Unter Denkmalschutz stehende älteste Synagoge Österreichs in Korneuburg fristet würdeloses Dasein als Garage

josef

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Warum Österreichs älteste Synagoge als Garage verwittert
Der historisch wichtige Bau in Korneuburg fristet ein würdeloses Dasein. Nun könnte endlich eine Lösung für das Problem gefunden werden
Korneuburg – Die Schnauze eines Oldtimers steckt im Tor von Österreichs ältester noch erhaltener Synagoge. Wobei es sich natürlich nicht um den originalen Zugang zum historischen Gebäude handelt – der heutige Besitzer hat die Öffnung hineingestemmt, um den Bau als Garage nutzen zu können.


Die Einfahrt zur Garage ist vom heutigen Besitzer gestemmt worden.
Foto: Christian Fischer

Der Zustand der Synagoge in Korneuburg (Niederösterreich) beschäftigt die Stadt seit Jahrzehnten. Seit 1980 steht das Gebäude unter Denkmalschutz, nach wie vor gleicht es einer Ruine. DER STANDARD berichtete schon 2008 darüber. Versuche der Stadt, die Synagoge zu kaufen, waren lange am Widerstand des Besitzers gescheitert. Das könnte sich nun ändern. "Wir sind in Gesprächen mit den Eigentümern", sagt Bürgermeister Christian Gepp (ÖVP) zum STANDARD. Mehr wolle er aber dazu nicht sagen, ausgemacht scheint die Sache noch nicht.

Zorn über Denkmal-Auflagen
Der aktuelle Zustand der Synagoge wird ihrer historischen Bedeutung jedenfalls nicht gerecht. Der im 14. Jahrhundert gebaute Tempel gehört zu den wichtigsten in ganz Europa, auch wenn er seit der ersten Vertreibung der Juden im Jahr 1420 nicht mehr religiös genutzt wurde. Seitdem überlebte das Gebäude verschiedenste Eigentümer und Nutzungen, bis es 1956 vom Vater des derzeitigen Besitzers gekauft wurde.

Als das Denkmalamt den Bau 1980 unter Schutz gestellt hat, ließt das Korneuburger Amt dort auch sämtliche Bauarbeiten stoppen – der Besitzer dürfte über die Auflagen alles andere als erfreut gewesen sein, für den STANDARD war er nicht erreichbar.

Amt kann Renovierung nicht erzwingen
"Es ist offensichtlich, dass derzeit weder die Nutzung als Garage und Lagerraum, noch der Erhaltungszustand der Bedeutung der ehemaligen Synagoge gerecht wird", sagt eine Sprecherin des Bundesdenkmalamts. Jedoch: "Die Möglichkeiten des Bundesdenkmalamtes den Eigentümer zu aktiven Erhaltungsmaßnahmen zu zwingen, sind gering." Würde sich der aktuelle (oder künftige) Eigentümer aber für Renovierungsmaßnahmen entscheiden, könnten diese aus Bundesmitteln gefördert werden. Das Denkmalamt stehe jedenfalls für Gespräche zur Verfügung.


Schmucklos verwittert die älteste Synagoge Österreichs.
Foto: Christian Fischer

Eine Ausstellung im Stadtmuseum 2015 hat dem Anliegen, der Synagoge ihre Würde zurückgegeben, aber neuen Aufwind verschafft. Die aufwendig kuratierte Schau zeigte anhand von Skizzen und Visualisierungen, wie der Tempel einmal ausgeschaut hat. Mit einem hohen Dach und schönen Fenstern. Kein Vergleich zu dem schmucklosen Haus mit den bröselnden Außenwänden, das heute zu sehen ist.

Probleme mit dem Geld
"Grundsätzlich ist die Bereitschaft da, die Synagoge zu kaufen und zu restaurieren", sagt Klaus Köhler, der die Ausstellung damals umgesetzt hat. "Es war auch voriges Jahr schon fast so weit, aber dann ist die Coronakrise gekommen" und das Geld sei bei den Banken nicht mehr so locker gesessen, schildert der Historiker. Diese Schwierigkeiten bestätigt auch der Bürgermeister. Köhler ist dennoch zuversichtlich, "dass diese unendliche Geschichte doch noch zu einem guten Ende kommt". (Sebastian Fellner, 10.8.2021)
Warum Österreichs älteste Synagoge als Garage verwittert
 
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