Hier war Gewinnmaximierung das einzige Ziel.
Ich war selbst in einem ehemaligen “USIA-Betrieb” beschäftigt und kenne noch Erzählungen von “echten”, zwischenzeitlich meist schon verstorbenen, Zeitzeugen aus allen “Hierarchien” des Betriebes. Auch in einige der spärlich vorhandenen Geschäftsunterlagen konnte ich Einsicht nehmen… Dazu muss man sagen, dass der (auch im Wiki-Artikel verwendete) Begriff “Gewinnmaximierung” nach der heutigen Interpretation falsch ist (war)! Oberstes Ziel war die Erreichung der von der Führung (Moskau) vorgegebenen Planziele! Diese waren primär nicht auf die Erreichung bzw. Erfüllung von finanziellen Größen, sondern auf zu produzierende MENGEN ausgerichtet! Diese wurden branchenspezifisch in Tonnen, Stück, Hektoliter, Kubikmeter usw., für bestimmte Zeiträume (Planperioden) vorgegeben. Die vorgegebenen Planziele mussten (sollten) mit allen den Betrieben zur Verfügung stehenden Ressourcen erfüllt bzw. übererfüllt werden!
In meinem konkreten Fall handelt es sich um ein nach dem Anschluss nach den damaligen modernsten technologischen Stand errichtetes Hüttenwerk zur Feinblecherzeugung. Das Werk ging Anfang 1943 in Vollbetrieb ( SM-Stahlwerk, Blockstrecke, Feinblechwalzstrecken…). Die Anlagen überstanden den Krieg ohne Beschädigungen durch Bomben oder Kampfhandlungen.
Im Sommer 1945 demontierten die Sowjettruppen Teile der relativ neuen Anlagen. Dabei wurde lt. Überlieferung durch unsachgemäße Vorgangsweise des Abbaues sehr viel zerstört. Bevor die demontierten Anlagen in den Osten verbracht wurden, standen diese auf offenen Waggons verladen monatelang herum…
Durch Einsatz der Stammbelegschaft konnte unter Aufsicht der Besatzungsmach durch improvisierte Neuanfertigungen in eigenen Werkstätten und Aufstellung von zusammengewürfelten Anlagenteilen aus anderen Betrieben, etwa Mitte 1946 wieder mit der Erzeugung von Blechen begonnen warden. Obwohl das Unternehmen ursprünglich im Besitz einer österreichischen Gewerke-Dynastie war, wurde es als “Deutsches Eigentum” in den USIA-Konzern eingegliedert. Als Grund wurde die Kapitalbeschaffung von deutschen Banken zur Errichtung des neuen Werkes angegeben. Nach Überwindung enormer Anfangsschwierigkeiten, die nach Lösung der technischen Probleme hauptsächlich in der Beschaffung von Vormaterial für die Walzung von Feinblechen in Form von Stahlplatinen lag (das SM-Stahlwerk und die Blockstrecke wurden nach der _Demontage nicht mehr neu errichtet), wurden die “Pläne” schrittweise hochgefahren. Die Zuteilung der nach “Plan” zu erzeugenden Fertigware (schwarze und verzinkte Bleche) erfolgte ebenfalls nach genau vorgegebenen Plänen. Der Großteil ging in den Osten, ein Teil an die heimische Industrie und der Rest wurde, zwecks Devisenbeschaffung für die USIA-Organisation, in westliche Staaten exportiert.
Die Belegschaft verdiente, wie im Wiki-Artikel angeführt, besser als in den privaten Betrieben innerhalb der Sowjetzone. Das “Sagen” in den Betrieben hatten damals die Funktionäre der “Kommunistischen Partei” und viele Arbeitnehmer wechselten der wirtschaftlichen Besserstellung wegen, gegen ihre innere Überzeugung, zur KPÖ! Zur Anhebung der Planmengen bediente man sich, lt. Erzählungen, kommunistischer Kaderleute aus der Belegschaft die Sonderprämien bekamen, um Akkordleistungen hochzuschrauben, die dann für die Gesamtbelegschaft zum Standard erhoben wurde.
Wie schon gesagt/geschrieben, wenn das “Werkl” lief, wurde nichts mehr investiert und nur notdürftig repariert, um herauszuholen was nur ging! Die Verkaufspreise und Verrechnungen mit den Ostpartnern und anderen USIA-Betrieben wurde ebenfalls von den Planbehörden festgelegt, nur die Lieferungen an den “übrigen” österreichischen Markt und die Exporte unterlagen einigermaßen der freien Preisgestaltung. Jedenfalls kann man von keiner der heutigen Praxis entsprechenden bzw. vergleichbaren betriebswirtschaftlich gestalteten Untenehmensführung sprechen!
Resultat daraus war, dass die Betriebe nach der Nutzung durch die USIA herabgewirtschaftet und technologisch hinterhet waren.
Das stimmt, für viele Betiebe führte das fast 10-jährige "Aushungern" mit dem daraus resultierenden technologischen Stillstand nach 1955 zum AUS! Andere hatten das Glück, durch Eingliederung in Konzerne aus den "westlichen" Bundesländern oder dem Ausland, die "verlorenen Jahre" nachzuholen und sich dementsprechend am Markt zu etablieren...
Lg
josef