@Eulengebirge & all
Ein paar Antworten, soweit mir das möglich ist:
Zu Luftabwehrfragen:
Eine markante Unterlegenheit der deutschen Radarforschung gab es nicht. Zudem bestand diese auf Gebieten, die für die Luftverteidigung wenig Relevanz hatten. So war man, beginnend mit dem verheerenden Angriff auf Hamburg, bei dem "Düppel" (engl. "Window", "Chaff") eingesetzt wurden, eine Zeit lang tatsächlich "blind", ergriff jedoch sehr schnell Gegenmaßnahmen (z.B. der Zusatz "Würzlaus" zu den "Würzburg"-Geräten, Dopplerffekt), die auch erfolgreich waren.
Diese Zusatzgeräte wurden immer weiter verbessert. Die Briten konnten sich nach dem Krieg bei einem Testangriff in Dänemark von der Wirksamkeit der elektronischen Gegenmaßnahmen überzeugen, die sie wirklich beeindruckte.
So gesehen gab es meiner Meinung nach da nicht wirklich Handlungsbedarf durch andere Methoden/Maßnahmen.
Zu Fragen der Beteiligung der SS:
Es ist lediglich belegt, daß die SS Häftlinge zum Bau der Versuchsanlage zur Verfügung stellte (Schreiben des SS-WVHA).
Tatsächlich gab es Versuche Himmlers, die HF-Forschung unter seine Kontrolle zu bringen. So bestellte er den BHF Plendl Anfang Oktober 1943 in sein Hauptquartier. Aus den nachgelassenen Unterlagen eines Institutsleiters geht hervor, daß die Institutsleiter des BHF im Spätherbst 1943 bei dem technischen Dilletanten Himmler Vortrag über ihre Arbeiten halten sollten.
Dieser Vorstoß wurde aber von Speer und Göring abgeblockt Der Sachverhalt und Plendls unvorsichtige Annäherung an Himmler haben Speer noch lange nach dem Krieg erbost
und war vermutlich einer der Gründe oder gar der Hauptgrund, weshalb der verdienstvolle BHF Plendl im Dezember 1943 seinen Hut nehmen musste.
Ich denke, hier sind das "Institut" im KL Dachau und ein "richtiges" Institut des BHF in nicht nachvollziehbarer und (bisher) nicht belegter Weise unzulässig miteinander "verquirlt" worden. Mir ist bisher kein Hinweis oder gar Beleg bekannt geworden, daß es der SS gelungen wäre, in die Domäne des BHF "einzubrechen". Der zweite BHF war Abraham Esau, ein mit allen Wassern gewaschener Wissenschaftsbürokrat.
Die "Stänkerei" der SS hörte nicht auf, aber auch eine Ebene höher, also im Reichsforschungsrat, konnte die SS letztlich nichts Entscheidendes bis zum Kriegsende erreichen.
Zu Sinn und Zweck der vorangegangenen Versuche und des möglicherweise adäquaten größeren Versuchsstandes auf dem Sudelfeld:
Das man Versuche zur "Bündelungsmessung an Detonationswellen" vorgenommen hat, belegt der "Technische Bericht Nr. 5". Wenn man in Betracht zieht wann die Versuche durchgeführt wurden, dann scheint man es nicht sehr eilig gehabt zu haben bzw. war die Sache möglicherweise nicht so wichtig, denn dieser Bericht trägt das Datum 14.04.1945.
Ja. Grundlagenforschung ist ein gutes Stichwort, wenn die Sache kein Uk-Stellungs-Ulk
sein soll.
BHF = Bevollmächtigter für Hochfrequenzforschung