Trümmerabbau aus versperrten Räumen, Rutschflächen und Trümmerkegeln bergen.

Schadenstellen 10 und 11 - Munitionsbunker, Brunnenschacht
Im Verladebereich eines großen Munitionsbunkers befinden sich mehrere beschädigte, halb verschüttete Kraftfahrzeuge. Die Bergung der darin eingeschlossenen Personen ist nur mittels eines Mauerdurchbruchs oder einer Trümmerabräumung möglich. Der angrenzende Brunnenschacht dient vor allem der Übung des Bergens von Personen aus teilvertrümmerten engen Räumen (Trümmerkegel, Rutschfläche).

Schadenstelle 12 - Fabrik mit StahldachAus einem eingestürzten unterkellerten Gebäude sollen verschüttete Personen geborgen werden. Dabei wird vor allem das Eindringen in einen Keller durch die Kellerdecke, also "von oben", ausgebildet und trainiert.

Schadenstelle 13 - Silo mit Trümmerfeld:An diesem Silo sollen die Einsatzkräfte die Schaffung von Zugängen sowie das Retten und Bergen von Personen aus geschlossenen Räumen üben. Dabei müssen bereits existierende Öffnungen wieder freigelegt oder erweitert werden.
 
S

SIEGfried

Nicht mehr aktiv
#8
Haben die ja nett hergerichtet. Wenn ich sowas seh, da geht mir das Herz auf :)
Wohn eingentlich gleich ums Eck, war aber schon ewig nicht mehr dort.
Vor 10 Jahren waren wir mit dem JaKdo im linken Gebäude einquartiert oder eingepfercht. Der Wind blies durch, alles baufällig aber jetzt ist es wunderschön. (abgesehen von dem halben Dach aber immerhin)
 
J

Joa

Nicht mehr aktiv
#9
Tritolwerk Theresienfeld - Eggendorf

Vergangenen Samstag fuhr ich zu diesem Lost Place, der vom Bundesheer als Übungsgelände verwendet wird. Das 36 ha große Areal ist von einem etwa 3m hohen Zaun umgeben, der keine Schwachstellen aufweist, daher nur einige Aufnahmen von außen. Lohnender war deshalb der gestrige Besuch des Sperrgebietes Güpl-Blumau. Organisatorisch war dieses Werk der Pulverfabrik Blumau zugeordnet. Quelle


Vor den Bildern noch ein paar Infos für diejenigen, die es so wie ich, nicht gewusst haben. Quelle Wiki

Der Name Tritol rührt vom erzeugten Sprengstoff Trinitrotoluol (TNT) her. Die Munitionsfabrik wurde während des Ersten Weltkrieges ab Juli 1916 errichtet, konnte jedoch wegen des strengen Winters 1916/17 sowie Ressourcenknappheit erst im letzten Kriegsjahr fertiggestellt werden. Die Tritol war ebenso wie die in Sollenau im Jahr 1916 errichtete Benzol ein Zweigwerk der Pulverfabrik in Blumau. Die Industriebauten wurden von dem im Krieg als Landwehr-Ingenieur arbeitenden Architekten Bruno Bauer projektiert und errichtet.

Auf dem Gelände der ehemaligen Munitionsfabrik zwischen Theresienfeld und Eggendorf entstand 1993 ein Übungsplatz des Bundesheeres. Das Gelände nördlich des Flugplatzes Wiener Neustadt-Ost ist ca. 36 ha groß und weist außer dem Hauptgebäude mit dem ehemaligen 42 Meter hohen Wasserturm noch die Trümmerfelder der zerstörten Fabrik und Bunkeranlagen auf. Diese eignen sich daher besonders als Übungsgelände für Katastrophenhilfseinheiten, da die verschiedensten Einsatzszenarien einfach nachgestellt werden können. So können Erdbeben genauso wie Strahlen- oder Chemieunfälle wirklichkeitsnah dargestellt werden.

Bilder von der Umrundung des Geländes
Tritolwerk 008.jpg Tritolwerk 007.jpg Tritolwerk 010.jpg Tritolwerk 011.jpg Tritolwerk 012.jpg Tritolwerk 015.jpg Tritolwerk 019.jpg Tritolwerk 021.jpg Tritolwerk 032.jpg Tritolwerk 033.jpg
 
Oben